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Andernach Metal Days 2023Hier geht's zur Bildergalerie! |
Take off: 05.05.2023 - Review (17964 mal gelesen) |
Das erste Format mit dem Namen "Andernach Metal Days" fand Anfang Mai statt und war damit vermutlich eins der ersten bundesweiten Metal-Open-Airs Deutschlands - zumindest das erste mit Headlinernamen von Rang. Spontan konnten wir für euch noch eine kleine Fotostory zu diesem Festival mitbringen und wünschen euch viel Spaß mit unseren Festivalnotizen und Aufnahmen.
Freitag:
Man kommt ja quasi direkt von der Arbeit, wenn so ein Festival nachmittags an einem Freitag anfängt. Insofern wundert es nicht, dass es noch relativ leer ist, als IN FROM THE STORM pünktlich zum Feierabendbier einladen und vor allem mit ihren Coverversionen von VENOM und CELTIC FROST das Publikum erreichen.
SAVAGE EXISTENCE können danach allerdings die Stimmung schon deutlich anheben, was nicht zuletzt an den lecker Bierchen liegt, die die Besucher sich gönnen, während uns der Wettergott gewogen bleibt.
Aus dem Billing stechen SANHEDRIN durchaus heraus, die gerade auch mit ROSS THE BOSS auf Tour sind. Eine authentische, auch sehr individuelle, Mischung aus Retro-Rock, Psych bis hin zum Metal mit Double Bass wirkt hier vor allem durch Engagement und Eigenständigkeit. Der ein oder andere schon etwas verstrahlt einherschauende Festivalbesucher lässt sich auf das gelegentliche Hippie-Flair tanzend ein, aber das Trio kann auch durchaus Wucht erzeugen.
Mit den EVIL INVADERS kommt der erste Vollgas-Hammer auf's Billing. Der Drummer grinst schon beim ersten Takt im Kreis und die Band hat - wie immer - ganz gewaltig Feuer im Allerwertesten. Es wird gepost und geschreddet, was das Zeug hält. Und Pyros gibt es, was prima zur dicken Hose der EVIL INVADERS passt. Und der Schlussakkord - auf zwei Minuten ausgedehnt - ist einfach eine tiefe Verneigung vor den ganz Großen der Achtziger. Ein Hammer-Gig.
Bei ROSS THE BOSS, dessen Namensgeber schon zu Beginn des Festivals zum Smalltalk mit Fans durch das Gelände streift, gibt es vor allem blaues Licht. Das war schon auf der 70000 Tons Of Metal in 2020 so, und über den Zweck kann man nur mutmaßen. Als Fotograf ist das natürlich mäßig prickelnd, aber vielleicht hat der Boss auch einfach keine Lust auf Fotos. Dafür überzeugt die Setlist (allerdings mehr als der Sound) mit dem Oldschool-MANOWAR-Set. Und der Boss muss sich selbst am Rand beim Anfang von 'Heart Of Steel' ein Tränchen abwischen, während im Publikum nicht wenige überrascht sind, Dirk Schlächter am Bass zu sehen.
DESTRUCTION beenden den ersten Festivaltag dann überraschend fett. Die Doppelgitarrenfront hat die Band durchaus nochmal aufgewertet und sie entwickelt mächtig Druck, der sowohl bei den alten als auch bei den neuen Songs prima funktioniert. Ich glaube, ich habe Schmier und seine Jungs schon lange nicht mehr mit so einer Energie erlebt.
Samstag:
Heute noch früher, und hoffentlich ausgeschlafen. Während wir den Luxus des heimischen Bettes und Bads genossen hatten, ist der Campingplatz eher sparsam belegt. Der ein oder die andere wird die Nacht dort auch ein bisschen gebibbert haben, aber zum Aufwärmen gibt es ja direkt nach dem Mittagssnack Musik.
Und was wäre ein Festival in Andernach ohne paar echte Hejele. Dirk Dommermuth und Kuschke sind genauso wie ihre Mitstreiter nicht nur in der Region bekannte Gesichter. Sondern sie haben mit ihren Bands MOJO TOOL beziehungweise DESASTER schon genügend Einträge im musikalischen Lebenslauf. Mit den MOONTOWERS geben sie sich aber dem epischen Doom hin, der auch live nach Corona immer besser warmläuft. Auf dem IRONHAMMER-Festival fand ich sie einst noch etwas hüftsteif, aber den Opening Slot meistern sie an diesem Tag mehr als nur lobenswert. Und sie spielen sogar neue Songs, die "so neu sind, dass wir sie selbst nicht wissen, ob wir sie spielen können".
Nach den ernsten Tönen kommt die 180-Grad-Wende. HAMMER KING trumpfen mit viel Humor auf. Heavy bis Power, Augenzwinkern, bis der Arzt kommt. Der Hammer wird dem Hammer King verliehen, der damit durch das Publikum läuft und diverse Fotografen auf sich zieht. Und die Erklärung der Morgenlatte ... also die hätte ich mir von der Sendung mit der Maus oder dem P. M. Magazin kaum besser vorstellen können.
Den nächsten Stilschwenk gibt es dann mit TEMPERANCE. Hier sind die Melodic/Power-Fans des klassischen Songwritings angesprochen. Es gibt Menschen (wie mich), die sich auch Jahrzehnte nach NIGHTWISH nicht wirklich an die weibliche Kopfstimme gewöhnen können. Man muss aber sagen, dass sich die Gesangsduelle von Kristin und Marco durchaus hören lassen können. Kristin gibt auf der Bühne Gas, flirtet mit der Band und sorgt in den ersten Reihen für einige große Augen. TEMPERANCE präsentieren sich als souveräne und super eingespielte Einheit.
Eigentlich sollten nun MAJESTY folgen, die aber nach ihrer Spontanauflösung durch WIZARD ersetzt wurden. Diese meistern ihre True Metal Party routiniert und sparen auch nicht mit Humor, wenn sie die Anekdote erzählen, dass SABATON einst im Vorprogramm von WIZARD spielten. "Aber dann haben die sich mehr auf die Musik konzentriert und wir mehr auf die Party.". Leider öffnet Petrus jetzt doch mal für 30 Minuten die Himmelsschleusen, was die Reihen vor der Bühne lichtet. Aber die Band zockt ihr Set professionell runter und belohnt die Zuschauer am Ende mit einer Menge Glitter und Konfetti, was durch die Luft geschossen wird.
MEMORIAM waren schon den ganzen Tag am Merch ansprechbar und wirken wie die Stammbesucher des Pubs nebenan. Tiefenentpannt und dem ein oder anderen Bierchen sicher nicht abgeneigt verbringen sie mit den Besuchern des Stands. Auf der Bühne hingegen entfesseln sie den Panzer und zocken ein brutal lautes und tightes Set runter, was ihre Audio-Präsenz auf CD um Lichtjahre toppt. Lustig wird es, als sich Karl in der Setlist vertut und 'As Bridges Burn' anstimmen möchte, während der Drummer besser aufgepasst hat. Die Band nimmt es mit Humor und jammt sich durch ein Kauderwelsch, bevor dann später 'As Bridges Burn' nochmal korrekt runtergezockt wird. Leider ist der Zeitplan dadurch durcheinander und der Band wird zwei Songs vor Schluss der Strom abgedreht. Was die Briten erst einmal mit einem Sitzstreik ("We refuse to leave the stage!") quittieren. Den Titel "Headliner der Herzen" haben sie sich bei einem großen Teil des Publikums heute verdient.
Nach dem akustischen Überfall des UK-Death Metal-Kommandos kommen DARK TRANQUILLITY mit dem professionellsten Gig des Tages auf die Bühne. Der Sound ist stark, und Christopher Amott bei 110% Spielfreude. Die Band sorgt für einen tollen Moment, als Mikael Stanne für einen Song in den Fotograben steigt, nachdem Fans eine Rollstuhlfahrerin in der ersten Reihe hochgehoben haben. Er widmet ihr den nächsten Song und singt ihn direkt vor ihr. Tolle Geste!
Als letzte Band dürfen EVERGREY das Festival headlinen. Wieder freuen sich die Fotografen über eine merkwürdige Auswahl an einfarbigem Licht, was prompt besser wird, als die Fotografen den Graben verlassen. Demnächst also eine Infrarot-Kamera einpacken, die tut's auch. Der Sound der Band klingt irgendwie verwaschen und mit sehr viel Hall versehen. Aber gerade dadurch klangen die Songs auch irgendwie entrückt und interessant.
Fazit
Ein tolles Line-up wurde für die ersten Andernacher Metal Days auf die Beine gestellt. Für die Bands auf der Bühne und den Werbeeinsatz hätte es ruhig etwas voller sein können, aber man kennt das ja von heutigen Zeiten, dass diverse Veranstaltungen immer noch ihre Anlaufschwierigkeiten haben. Davon abgesehen lief vor Ort alles wie am Schnürchen, das Early Bird Ticket war fast unverschämt günstig. Die Essensauswahl am Gelände war mit einer Bude etwas eingeschränkt, aber dafür waren die Preise absolut in Ordnung und die Qualität stimmte auch. Es bildeten sich zwar zu den Stoßzeiten Schlangen, aber wenn man etwas flexibel war, konnte man dort auch innerhalb eines Songs an sein Essen kommen. Und die Damen von der JUZ-Liveclub-Theke waren sowieso flott, freundlich und gechillt wie immer. Es hat sich gelohnt, und es war ein gelungener Auftakt!
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Billing
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IN FROM THE STORM - SAVAGE EXISTENCE - EVIL INVADERS - SANHEDRIN - ROSS THE BOSS - DESTRUCTION
MOONTOWERS - HAMMER KING - TEMPERANCE - WIZARD - MEMORIAM - DARK TRANQUILLITY - EVERGREY |
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