Livebericht Cradle Of Filth (mit Moonspell ) |
---|
Ein Livebericht von Eddieson aus Osnabrück (Hyde-Park) - 03.02.2018 (42665 mal gelesen) |
CRADLE und der Hyde Park in Osnabrück gehören zusammen, das beweisen die beiden auf so ziemlich jeder Tour aufs Neue. Und auf so ziemlicher jeder Tour ist der Verfasser dieser Zeilen vor Ort, denn er ist großer CRADLE-Fan, schon seit der "The Principle Of Evil Made Flesh". Er ist mit der Band durch alle Höhen und durch einige Tiefen gegangen und natürlich ist er auch an diesem Samstagabend wieder in seiner alten Stammdiskothek, denn nicht nur CRADLE sind mit einem aktuellen und bärenstarken Album unterwegs, nein, auch die Vorband und guten Freunde der Engländer, MOONSPELL haben mit "1755" ein Album geschrieben, welches mich auf der ganzen Länge überzeugen konnte. Samstagabend, 19:30 Uhr. Ich treffe also am Hyde Park an. Da 20:00 Uhr Beginn ist, ist natürlich schon einiges los und auf dem Parkplatz tummeln sich die Raucher, die noch etwas Zeit haben. Im Hyde Park haben sich auch schon ein paar Menschen zusammengefunden, die sehnsüchtig auf den Beginn der Show warten. Da traditionell samstags Disco im Hyde Park ist, können sich die Veranstalter keine großartigen Verzögerungen erlauben und so verwundert es zwar nicht, dass nur MOONSPELL und CRADLE OF FILTH heute Abend spielen, dass die Portugiesen aber schon um 19:50 Uhr, also 10 Minuten vor offiziellem Beginn, die Bühne entern, überrascht nicht nur mich. Egal, ich bin bereit, also sollen sie mal ruhig loslegen. Und das tun sie gleich mit voller Wucht. Eröffnet wird der Abend mit dem "Alpha Noir"-Track 'Em Nome Do Medo'. Fernando gekleidet in einen langen Mantel mit Hut und Nachtwächterlaterne ist gut bei Stimme und die Fans sofort hellwach, wenn auch durch den verfrühten Beginn, die Halle noch nicht ganz so voll ist. Doch das soll sich schnell ändern. Direkt im Anschluss stellen MOONSPELL ihr neues Album "1755" vor. Beginnend mit dem Titeltrack, zu dem sich der Sänger umgezogen hat und nun eine Maske trägt, die wie eine Mischung einer Pestmaske und irgendwas aus Muttis Sado-Maso-Keller aussieht. Zur dunklen Atmosphäre trägt das auf jeden Fall gut bei. Mittlerweile haben es auch die Letzten mitbekommen, dass MOONSPELL bereits spielen und somit ist der Hyde Park gemütlich voll geworden. Entfernt von ausverkauft, aber ich denke, so um 500-600 Leute sind schon da. Das Triple des neuen Albums, sie spielen direkt noch 'Desastre' und 'In Tremor Dei', kommt ausgesprochen gut. Sowohl Band, als auch Publikum sind mit einer Menge Spaß dabei. Um aber nicht die alten Alben zu benachteiligen, schleichen sich noch 'Night Eternal' und natürlich 'Opium' in die Setlist, zwischen denen sich aber noch 'Ruinas' gemischt hat. MOONSPELL können heute spielen was sie wollen, sie befinden sich auf der Überholspur. Auch wenn es mit 'Evento' und 'Todos Os Santos' zwei weitere Songs vom aktuellen Album gibt, können sie heute nichts falsch machen. "1755" bietet einfach das Potential. Von mir aus hätten sie auch gerne das komplette Album am Stück spielen können. Ich wäre ihnen dankbar gewesen. "Wolfheart" wird zwar gegen Ende nur mit 'Alma Mater' bedacht, doch das grandiose 'Full Moon Madness', entschuldigt dafür. Doch, MOONSPELL haben alles richtig gemacht. Eine gute Setlist erstellt und das Publikum ordentlich eingeheizt, das nun heißblütig auf den Headliner wartet. Als ich CRADLE das letzte Mal gesehen habe, wurden sie von BEHEMOTH ordentlich an die Wand gespielt, das muss man einfach so sagen. Aber eingangs erwähnte ich ja, dass ich mit der Band durch viele Höhen und Tiefen gegangen bin und so habe ich die Engländer auch schon grandios auf der Bühne gesehen. Unvergessen in dem Package mit IN FLAMES, DISSECTION und DIMMU BORGIR. Ich bin heute noch dankbar dafür, dabei gewesen sein zu dürfen. Das muss 1997 gewesen sein. Jetzt, knapp 20 Jahre später, sind CRADLE immer noch da und haben mit "Cryptoriana" ein Album am Start, welches mich knapp in diese Zeit zurückkatapultiert hat. Die aktuelle Bandbesetzung tut dem Dani verdammt gut und das merkt man ihm, und auch dem Rest der Band, an. Die Jungs und das Mädel sind wieder mit viel Enthusiasmus und Spielfreude auf der Bühne dabei, und es macht Spaß ihnen dabei zuzusehen. Starten tun sie heute mit 'Ave Satani'-Intro, welches direkt übergeht in 'Gilded Cunt', ein Uralt-Song, der von "Nymphetamine" stammt, auch das folgende 'Beneath The Howling Stars' ist kein aktueller Song, sondern kommt von der "Cruelty And The Beast", welches dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Dani erzählt dazu auch was auf der Bühne und im Zuge dessen wird bestimmt noch was kommen im Laufe des Jahres. Auch mit dem dritten Song kommt die Band nicht zum aktuellen Album, sondern stellt erst mal "Hammer Of The Witches" in den Vordergrund. Sprach ich eben von der Spielfreude auf der Bühne, zeigt sich das durch einen zufriedenen Gesichtsausdruck bei Dani, statische Bewegungen der Gitarristen und ein immer wiederkehrendes Lächeln auf den Lippen der Keyboarderin. Nein, es wird schnell deutlich, dass CRADLE zeigen wollen, wo sie herkommen und wo sie noch hinwollen. Das folgende 'Heartbreak And Seance' stellt dann nun endlich das aktuelle Album vor, bevor man mit 'Bathory Aria' und 'Dusk And Her Embrace' wieder in die Vergangenheit rutscht. Was auffällt, ist, dass CRADLE sich ordentlich reduziert haben. Beim aktuellen Album konzentrierte man sich wieder mehr auf den Metal-Anteil, nicht so sehr auf den symphonischen und live gibt es diesmal keinen großen Bühnenaufbauten, lediglich drei Tücher und keine besondere Lightshow. Klar, das Kostüm von Sänger Dani ist natürlich etwas aufwendiger, aber das muss auch so sein. Gehört halt dazu. 'The Death Of Love' und 'You Will Know The Lion By Its Claw' bilden dann den Abschluss des ersten Teils. Nach 'A Bruise Upon The Silent Moon' aus der Konserve gibt es 'The Promise Of Fever' und das aktuelle 'Achingly Beautiful', bevor es dann mit 'Nymphetamine (Fix)' etwas kitschig wird und man sich dann mit dem grandiosen 'Her Ghost In The Fog' und 'Born In A Burial Gown' auf die Zielgeraden begibt. CRADLE haben heute eine sehr gute Show gespielt, das kann man nicht anders sagen. "Cryptoriana" war ein guter und gelungener Schritt für die Band, was man ihr auch anmerkt. Aber trotzdem gibt es etwas zu meckern. Rein subjektiv betrachtet war die Setlist leider zu schwach. CRADLE haben das Problem, wie viele andere große Bands. Sie haben zu viele gute Songs, die sie spielen können. Sie können aus dem Vollen schöpfen und würden nur Treffer landen, doch leider entscheiden sie sich oft für die falschen Songs. Wo war 'The Forest Whispers My Name'? Wo war 'Red Roses For The Devils Whore'? Wo war 'Wester Vespertine' oder wo war 'Death And The Maiden'? Ich könnte ewig so weitermachen und bekomme doch keine Antworten. Versteht mich nicht falsch. Ich hatte einen super Abend, CRADLE haben richtig Spaß gemacht, aber die Setlist hätte wirklich besser sein können. Und natürlich werde ich beim nächsten Mal wieder dabei sein. Is' doch klar! |
Alle Artikel