Interview mit Tim 'Tetzel' Schmidt von Asenblut

Ein Interview von Akhanarit vom 31.08.2016 (28768 mal gelesen)
Derzeit schlägt das neue ASENBLUT-Album "Berserker" ein, wie die berühmte Bombe. Ich schnappte mir Fitness-Fan, Gitarrist und Frontmann Tim 'Tetzel' Schmidt und wir sprachen über das neue Album, Labels, Träume und Wünsche und auch das leidige Thema Nazi-Vorwürfe haben wir nicht ausgespart. Tetzel gab sich als offener und auskunftsfreudiger Gesprächspartner und berichtete unter anderem auch, wie die ganzen Probleme ihren Anfang nahmen.

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Ein herzliches Hallo vom Bleeding4Metal und erst einmal Gratulation zu eurem neuen Album "Berserker". Da habt ihr ja einen echten Knaller abgeliefert!

Tetzel: Vielen Dank! Es gibt natürlich kaum etwas Schöneres, als die Begeisterung, die man für seine eigene Musik hat, widergespiegelt zu bekommen. Wir selber sind rundum zufrieden und freuen uns, dass die Scheibe (bei dir) so gut ankommt!

Seid ihr mit den Reaktionen auf euer drittes Album seitens Fans und Presse soweit zufrieden?

Tetzel: Bisher bewegen sich alle Rezensionen, mit der Ausnahme eines inhaltslosen Verrisses dem ganzen Genre gegenüber, auf gutem bis sehr gutem Niveau. Schlussendlich kommt es aber für uns viel mehr auf die Fans an, die Menschen, denen wir auf Konzerten begegnen und die einfach Spaß an der Musik haben. Was das angeht, sind wir bisher sehr zufrieden. Es macht uns Spaß die Platte live zu präsentieren und dies scheint bei den Metalheads auch anzukommen.

Ein Punkt, den ich in meinem Review ganz vergessen hatte zu erwähnen, ist euer neues Logo! Wie kam es denn zur Idee, das zu ändern? Mir gefiel das vorherige irgendwie besser. imgleft

Tetzel: Das Logo ist schon zur letzten Platte "Von Worten Und Taten" entstanden und wurde auf dem alternativen Digipack-Cover verwendet. Es ist etwas schlichter, erwachsener und neben der guten Lesbarkeit auch grafisch schlussendlich einfach zu platzieren. Das alte Logo hat natürlich die Verbundenheit zu heidnischeren Inhalten deutlicher ausgedrückt. Allerdings sind wir mittlerweile auch ein Stück weiter und wollen uns nicht darauf reduzieren. Klasse wenn dir das alte Logo gut gefallen hat, es ist ja auch Teil unserer Geschichte. An das neue wird man sich aber sicher auch gewöhnen.

Für "Berserker" habt ihr mit Sebastian 'Seb' Levermann (ORDEN OGAN) zusammengearbeitet. Kennt ihr euch schon länger, oder kam der Kontakt eher spontan zustande?

Tetzel: Vor ca. einem Jahr entstand der Kontakt. Claus Cleinkrieg (zweiter Gitarrist - Anm. d. Verfassers), hat sich sehr konkret Gedanken gemacht, wo man die Platte aufnehmen sollte um den hohen Anspruch, den wir an die Produktion hatten, auch erfüllen zu können. Seeb hat uns dann im Proberaum besucht und da ihm die Musik gefallen hat, zugestimmt mit uns die Platte aufzunehmen. Über die letzten Monate ist dabei durchaus ein sehr freundschaftlicher Kontakt entstanden.

Wie sind denn die Aufnahmen verlaufen und wo siehst du die Unterschiede zu den Recordingsessions der Vorgänger?

Tetzel: Vor allem waren sie stressfreier. Durch einen externen Recording- und Mixingartist hatten wir einfach die Chance, uns voll auf die Musik zu konzentrieren. Bei den beiden letzten Platten haben wir selber und vor allem Claus unglaublich viel Arbeit selbst stemmen müssen. Dies lag teilweise am Geld, andererseits auch einfach an den internen Umständen. Dieses Mal war einfach jemand da, der von außen auf das Ganze schauen konnte und natürlich auch mit Erfahrung und Ratschlag bei der Sache war.

Bei eurem letzten Album "Von Worten Und Taten" wart ihr noch bei MDD Records, seid jetzt aber zu AFM gewechselt. Seid ihr zufrieden mit ihrer Arbeit und was war der Grund für den Wechsel?

Tetzel: Wir sind mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden. Auch mit MDD waren wir zufrieden und haben uns in aller Freundschaft getrennt. Der Deal mit AFM hat uns einfach die Chance gegeben mehr Leute mit unserer Musik zu erreichen und ebenso die oben schon erwähnten besseren Produktionsbedingungen. Diese Möglichkeit wollten wir natürlich nutzen und auch der Chef von MDD hat uns dabei voll unterstützt.

Wenn ich "Berserker" mit euren älteren Veröffentlichungen vergleiche stelle ich fest, dass der mythologische Aspekt etwas zurückgefahren wurde. Stattdessen wildert ihr bei Literatur, Games, dem Leben an sich ... Habt ihr bei der nordischen Mythologie nicht mehr genug Inspiration gefunden, oder wolltet ihr thematisch bewusst euren Horizont erweitern? imgright

Tetzel: Inspiration kann man sicherlich finden. Allerdings ist Horizont erweitern genau das richtige Stichwort. Das Album hat kein Konzept, aber aus dem heutigen Abstand kann man sagen, es geht um Selbstbehauptung auf allerlei Ebenen. Mal real, mal fiktional und zwischenzeitlich auch recht subtil. Ich glaube, wir werden der Musik, die wir machen, und dem breiten Fundament mit der breitgefächerten Themenwahl doch sehr gerecht. Zumal es auch in den vergangen Alben immer vielerlei Einflüsse für die Inhalte gab.

Zu eurem Opener 'Berserkerzorn' gibt es auch ein Video. Erzähl doch mal was über die Aufnahmen. Mich hat das stark an AMON AMARTHs 'First Kill' erinnert. Nur dass die holde Maid bei euch direkt stirbt, hahaha.

Tetzel: Wir haben mit einer Berliner Produktionsfirma zusammen gearbeitet. Es war eine ganz neue Erfahrung. Für uns war das Wichtigste ein Video zu machen, welches einerseits authentisch, andererseits auf gar keinen Fall "peinlich" rüberkommt. Sowohl die Story als auch die Bandszenen sollten mit der Musik eine Einheit bilden. Wir selber sind mit dem Resultat sehr zufrieden! Allerdings war die Zusammenarbeit mit kompletten Laien doch eine Herausforderung. Liebe Grüße an Ivo R. :)

Wie bist du damals zum Metal generell gekommen? Was oder wer hat dich angefixt?

Tetzel: Mein bester Freund hat, als wir ca. 16 waren, angefangen mit Bands wie MY DYING BRIDE, ICED EARTH, BLIND GUARDIAN und auch NIGHTWISH. Schließlich hat mich das angesteckt und zu immer härteren Gefilden gebracht. Wobei mir vor allem deutschsprachiger Metal besonders gefallen hat. Daher auch die Nähe zum Pagan Metal und den Inhalten dieser Musik.

Auf eurer Homepage habt ihr verlauten lassen, dass Ragnarök (das Ende der Welt) unmittelbar bevor steht und ihr genau wisst, wie das zu verstehen ist. Spielt ihr damit auf die globalen politischen Spannungen, bzw. den 3. Weltkrieg an? So würde ich das zumindest deuten.

Tetzel: Wir spielen damit auf keine politischen Ereignisse oder dergleichen an. Wir sprechen davon, dass die alte Welt brennen wird - bis eben aus der Asche etwas Neues entsteht ... In diesem Fall unser neues Album, welches auf den Metalschlachtfeldern Schutt und Asche hinterlassen soll ... oder zumindest verstauchte Nacken.

Euer Track 'Offenbarung 23' lässt vermuten, dass ihr/du generell Verschwörungstheorien nicht ganz abgeneigt seid/bist. Was ist deine favorisierte Verschwörungstheorie?

Tetzel: Der Song bezieht sich auf die Hörspielserie mit gleichem Namen. Ich glaube nicht, dass ich sowas wie eine Lieblingsverschwörungstheorie habe. In dem Song geht es ja darum, nicht den Bezug zur Realität zu verlieren. Viele Verschwörungstheorien sind sehr verführerisch durch ihre scheinbare Logik und Einfachheit. Viele Dinge auf der Welt sind leider nicht so einfach. Korrelation ist keine Dependanz. Dies ist vor allem in unserer heutigen, stark vernetzten Welt manchmal nicht einfach zu erkennen. Schlussendlich ist es ein weites, spannendes, aber auch unterhaltsames Feld. (Hört euch die Serie an!)

Wenn du einen einzigen Wunsch frei hättest, ganz egal, was und in welchem Bereich das sein würde ... Was würdest du dir wünschen?

Tetzel: Unendlich viele weitere Wünsche!

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Live wird euer Weg nun allem Anschein nach mit EQUILIBRIUM beschritten werden. Während ihr eher Death Metal-lastig alles zerlegt, können die dann mit epischen Melodien die Wogen glätten. Ein interessantes Package! Freust du dich schon darauf?

Tetzel: Davon weiß ich nichts. Wir haben lediglich ein Bild geposted und gefragt wie die Fans das finden würden ... Wir würden es jedenfalls großartig finden. Leider sind wir kein Teil der aktuellen EQUILIBRIUM-Tour.

Oh, dann habe ich das falsch gedeutet. Mit welchen Bands würdet ihr denn in Zukunft gerne mal auf Tour gehen? Irgendwelche ungelebten Träume?

Tetzel: IRON MAIDEN? *Lacht* Da gibt es schon einige ... und um alle Erwartungen zu erfüllen: AMON AMARTH!

Du hast es sicher schon kommen sehen, doch ich muss euch da einfach noch einmal eine Gelegenheit zu einem Statement geben (wir haben ja bereits drüber gesprochen). Es geht natürlich um die Vorwürfe, ASENBLUT seien eine NAZI-Band und das Netz scheint voll von Leuten, die gerne in diese Kerbe hauen, obwohl ihr immer wieder betont habt, dass ihr der Musik näher als der Politik steht. Jetzt hast du nochmals die Gelegenheit, mit all dem Mist der Vergangenheit aufzuräumen und die Vorwürfe zurückzuweisen.

Tetzel: Na ja, das Thema kam zum Glück kaum noch auf, aber klar, noch mal Stellung beziehen, wenn es denn gefragt ist, ist nicht verkehrt. Jeder stolpert halt früher oder später drüber, auch wenn es selbst beim ersten Blick schon haltloser Blödsinn ist.

Einige der Kritiker warfen ASENBLUT ja auch vor, mit der Band IVENBERG befreundet zu sein. Wie ist das denn mit den Vorwürfen gegen IVENBERG? Ich habe die "Leben Heißt Sterben" (zweites Studioalbum aus dem Jahre 2008, Anm. d. Verf.) irgendwann mal von 'nem Kumpel bekommen und fand die auch nicht so übel. Ich kenne, abgesehen von dieser Scheibe, aber sonst gar nichts von denen. Werden die auch zu Unrecht vorverurteilt? Weißt du da was?

Tetzel: Die Vorwürfe sind genauso Blödsinn. Unser damaliges "Label" ist an dieser ganzen Situation Schuld. Da waren IVENBERG ja auch. Und wir waren die ersten beiden Bands auf dem Roster, da gab es nur 'ne Homepage.

Du meinst Asatru Klangwerke, nehme ich an?

Tetzel: Genau! Später haben die auch Rechtsrock und so Sachen in ihrem Shop verkauft. Deswegen haben wir die Scheiße ja am Hacken. Am Tag nach dem "Aufbruch"-Release (Debüt-Album von ASENBLUT, Anm. d. Verf.) haben wir uns von denen getrennt. Aber das Album kam halt darüber.

Oh, also sehr direkt 'nen Cut gezogen, Respekt!

Tetzel: Ja, nur das hat ja quasi keiner mitbekommen. Es war echt einfach nur Pech.

Steht ja auch nirgendwo dabei.

Tetzel: Genau.

Das Problem mit dem Label erinnert mich an Osmose Productions, die hatten auch irgendwann so 'nen zweifelhaften Kram mit drin und damit den Ruf diverser Bands enorm geschädigt. Jede Band, die bei denen gelistet war wurde automatisch verdächtigt, dieser "Ideologie" anzugehören oder sie zumindest zu tolerieren. Magst du mal neuen Fans klarmachen, was sie von ASENBLUT erwarten können. Hau doch mal das ultimative Asenstament raus, während ich mich schon mal für das Interview mit dir bedanke und dir nun das Schlachtfeld überlasse!

Tetzel: Ganz einfach: Wir haben mit rechtem Pack nichts am Hut! Unsere Band stand und steht schon immer für weltoffene, leidenschaftliche Musik! Mal abgesehen davon, dass wir selber Mitglieder aus verschiedensten Nationen haben und hatten. (Unser Drummer Balrogh ist Ungar, Gitarrist Yuri ist Brasilianer, unser ehemaliger Bassist Matschek ist Pole und unser ehemaliger Gitarrist Manu stammt aus Kuba). Metal verbindet die Menschen, egal von welche Kultur, Hautfarbe, Religion oder Region! Vielen Dank für das Interview und viel Spaß mit der neuen Scheibe! \m/ Tetzel

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