Flotsam And Jetsam - End of Chaos | |
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Review von Rockmaster vom 18.01.2019 (12693 mal gelesen) | |
Das war ein Moment der Erleuchtung, als ich vor ca. 30 Jahren das Vinyl von "No Place For Disgrace" in den Händen hielt. FLOTSAM AND JETSAM interpretierten den Thrash Metal auf ihre ureigene Art und Weise, mit der markanten Stimme von Eric A.K., die sich in den hohen Screams oftmals überschlug, und den genialen Gitarrenparts von Michael Gilbert und Ed Carlson. Dazu der Über-Song 'I Live, You Die'. Hammer! Die Produktion war durchwachsen, aber mal ehrlich, wen interessierte das damals. Der Stil war wegweisend - oder hätte es zumindest sein können, wenn die Band damals die verdiente Aufmerksamkeit erfahren hätte. Nach dem ebenfalls genialen Album "Drift" und dem sehr unterhaltsamen "High" hatte ich FLOTSAM AND JETSAM lange aus den Augen verloren. Viel Zeit ist seitdem vergangen. Erik A.K. (Knutson) nahm Anfang der Zweitausender eine kurze Auszeit von der Band und vom Metal, bleibt aber DIE Konstante im Line-up von FLOTSAM AND JETSAM. Mit Michael Gilbert nahm auch einer der beiden Gitarristen eine Auszeit, später kam er wieder. Ed Carlson ist ausgestiegen, Gründer Kelly David Smith an den Drums ist gegangen, wiedergekommen, und nun wieder weg. Nicht zu vergessen das frühe und anhaltend Bassisten-Trauma der Band. Kennt noch jemand Jason Newsted (ex FLOTSAM AND JETSAM, ex METALLICA, ex VOIVOD)? Der hatte tatsächlich seine großartige Karriere mit einer großartigen Band begonnen, um sie nach ihrem hochgelobten Debut ("Doomsday For The Deceiver") zu verlassen und in mindestens zwei anderen ebenso großartigen Bands zu spielen. Auch sein Fast-Nachfolger Michael Spencer hat es zunächst nur sehr kurz ausgehalten, ist aber seit gut fünf Jahren wieder dabei. Genug der Nostalgie. Wenden wir uns dem aktuellen Album "End Of Chaos" zu. Eric A.K. ist wie gewohnt am Mikro, wir können uns keinen anderen FLOTSAM AND JETSAM-Sänger vorstellen. Im Vergleich zu den alten Zeiten singt er - altersbedingt? kommerzbedingt? stilbedingt? - wesentlich straighter. Damit büßt er ein wenig die Besonderheit seiner Stimme und seines Gesangsstils ein, aber er ist immer noch unschlagbar gut. Mit Michael Gilbert ist auch eines der alten Mitglieder immer noch/wieder an Bord, ergänzt wird er von Steve Conley an der zweiten Gitarre. Die beiden riffen sich gnadenlos genial durch die Songs, die von der jeweils zweiten Gitarre untermalten Soli sind klasse, schnell und melodisch. Michael Spencer ist ein wenig zu selten deutlich zu hören, da er sich zumeist der jeweiligen Rhythmusgitarre unterordnet, aber er bekommt auch seine coolen Bass-Lines, wenn die Gitarren mal kurz Pause machen oder leiser treten. Ein kleines Highlight ist der neue Drummer Ken Mary, der spielt mit Wahnsinns-Power und -Rhythmus. Durch einen technischen Zufall (Promo-MP3s sind offenbar oft miserabel getagt) war der erste Song, den ich abspielte, 'Slowly Insane'. Wenn ich mich nicht irre, kam danach 'Unwelcome Surprise'. Eieiei, die Power der beiden Songs hat mich gleich mit Gewalt in die Tiefen meines Chaiselongues (Scherz, ist ein gewöhnliches Futon-Klappsofa) gedrückt. Auch der Opener 'Prisoner Of Time' und insbesondere 'Control' hätten das ohne Weiteres geschafft. Es folgt eine Aneinanderreihung von super- bis hammergeilen (entschuldigung, das muss ich doch mal so benennen wie ich es empfinde) Songs. Bei 'Prepare For Chaos' ("prepare to die") muss ich aufpassen, dass ich beim Headbangen noch den Text dieser Rezension tippen kann ... Erfreulich an "End Of Chaos" ist, dass FLOTSAM AND JETSAM wohl auch das zweite Trauma der Achtziger- und der ersten Hälfte der Neunzigerjahre losgeworden sind - die durchwachsene Produktion der Alben (ein Tiefpunkt war hier trotz genialer Songs das Album "When The Storm Comes Down"). Hier ist den Produzenten gelungen, sowohl Power und Härte als auch die technische Qualität der Musiker überzeugend abzubilden. Bleibt noch das Cover, auf dem Flotzilla die Fackel der Freiheitsstatue vor dem brennenden New York durch's Meer trägt und die ehemalige Besitzerin hinter sich her zieht. Was uns die Jungs wohl damit sagen wollen, und wen sie mit 'Architects Of Hate' meinen, das lassen wir hier mal im Dunkeln. Ich persönlich glaube, zu verstehen, was uns die Band sagen will. Ließe ich nun die Fanbrille aufgesetzt, wären hier glatte zehn Punkte fällig. Ein bisschen ungerecht gegenüber den Bands, die sich das gegen meine Hörgewohnheiten erarbeiten müssten. Setze ich die ab, fallen mir einzelne Songs mit schwächeren Momenten auf, darunter 'Architects Of Hate', 'Demolition Man' (obwohl ich deren Botschaft durchaus teilen würde) und 'Survive'. Unterm Strich bleibt aber ein Werk, das sich jeder Thrash Metal-Fan anhören sollte. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Prisoner Of Time (4:17) 02. Control (3:45) 03. Recover (4:08) 04. Prepare For Chaos (3:45) 05. Slowly Insane (3:53) 06. Architects Of Hate (5:04) 07. Demolition Man (3:37) 08. Unwelcome Surprise (5:07) 09. Snake Eye (3:54) 10. Survive (4:08) 11. Good Or Bad (3:55) 12. The End (3:48) | Band Website: www.flotsam-and-jetsam.com/ Medium: CD Spieldauer: 49:21 Minuten VÖ: 19.01.2019 |
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