Livebericht Reckless Tide (mit Cripper ) |
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Ein Livebericht von Odin aus Hannover (S.O.M.A. Music Club) - 14.10.2006 (17264 mal gelesen) |
Die Hannoveraner RECKLESS TIDE luden zur Feier der Veröffentlichung von Album Nummer zwei "Helleraser". Und wenn das schonmal direkt um die Ecke gefeiert wird, sollte man sich das natürlich nicht entgehen lassen. Der SOMA Club ist klein und eng. Es ist mir auch noch nie passiert, dass das Objektiv noch eine Stunde nach Aklimatisierung derart beschlägt, dass die Bilder wie durch einen Schleier erscheinen. Aber nachdem irgendwo auf einmal eine Luke geöffnet und ein Ventilator angeschmissen worden war, gab es dann auch eine Menge frischer Luft, so dass keine weiteren Verluste zu beklagen waren. Als Anheizer stiegen CRIPPER auf die schmalen Bretter und zimmerten ein etwas verschrammeltes Gewerk ins gutgelaunte Publikum. Sie selbst bezeichnen ihren Stil als Thrash Metal, zumindest an diesem Abend wurde durch den undifferenzierten Sound aber eher etwas todesbleiernes daraus. Auch das Organ von Frontfrau Britta spricht eine härtere Sprache. Die Versuche, clean zu singen, kamen leider nicht sehr gefällig rüber... Im erwähnten Soundgewand ließen sich leider kaum Songs geschweige denn Saiteninstrumente von einander unterscheiden, die gesammelte Schreddergewalt war allgegenwärtig. Besser in Szene gesetzt traue ich den Jungs plus Mädel aber durchaus mehr zu. An diesem Abend konnten sie mich nicht überzeugen, nochmal reinhören zu müssen. Der quasi fliegende Wechsel am Bass (ein Bandmitglied wurde symbolträchtig verabschiedet, um den Nachfolger willkommen zu heißen) zeigte keinen Effekt auf die Spielfreude, weder positiv noch negativ. Nur der optische Trueness-Faktor litt etwas, haha. Dann war es Zeit für RECKLESS TIDE. Das außergewöhnlichste Merkmal dieser Band ist wohl die Tatsache, dass zwei Herren ohne Instrument aber mit Mikro auf der Bühne sich die Zeit vertreiben. Das Songmaterial wurde brav ausbalanciert zwischen "altem" und neuem Material. Die "Klassiker aus den 80ern" regten meist noch mehr Gemüter bzw. Glieder vor der Bühne an, aber eigentlich war durchweg gute Stimmung und Bewegung angesagt. Sonderlich begeistern konnten RT mich aber auch nicht, so dass die Gedanken abschweiften und Feststellungen bezüglich der möglichen Zukunft dieser Band anstellten. Meine Einschätzung ist, dass RECKLESS TIDE mit ihrem Songwriting und gewissen weiteren Faktoren das Potential haben, kommerziell erfolgreich zu werden. Was braucht man? Songs, die nicht zu sehr anecken, nicht zu sehr beunruhigen, Laune machen und nach vorne gehen. Grundsätzlich vorhanden, läßt sich ausbauen. Auch gut ist ein weibliches Bandmitglied. Vorhanden und auch noch ansehnlich, blond, offenes Lächeln, ganz klar mit viel Freude am Werk. Ein attraktiver Fronter für die weibliche Clientel und für die Medien - vorhanden. Inklusive guter Stimme. Mit eventuell etwas technischer Nachhilfe könnte dieser auch die tieferen Shout Parts des zweiten Vokalakrobaten übernehmen, so dass die Band zum klassischen 5-piece wird und Andrew in Ruhe seine Kopfschmerzen auskurieren kann. Wie jetzt? Einen rausschmeißen? Hier ist die Grenze erreicht, die zum Kommerz führt, würde ich sagen. Aber um das Gedankenspiel durchzuziehen: Andrew raus. Ein Management her, dass mit etwas Nachdruck die Hydraulik unter der Band betreiben kann und das Songwriting notfalls durch einen entsprechenden Produzenten an der Seite der Band etwas glattbügeln läßt. Umkrempeln müsste man RECKLESS TIDE dadurch nicht, das Potential sehe ich wie gesagt. Ob das einen wünschenswerten Weg darstellt, werde ich hier nicht beurteilen. Im SOMA Club jedenfalls konnten RT ihre Fans zufriedenstellen, lösten ansonsten aber noch immer keine Begeisterungsstürme aus. Der Sound war besser oder wurde zumindest besser genutzt durch differenziertere Spielweise. Also mal sehen, wie die Recken ihren Weg weiter beschreiten werden. |
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