Harpyie - Voodoo

Review von Metal Marcus vom 24.10.2024 (8369 mal gelesen)
Harpyie - Voodoo Die HARPYIE fliegt wieder. Zweieinhalb Jahre nach dem "Blutbann" zieht uns die mittlerweile auf Quintett zusammengeschrumpfte Band aus Ostwestfalen in den Bann des "Voodoo". Naja ... jedenfalls im ersten Song, denn ansonsten hat das Album nichts mit Voodoo zu tun und gestaltet sich somit nicht als Konzeptalbum zu diesem Thema. In Teilen hat man sich aber die düstere Thematik von "Blutbann" bewahrt, wagt aber hier und da auch Ausflüge in neues Terrain. Schauen wir nun mal, ob die HARPYIE mit "Voodoo" einen Höhenflug hinlegt, oder ob sie im "Blindflug" (so der Name ihres Debüts von 2012, welches 2018 neu eingespielt wurde) unterwegs ist.

Mit dem Opener und Titeltrack 'Voodoo' stellt man direkt klar, dass man nicht gewillt ist, sich auf einen Stil minimieren zu lassen. Harte, moderne Gitarren treffen auf tanzbare Rhythmen und die omnipräsente Drehleier. Und ganz ehrlich: Beim ersten Hören war das Fragezeichen auf meiner Stirn doch ziemlich groß. Wo sind denn die tollen Melodien, mit denen sich Songs wie 'Löwenherz' (von "Anima" aus 2017), 'Seemann Ahoi' (von "Aurora" aus 2019) oder 'Angst im Wald' (von "Blutbann" aus 2022) in mein Herz geschlichen haben? Zum Glück gibt es direkt Entwarnung mit dem zweiten Song, denn 'Ikonoklast' schlägt genau in diese Kerbe und versprüht den typischen Charme der Band, der immer auch ein wenig an SUBWAY TO SALLY erinnert. Mit 'Atreju' und 'Herz Aus Eisen' hat man noch zwei weitere echte Kracher im typischen HARPYIE-Style im Gepäck, die mich sofort in ihren Bann geschlagen haben. Der etwas eigenartige Nachgeschmack vom Opener 'Voodoo' bleibt bei mir noch bestehen und noch verwirrter ließ mich der dritte Track zurück: Er hört auf den Titel 'Omen' und beinhaltet "Döpdödö"-Gesangseinlagen, die man eher im Schlager verortet. Aber Vorsicht ... der Refrain der Nummer bahnt sich unaufhaltsam seinen Weg ins Gehör und spätestens beim dritten Durchlauf erwischt man sich beim Mitsummen des "Döpdödö"-Parts. Ein paar Durchläufe muss man dem neuesten Werk der Band also geben, doch dann gehen nahezu alle Songs gut ins Ohr und verweilen dort mit Nachdruck.

Zwei Dinge gibt es, die mir doch so leichte Probleme beim Genuss des Albums machen, wovon man eines aber auch als großen Vorteil sehen kann: Das Album zeichnet sich durch einen großen Abwechslungsreichtum aus. Dadurch wird es auf der einen Seite nicht langweilig, während man der Band auch gleichzeitig vorwerfen könnte, dass sie nicht so richtig wissen, wie sie nun eigentlich klingen wollen. Was ich gegenüber mir selbst schwerer wegdiskutiert bekomme, ist die Qualität mancher Textpassagen. "Sie knechtet dich, auch ohne Ring, denn das ist so ein Schildmaid-Ding." "Fürchte sie nicht, aber zoll ihr Respekt, durch ihre Axt ist schon mancher verreckt. Zwischen blutigen Adlern und klirrendem Stahl, schickt sie dich direkt vor die Tore Walhall!". Hier merkt man dann doch sehr deutlich, dass es eben nicht SUBWAY TO SALLY sind, denn dort sind die Texte stets filigraner formuliert. Wenn man mit diesem Umstand leben kann, bekommt man soliden Folk Rock oder Metal mit einigen moderneren und stellenweise auch stilfremden Einflüssen, der in Summe aber richtig Spaß macht, wenn man sich darauf einlässt.

Die Zeiten, in denen SUBWAY TO SALLY eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Musiklandschaft waren, sind lange vorbei. Mittlerweile gibt es viele Bands, die sich dem Folk Rock oder Metal verschrieben haben und in meiner Wahrnehmung zählen HARPYIE auch weiterhin zu den besseren Vertretern des Genres. "Voodoo" präsentiert der Hörerschaft mit 'Voodoo', 'Omen' und 'Ich Will Dich' mindestens drei Experimente, die die treue Hörerschaft spalten könnten. Trotz aller Experimentierfreudigkeit bleibt aber unverkennbar der Grundsound der Band bestehen. Es gelingt in meinen Ohren nicht, mein persönliches Lieblingsalbum "Aurora" zu übertreffen, aber HARPYIE beweisen, dass für sie Stillstand nicht infrage kommt und haben sich dafür meinen tiefen Respekt verdient. Wenn ihr Fans der Band seid und euch die Vorab-Singles 'Voodoo' und 'Omen' irritiert haben, so gebt dem Album dennoch auf jeden Fall eine Chance. Die Songs wachsen mit jedem Durchlauf und es gibt genug Kracher im typischen HARPYIE-Stil, die zum Mitsingen einladen.

Anspielempfehlungen: 'Ikonoklast', 'Atreju' und tatsächlich 'Omen'

Wertung: 8 spannende und abwechslungsreiche Omen

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Voodoo
02. Ikonoklast
03. Omen
04. Zombiemann
05. Atreju
06. Schildmaid
07. Herz Aus Eisen
08. Exit Game
09. Fischer Fischer
10. Ich Will Dich
11. Nimmerland
Band Website: www.harpyien.de
Medium: CD
Spieldauer: 42:35 Minuten
VÖ: 25.10.2024

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