Interview mit Ghnu, Seeb von Orden Ogan

Ein Interview von Lestat vom 06.03.2010 (31457 mal gelesen)
Nach der Veröffentlichung von "Easton Hope" stellten sich Ghnu und Seeb, beide offensichtlich gut gelaunt, einigen Fragen zum Album, ihrem bisherigen Werdegang und ob sie schon Tourpläne haben.

Hi! Wie gehts? Was macht ihr zur Zeit?

Ghnu: Hi! Ich kann nicht besser klagen, danke der Nachfrage. Zurzeit beantworte ich ein Interview haha… Ok, der ist alt.

Seeb: Oh mann… [schüttelt den Kopf] haha…

Ghnu: Nein, im Ernst. Zur Zeit proben wir sehr viel um uns auf die anstehenden Gigs, vor allem natürlich auf unseren Gig auf dem Wacken im August, vorzubereiten. Ansonsten drücke ich privat momentan wieder die Schulbank um meine grauen Zellen mal wieder etwas zu fordern.

Seeb: So ähnlich siehts bei mir auch aus, Proben, Interviews und Uni…

Ihr habt mit "Easton Hope" ein neues Album heraus gebracht. Wie waren die Reaktionen?

Ghnu: Die Reaktionen waren bisher größtenteils überschwänglich positiv. Wir haben fast durchweg grandiose Rezensionen erhalten und wir haben es z.B. im Metal Hammer auf den vierten Platz im Soundcheck geschafft und auch im Rock Hard hat es für eine Platzierung unter den ersten zehn gereicht, um nur mal zwei zu nennen. Auch von den Fans, was ja noch viel wichtiger ist, haben wir durch die Bank nur positive Rückmeldungen bekommen.

Seeb: …was sich nicht zuletzt in den guten Verkaufszahlen niederschlägt.

Wart ihr mit allem zufrieden? Wie waren eure Erwartungen?

Ghnu: Na ja, wir wollten unserer letzten Platte "Vale" natürlich eine mindestens ebenbürtiges Album folgen lassen. "Vale" ist sehr gut angenommen worden und wir sind durch die durchweg positive Resonanz für die Mühen belohnt worden. "Easton Hope" sollte hier natürlich anknüpfen und ich glaube dass wir das ganz gut hinbekommen haben. Mit dem bisherigen Verlauf können wir also, glaube ich, ganz zufrieden sein, und das sind wir auch.

Seeb: Vor allem waren und sind wir noch gespannt darauf, wie ORDEN OGAN im Ausland angenommen wird. Der USA- und Japanrelease stehen noch bevor, und auch aus Europa habe ich bisher noch nicht so viel mitbekommen. AFM strecken die Promo für dieses Album sehr, was sehr positiv für uns ist.

Wie lief der Songwritingprozess?

Seeb: Songwriting ist bei uns ein kontinuierlicher Prozess. Ich bin quasi ständig dabei neue Ideen zusammenzubasteln und mich v.a. mit Nils auszutauschen. Die meisten der Songs waren vor der Studiophase schon komplett fertig. The Black Heart z.B. haben wir aber just in dem Moment beendet als wir die Drums dafür aufnahmen. Danach gabs ja auch keine Möglichkeit mehr was zu ändern, haha. Aber alles in allem sind wir sehr zufrieden. Die Songs sind durch die Bank sehr sehr stark geworden. Das ist mit weitem Abstand das beste Material das wir bisher produziert haben.

Ihr hatte bei euren beiden letzten Releases zwei Labels - wieso das und wird AFM was längeres werden?

Ghnu: "Vale" haben wir über Yonah Records veröffentlicht. Dirk von Yonah hat sehr gute Arbeit geleistet, sich für uns den Allerwertesten aufgerissen und eine Menge für uns erreicht.

Seeb: Ja, "Vale" war vor allem Verkaufstechnisch eine kleine Sensation.

Ghnu: Da Yonah aber nur ein kleines Label ohne große finanzielle Rücklagen ist waren wir mit allem, was wir in Eigenregie und mit Yonah zusammen erreichen konnten am Limit.

Seeb: Mit AFM haben wir ein Label gefunden das zu 100% hinter uns steht und viel Zeit, Geld und Manpower in die Band investiert. Vor allem ein Release in USA und Japan hätten wir respektive Yonah nicht mehr bewerkstelligen können, ohne das wir alle unsere Jobs / Studium aufgegeben hätten, haha.

Ghnu: Was uns angeht sind wir mit AFM sehr zufrieden und hoffen auf eine längere Zusammenarbeit.

Seeb: Was AFM angeht – die sind wohl auch sehr zufrieden, haha.

Ihr habt euren Stil ja ziemlich gedreht. Ich hab vor 2004 mal bei euch reingehört, da habt ihr ganz anders geklungen. Was gab den Ausschlag für den Wandel?

Ghnu: Ich finde gar nicht mal, das wir unseren Stil so sehr verändert haben, wir sind immer noch ORDEN OGAN und sind lediglich erwachsener geworden. Wir haben vielleicht den Folkanteil etwas zurückgeschraubt und unsere Musik ist etwas schneller und härter geworden und natürlich beherrschen wir unsere Instrumente mittlerweile besser als 2004, was uns natürlich viel mehr Möglichkeiten beim Songwriting gibt und sicherlich ein Grund für den "Wandel" ist.

Seeb: Dem stimme ich zu.

Und lief die Umstrukturierung der Band ohne Querelen ab? Oder sind auch Tränen geflossen?

Ghnu: Bis auf einige Besetzungswechsel in den letzten Jahren gab es eigentlich keine großen Veränderungen, auch nicht im Bezug auf das Songwriting. Was das Songwriting angeht sind wir uns eh fast immer einig bzw. demokratisch genug um uns ohne Streitigkeiten einig zu werden. Schwieriger ist das, wenn es um Besetzungswechsel innerhalb der Band geht, wenn ein/e langjährige/r Wegbegleiter/in und Freund/in die Band verlässt ist das natürlich schon hart.

Seeb: Demokratisch? Wer ist denn hier demokratisch? Also ich nicht!?

Ghnu: Stimmt… Der Diktator, haha.

Denkt ihr, ihr seid mit dem Wandel fertig, oder wird es vielleicht in Zukunft noch die eine oder andere große Überraschung geben?

Ghnu: Das kann ich nicht sagen, das hängt ganz davon ab was die Zukunft uns bringt bzw. wie sich unser Musikgeschmack ändert. Da der persönliche Musikgeschmack natürlich einen großen Einfluss auf das Endresultat hat. Lassen wir uns überraschen.

Seeb: Vor allem harmonisch und vom Songwriting her ist "Easton Hope" eigentlich sehr nah an "Testimonium a.d." (2004). Dort ist lediglich die Instrumentierung mit den ganzen Akustikgitarren und dem Gefiedel daran schuld, dass die Platte etwas weichgespült klang. Mit "Easton Hope" haben wir in jedem Fall aber unseren Sound gefunden. Das ist das, was du in Zukunft mindestens von ORDEN OGAN erwarten kannst…

Ihr seid ja schon mit "Vale" zumindest bei den Kritikern recht gut angekommen - Hat euch das stark beeinflusst?

Seeb: Nein, eigentlich, nein, oder Ghnu?

Ghnu: Nein, ich glaube nicht. Unser Anspruch an ORDEN OGAN-Songs und damit auch an Veröffentlichungen ist immer sehr hoch, die guten Kritiken freuten uns natürlich, und wir wollten mit "Easton Hope" wie gesagt nach Möglichkeit ähnlich gut abschneiden.

Ihr werdet teilweise auch mit den alten BLIND GUARDIAN verglichen (Ich denke da vor allem an Götz) - zu viel der Ehre oder gerechtfertigt?

Ghnu: Für mich als großer Fan der "alten" BLIND GUARDIAN ist der Vergleich natürlich eine Ehre, ich kann aber die Vergleiche mit GUARDIAN oder auch RUNNING WILD, mit denen wir ja auch sehr gerne verglichen werden, nicht wirklich nachvollziehen. Klar haben wir vielleicht mal einen Part der nach einer der beiden Bands klingt, aber im Großen und Ganzen sind wir einfach ORDEN OGAN und klingen nach ORDEN OGAN.

Seeb: Ich denke das liegt eigentlich eher am Fehlen weiterer Schubladen. Journalisten mögen es Bands mit anderen zu vergleichen und das macht ja auch durchaus Sinn. Wenn jemand Band XY nicht kennt, kann man wenigstens einen groben Anhaltspunkt geben, wie diese in etwa klingen könnte. Ein Bild davon machen muss sich sowieso jeder selbst. Und da ist BLIND GUARDIAN vermutlich die Band, die wirklich am nächsten an uns ist. Ich finde diesen Vergleich allerdings auch etwas hinkend. Das ist irgendwie wie EBM mit Techno zu vergleichen. Ich mein, beides kommt aus der Dose, aber der Ansatz ist doch ein völlig anderer, wenn du verstehst was ich meine.

Wie sieht es mit Touren dieses Jahr aus?

Ghnu: Es gibt noch nichts Konkretes, geplant ist aber auf jeden Fall eine Europa Tour. Wir suchen momentan noch nach einem geeigneten Package, denn die musikalische Ausrichtung sollte schon passen. Evtl. stehen noch ein paar Dates in den Staaten an, aber wie gesagt: Es ist noch nichts fest.

Vielen Dank für das Interview - die letzten Worte gehören euch!

Ghnu: Vielen Dank auch an dich und natürlich auch an die Leser des Bleeding for Metal Webzines.

Seeb: Ich hoffe wir sehen uns alle auf Tour und in jedem Falle auch in Wacken – da dürft ihr eine Killershow erwarten. Und supportet weiterhin den Metal – kauft CDs und Merch! Die Existenz der Bands und der ganzen Szene hängt davon ab!

Ghnu: Amen!

Seeb: Hahaha…

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