Magic Circle Festival 2008

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Take off: 09.07.2008 - Review (15123 mal gelesen)

Ein Bericht von Odin

Magic Circle Festival die Zweite - und Letzte?

W.A.S.P. trafen es mit 'Inside The Electric Circus' eigentlich ganz gut, denn was vom 9. bis 12. Juli 2008 auf dem Gelände der Prinz Eugen Kaserne Bad Arolsen stattfand, muss sich in der Tat irgendwo zwischen Zirkus und Farce* ansiedeln lassen.

Nicht dass es etwas Neues wäre, dass MANOWAR unterhaltsam sind und man sie in vielerlei Hinsicht nicht zu ernst nehmen sollte. Aber bislang hatte doch alles, was insbesondere Mastermind Joey DeMaio anpackte irgendwie Hand und Fuß. Doch dieses Mal ging das irgendwie in die Hose - aber der Reihe nach.

Am Montag wurden die Campgrounds eröffnet und bei unserer Ankunft am Mittwoch waren die nicht unbedingt zahlreich verteilten Dixies bereits Großteils unbrauchbar, wie Berliner Fans zu berichten wussten. Auch nicht unbedingt etwas Neues für Festivals, diese Klage, doch andere Festivals sind größer und haben das besser im Griff. Gleiches gilt für die allgemeine Organisation zum Beispiel der Security. Wie schon im letzten Jahr, als wir den Zustand für eine Premiere noch entschuldbar hielten, war allen Beteiligten reichlich unklar, wo man denn nun wie aufs Gelände kommen beziehungsweise erstmal seinen Presse-Pass abholen könnte. Zum Glück wusste ich durch die Erfahrungen von 2007 besser bescheid als die Security, so dass die Rundreise von einem Posten zum anderen nicht so lange dauerte. Der einzige Schalter zum Einchecken für Gästelisten, Presse und VIPs war dann aber so belagert, dass ich dieses Vorhaben erneut abbrach und verschob, es war ja noch früher Nachmittag und der erste interessante Programmpunkt der Soundcheck um 17:30 Uhr. Vielleicht hätte mich die Tatsache stutzig machen sollen, dass um 13 Uhr noch die "Offizielle Eröffnungszeremonie" am Haupteingang lief, die für 12 Uhr auf dem Plan stand...

Also auf zum Quartier im wenige Auto-Minuten entfernten Elleringhausen - definitiv mein Highlight des diesjährigen Festivals. Später klappte auch das Einchecken und ich kam aufs Gelände, konnte auch angenehm nah parken, da ich den VIP-Parkplatz ja schon kannte und mit Hilfe des "Photo"-Passes und entsprechend konsequentem Auftreten auch drauf gelassen wurde von der unentschlossenen Security. Übrigens wirkte das auch am folgenden Tag, als ich den Ausweis dann noch laminieren ließ (Donnerstag waren die Laminathüllen aufgebraucht...) und anschließend durch den Ausgang wieder zurück aufs Gelände ging. Die junge Frau am Check-In meinte, sie käme mit ihrem AAA-Pass da nicht rein...

Als ich nach einem ersten Rundgang wieder zum Auto zurück wollte, wurde ich kurz von einer freundlichen jungen Dame von Be-Sure (Security) aufgehalten, die meinte, ich dürfe nicht in den Bereich. Der Hinweis, dass ich da aber parken durfte, genügte um sie umzustimmen und so kamen wir auch ins Gespräch, denn nun interessierte mich doch, wie es sein kann, dass man als Besucher besser bescheid weiß als die Security. Es stellte sich heraus, dass das Personal von Be-Sure am Mittwoch um 12 Uhr auf das Kasernengelände gekommen und ab 12:30 Uhr mit dem Dienst begonnen hatte. Briefing oder eine gemeinsame Einweisung? Fehlanzeige. Jeder wurde postiert und bekam einen Zettel in die Hand, wer hier durch dürfe und wer nicht. Ganz offensichtlich waren diese Zettel aber weder logisch noch konsistent in ihrer Verteilung, wenn man mit dem gleichen Pass von verschiedenen Zugängen mal in einen Bereich darf und mal nicht. An anderer Stelle bekam eine Be-Sure Mitarbeiterin auf telefonische Nachfrage die Aussage, dass die Photo-Pässe äquivalent mit den VIP-Pässen seien (mit welchen davon ist unklar, denn es gab sie in gelb und rot, abgesehen von den VFIP-Pässen in gelb, rot und evtl. auch grün, den grünen Artist-Pässen und den gelben Crew-Pässen, den schwarz-weißen Tenant-Pässen...). Auch witzig - sofern man mit genügend Galgenhumor ausgestattet ist - waren die Stellen, an denen man hinausgehen durfte, aber nicht wieder hinein, obwohl man gerade herausgekommen war. Wie machen das andere Festivals? Sie nehmen sich die Zeit, ihre Security einzuweisen oder/und haben zusätzliche Stewards, die sowohl das Gelände als auch die Regeln kennen und weiterhelfen können.

Auf dem Gelände war der Bereich vor der Bühne in Höhe des Front of House (Sound-/Licht-Turm) mittels Bauzäunen abgesperrt, die Fans warteten dahinter auf den angekündigten öffentlichen Soundcheck. Vom versprochenen Freibier wusste keiner der Standbetreiber etwas, es hatten noch nicht mal alle geöffnet. Nicht weiter schlimm, es waren ohnehin nur wenige hundert Anhänger auf diesen zusätzlichen Tag reingefallen, die allerdings unter anderem aus Australien, Brasilien, Finnland und Südafrika kamen. Dass bei einer routinierten High-Tech-Produktion wie MANOWAR der Soundcheck eher sparsam ausfallen würde, war eigentlich zu erwarten, dass man die Fans aber bei mittelprächtigem Wetter über zwei (2!) Stunden darauf warten lassen muss, ist an Frechheit kaum zu überbieten. Nach etwa einer Stunde fing man an, die PA mit MANOWAR vom Band warmlaufen zu lassen, die aufkeimende Hoffnung wurde aber noch lange beansprucht, während hin und wieder eine S-Klasse, ein A8 und gelegentliche VANs durch den abgesperrten Bereich fuhren. Dann erschien Joey DeMaio in diesem Bereich, in den zuvor ein paar Dutzend Fans und die Presse eingelassen wurden. Er entschuldigte sich für die Verzögerung, hatte aber keinerlei Erklärung parat, nur dass man es nicht habe beeinflussen können und dass das Freibier im Laufe der nächsten Tage schon noch fließen werde und zwar jeweils für einen definierten Zeitraum nach Ankündigung von der Bühne. Der erste Schritt des Soundchecks war dann die Abnahme der PA, die - wie wir spätestens seit der DVD vom letzten Jahr wissen - ein Minimum von 126,8 dB an konstantem Schalldruck liefern muss. Gerade noch rechtzeitig bekam ich die Stöpsel in die Ohren, um diesen Test unbeschadet zu überstehen. Die PA lieferte die geforderte Leistung ohne mit der Wimper zu zucken (was zu erwarten war, denn Jeff Hair hatte sie schon getestet, nur Joey hatte sie noch nicht gehört), die gemessene Leistungsspitze lag bei 138,4 Dezibel, was nicht nur verdammt laut ist, sondern auch neuen - inoffiziellen - Weltrekord darstellt.

Der eigentliche Soundcheck war dann insofern versöhnlich als alle Bandmitglieder, besonders Eric Adams, gut aufgelegt und unverkrampft natürlich teilnahmen. Scott Columbus allerdings musste aufgrund "mehrerer persönlicher Tragödien" dem Festival fernbleiben und wurde durch Rhino hinter den getriggerten Drums mehr als würdig vertreten. Zu hören gab es neben einem Stückchen 'Master Of The Wind' als Vocal-Check (wegen der zahlreichen harten Konsonanten und Zischlaute, wie Eric Adams erklärte) fast vollständig 'The Oath', 'Black Wind, Fire And Steel' und etwas 'Heart Of Steel' sowie 'Blood Of The Kings'.

Das für 0 Uhr angesetzte Verbrennen des Vikingerschiffes aus der Deko der letzten Tour und des letztjährigen Festivals sparte ich mir dann und ließ es mir am Donnerstag erzählen. Gar nicht witzig: Es war weder das originale Schiff, sondern ein zusammen gezimmerter, deutlich kleinerer Bretterhaufen, noch gab es sonst etwas Sehenswertes. Eric Adams, passionierter Jäger, schoss einen brennenden Pfeil in das Holz, das daraufhin wenig überraschend lichterloh in Flammen aufging. Ende der Geschichte.

Am Donnerstag dann sollte das Bühnen-Programm um 17:30 Uhr mit BENEDICTUM starten. Als ich um 17 Uhr auf dem Parkplatz eintraf, erklangen aber kurz darauf bereits die ersten Töne vom Gelände, die in der Tat von BENEDICTUM stammten. Rechtzeitig zum ACCEPT-Klassiker 'Balls To The Wall' erreichte ich den lose bevölkerten Zuschauerbereich. Diejenigen Herren, die da waren, werden mir zustimmen, dass die Band vor allem das optische Prädikat "besonders wertvoll" verdient. Aber auch akkustisch war der Auftritt durchaus gefällig.

Anschließend wurde feierlich die Flamme des Metal durch Mr. Metal (Udo, der letztes Jahr schon auf der Bühne mit Joey DeMaio trinken durfte) entzündet - Moment, das sollte doch schon um 13:30 Uhr stattgefunden haben? Naja, da war wahrscheinlich noch keine Menschenseele auf dem Gelände, auch jetzt war es ein sehr familiäres Ereignis.

Kurz vor 18 Uhr stellte ich dann die blasphemische Frage an einen Vertreter des Veranstalters, ob denn nun alle Acts nach vorne gezogen würden, nachdem BENEDICTUM ja fast eine halbe Stunde früher begonnen hatten. Die wenig kooperative Antwort: "Der Plan gilt immer solange bis er geändert wird." Ach so, danke. Etwas versöhnlicher der Nachsatz: "Da der Sänger von Michael Schenker aber noch nicht einmal in der Nähe ist, würde ich davon nicht ausgehen." Es folgte denn auch kurz nach der planmäßigen Startzeit für MSG (18:30) die Ankündigung von der Bühne, dass der Sänger im Stau stecke, es aber nicht mehr lange dauern werde. Dafür wurde auch die nächste Runde Freibier eröffnet (für jeweils eine Viertelstunde). Bis 18:55 Uhr war die Band dann komplett und legte mit gutem Sound und hohem Durchschnittsalter los - letzteres übrigens eine Tatsache, die sich natürlich wie ein roter Faden durchs Billing zog. Der gefällige Rock sorgte für gute Stimmung beim Publikum. Es fiel aber wiederum auf, dass fast mehr Leute mit bunten Pässen um den Hals rumliefen, sich gegenseitig feierten und fotografierten, als zahlende Besucher da waren. Eine zu gut gemeinte Akkreditierungspolitik? Zwischendurch brachen MSG einen Song ab, weil irgendetwas mit den Monitoren nicht zu stimmen schien, begannen dann erneut und spielten ohne weitere Auswirkungen weiter. 19:30 Uhr war der Gig dann vorbei - okay, sie hatten ja zehn Minuten später angefangen, da konnten sie ruhig eine Viertelstunde früher aufhören. Ob es am dünnen Publikum lag?

Es folgte ziemlich planmäßig TED NUGENT mit lupenreinem Bluesrock'n'Roll und jeder Menge guter Laune, mächtig Power und Charme aus Detroit. Die zahlreichen "Lovesongs for all the Fuck-[oder doch Blood-?]Brothers" rocken richtig was weg und Mr. Nugents Sprüche sorgen ebenfalls für breites Grinsen ("Let's go, Deutschies", "Look who's come back to Deutschland!?", "Say: No shit, I'm potent!"). Zur Zugabe erschien der umtriebige Frontmann dann im Indianderkostüm und ohne seinen Fuchsschwanz, um 'Great White Buffalo' zu zelebrieren. Das Finale war das Opfern seiner großen, weißen Gitarre - ebenfalls per brennendem Pfeil (auch Nugent ist als Pfeil-und-Bogen-Jäger bekannt, siehe aktuelles DVD-Review).

Headliner des Abends war dann ALICE COOPER, der mit seinen glatten 60 Jahren eine noch immer überzeugende Show ablieferte. Kenner sagen, sie hätten ihn schon besser gesehen, aber auszusetzen gab es keinesfalls etwas am Auftritt der Legende. Keine Spur vom gemunkelten Sauerstoffzelt, der gute Mann war agil und gut bei Stimme (wenn auch nicht perfekt). 'I'm Eighteen', 'No More Mr. Nice Guy', 'Woman Of Mass Destruction', 'Lost In America', 'Feed My Frankenstein' und 'Dirty Diamonds sind nur einige der Klassiker, die ins nun endlich etwas größere Publikum gefeuert wurden. Es folgte eine umfassende Inszenierung von ALICE COOPERs Leben und Sterben - von der Hochzeit über Party-Time mit Riesenballons fürs Publikum bis zum Tod am Galgen (unter anderem 'Welcome To My Nightmare', 'Only Women Bleed', 'I Love The Dead'). Danach durften natürlich die Hits wie 'School's Out' und 'Poison' als Zugaben und 'Elected' ("A troubled man for troubled times", "Vote Alice!" während Mr. O'Bama und Mrs. Clinton sich zunächst zankten, um dann wild knutschend übereinander herzufallen) als Abschluss nicht fehlen. Nicht nur seine Fans waren beeindruckt von der zweistündigen Show des Altmeisters des Schockrock (auch wenn er heute höchstens noch mit seinem Bauch-weg-Gurt schockt).

Für den Freitag waren dann bereits die Wetteraussichten wenig positiv: Morgens Regen, mittags Regen und Gewitter, abends Regen. Doch der Tag begann freundlich und sonnig, erst am Mittag tauschte ich die optimistische kurze Hose doch wieder gegen eine lange. Sintflutartige Regenfälle und trübe Aussichten hielten die Motivation im Zaum, so dass ich mich erst zu BRAZEN ABBOT auf das Festivalgelände begab. Doch was bekamen die erneut nur verstreut anwesenden Besucher um 15 Uhr zu sehen? BELOVED ENEMY, die für Samstag auf dem Plan standen. Mangels Anwesenheit kann ich leider nicht sagen, wie der Ablauf bis zu diesem Zeitpunkt war und ob es vorab eine Information und Erklärung für diese Umstellung gegeben hatte.

BELOVED ENEMY wussten aber mit Tattoo- und Stimm-Monster Ski-King "Dead L-vis" zu gefallen. Im Stile von ELVIS, THE 69 EYES und den seligen TYPE 0 NEGATIVE spielten die Herren um Peter Kafka (ex-FIDDLER'S GREEN) Songs von ihrem Debüt und dem bald erscheinenden zweiten Album. Während die wenigen hundert Zuschauer zufrieden nickend im kommenden und gehenden Nieselregen standen, erfuhr ich vom gestressten Personal an einer Grillstation, dass es nur noch Kartoffelsalat als Beilage gebe, weil die Fritteuse kaputt sei. Wie bezeichnend...

Dann ging es planmäßig weiter im Programm und zwar mit DORO, die endlich auch ein paar Leute mehr vor die Bühne ziehen konnte. Routiniert und professionell motiviert wie immer zog DORO, die dieses Jahr ihr 18. Album aufnimmt und 25-jähriges Jubiläum feiert, die Besucher mit der gesamten Bandbreite von 'Burning the Witches' bis zum PRIEST Cover 'Breaking The Law' in ihren Bann. Und man muss ihr zugestehen, dass sie mit 44 Jahren knackig und fidel aussieht wie eh und je, die stimmliche Leistung gefiel ebenfalls gut.

Der dann anstehende Auftritt der Mannen um Blackie Lawless wurde überschattet von der Ankündigung, dass die beiden Co-Headliner WHITESNAKE und DEF LEPPARD am Samstag nicht auftreten würden. Es gab keine weiteren Informationen zu den Gründen, auf den Websites der Bands - wo die Nachricht schon seit Donnerstag online war - und des Festivals selbst ist zu diesem Zeitpunkt nur die Rede von "vertraglichen Differenzen". Die Vermutung liegt nahe, dass Gagen-Zahlungen vom Veranstalter nicht geleistet wurden, da die Kartenverkäufe zu schlecht waren, um die beiden aktuell gemeinsam auf Welt-Tour befindlichen Acts wie vereinbart zu bezahlen.

W.A.S.P. stiegen dann auf die Bretter, um die zu Recht verärgerten Besucher vielleicht etwas zu beruhigen. Da nach ersten Informationen auch nicht sehr viele von der Möglichkeit Gebrauch machten, ihre Armbänder gegen eine Rückerstattung von 15 Euro abzugeben und das Gelände zu verlassen, konnten einige hundert bis tausend Fans feststellen, dass Songs wie 'Inside The Electric Circus' noch fast wie früher klangen, die Optik aber irgendwie nicht mehr stimmte. Der feiste Blackie Lawless versteckt sich in einem weiten Trikot, unvorteilhafter Stretch-Hose und Fransenstiefeln und sieht ob geschminkt oder nicht eher ungesund aus. Die Songs verfehlten ihre Wirkung dennoch nicht.

GOTTHARD rockten dann äußerst routiniert und aufopferungsvoll, einzig die Zuschauermenge blieb überschaubar. In den ersten Reihen herrschte dennoch wohliges Gedränge und die Sonne kam auf ein paar Minuten vorbei. Dankbar nahmen die Fans die von der Security ausgeschenkten Wasserbecher an - nicht wissend, dass sie später mehr als genug Wasser aus anderer Quelle bekommen sollten. Der größte Schweizer Rock-Export legte eine tadellose Show ab und die Fans, die dem Stil wohlgesonnen waren, durften zufrieden sein. Ich denke allerdings, dass die Zusammenstellung von MANOWAR und solchen im Stil stark abweichenden Acts wie GOTTHARD und den ausgefallenen DEF LEPPARD und WHITESNAKE eines der Probleme des Festivals gewesen sein könnte.

Die abschließende MANOWAR-Show bot, um es vorweg zu nehmen, keine wirklichen Überraschungen, was auch vermessen wäre, würde man es erwarten. Diese Tatsache bewog mich neben den Absagen und dem allgemeinen Organisations-Chaos dann aber, noch in der selben Nacht abzureisen und den Samstag auszulassen. Unabhängig von den Gerüchten, dass MANOWAR am Samstag dann zur Überbrückung fünf statt drei Stunden spielen sollten, oder vielleicht auch MAJESTY ihren Gig verlängern oder auch gar nicht auftreten würden, es sogar noch eine zweite Vikingerschiff-Verbrennung geben sollte. Auch die versprochenen Ankündigungen für das nächste Jahr motivierten mich nicht, denn man sollte lieber warten, was dann offiziell kommuniziert wird oder wann vielleicht schon wieder zurück gerudert werden muss.

Aus der Erfahrung des letzten Jahres war ich noch zuversichtlich, dass sich zum MANOWAR-Auftritt noch einige tausend weitere Fans einfinden würden. Beim Warten auf die Kings of Metal sah es von vorne auch gut voll aus und die bekanntermaßen äußerst loyalen Fans nahmen MANOWAR die gute halbe Stunde Verspätung auch dann nicht übel als sie von einem kräftigen Regen bis auf die Knochen durchnässt wurden. Weitere Minuten verstrichen, ein kräftiger Regenbogen kam und ging wieder, und schließlich ging es los mit 'Manowar'. Der übliche Opener sollte bis kurz vor Schluss die einzige Ausnahme im Ablauf der Songs bleiben, denn danach ging es mit 'Death Tone', 'Metal Daze', 'Fast Taker' und so weiter exakt den Tracklisten der ersten drei Alben "Battle Hymns", "Into Glory Ride" und "Hail To England" entlang. Wie immer begleitete die Show ein Crescendo der PA, die nach und nach auf Betriebslautstärke hochgefahren wurde. Wie immer war die Darbietung tadellos (bis auf kleine Auffälligkeiten beim Bass-Solo 'Black Arrows', bei dem Joey die Verzerrung und Lautstärke nicht bösartig genug sein konnten). Wie immer gab es zwischendurch kleine Ansprachen, dass die ganze Welt gegen MANOWAR sei, Bad Arolsen sich in Person des Bürgermeisters aber für das großartige Event und die höflichen Besucher bedanke, dass die unglaublich treuen Fans aus der ganzen Welt zu Gast in Deutschland seien (die Liste der Länder, aus denen Fans angereist waren, war aber auch wirklich beeindruckend und Joey hatte in vielen der Sprachen einen Gruß oder Kommentar parat). Neu war die an 22. Stelle in der Setlist platzierte Nummer 'Die With Honor', die als neue Single erscheint, ziemlich simpel Old-School MANOWAR ist und zu den ersten drei Alben passt. Danach folgte ebenfalls außerplanmäßig 'Warriors Of The World United', bevor der Abend mit dem eher selten live gehörten 'Bridge Of Death', Pyros und Feuer auf der Bühne zuende ging.

Festzustellen bleibt, dass MANOWAR das Versprechen einlösten, die Alben komplett zu spielen, was zwar einerseits zu selten gehörten und gesehenen Live-Performances führte, andererseits aber auch nicht umwerfend war. Die Shows sind nach ein paar Malen einfach extrem gleichförmig und vorhersehbar, der Sound mächtig gewaltig, aber irgendwie auch wie von CD. Mein Entschluss festigte sich daher, dass man sich das gleiche Erlebnis viel angenehmer per DVD gönnen kann, um von der grausigen Organisation des Events verschont zu bleiben.

Aber wie war das nun mit den Zuschauerzahlen? Im Vorfeld hieß es zunächst, der Vorverkauf sei besser gelaufen als im letzten Jahr. Je näher das Festival dann rückte, desto bescheidener wurden die Aussagen; zunächst hieß es 15.000 Tickets im Vorverkauf, dann nur noch 11.000. Ein Vertreter der Polizei gab die offizielle Angabe des Veranstalters am Freitag mit 8.000 wieder, vor dem Auftritt von MANOWAR seien es aber nur ca. 5.000 gewesen.

Unklar ist, ob es sich bei diesen Zahlen um die gesamten Besucher handelt oder nur um die zahlenden Gäste, denn wie schon an den aufgebrauchten Laminierhüllen zu erkennen, gab es viel V(F)IPs und Konsorten, die in der Mehrheit wahrscheinlich keine Tickets gekauft hatten. Die Veranstalter müssen sich die Feststellung gefallen lassen, mit dem Konzept auf die Nase gefallen zu sein. Die starke Fokussierung auf MANOWAR kollidiert meiner Meinung nach mit dem wenig attraktiven bzw. passenden Rahmenprogramm. Nur wenige werden sowohl MANOWAR als auch WHITESNAKE, DEF LEPPARD oder GOTTHARD Fans sein. Wer WHITESNAKE und DEF LEPPARD sehen möchte, wird eher zu einem der Dates auf deren aktueller gemeinsamer Tour gehen, wo er im Trockenen stehen und das für ihn uninteressante wenn nicht abschreckende Rahmenprogramm des MCF sparen kann. Bleiben MANOWAR und die paar weiteren echten Metal-Acts, für die 80 Euro pro Ticket dann aber doch zu viel sind. Sicherlich gibt es die extrem loyalen Fans, die aus der ganzen Welt anreisen, für die dann aber der Ticketpreis auch eher sekundär ist. Und von diesen Fans alleine kann so eine große Produktion aber nicht leben, wie sich deutlich zeigte.

Für 10 Euro pro Tag funktionierte es im letzten Jahr deutlich besser, allerdings lassen sich davon auch nicht alle Unkosten finanzieren, die so ein Festival erfordert. So steht zum Beispiel das unbestätigte Gerücht im Raum, dass der Gelände-eigene Wachschutz noch ca. 22.000 Euro für 2007 zu bekommen habe und daher dieses Jahr nicht mit von der Partie war. Es bleibt abzuwarten, ob die Veranstalter für 2009 einen Mittelweg oder eine andersgeartete Lösung finden, um das Festival weiterleben zu lassen, oder ob es bei den zwei Ausgaben bleiben wird. Es müsste sich auf jeden Fall einiges ändern. Ruhig mal bei anderen Festivals schauen, wie die Organisation dort aufgebaut ist, und nicht nur der eigenen Selbstüberschätzung anheim fallen.

Das Fazit lautet jedenfalls: Den eigenen Ansprüchen im Bereich Größe und Organisation nicht gerecht geworden. Schalldruck und Shows waren wie zu erwarten. Für MANOWAR-Anhänger ein Must-Have, für alle anderen ein fragwürdiges Preis-Leistungs-Verhältnis.

* Farce (Theater): Eine Farce ist eine Komödie, die das Ziel hat, die Zuschauer durch die Darstellung von unwahrscheinlichen oder extravaganten, aber häufig denkbaren Situationen, Verkleidungen und Verwechslungen zu unterhalten. Sprachlicher Humor, inklusive Wortspiele und sexuelle Anspielungen, und ein schnelles Tempo, das im Verlaufe des Stückes noch schneller wird, und bewusste Absurdität oder Unsinn sind ebenfalls häufig in einer Farce zu finden. (Quelle: Wikipedia)

Quartier "Zum Wildetal"

Mein persönliches Highlight war das erst wenige Tage vor dem Festival gefundene Quartier in der Pension "Zum Wildetal" im wenige Autominuten vom Festivalgelände entfernten Elleringhausen. Zimmer waren zwar in der gesamten Umgebung längst keine mehr zu bekommen, doch Familie Katzwinkel hat darüber hinaus noch zwei Wohnwagen und eine Scheune im Angebot, in der in ehemaligen Kuhständen 20 Heu-Betten für Gruppen oder in diesem Fall eben Metal-Fans zur Verfügung stehen. Auf vier Gebäude verteilt können Gemeinschafts- und Aufenthaltsräume, Spiel- und Fitnessgeräte, eine komplett ausgestattete Küche sowie saubere sanitäre Anlagen und sogar eine Sonnenbank und eine Sauna genutzt werden. Und das alles für schlappe 13,13 Euro pro Nacht im Heu-Bett inklusive eines kleinen Frühstücks! Wer kultig-rustikalen, aber nicht unkomfortablen Urlaub auf dem hessischen Land machen möchte oder auch mit einer Gruppe verreist, sollte sich auf jeden Fall mal die Website und unsere Galerie anschauen - vielleicht auch für das nächste Magic Circle Festival schon mal vormerken, falls es dazu kommen sollte. Als besonderes Angebot für Schul- und sonstige Kindergruppen gibt es das "Spielen mit allen Sinnen", das mit Spiel und Abenteuern Kindern die Natur und die Beschäftigung jenseits von iPod, PSP und Konsorten näherbringt. Klingt spießig? Ist es aber nicht, im Gegenteil. Und außerdem - wenn wir mal ehrlich sind, sind wir doch fast alle ziemlich normale Leute mit Beruf und Familie, sobald wir aus der Kutte und der Lederhose raus und wieder im normalen Leben sind, oder?

Billing
Thursday, July 10, 2008

17:30 - 18:15 BENEDICTUM
18:45 - 19:45 MSG
20:15 - 21:15 TED NUGENT
22:00 - 23:15 ALICE COOPER

Friday, July 11, 2008

11:45 - 12:30 KOBUS
12:50 - 13:35 STORMWARRIOR
13:55 - 14:40 JACK STARR
15:00 - 16:00 BRAZEN ABBOT
16:20 - 17:20 DORO
17:40 - 18:40 W.A.S.P
19:00 - 20:15 GOTTHARD
21:00 - 00:00 MANOWAR

Saturday, July 12, 2008

10:15 - 10:45 WINNER BOTB
11:05 - 11:35 SIXTH SENSE
11:55 - 12:25 MOB RULES
12:45 - 13:30 TITANIUM BLACK
13:50 - 14:35 BELOVED ENEMY
14:55 - 15:40 HOLYHELL
16:00 - 16:45 MAJESTY
17:15 - 18:30 DEF LEPPARD
19:00 - 20:15 WHITESNAKE
21:00 - 00:00 MANOWAR

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