Lament In Winter's Night - Whereunto The Twilight Leads

Review von Froosti vom 31.12.2024 (3368 mal gelesen)
Lament In Winter's Night - Whereunto The Twilight Leads Es ist gar nicht so einfach, eine Raw Black Metal-Band zu finden, die mich bei Laune halten kann. Zumindest handelt es sich laut Promo bei LAMENT IN WINTER'S NIGHT um eine Band dieses Genres. Ich würde sie eher als Lo-Fi Black Metal kategorisieren, auch wenn das etwas kleinkariert ist. Raw ist für mich meist rohes Geschepper mit dem Fokus auf pure Zerstörung, während Lo-Fi darauf abzielt, eine bestimmte Atmosphäre durch den Sound zu erzielen und den Hörer mehr zum Eintauchen zu verleiten. Damit wisst ihr auch schon grob, wohin die Reise heute gehen wird. Da es sich bei dem Bereich um meinen liebsten Teil vom Black Metal handelt, bin ich einerseits sehr gespannt, was die Band liefern kann, und andererseits schwer zu überzeugen. Ob die Band aus Australien mich mit ihrem zweiten Album "Whereunto The Twilight Leads" überzeugen kann, erfahrt ihr hier.

Einer der wichtigsten Punkte so einer Platte ist die Produktion. Mit ihr steht und fällt ein Lo-Fi-Werk. Für mich ist das meist ein ziemlicher Tanz auf Messers Schneide. Das Album muss roh, verhallt und zum Teil auch primitiv eingespielt sein. Ich stell mir immer die Frage, ob mir das Album mit einer sauberen, druckvollen Produktion besser gefallen könnte. Die Frage lässt sich bei LAMENT IN WINTER'S NIGHT schnell mit einem deutlichen "Nein!" beantworten. Die Musik dröhnt aus den Boxen genau so, wie es sein muss. Ohne Ende werden Ecken und Kanten geboten, der Bass ist nahezu nicht vorhanden, und der Gesang ist ein verhalltes Heulen im Hintergrund. Das Schlagzeug versteckt sich dabei noch hinter dem Gesang und scheppert ordentlich aus den Lautsprechern. Ob das einem gefällt, ist absolute Geschmackssache, aber mich können sie damit vollständig abholen.

Der zweite wichtige Punkt ist für mich die Atmosphäre des Werks. Auch dabei haben LAMENT IN WINTER'S NIGHT wenig Probleme und ziehen mich schnell in die kalte Winternacht hinein. Die Gitarren sägen sich eiskalt durch die Songs und lassen das Herz jedes Oldschool-Fans höherschlagen. Nicht selten erinnert mich das an die ersten Glanztaten von DARKTHRONE. Allerdings arbeitet die Band sich nicht in stumpfer Monotonie stundenlang ab, wie es viele Bands tun, was auch in gewisser Weise seinen Charme hat, sondern variiert an den Gitarren viel und sie bauen immer wieder verschiedene Spielereien mit ein. Diese wirken zwar stellenweise etwas sehr einfach, ja fast schon stümperhaft eingespielt, aber erfüllen ihren Zweck und sorgen für Abwechslung. Im Song 'Cradle The Flames Of A Weary Life' taucht sogar überraschend ein Klavier mit auf und treibt den Song verspielt voran. Im Gesamten wirkt "Whereunto The Twilight Leads" ziemlich melodisch und verträumt, was einerseits den Zugang zum Album vereinfacht, aber andererseits etwas an der Boshaftigkeit kratzt. Wichtig für eine intensive Atmosphäre ist auch die Länge der Platte, welche hier mit 43 Minuten angenehm kurz gehalten ist. Damit kommt keine Langeweile auf und es wird auch nichts bis zum Gehen überreizt.

Mit ein paar Abzügen schaffen es LAMENT IN WINTER'S NIGHT, mich mit ihrem zweiten Album "Whereunto The Twilight Leads" zu überzeugen. Ob es auf lange Sicht oft in meinem Plattenteller landen wird, kann ich nicht genau sagen. Die Produktion stimmt und die Atmosphäre kommt auch auf, auch wenn dort noch Luft nach oben ist. Wenn die Band sich auf das Wesentliche fokussiert, ein wenig die melodischen Spielereien zurückfährt und etwas an den Instrumenten arbeitet, dann kann man hier durchaus Großes erwarten. Für einen dunklen Winterabend lohnt sich die Platte allemal. Alle, die es roh und rau mögen, sollten hier mal ein Ohr riskieren.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Raven's Journey (In The Halls Of Nostalgia)
02. The Night Beckons In Yellow And Blue
03. Dawn, Cast Your Heart
04. Blazing Galactic Kingdoms
05. Cradle The Flames Of A Weary Life
06. Whereunto The Twilight Leads
Band Website: www.lamentinwintersnight.bandcamp.com
Medium: CD, LP, Tape
Spieldauer: 43:11 Minuten
VÖ: 27.12.2024

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