Interview mit Jens von Gloryful

Ein Interview von des vom 21.05.2014 (15934 mal gelesen)
GLORYFUL überraschen damit, bereits nach 10 Monaten das Nachfolgealbum zu "The Warrior's Code" rauszubringen - und legen wieder eine Platte vor, die den True Metal Banner würdig hochhält. Wir konnten mit Gitarrist Jens "Shredmaster JB" Basten über das neue Album "Ocean Blade" sprechen. Lest die gut gelaunten Antworten und hört in das neue Album rein.

Hallo Leute! Gratuliere zum neuen Album "Ocean Blade". Von mir gab's 9,5/10. Ich habe keine Reviews von anderen Mags gelesen - wie sind die Rezensionen sonst so?

Jens: Hi Erik, vielen Dank für das Lob und Deine fette Bewertung! Die Rezensionen sind bisher aber echt alle sehr cool. Man weiß ja nie so genau, wie ein neues Album einschlägt, das ist immer recht spannend, bis man dann die ersten Rezis vorliegen hat und man erleichtert durchatmen kann. Da wir mit "Ocean Blade" sowohl thematisch, als auch stilistisch keine neuen Wege eingeschlagen haben, weiß man halt, woran man ist. Wir haben und hatten nie das Bestreben innovativ zu klingen. So gesehen waren die Erwartungen klar definiert und anhand der Reaktionen haben wir diese wohl ganz gut erfüllen können.

Das Vorgängeralbum "The Warrior's Code" wurde auch sehr gut angenommen. Fühltet ihr Euch da unter Druck für das zweite Album?

Jens: Der Songwritingprozess zu "Ocean Blade" war größtenteils schon vor der Veröffentlichung von "The Warrior's Code" abgeschlossen. Daher hatten die Resonanzen auf "The Warrior's Code" keinen Einfluss und Druck konnte so nicht entstehen, auch wenn ich mir sicher bin, dass wir uns davon nicht hätten beeinflussen lassen. Eher gab es zwischenzeitlich Terminprobleme, weil die Wochenenden, an denen wir aufnehmen wollten und konnten, immer mehr von Konzertanfragen besetzt wurden. Und da ein geeignetes Mittelmaß zu finden war nicht immer einfach, aber es hat dann ja doch alles ganz gut gefunzt. Wir fackeln nicht gerne lange, wir müssen merken, dass wir vom Fleck kommen, sonst gehen wir echt kaputt, haha. imgleft

"The Warrior's Code" ist erst 10 Monate her. Hattet ihr so viele neue Songs in der Hinterhand oder wie kam es, dass ihr so schnell wieder ein klasse Album herausgeben konntet?

Jens: Danke für die Blumen. Die Songs zu "The Warrior's Code" wurden ja bereits 2012 aufgenommen. Dann lag das Album, nachdem der Mix abgeschlossen und alles inklusive Cover fertig war noch erstmal 5 Monate in der Massacre-Schublade, bevor es veröffentlicht werden konnte. Da haben wir die gute Laune genutzt und gleich weiter geschrieben. Erste Songideen für den Nachfolger gab es daher ziemlich fix, die Details hingegen kamen in den letzten Zügen. Wir schreiben immer erst die Musik, dann testet Johnny im Auto aus, was man so drauf singen kann; in dem Zuge kommen dann meist die Texte gleich mit. Dann nehmen wir das ganze als Demo-Version am Rechner auf. Und da wir die Spontanität in den Songs bewahren wollen, werkeln wir meist auch nicht mehr lange an den Songs rum, sonst würd ich auch echt kaputt gehen, haha.

Beim letzten Album konnte man einige MANOWAR Zitate entdecken. Auf "Ocean Blade" weniger. War das ein bewusster Kampf um Eigenständigkeit?

Jens: Kampf um Eigenständigkeit ... haha, der ist gut. Die Texte sind purer Heavy Metal und ähnlich zur Musik keine Neuentwicklung. Es geht auch hier wieder um Kampf, Zusammenhalt und Identifikation, nur ist das Ganze halt in den Rahmen einer echt coolen Story mit mythischem Hintergrund gefasst. Bei uns ist es eher das Gesamtpaket, was zählt. Wir nehmen uns nicht so peinlich ernst, wir haben einfach Bock, diese Mucke zu spielen. Und das hört man, denke ich. Die Texte müssen uns dann bestenfalls auch ein Grinsen ins Gesicht zaubern, dann ist es perfekt. Wir lachen beim Songwriting immer viel. Das ist dann ein Zeichen, dass es gut geworden ist.

'Siren Song' ist eine geile Nummer mit einem Riff, das an RUNNING WILD erinnert. Wollt ihr dem Piraten den Thron streitig machen?

Jens: Wir machen, worauf wir Bock haben. Allerdings war eine RUNNING WILD Nummer gar nicht geplant. Wir konnten dem Riff aber einfach nicht mehr widerstehen, ab dem Punkt wo wir es einmal gehört hatten, haha. Das war eh ganz witzig, denn Johnny hatte das Ding auf einer Wandergitarre gepleckt und mal eben schnell im iPhone aufgenommen. Diese 45-Sekunden-Aufnahme bekam ich dann per Mail und war sofort davon begeistert, ganz zu schweigen von dem Ohrwurm, den ich dann erstmal hatte. Ehrlich gesagt hatten wir sogar darüber nachgedacht, Rock 'n' Rolf zu fragen, ob er die Leads nicht höchstpersönlich einspielen will. Den Gedanken haben wir dann jedoch verworfen. Die Leads erinnerten mich natürlich auch beim ersten Hören an beste RUNNING WILD-Zeiten. Sie passten stilistisch gut zum Album und sind nun also, wenn man so will, auch als eine Art Hommage an die Jungs anzusehen.

Worum geht es texlich in der Platte? Wie wichtig ist die Geschichte für Euch? Oder ist sie nur Beiwerk, um die Musik zu unterstützen?

Jens: Die Story um Sedna stammt ursprünglich aus der Inuit-Mythologie. Das Schiff "Ocean Blade" mit der Crew um Cpt. Carl McGuerkin haben wir hinzugefügt. Es geht grob darum, dass der strenge Captian eine tapfere Crew zusammentrommelt, um an Bord der "Ocean Blade" Jagd nach dem Sedna-Ungeheuer zu machen und durch ihren Tod die Menschheit zu befreien. Sedna steht dabei für die Urgewalt der Natur, der Mensch hingegen eher für das Gegenteil, haha. 'Black Legacy' ist der Durchhalte-Song, den die Mannschaft nachts gemeinsam singt um sich Mut zu machen, 'All Men To The Arms' beschreibt die Schlacht mit der Bestie, im 'Siren Song' geht es um die Irrfahrt und die Tücken der Navigation mit Gestirnen und Halluzinationen, die aufgrund eines See-Kollers eintreten können, und und und ... Das volle Moby Dick Programm halt. Carl McGuerkin ist übrigens unsere Art, unserem treuesten Fan - seinerzeit bei einer stark frequentierten Social Media Plattform heißend Karl Gurke - zu danken. Wir haben ihm ein Portrait im Booklet und einen Song gewidmet. Die Texte handeln stereotyp zum bedienten Genre von Kampf, aber auch Zusammenhalt und Identifikation. Alle drei Aspekte sind analog auf uns als Band anzuwenden. Wir kämpfen mit den Hürden des Alltags, stützen uns auf unsere kleine Gemeinschaft und wissen, wer und was wir sind. It's just that simple!

Dan Swanö hat auch schon Euer letztes Album produziert. Neu im Team ist POWERWOLF-Gitarrist Charles Greywolf, der das Mastering übernommen hat. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und warum was es nötig, ihn zu holen?

Jens: Der Kontakt zwischen Charles Greywolf und uns bestand schon länger. Wir empfanden gegenseitiges Interesse an einer Zusammenarbeit und haben diese umgesetzt. Das Ergebnis hat uns mehr als zufrieden gestellt. Der Sound ist durch das Greywolf-Mastering nochmals etwas trockener und härter geworden. Die Platte hat echt eine unglaubliche Durchschlagskraft, man muss die unbedingt richtig laut hören, dann knallt's gewaltig!

Wenn Du eine neue Platte einer anderen Band hörst, was ist Dir am Sound wichtig?

Jens: Das kann man so pauschal einfach nicht sagen, denke ich, außer dass der Sound zur Band passen muss. Ich kann eher sagen, dass mich manchmal direkt etwas stört, wenn ich eine Platte zum ersten mal höre. Drum-Sounds gehen mir meist zuerst auf die Eier, wenn z.B. Snare-Samples schlecht gewählt wurden oder es eine zu quantisierte Nummer ist, die der Producer der Band da verpasst hat. Ich mag zum Beispiel diese ganzen überproduzierten Death Metal und Deathcore Produktionen nicht mehr leiden, in denen das Feeling einfach viel zu kurz kommt. Ich stehe voll auf die 80er MAIDEN-Produktionen, ebenso auf alle THIN LIZZY-Sounds außer der "Fighting", sowie natürlich die Glanztaten von MANOWAR und PRIEST.

Wird man Euch heuer auch live sehen? Vielleicht auf dem einen oder anderen Festival?

Jens: Wir haben bereits einige bestätigte Festivals für dieses Jahr wie beispielsweise das Dong Open Air, das BÄÄÄM Open Air, AAARGH Open Air und auch das Nord Open Air und auf zwei kultigen Heavy Metal Club Parties. Erst letzte Woche bekamen wir noch die Anfrage vom Out & Loud Festival, was für uns mit zu den Hochkarätern zählt und wir freuen uns tierisch auf die bevorstehenden Konzerte, sei es open air oder indoor. Ach ja, nun im November sind wir beim Abschlussgig der POWERWOLF-Tour in der Turbinenhalle Oberhausen mit dabei, das dürfte auch sehr fett werden.

Danke für das Interview, Jens. Die letzten Worte gehören Dir:

Jens: Vielen Dank, Erik, für das Interview und die Chance, uns und unser Album auf dieser Plattform promoten zu dürfen. Ein herzliches Dankeschön geht auch raus an jeden einzelnen von Euch, die Ihr uns – auf welchem Weg auch immer – unterstützt. Kommt zu unseren Shows und auch mal auf ein Bier oder zwei an den Merchstand. Checkt auch mal www.gloryful.net oder sagt bei Facebook hallo, Cheers!

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