Shivered - Existential Mourning | |
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Review von derkleinekolibri vom 19.06.2024 (11090 mal gelesen) | |
Wahnsinn, zu was Musik fähig ist! Eigentlich braucht man nur die ersten sieben Minuten des zweiten Albums "Existential Mourning" zu hören, um das bisherige Leben Mohammad Makis, dem Mann hinter SHIVERED, an sich vorüberziehen zu sehen. Der Opener 'Paranoiac' vermittelt dem Hörer die Gefühlswelt des Iraners in ihrer ganzen Bandbreite. In seinen Möglichkeiten durch das iranische Regime stark eingeschränkt, spürt man während der ersten fast 50 Sekunden das Leid, die Bitterkeit und die Trauer als ständigen Lebensbegleiter. Es würde mich nicht wundern, wenn zart besaitete Menschen einen erhöhten Feuchtigkeitspegel in ihren Augen feststellen, ganz davon abgesehen, dass sich auch die Härchen zu einer Gänsehaut aufrichten. Es folgt eine Art Aufbäumen, der Protagonist sucht Wege aus der Verzweiflung, nimmt allen Mut zusammen und stellt sich diesem schweren Leben - die ersten feinen Riffs betören die Ohren. Schließlich, nach gut zwei Minuten, erfolgt der innerliche Aufschrei, grenzenlose Wut bahnt sich ihren Weg. Man kann die Aggressivität förmlich spüren, die durch nun in die tiefsten Tiefen des Doom Metals hinabgleitenden brachialen Riffs und einem fast satanischen Gesang Ausdruck finden. Nur äußerst selten während der letzten 56 Jahre, seitdem ich bewusst Musik höre, hat mich ein Song gleich beim ersten Hören so gefühlsmäßig mitgenommen, wie es 'Paranoiac' tat. Nennt es übertrieben, aber es war wie ein Stich ins Herz. Schlagartig wurde mir bewusst, wie gut und vor allem wie frei wir eigentlich leben. Schon einmal, 2017, konnten wir (Krümel) über das erste Album "Journey To Fade" berichten. Damals noch etwas weniger ausgewogen, nahm Mohammad die Unterstützung einiger Gastmusiker in Anspruch und schuf ein Werk, das nur digital verbreitet werden konnte, da Metal im Iran offiziell verboten ist. Darum gibt es auch "Existential Mourning" verständlicherweise nur auf digitalen Plattformen - und das seit dem 20. Mai 2024. Diesmal hat der Multiinstrumentalist und Sänger alles selbst eingespielt und eingesungen. Als Einflüsse nennt der Asiat KATATONIA, PARADISE LOST und SWALLOW THE SUN. Besonders jene Phasen, in denen die Doom Metal-Elemente die Oberhand haben, wirkt der Iraner sehr überzeugend. Die zehn Titel, die sich über etwas mehr als 55 Minuten erstrecken, ähneln sich größtenteils vom Aufbau her. Jene Phasen, die ich eingangs beschrieb, finden sich immer wieder - mal etwas mehr Melancholie, mal ein wenig Gothic und fast zu selten diese geilen Doom Metal-Elemente. Da sind wir auch schon bei der einzigen Schwachstelle des Albums: es klingt auf die Dauer etwas eintönig. Wobei man fairerweise sagen muss, dass jedes Stück für sich gesehen grandios ist. Man muss sich halt auf ein solch melancholisch-dunkel-düsteres Werk einlassen können. Von Vorteil wäre es, hätte man eine gewisse Vorliebe für atmosphärisches Keyboardspiel und markerschütternde Riffs. An seinem Gesang sollte Mohammad Maki noch ein klein wenig feilen, manchmal klingt die cleane Stimme etwas dissonant - allerdings, wer sagt denn, dass das nicht vielleicht sogar Absicht ist? In Anbetracht dessen, unter welch widrigen Umständen "Existential Mourning" produziert wurde, muss man dem Iraner uneingeschränkte Hochachtung zollen. SHIVEREDs Geschichte reicht nun schon neun Jahre zurück. Es wäre wünschenswert, würden noch viele weitere Jahre und Alben folgen. Vielleicht sogar in ferner Zukunft als physische Tonträger, sollte es tatsächlich gelingen, das iranische Volk von der Tyrannei des herrschenden Regimes zu befreien. Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Paranoiac 02. Ashes Of Innocence 03. The Lighthouse 04. Nihilistic Serenade 05. Pale Painted Black 06. Unending Wait 07. Paradoxical Dread 08. Existential Mourning 09. Weary Toll Of Time 10. As The Sunsets Me | Band Website: www.shivered.net/ Medium: Digital Spieldauer: 55:12 Minuten VÖ: 20.05.2024 |
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