Interview mit Kai Hahto von Swallow The Sun

Ein Interview von des vom 05.06.2012 (22224 mal gelesen)
Am 22.05. spielten SWALLOW THE SUN in der Arena in Wien die letzte Show ihrer Tour, bei der sie PARADISE LOST supporteten. Wir trafen Drummer Kai Hahto, um mit ihm über die Tour, die Enstehung des akuellen Albums "Emerald Forst And The Blackbird" und ihre Zukunftspläne zu sprechen. Obwohl (oder weil) es sich um die letzte Show handelte, zeigte sich Kai Hahto sehr relaxed, nur ein kurzer Gewitterschauer brachte kurzzeitig etwas Unruhe in die Band.

Hallo Kai, wie geht's? Seid ihr gerade hier in Wien angekommen?

Kai: Wir sind schon seit dem Morgen hier. Es ist immer so, Reisen in der Nacht und am nächsten Morgen wacht man an einem neuen Platz auf.

Wo wart Ihr gestern?

Kai: Wir waren in - hmm - oh, ja, München. Ich bringe die Orte schon durcheinander, weil wir jeden Tag eine Show spielen.

Bist Du das erste Mal hier in Wien?

Kai: Nein. Das erste Mal war ich hier 1999 mit einer französischen Band, AGGRESSOR; und wir spielten mit SWALLOW ein paar eigene Headlining Shows 2010 und auch 2009 hier in der kleinen Halle. Ich bin bei SWALLOW THE SUN seit dem "New Moon" Album, ich bin also 3 Jahre in der Band. Aber ich spielte mit ihnen auch schon eine Tour 2007 in den USA, als sie KATATONIA supporteten. Es war ihre erste US-Tour und ich musste den Drummer ersetzen, weil er seinen Job nicht gefixed bekommen hat. Aber ich kenne die Jungs schon seit etwa 8 Jahren.imgright

Zu der Zeit bist Du nur eingesprungen und nun bist Du ein fixes Bandmitglied?

Kai: Ja, zu der Zeit war ich nur Ersatz für diese eine Tour. Aber seit dem "New Moon"-Album bin ich ein permanentes Mitglied.

Heute ist der letzte Auftritt dieser Tour...

Kai: Jaja, es ist der letzte Auftritt. Aber am Donnerstag fliegen wir bereits nach Japan. Also geht die Tour quasi in Japan weiter. Aber es ist der letzte Abend mit PARADISE LOST.

Und im Sommer macht ihr ein paar Festivals?

Kai: Wir spielen am "Metal Camp", aber leider nicht so viele Europäische Festivals, sondern hauptsächliche Finnische. Es ist eine Schande, aber hoffentlich wird das nächstes Jahr besser.

Wie war die Tour bis jetzt?

Kai: Es war großartig! Eine der besten Tours, die wir je gemacht haben. Das Verhältnis mit PARADISE LOST war sehr gut, das sind großartige Typen. Und auch die Reaktionen von deren Audience waren sehr gut. Wir hoffen, dass wir ein paar neue Fans gewinnen konnten.

Glaubst Du, dass einige Fans wegen Euch gekommen sind oder nur wegen PARADISE LOST?

Kai: Natürlich auch wegen uns, weil wir in letzter Zeit auch viel in Europa gespielt haben mit vielen verschiedenen Bands und auch als Headliner. Es kommen schon viele Leute auch wegen uns, aber hauptsächlich ist es natürlich PARADISE LOST-Audience.

Wie passen Eure Musikstile zusammen? Sie sind doch recht unterschiedlich.

Kai: Ja, es ist schon unterschiedlich, aber auch PARADISE LOST haben ihre Doom Ära und spielen viel altes Zeug, Es scheint also gut zusammen zu passen. Keine Beschwerden, haha.

Ist Touren Spaß für Dich oder mehr Business oder eine Anstrengung?

Kai: Na klar ist es anstrengend, jeden Tag zu spielen. Es ist schwierig, gesund zu bleiben und sich nicht zu sehr zu stressen. Natürlich ist es eine Notwendigkeit, wenn man ein neues Album rausbringt, rauszugehen und zu spielen. Aber für mich ist das immer Fun! Ich bin der einzige in der Band, der Musik als Berufsmusiker macht. Ich habe meine eigene Drum-Akademie und ich unterrichte andere Schlagzeuger in dem Ort, in dem ich lebe. Und ich gehe keinem anderen Job nach. Auch unser Gitarrist Juha (Anm. Raiho, git) macht ansonsten nichts anderes, er macht die Songs und schreibt sie. Er ist auch einer, der nicht in einem "normalen" Job arbeitet.

Wenn Du sagst, Juha schreibt die Songs - was ist Dein Input beim Songwriting?

Kai: Juha macht mit Markus (Anm. Jämsen, git) die Demos, die sie uns dann vorspielen und dann kommen wir zusammen und geben den Songs unseren eigenen Touch und arbeiten an den Arrangements und ändern die Arrangements etwas. Wir proben nicht sehr viel. Für das neue Album haben wir nur 3 Tage geprobt, nur 3 Tage! Auch die Aufnahmen fanden an unterschiedlichen Orten statt. Aleksi (Junter) spielte die Keyboards in einem anderen Studio ein und auch Mikko (Kotamäki) nahm den Gesang wieder in einem anderen Studio auf. Nur Gitarren, Drums und Bass wurden am selben Ort aufgenommen. Als wir das Endresultat bekamen, dachten wir, ok, klingt - interessant. Ist vielleicht eine andere Arbeitsweise im Vergleich zu anderen Bands, aber es funktioniert für uns.

Würdest Du auch einmal einen Song schreiben?

Kai: No, ah, no. Nicht, nicht mit dieser Band. Ich habe noch eine andere Band, WINTERSUN, aber das ist eine andere Geschichte. Da habe ich mehr kreativen Input.

Das macht Dir nichts aus?

Kai: Nein, ich bin froh, ein Drummer zu sein. Klar, wenn ich ein paar gute Ideen habe, versuche ich sie der Band zu verkaufen. Aber hauptsächlich versuche ich sicherzustellen, dass die Drums passen.

Gehst Du lieber auf Tour oder nimmst Du lieber Platten auf?

Kai: Aaahh, ich bevorzuge das Touren. Klar, das Aufnehmen von Platten ist eine Notwendigkeit, aber im Studio zu sein, ist manchmal "a pain in the ass" - zu versuchen, eine gute Performance hinzulegen, weil die Platte für die Ewigkeit ist. Platten leben auch noch, wenn man selbst nicht mehr ist.

Aber mit den heutigen Tools und Softwares ist das einfacher, oder?

Kai: Klar ist es heute einfacher, aber ich habe gelernt, auf Tapes aufzunehmen, als ich jung war. Das erste Album, das ich mit meiner alten Band aufnahm, nahm ich auf Tape auf. Und darum geht es mir heute noch so: wenn ich in ein Studio gehe, will ich nicht vier Takte spielen und wieder aufhören. Ich versuche immer, den ganzen Song zu spielen, in die Stimmung des Songs zu kommen. Ich mage dieses Bits und Pieces nicht. Klar kann man Verspieler noch ausbessern, ohne den ganzen Song nochmals spielen zu müssen.

Verwendest Du Triggersound?

Kai: No, no. Ich versuche die Drums immer akustisch aufzunehmen. Und es klingt gut, daher ist es nicht notwendig, Triggersounds zu verwenden. Ich weiß, jeder verwendet das heute, aber das bewirkt nur, dass alle Drummer gleich klingen. Alles klingt wie von einer Maschine gespielt, aber wenn die Band dann live spielt, kann das nicht mehr gefaked werden. Ich bin der Meinung, dass man live gleich spielen können muss wie auf Platte. Du kannst live nicht faken, Du musst in der Lage sein, es zu spielen. Bei unseren Songs sind wirklich schwierige Passagen drin, die wir auch live umsetzen können.

Kennst Du das neue RUNNING WILD-Album? Es klingt so nach Drum-Computer, so clean und kalt.

Kai: Nein, ich habe es noch nicht gehört. Aber weißt Du, Musik muss immer ein bisschen Rock'n'Roll drin haben. Es ist wichtig, dass man die Dynamik hört, dass man heraushört, wie etwas gespielt wird - und nicht einfach alles immer nur perfekt macht. Was Du hörst, ist was Du fühlst.

Was ist Dein Lieblingssong?

Kai: Ich habe so viele Lieblingssongs von SWALLOW, you know. Vom neuen Album gefällt mir sehr 'Labyrinth Of London', den mag ich wirklich. Ich mag auch 'This Cut Is The Deepest' und 'Cathedral Walls'. Ich spiele auch gerne 'Hate, Lead The Way', den dritten Song der Platte, der wirklich ziemlich nach Black Metal klingt, den spiele ich gerne.

Spielt Ihr live einige davon?imgright

Kai: Ja, klar. Wir spielen die ersten 3 Songs des neuen Albums hintereinander. Dann kommt vom ersten Album 'Hold This Woe' und dann 'Cathedral Walls'; dann folgt der letzte Song des neuen Albums und 'Swallow'. Manchmal spielen wir auch 'New Moon' vom letzten Album. Wir mischen die Songs immer wieder neu durch. Die ersten 3 bleiben immer gleich, manchmal spielten wir 'Labyrinth Of London'.

Wer singt live den weiblichen Part?

Kai: Wir benutzen live einen Clicktrack. Einige Backing Vocals und die weibliche Stimme kommt von der Festplatte. Ich höre den Click, aber die anderen Jungs nicht.

Und nach Ende der Tour geht es nach Japan?

Kai: Ja, genau, und dann fliegen wir zurück zum Metalfest in Österreich und Deutschland, ich weiß nicht genau, aber es sind 4 Shows. Zwischendurch geht es kurz heim und dann kommen wir zurück, um die zwei letzten Metalfest Shows zu spielen. Dann gibt es zwei Wochen Pause, bevor wir die Sommerfestivals spielen.

Hast Du Frau und Kinder? Nimmst Du die mit?

Kai: Ich habe tatsächlich Frau und Kinder, 2 Jungen. Im Sommer kann ich sie für ein paar Shows mitnehmen. Also können meine Jungs auch kommen, die sind fast 6 und 8 Jahre alt. Sie waren schon bei ein paar Shows.

Mögen sie Deine Musik?

Kai: Yeah.

Klar, wenn Daddy spielt...

Kai: Sie lieben Musik generell. Sie hören auch zu Hause viele Arten von Musik und meine Frau auch.

Bei der neuen Platte habe ich mich gefragt, worum es bei April 14th geht?

Kai: Ja, das ist das Todesdatum von Peter Steele von TYPE O NEGATIVE. Wir waren auf Tour in den USA und er starb am vierzehnten April. Der Song ist ihm gewidmet und der Band TYPE O NEGATIVE. Er war ein großer Einfluss, speziell für Juha. Wenn Du Dir das neue Album anhörst, wirst Du viel von diesem hohen Gitarrenzeug hören. Fast das ganze Album ist ein Tribut an TYPE O NEGATIVE; fast über das ganze Album kann man diesen Gitarrensound hören. Es war auch das erste Mal, dass es Juha genau so hingebracht hat, wie er es sich vorgestellt hat. Auch in den Lyrics hört man viele TYPE O NEGATIVE Einflüsse, wie Songtitel. Wir haben den Song in ein paar Shows in Finnland gespielt, als wir die Headlining Tour für das neue Album gemacht haben. Die Leute scheinen den Song zu mögen und auch TYPE O NEGATIVE - am Jahrestag von Peters Tod heuer am 14. April haben TYPE O NEGATIVE diesen Song auf ihre Facebook-Seite gesetzt und wir bekamen über 1000 "Facebook-likes".

Über einen anderen Song habe ich mich etwas gewundert, 'Death And Corruption'. Ist der politisch? Der Titel klingt auch untypisch für das Album, im Gegensatz zu den anderen Songs, die sehr bildhafte Titel haben.

Kai: Schwierig zu sagen; Mikko, unser Sänger hat die Lyrics zu diesem Song gemacht. Wir waren ein bisschen wie, you know, "ist der Titel zu politisch?" für einen Songtitel. Aber er passt zur Story und zur Stimmung des Songs. Das ist vielleicht auch der einzige Song, den wir beinahe weggelassen hätten für das neue Album. Tatsächlich habe ich die Drums in einem einzigen Rutsch durchgespielt, in der Meinung, dass es der Song nicht auf das Album schafft. Und dann war der Song doch auf dem Album und ich im Nachhinein etwas enttäuscht von meiner Performance. Aber was soll ich machen.

Das nächste Mal, wenn ich den Song höre, werde ich genau hinhören

Kai: Hehehe. Ich spiele nicht schlecht, könnte aber besser spielen. Aber Juha wollte alle 10 Songs. Aber ist gibt noch Songs, von denen wir nur Demos gemacht haben; wie bei "New Moon"-Songs, die schon zu "Hope" entstanden sind. Als wir dann für das "New Moon" Album geprobt hatten, haben wir diese Songs wieder hervorgeholt und gesagt "ok, stecken wir sie auf "New Moon"".

Also wird nichts weg geworfen?

Kai: Nein, es wird alles aufbewahrt. Es gibt vielleicht Parts, die nicht funktionieren und aus denen später ein neuer Song gebaut wird. Üblicherweise sind unsere Demos schon so weit fertiggestellt, dass man eine klare Vorstellung vom Song hat. Die Drums auf den Demos sind halt nur simpler Drum-Machine-Stuff.

Im Herbst geht Ihr auf Tournee mit MOONSPELL und PAIN...

Kai: Eigentlich gehen wir schon vorher auf Tour in den USA mit ACCEPT und KREATOR und im Oktober headline ich das Heidenfest mit meiner anderen Band, WINTERSUN. Und direkt danach, eine Woche oder so später, geht es "Into Darkness" mit MOONSPELL und PAIN. Und eine Woche nach Ende dieser Tour fliege ich wieder in die USA mit WINTERSUN, um ELUVEITIE zu supporten. Das wird also ein ziemlich arbeitsreicher Herbst bis Weichnachten.

Ich sage danke fürs Interview und weiterhin viel Erfolg mit dem neuen Album und den beiden Bands!

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