Livebericht Farin Urlaub |
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Ein Livebericht von Odin aus Hannover (AWD Hall) - 13.12.2008 (14484 mal gelesen) |
Krachgarten Tour - zum Glück durften wir doch in eine Halle, denn es war frisch in Hannover. Aber trotzdem steht der Deutsche ja gerne in einer Schlange und so wurden vor der AWD Hall auch gut und gerne 300 Meter in U-Form gebildet, an deren Ende wir uns gegen 19:30 Uhr einreihten. Das Fortkommen war gut, da die Kontrollen am Einlass auch mehr als flüchtig durchgeführt wurden (oder anders gesagt: das hätten sie sich auch sparen können). Zehn Minuten vor Beginn (20 Uhr) war die Halle noch nicht prall gefüllt, aber damit alle rechtzeitig rein kamen, wurde der pünktliche Start per Countdown durch Theater-Gong angekündigt. Die Stimmung war schon vor dem ersten Ton aus der PA gut und beim ersten Akkord ging die Party dann los. Der bunte Strauß aus alten und neuen Songs der drei FURT-Alben wurde ausnahmslos abgefeiert, mehr noch als bei den zwangsweise zu vergleichenden Konzerten der ÄRZTE. Wie immer startete die Show mit der aktuellen Single: 'Nichimgriff', das für meinen Geschmack aber nicht direkt zu den Höhepunkten von "Die Wahrheit übers Lügen" gehört. Zwei Titel später stellte Farin dann sehr richtig fest, dass das Publikum wohl mal wieder "jeden Scheiß mitmachen" würde, nutzte es aber bei weitem nicht so aus wie es DIE ÄRZTE mit Freuden tun. Überhaupt sind die Gigs des FARIN URLAUB RACING TEAMS erfrischend bodenständiger und Unfug-freier als die der ÄRZTE. Es werden in kürzerer Zeit mindestens genauso viele Songs gespielt, es gibt weniger flache Ansagen, Selbstbeweihräucherung und sonstige Albernheiten. Natürlich darf die eine oder andere La-Ola nicht fehlen, aber die funktioniert auch fast so automatisch wie das Hinsetzen und Aufspringen bei 'Zehn'. Dennoch steht Farin Urlaub natürlich sehr im Mittelpunkt. Nessies Rhythmusgitarre war selten wirklich eigenständig zu identifizieren, obwohl sie sich von Herzen einen abschrammelt, und auch die Ladies im Background sind oft mehr schmückendes - in der Garderobe dieser Tour echt leckeres - Beiwerk, wenn sie nicht gerade wirklich relevante Anteile haben. Die Extrabrise Ska durch die Blechbläser könnte für meinen Geschmack auch noch öfter zum Einsatz kommen. Nach der 4-Sekunden-Wall-of-Death bei 'Der ziemlich okaye Popsong' gab es von '1000 Jahre schlechten Sex' bis 'Atem' einen Liebeskummer- und Depri-Block, der in der Musik von Farin Urlaub einen nicht unerheblichen Anteil hat. Erstaunlich ist sowieso die Spannbreite von Depression und Niedergeschlagenheit, sozialier und politischer Kritik bis hin zur spaßigen Urlaubsstimmung (sic!). Vielleicht ist Farins gesünderer Lebenswandel nicht nur dafür verantwortlich, dass er sich äußerlich besser hält als mancher Kollege, sondern auch dafür, dass sich die Anteile auf dem aktuellen Album deutlich von den düsteren Melodien weg verschoben haben. Durch die Verballhornung durch Publikumsbeteiligung in Form von "Supi!"-Rufen kommen sehr kritische und gute Texte wie in 'Krieg' aber leider nicht mehr so gut zur Geltung. Hoffentlich haben trotzdem viele die Message mitbekommen. Auch andere Songs haben für mich live nicht so geil gezündet wie ich sie auf der Scheibe finde; 'I.F.D.G.' ist ein Beispiel. Auch mein Favorit 'Insel' wurde als Einstieg in den zweiten Zugabenblock zwar super inszeniert, indem FU und sämtliche Mitglieder des Racing Teams je eine große Trommel vor sich hatten und damit den Beat intonierten, aber der geniale Mix mit Karibik-Flair konnte so leider nicht reproduziert werden. Aus metallischer Sicht war der Höhepunkt die textliche Improvisation bei 'Alle dasselbe': "Wir wollen ... [dies und das und] alles von SLAYER!..." Die Erwähnung der SCORPIONS zähle ich mal bewusst nicht mit, was aber erwähnt werden muss ist die mangelnde Flexibilität in der Setlist: Es ist ja wohl unverzeihlich, in Hannover nicht 'Monster' vom neuen Album zu spielen, das ausklingt mit den Worten "...ein Lied von den SCORPIONS... aus Hannover... der schönsten Stadt der..."! Am Ende steht diesem Soll aber viel Haben gegenüber: Anderthalb Stunden bis zum ersten letzten Song, dann vier Zugabenblöcke bis zum 'Abschiedslied' nach 22 Uhr, ein umfangreicher Mix aus allen Veröffentlichungen inklusive einiger Non-Album-Tracks, große Stimmung von der ersten bis zur letzten Note. Um mit Herrn Urlaubs eigenen Worten zu sprechen: "Mal so ganz ohne Arschkriechen: Es war echt geil!" Weniger geil ist die rückständige Haltung des Managements, das für Online-Magazine per se keine "hochwertigen Inhalte" wie Bilder (Photopässe) oder Interviews hergibt, um die eigene Position bzw. Webpräsenz nicht zu schwächen. Das musste ich noch loswerden. Trotzdem sind wir beim nächsten Mal sicher wieder mit dabei. |
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