Robse - Harlekin und Krieger | |
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Review von Zephir vom 17.08.2024 (15677 mal gelesen) | |
Robert "Robse" Dahn dürfte eher wenigen als ehemaliger Sänger der längst aufgelösten Pagan-Formation VRANKENVORDE bekannt sein. Die meisten werden ihn als langjährigen Sänger von EQUILIBRIUM kennen, deren ursprünglichen Frontmann Helge Stang er 2010 beerbte und dann 12 Jahre und vier Vollalben lang am Start war. Unter welchen Umständen sich alsdann die Trennung vollzog, ist mir gar nicht genau bekannt, denn persönlich hatte ich EQUILIBRIUM schon seit Jahren aus den Augen verloren, wehmütig den guten, alten, den urpaganen Zeiten nachhängend. Doch um EQUILIBRIUM soll es im Folgenden auch gar nicht gehen, sondern um die neue Formation, die Robse nunmehr zum Leben erweckt und der er ganz und gar unbescheiden seinen eigenen Namen verpasst hat. ROBSE ist nämlich kein Soloprojekt, sondern eine voll besetzte Band. Und ganz ehrlich: Wieso auch Bescheidenheit an den Tag legen?! Robse ist als Vocalist längst ein gestandener Mann, und bei Nennung seines Namens werden neben mir noch zahlreiche andere Bewunderer seiner Stimme hellhörig. Mit an Bord bei ROBSE sind nun die Gitarristen Dennis "Blaze" Baron und Oliver Hey (FINAL DEPRAVITY), Bassist Marco Paulzen (ONCE), Keyboarderin Alina Lesnik (ebenfalls auch bei ONCE aktiv) sowie Drummer Marius Berendsen (MALLEVS MALEFICARVM). Mit diesem Line-up haben ROBSE (und der Plural klingt schon seltsam!) nun ihr Debüt auf den Markt gebracht, das den Titel "Harlekin Und Krieger" trägt. Der Titel lässt sich ebenso schwer einordnen wie das offenbar fantasyinspirierte Coverart und das überaus episch sprechende Bandlogo. Aber die musikalische Formel ist dann doch leicht zu erraten: ROBSE spielen episch-melodischen Death, der Anleihen von paganen Folk-Formationen trägt. Dabei nutzen sie ein ganz ähnliches Strickmuster, wie es auf früheren EQUILIBRIUM-Platten funktionierte. 'Sonata Arlecchino' ist ein episches Intro, in dem wir übrigens - hier bereits eine kleine Überraschung zu Anfang - Alinas Stimme vernehmen können. Der eigentliche Opener ist dann sofort der Titeltrack 'Harlekin Und Krieger', der brachial in die Vollen geht: Rasende Drums, Schwertkampf-Gefecht-Riffs in den Strophen und dann ein melodischer, mitgrölbarer Refrain, alles mitgetragen von der gewaltigen Stimme des Frontmanns. Was sich an dieser Stelle bereits zeigt: Es wäre zu schade gewesen, Robse Dahn nach dem Ausstieg bei EQUILIBRIUM nicht wieder zu hören zu bekommen. Der Mann ist einfach der geborene Fronter. Was sich aber auch zeigt: Das Format, das mehrere Jahre gut funktionierte, hat sich zumindest in meinen Ohren überlebt. 'Hey Sturm', ein Track, der neben zwei anderen bereits vorab als Single ausgekoppelt wurde, ist der erste Durchhänger. Der Song kommt mit seinem melancholischen, etwas schleppenden Lead nicht so richtig aus dem Quark. Und obwohl ich direkte Vergleiche mit alten EQUILIBIRUM-Nummern eigentlich unbedingt vermeiden möchte, weckt 'Aus Dem Gleichgewicht' so starke Erinnerungen an 'Der Sturm' (2005), dass der neue Track daneben in meinem Empfinden nur verlieren kann. Auch 'Von Der Schenke Zur Taverne', der obligatorische Party-Track, in dem wir wieder Alinas schöne klare Stimme hören, mag bei mir nicht so recht zünden. Das modernere 'Amenthes' steht in deutlichem Kontrast dazu: Hier gibt es sperrige Riffs mit vielen Verminderten, synkopische Bewegung im Rhythmus und am Ende neben den typischen dunklen Growls sogar fiese Screams. Das ist definitiv ein Song, der wenig nach Folk und viel nach zeitgenössischerem Death klingt, was der neuen Band gut zu Gesicht steht. Die absoluten Überraschungsnummern kommen erst an späterer Stelle des Albums. 'Kleine Weiße Friedenstaube' ist eine Version des 1949 von der Pädagogin Erika Schirmer geschriebenen DDR-Kinderlieds; der Track wird, in ungeschönt brachialen Death verpackt und ins Jahr 2024 befördert, seine Message sicherlich rüberbringen. 'Lied Der Nacht' ist dann eine Ballade mit femininem Klargesang und Akustikgitarre, die abermals aus dem Gesamtkontext des Albums heraussticht, was mir allerdings auch entsprechende Schwierigkeiten bereitet, mich hineinzufinden. Auch in 'Nostalgia' hören wir Robse und Alina im Duett; hier bewegen wir uns wieder im Bereich des Melodeath. Und in diesem Sinne beschließen auch 'Flamme Der Revolution' und 'Viva La Caida' das Album: Deathig, dabei hymnisch und episch mit einem gewissen Soundtrack-Flair und durchaus auch mit einem gewissen Hang zum dramatischen Untergangsszenario, was bei der alteingesessenen Hörerschaft wieder Erinnerungen wecken wird. Eine Dreiviertelstunde mit den neuen ROBSE, und es ist an der Zeit, ein Fazit zu ziehen. Dieses fällt mir schwer. "Harlekin Und Krieger" ist gut gemacht; sowohl die Instrumentalisten als auch Alinas Vocals überzeugen, Robses Stimmgewalt selbstredend, da habe ich nichts anderes erwartet. Auch das Songwriting ist solide, wenngleich es ein paar zähere Momente gibt, was aber bei einem Album mit 11 Tracks absolut verzeihlich ist. "Harlekin Und Krieger" ist sauber, aber nicht überpoliert produziert und bietet einiges, was live der absolute Kracher sein muss - auf einigen vergangenen Festivals konnten ROBSE das bereits unter Beweis stellen. Dennoch springt der Funke nicht so wirklich zu mir über. Mag sein, dass ich ein zu altes Semester bin und meine Erwartungshaltung unpassend; vielleicht schwanke ich zu sehr zwischen den konträren Bedüfnissen, mal von etwas gänzlich Neuem überrumpelt, aber bitte auch in die nostalgisch verklärten alten Zeiten zurückversetzt zu werden. Das Debüt von ROBSE holt mich an dieser zugegebenermaßen komplizierten Stelle nicht ab, obwohl "Harlekin Und Krieger" das Potenzial durchaus liefert. Vielleicht muss ich auch einfach das zweite Release von ROBSE abwarten. Bis dahin bleibe ich auf jeden Fall neugierig auf das, was Robse mit ROBSE weiter auf die Beine stellt. Gesamtwertung: 6.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Sonata Arlecchino 02. Harlekin Und Krieger 03. Hey Sturm 04. Amenthes 05. Aus Dem Gleichgewicht 06. Von Der Schenke Zur Taverne 07. Kleine Weiße Friedenstaube 08. Lied Der Nacht 09. Nostalgia 10. Flamme Der Revolution 11. Viva La Caida | Band Website: Medium: CD+digital Spieldauer: 44:52 Minuten VÖ: 16.08.2024 |
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