Interview mit Jan Grijpstra von Autumn

Ein Interview von Kex vom 01.03.2009 (11351 mal gelesen)
Nachdem Nienke de Jong AUTUMN verließ, dachten viele, dass dies das endgültige Aus von AUTUMN sein würde, doch die Band hat die Zweifler eines Besseren belehrt. Jetzt ist das neue Album "Altitude" erschienen, Gratulation! Der Dienstälteste, Drummer Jan Grijpstra, stand Rede und Antwort:

Habt ihr noch Kontakt mit Nienke?

Jan Grijpstra: Ja, wir sind befreundet (auch neben der Musik), außerdem haben wir einen Teil des "Altitude" Albums in ihrem Studio aufgenommen, dass sie und ihr Partner Arno Krappman besitzen. Wir hatten einige Zeit uns auszutauschen.

Ihr habt ziemlich schnell einen Ersatz gefunden. Wie haben die Fans Marjan Welman anfangs aufgenommen? Auf dem Summer-Breeze kamen ja nur wenige um euch zu sehen, und einige verließen sogar die Veranstaltung. Wie erklärt ihr euch das?

Jan Grijpstra: Als Marjan in die Band kam, waren wir schon für einige größere Festivals in Deutschland gebucht (Wacken, Summer-Breeze, WGT) und hatten einige kleinere Shows geplant. Für Marjan war das ein ziemlich aufregender Weg mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Ich denke, generell waren die Reaktionen auf sie sehr gut. Auf dem Summer-Breeze denke ich waren nicht alle Leute an unserer Musik oder unserem Stil interessiert. Wir waren zur Mittagszeit auf der Mainstage, so dass ein Großteil des Publikums, der eher extrem orientiert ist, sich wohl für ein Sandwich entschieden hat (lacht). Dafür verurteile ich niemanden. Es war auf jeden Fall eine großartige Erfahrung, und während der Autogrammstunde sagten uns viele, dass sie die Show mochten und Marjan als Sängerin.

Euer Auftritt war dennoch ganz ordentlich, vor allem wenn man bedenkt, dass ihr mit Nienke ein wichtiges Bandmitglied verloren hattet. Wie kam Marjan so schnell mit dem Material zurecht?

Jan Grijpstra: Sie war ein bisschen nervös, das versteht sich ja von selbst. Sie hat auf jeden Fall großartige Arbeit geleistet, vor allem eingedenk der Tatsache, dass sie um diese Zeit schon an "Altitude" mitgearbeitet hatte. So kam eine Menge Material zusammen, dass sie sich in kurzer Zeit einprägen musste.

Nach welchen Kriterien habt ihr Marjan Wehlman als eine unter vielen herausgesucht? War das Absicht, dass sie sich so ähnlich anhört wie Nienke de Jong?

Jan Grijpstra: Nein, sie war einfach diejenige, mit dem größten Talent und außerdem in der Lage das alte Material (ziemlich) gut klingen zu lassen. Unterschwellig mag das eine Entscheidung wegen der ähnlichen Stimme gewesen sein, aber geplant war das nicht. Ein weiteres großes Plus war, dass sie uns allen vom Charakter her sehr ähnlich ist, sie passt quasi perfekt in die Band.

Sie hat aktiv am neuen Album mitgewirkt, wie genau hat sie "Altitude" beeinflusst?

Jan Grijpstra: Ein Großteil der Musik und der Texte waren schon geschrieben. Sie hat den Sachen teilweise eine neue Färbung gegeben.

"Altitude" ist als Nachfolger von "My New Time" konzipiert worden, so klingt es auch (was nicht negativ gemeint ist). Warum habt ihr euch entschlossen, auf experimentelle Ausschweifungen zu verzichten?

Jan Grijpstra: Wir hatten im Vorfeld noch einige sehr experimentelle Songs zu Auswahl, da wir aber demokratisch entscheiden, scheinen diese 13 Songs diejenigen zu sein, die allen am meisten zusagen. Diese Aufnahme ist durchaus vielschichtiger und ich denke dieser Prozess wird sich auch auf dem nächsten Album weiter fortsetzen.

Warum habt ihr "Altitude" als Titel gewählt?

Jan Grijpstra: Wir dachten, dass allein dieser Song schon einen Albumtitel verdient hatte. Das ist auch die Erklärung, warum sich dieser Song am Schluss des Albums befindet. Außerdem passte "Altitude" prima zu den Arbeiten für das Cover.

Es finden sich einige sehr ruhige Stücke auf dem Album wie 'Synchro Minds', 'Cascade (For a day)' oder 'Answers never questioned'. Was bedeuten euch diese Songs?

Jan Grijpstra: Musikalisch sind sie eher schwer zu schreiben, denn es ist schwieriger, ruhige Lieder interessant zu gestalten, als solche, die direkt schwer und rockig zur Sache gehen. Man muss eine bestimmte Atmosphäre kreieren und das schaffen glaube ich alle. Die Texte haben Mats und Jens geschrieben und drehen sich um persönliche Gefühle und Erfahrungen. Für mich machen diese Songs "Altitude" erst zu etwas ganzem, da ich gerne Variationen innerhalb eines Albums höre.

Habe ich einen besonders wichtigen Song vergessen zu erwähnen?

Jan Grijpstra: Nein, ich bin glücklich mit dem Album als solches und hoffe, dass die Leute es so annehmen werden. Jeder Song hat seinen Platz darauf gefunden, ich glaube man kann das Album eher als eine Einheit denn eine Anreihung verschiedener Songs sehen.

Habt ihr schon Festivals in Deutschland geplant?

Jan Grijpstra: Bisher noch nicht, wir versuchen zwar eine kleine Tour durch Deutschland aufzustellen, aber es ist noch nicht sicher wann oder ob das ganze klappt. Letztes Jahr haben wir auf einigen größeren Festivals gespielt, aber ich bin nicht sicher, ob wir das dieses Jahr schaffen. Ich hoffe schon.

Bedenkt man die Höhen und vor allem aber die Menge an Rückschlägen, die AUTUMN durchlebt hat, ist es unglaublich, dass ihr nächstes Jahr schon 15 Jahre alt werdet. Habt ihr schon irgendetwas geplant?

Jan Grijpstra: Nächstes Jahr schon? Hm, ich bin seit der Gründung 1997 mit dabei, das macht 13 Jahre (was natürlich auch lang ist). Wir haben nichts geplant, aber vielleicht machen wir was, falls wir das 15-Jährige überleben (lacht). Vielleicht während der nächsten Veröffentlichung?

(Anmerkung der Redakteurin: Mir war entfallen, dass AUTUMN 1995 noch unter dem Namen STONEHENGE liefen.) Danke für die Antworten, hier ist noch Platz für letzte Worte:

Jan Grijpstra: Danke für das Interesse an der Band. Ich hoffe eure Leser geben dem Album eine Chance und hören mal rein. Eine komplette Hörprobe gibt es auf unserer Myspace-Präsentation: www.myspace.com/autumnband

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