Tag der offenen Tür im Horus Sound Studio Hannover
Ein Artikel von Odin vom 18.05.2008 (16014 mal gelesen)
Am 18. Mai 2008 lud das Horus Sound Studio zum zweiten Mal nach 2007 zum Tag der offenen Studio-Tür in Hannovers Osterstraße. Anlass waren die Neueröffnungen der Bereiche Horus Education (Seminare, Workshops) und Horus Living Room (Wohnzimmerstudio für spezielle Vocalaufnahmen und kreative Sessions bis zur Live- und Akustikproduktion zum Fixpreis).
Das Horus Team präsentierte nicht nur die neuen Konzepte und Angebote, sondern ließ auch ansonsten hinter die Kulissen blicken. So bot Inhaber (gemeinsam mit Frank Bornemann) und Geschäftsführer Henning Rümenapp einen kleinen Exkurs zum Thema Gitarren- und Verstärker-Technik, bei dem das geballte Hintergrundwissen über Geschichte und technische Details von Amps, Effekten und Recording nur schlaglichtartig aufblitzte. Falls jemandem der Name bekannt vorkommt - Henning gründete 1990 die GUANO APES und hält sich dieser Tage mit seiner neuen Band iO im Horus Sound Studio auf, um neues Material zu produzieren; ab 18 Uhr wurde in einer Live-Session eine B-Seite für die neue Single aufgenommen.
Engineer Arne Neurand (REVOLVERHELD, ELLI uvm.) plauderte aus dem Nähkästchen und fesselte die Besucher mit Fachsimpeleien ebenso wie mit interessanten Anekdoten zum Produktionsalltag. Das weitgehende Verschwinden und Vergessen analoger Aufnahmetechnik bedauerte Arne einerseits - "Wenn du analog aufnimmst, dann ist dieser Monitor einfach weg. Dann 'siehst' du nicht mehr Musik, denn sobald du auf den Monitor schaust, 'siehst' du Musik, du beobachtest die Wellenformen, statt einfach nur zu hören" - betonte andererseits aber, dass die vermeintlichen Nachteile digitalen Recordings wie weniger organischer Sound, "kälteres" Empfinden bei weitem nicht so relevant seien wie die Vorteile; ein ungleich größerer Dynamikumfang (ProTools: > 120 dB) und besonders die endlosen Editing-Möglichkeiten erlauben auch mit kleinem Budget bereits gutklassigen Sound. Den aktuellen EM-Song von REVOLVERHELD allerdings hatte Arne erst wenige Tage zuvor auf die analoge Bandmaschine aufgenommen: "Die haben die Instrumente komplett live eingespielt - die sind wirklich gut, die können das." Vielleicht aber auch ein Tribut an die Materialkosten, die mit der analogen Technik verbunden sind: 20 Minuten 24-Spur-Band kosten ca. 300 Euro...
Nach Künstlern gefragt, die er sich mal als Kunden im Studio wünschen würde, antwortete Arne Neurand zunächst mit großem Schmunzeln, konnte sich dann aber doch noch zu konkreten Namen durchringen: "MUSE vielleicht oder SILVERCHAIR aus Australien. Das stelle ich mir spannend vor, da die ziemlich experimentell sind, sehr kreativ." An Genres bedient Arne alles im Bereich Rock und Pop, nicht aber die harten Sachen, denn "die Musik verstehe ich nicht so gut, das macht dann Benny".
Benjamin Schäfer (u.a. EAT NO FISH, SUBWAY TO SALLY) war am Tag der offenen Tür zuständig für den Demo-Check Hard'n'Heavy und sitzt ansonsten für die Hartwurstfraktion hinter den Reglern. Seine vermutlich höchste Weihe erfuhr er bei der Produktion des 2006er Reunion-Albums von CELTIC FROST "Monotheist", als Peter Tägtgren himself ihn ans Pult holte.
Auch sonst liest sich das Team und die Gästeliste des Horus Sound Studio sehr interessant und untermauert den Anspruch als eine der ersten Adressen für Recording und Produktion in Deutschland (wenn nicht Europa). Herausragend namhaft sind Producer und Engineers wie Hermann Frank (Gitarre bei ACCEPT und VICTORY) und natürlich Inhaber und Supervisor Frank Bornemann (Mastermind der erfolgreichsten deutschen Prog-Rock-Band ELOY und bereits seit den 60ern im Geschäft), sowie auf der anderen Seite Produktionen wie die "Keeper Of The Seven Keys"-Alben von HELLOWEEN, sämtliches Material der GUANO APES, THUNDERHEAD, aber auch GAMMARAY, HIM, KREATOR, SODOM, PARADISE LOST, RUNNING WILD, SCORPIONS (deren zweitem Album Frank Bornemann zum Durchbruch verhalf) und viele mehr.
Ausbildungsbetrieb für Tontechniker/in ist das Horus Sound Studio nicht, "das würde keinen Sinn machen, dazu haben wir hier viel zu viel zu tun...", aber mindestens sechsmonatige Praktika für Ausgebildete sind möglich. Infos und Kontaktmöglichkeiten gibt es auf der Website unter www.horus.de.