Sieges Even - Steps

Review von Metal Guru vom 28.10.2024 (7606 mal gelesen)
Sieges Even - Steps SIEGES EVEN formierten sich in den frühen 80ern als SODOM (nicht zu verwechseln mit den deutschen Thrash Metallern!), nahmen einige national beachtete/international ignorierte Demos auf und nannten sich 1987 in SIEGES EVEN um. Franz Herde (Gesang), die Brüder Alex und Oliver Holzwarth (Schlagzeug und Bass) und Markus Steffen (Gitarren) hatten sich - aus welchen Gründen auch immer - von Anfang an einer Musik verschrieben, die "schwer verdaulich" mal an die kanadischen RUSH Ende der 70er, mal an die amerikanischen WATCHTOWER Ende der 80er erinnerte. Große "Vorbilder" in der Tat! 1988 dann die Veröffentlichung der kulturschockierenden "Life Cycle" (1988), die damals wie heute durchaus als "deutsche Antwort"auf WATCHTOWERs "Energetic Disassembly" (1985) durchgehen konnte/kann. Bereits zwei Jahr später legten die Münchener nach:

"Steps", das offizielle Zweitwerk des süddeutschen Quartetts unter dem Banner SIEGES EVEN, besteht aus sieben Songs in 57 Minuten und 26 Sekunden, wobei gleich der erste (Song) 26:25 rotiert. Auf meiner noch immer in meinem Besitz befindlichen Original-CD war DER (= erste Song) noch in einzeln anwählbare Sektionen unterteilt, was den Genuss/Konsum/Zugang der mitunter malträtierenden Mucke erleichterte. Hier - for whatever reason - NICHT! Im Gegensatz zum Debüt wurde der Anteil akustischer/ruhiger/sanfter Teilstücke deutlich angehoben, der des Gemetzels/des Metalls/der Verzerrung rigoros reduziert. Von Gastmusikern eingespielte Klavier- und Stringspuren machen "Steps" NOCH akustischer/ruhiger/sanfter, was in diesem speziellen Fall aber NICHT eingängiger/melodischer/zugänglicher heißt! Nein, hier werden wirklich alle (ich wiederhole: ALLE über Jahrzehnte antrainierten) Hörgewohnheiten ad absurdum geführt. Deutsches Dur/mediterranes Moll - keine Chance! Einschmeichelnde/möglicherweise mitsingbare Melodien - no way! Volksverdaulicher Vierviertel - vergiss es! Nein, diese Mucke strengt von Anfang bis Ende EXTREM an! Basser Holzwarth umgeht geschickt jeden Groove, Gitarrist Steffen huldigt der angezerrten, chorusverseuchten, gepickten RUSH-Klampfe über Gebühr, und Schlagwerker Holzwarth zerlegt wirklich jeden Ansatz nachvollziehbarer Rhythmik in deren atomare Bestandteile. Abgesehen davon klang seine Schnarrentrommel damals schon - sagen wir mal "gewöhnungsbedürfig" (= klatsch, platsch, überhaupt kein Volumen). DAS tut sie jetzt immer noch. Puh! Und dann Herr Herdes Gesang: Imitierte er auf "Life Cyle" noch mehr oder minder authentisch Geddy Lees (RUSH) und Jason McMasters beziehungsweise Alan Tecchios (beide WATCHTOWER) hexenartiges Hochtongekeife, scheint er auf "Steps" teilweise wirklich nicht mehr zu wissen, was/wie/wo er singen soll. Das Ergebnis: eine meist melodie-, reichlich rhythmus- und tendenziell tonlose Vokalperformance. DIE war wenig später dann wohl auch Anlass für seinen Rauswurf.

Schwierig, gaaanz schwierig! Und DAS von mir, der ich auf anstrengendes/kompliziertes/schwieriges Zeuch stehe! Ich weiß auch nicht, irgendwie war SIEGES EVENs "Steps" bei aller instrumenteller (NICHT gesanglicher!) Meisterschaft, kompositorischer Komplexität, produktionstechnischer Perfektion schon damals schwer bis überhaupt nicht verdaulich - zu abstoßend/hässlich, zu gewollt/verkopft, zu krumm/schief, zu untanzbar/verstolpert. Die vorliegende 2024er-Wiederveröffentlichung (= Remaster, NICHT Remix!) ändert daran absolut überhaupt nichts (wie auch?) - leider. Wer also auf harmonisch herausforderndes, melodisch mysteriöses, rhythmisch rätselhaftes Stolperzeuch steht - kaufen! Wer grooven/sich bewegen/tanzen (?), NICHT analysieren/nachdenken/zuhören will - Füße/Hände, Geldbeutel/Schädel weg! Was dieses süddeutsche Quartett im Jahre 1990 in die Welt gesetzt hat, kennt keinen (weder nationalen noch internationalen) Vergleich. Der ultimative "Brain Fuck" ...

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Tangerine Window Of Solace (26:25)
02. Steps (04:04)
03. Corridors (06:41)
04. The Vacuum Tube Processor (04:46)
05. An Act Of Aquiescence (07:10)
06. Anthem - Chapter I (04:34)
07. Anthem - Chapter II (03:46)
Band Website:
Medium: CD, LP, digital
Spieldauer: 57:26 Minuten
VÖ: 31.10.2024

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Diese Platte ist kein Metal! Progrock Versuch, leider in die Hose gegangen!!
(01.11.2024 von Gurkengandalf)

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