Welches war denn dein erstes farbiges Vinyl und welches deine erste Picture Disc?
Nico: Ganz ehrlich? Ich kann es dir wirklich beim besten Willen nicht sagen. Wobei! Da ich nur eine Picture Vinyl besitze und diese von den Pforzheimer Punk-Urgesteinen THE LENNONS ist ("Die Welt Ist Schlecht"), war diese bisher meine erste und einzige.
Wie denkst du über die Qualität von farbigem Vinyl und Picture Discs?
Nico: Inzwischen hat sich ja einiges getan und das Granulat ist deutlich besser als noch in den 1990er Jahren und Anfang der 2000er Jahre. Die ersten farbigen Vinyls waren vom Sound her deutlich anders als die gleichen Alben auf schwarzem Vinyl. Diesen Unterschied kann ich heute nicht mehr wirklich hören. Eher geht es da um die Pressungen an sich, welche aufgrund des Zeitdrucks der Presswerke teils deutlich nachgelassen haben. Zu den Picture-Vinyls kann ich dir da leider keine Auskunft geben, denke aber, dass sich da der Sound schon noch mal deutlich vom normalen Vinyl unterscheidet, denn hier wird ja quasi in eine Folie gepresst und nicht direkt in das Vinyl.
Müssen Vinyls zwangsläufig 180 Gramm wiegen, um gut zu klingen, oder hältst du das auch für ein Ammenmärchen (ich selbst habe viele Vinyls aus den siebziger und achtziger Jahren, die verdammt gut klingen).
Nico: Ach, das ist so eine Diskussion, bei der man wohl nie einen gemeinsamen Nenner finden wird. Ich selber mache da auch keinen Unterschied, da ich ja nun auch nicht die High-End-Anlage hier stehen habe und man da wohl Feinheiten im Sound eher weniger raus hört. Ich kann mir schon vorstellen, dass man im Klassik-Bereich zwischen 140 und 180 Gramm mit einer High End-Anlage Unterschiede hört, bei meinen Musikvorlieben spielt das allerdings keinerlei Rolle, da es eh meist Krach ist (lacht).
Eine ganz einfache Frage zwischendurch: Nach welchem System ordnest du deine Schallplatten?
Nico: Ich habe mir irgendwann angewöhnt, die Platten nach Alphabet zu ordnen, da es so einfach aus meiner Sicht am überschaubarsten ist. Anfangs hatte ich mal nach Genre sortiert, aber das war dann recht schnell hinfällig, da 80 Prozent meiner Plattensammlung aus Punk-Musik besteht.
Was würdest du als Grund dafür ansehen, warum man heutzutage viele nagelneue Schallplatten erst einmal waschen sollte, bevor man sie auflegt?
Nico: Wie bereits kurz angesprochen, sind inzwischen sehr viele Presswerke so überflutet mit Aufträgen, dass dort nur noch auf Masse produziert wird und oft die Qualität darunter leidet. Das geht beim Granulat los, geht über die Pressgeschwindigkeit, das Schneiden, bis hin zur Qualitätskontrolle und Verpackung. Ich erlebe in letzter Zeit immer öfter, dass noch an den Platten Teile des überschüssigen Vinyls hängen, da es nicht richtig abgeschnitten wurde. Oder es kommt auch oft vor, dass die Vinyls sehr statisch aufgeladen sind, was wohl mit der Pressgeschwindigkeit zu tun hat. Ja, ich kann die Presswerke schon auch verstehen, nur ist es auch so, dass, wenn ich zum Beispiel ein clear Vinyl bestelle und dann faktisch ein weißes Vinyl erhalte, schon auch was schief geht. Sowas darf eigentlich nicht passieren.
Welche Argumente führst du bei Diskussionen dafür an, daß Vinyl besser klingt als Compact Disc? Besonders bei jenen Leuten, die es genau andersherum sehen?
Nico: Der Sound ist selbst über meinen Mittelklasse-Verstärker deutlich zu erkennen. Bei Vinyl sind die Höhen und die Tiefen viel satter und haben deutlich mehr Rumms als eine CD. Liegt ja auch daran, dass beim Vinyl ein viel breiteres Spektrum in den Höhen und Tiefen abgebildet werden kann als bei einer CD und das hört man auch ohne Musikstudium.
Was würdest du dir von den vielen kleinen und den wenigen großen Labels wünschen, damit Vinyl wieder einen noch höheren Stellenwert erlangt?
Nico: Ich muss ehrlich gestehen, dass ich es mir wünschen würde, dass der Vinyl-Boom vorbei ist und statt der tausendsten Wiederveröffentlichung der Mainstream-Alben wieder die kleinen Labels mehr Chancen haben, ihre Musik auch auf Vinyl pressen zu lassen. Es war ja lange Zeit so, dass die Indie-Genres wie Metal, Punk und Hip Hop überhaupt dafür sorgten, dass die Presswerke überlebt haben. Nun ist es so, dass genau die Genres hinten anstehen müssen und teilweise Wartezeiten von zehn Monaten und mehr haben. Ein Kunde wartet zum Beispiel schon 14 Monate auf seine Platten. Damit geht natürlich einher, dass viele Labels an der Situation die Lust verlieren und weniger liebevoll ihre Platten und Cover gestalten. Es sollte einfach wieder entspannter werden, wovon wir allerdings weit entfernt sind.
To be continued ...
© Nico Michaelis
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