Interview mit Pete Lehtinen von Mustan Kuun Lapset

Ein Interview von grid vom 06.07.2016 (13480 mal gelesen)
Das neue Lebenszeichen von MUSTAN KUUN LAPSET, die EP "Kuolemanvirta", gab den Anlass mit Bandgründer Pete Lehtinen über die mehrjährige Pause und die Geschichte der Band, den neuen Bassisten Ville Pelkonen und natürlich über die Lieder der EP zu sprechen.

Hallo und Gratulation zum Entschluss mit MUSTAN KUUN LAPSET weiterzumachen. Jetzt, da eure neue EP "Kuolemanvirta" draußen ist: Wie fühlt es sich an neue Sachen veröffentlicht zu haben?

Pete Lehtinen: Danke. Nach fast einer Dekade neues Material zu veröffentlichen, ist sehr spannend. Unser letztes Album kam 2007 heraus. Diesmal haben wir es auf die leichte Art gemacht, weil wir nur zwei neu Lieder rausließen. Die Hauptveröffentlichung, das fünfte MUSTAN KUUN LAPSET-Album, wird später erscheinen.

Was war der Grund für die Pause von MUSTAN KUUN LAPSET?

Pete Lehtinen: Mangel an Zeit und Motivation. Es gab keine Kämpfe oder Unstimmigkeiten. Als wir anfingen, unser soweit letztes Album "Viimeinen Laulu Kuolemasta" (Stay Heavy Records, 2007) zu planen, fühlte es sich als die richtige Entscheidung an. Ich glaube immer noch, dass es eine kluge Sache war es zu machen. Wir brauchten eine Pause.

Gab es einen besonderen Moment - so eine Art Auslöser -, dass ihr entschieden habt, die Band wieder zu beleben?

Pete Lehtinen: Wir hatten nie aufgehört Musik zu machen, wir hatten nur mit MUSTAN KUUN LAPSET aufgehört. Ich und MUSTAN KUUN LAPSET-Drummer Mikko Hautala hatten eine Band, die hieß SEPTEMBERWOLF (von 2009 bis 2012) und mit der wir einige Shows spielten; hauptsächlich in der Gegend um Helsinki. Aber nach MUSTAN KUUN LAPSET fiel es uns schwer, in halb vollen Klubs und Bars zu spielen. Es war frustrierend. Ich hatte auch eine Akustikband, die TALVENRANTA hieß (2008 begonnen - wenige Jahre später gestorben). Der angehende MUSTAN KUUN LAPSET-Gitarrist Heikki Piipari stieß dazu mit MUSTAN KUUN LAPSET-Session-Geiger Jukka Malinen und Sänger Antti Lautala (der auf dem MUSTAN KUUN LAPSET-Song 'Morfiinisiivet' singt). Ich wollte wirklich ein Album machen, aber es ging nie vorwärts. Keine sehr wirtschaftliche Sache für die Labels, denke ich. Vielleicht wollten wir deswegen etwas tun, was wirklich Potenzial zum Wachsen hat.

Die Veröffentlichung der neuen EP wurde mit einer Release-Party begleitet. Wie haben die Leute reagiert? Habt ihr Feedback bekommen?

Pete Lehtinen: Die Release-Party war auf dem Nummirock, eines der größten Metal-Festivals in Finnland, und wir hatten eine unglaublich tolle Zeit. Das Feedback war durchweg positiv, daher denke ich, dass uns das Publikum mochte. Das war so weit unser größter Gig und wir waren ein bisschen angespannt als wir auf die Bühne gingen, aber alles verlief reibungslos.

Wo fühlen sich MUSTAN KUUN LAPSET wohler? Auf der Bühne oder im Studio?

Pete Lehtinen: Ich glaube, wir genießen es mehr auf der Bühne zu sein, aber etwas Neues zu schaffen, ist genauso lohnend. Ich denke, es ist wie essen und trinken zu vergleichen, wenn du verstehst, was ich meine. Der Auftritt auf dem Nummirock war etwas, auf das wir lange Zeit gewartet haben, genauso wie wir jetzt darauf erpicht sind, unser nächstes Album aufzunehmen.

MUSTAN KUUN LAPSET haben einen neuen Bassisten: Ville Pelkonen, der auch zum Gesang beiträgt. Hatte er auch Einfluss auf die Songs der "Kuolemanvirta"? Wie kam er in die Band?

Pete Lehtinen: Wir haben einfach eine Anzeige ins Netz gestellt, dass wir einen neuen Bassisten suchen. Wir sind sehr glücklich, dass Ville zu uns gekommen ist. Es ist hochtalentiert, hungrig und dynamisch. Zusammen mit Bass und Gesang hat er auch die "Kuolemanvirta"-EP aufgenommen und gemastert. Ich kann sagen, dass er somit eine sehr wichtige Rolle in unserer Band spielt.

Um was geht es in den Liedern auf der "Kuolemanvirta"?

Pete Lehtinen: 'Kuolemanvirta' ist die Vorstellung eines Stroms, in dem wir uns alle befinden, von der Geburt bis zum Tod. Egal, was du tust, wie du dein Leben lebst oder andere behandelst, du befindest dich in einem Strom, der dich dort hinbewegt, wo er will. Und wenn das erledigt ist, ist es Zeit für Abschiede. 'Veritanssi' handelt von Drogen und einschneidenden Experimenten in den 90ern. Kein Thema, das für mich länger aktuell ist, aber der Song ist gut und einer unserer Favoriten. Er wurde neu aufgenommen. 'Valkoinen Satama' ist der zweite neue Song auf dieser EP. Der Text handelt vom Leben, das man mit einer wichtigen Person geteilt hat, die aber der Erzähler gehen lassen muss. Wir widmeten dieses Lied dem Andenken an Lemmy Kilmister (1945-2015). 'Kuka Palvoo Saatanaa' ist ein sehr altes Lied aus unserer Black Metal-Ära. Es macht Spaß, diesen Song zu spielen, der gänzlich von der Doppelmoral religiöser Leute handelt.

MUSTAN KUUN LAPSET ist so facettenreich. Wie würdest du eure Musik jemandem beschreiben, der noch nie einen einzigen Ton von euch gehört hat?

Pete Lehtinen: Ich persönlich gebe nichts auf die Bezeichnung Dark Metal, aber vielleicht beschreibt sie uns doch am besten. Viele scheinen uns als Black Metal-Band zu sehen, aber das ist nicht zutreffend. Ich sage nur, wir spielen Metal für unvoreingenommene Leute.

Bitte erzähle uns etwas über den Schaffensprozess bei MUSTAN KUUN LAPSET. Woher bekommst du die Inspiration für deine Musik und Texte?

Pete Lehtinen: Das ist eine schwer zu beantwortende Frage, ohne die ganzen Klischees und Stereotypen des nordischen Metal aufzuzählen, aber ich kann es trotzdem versuchen. Kummer, Natur, Atheismus, Religion, Gegenreligion, Selbstmord, Mord, S/M, das Töten und/oder Sterben eines Kindes, Verstümmelung, Zerstückelung, Koprophilie, Nekrophilie, Leben nach dem Tod, Begräbnisse, Liebe und Sehnsucht. Ich möchte nicht anmaßend sein, aber ich schreibe über meine Gefühle und die Gefühlswechsel sind manchmal ziemlich weitgehend.

Wo und wann hast du dich entschieden Musik zu machen? Bitte erzähle uns ein bisschen was über die Geschichte von MUSTAN KUUN LAPSET.

Pete Lehtinen: MUSTAN KUUN LAPSET wurde 1993 in Hollola (Finnland) von mir, Mikko, Kari Kinnunen am Bass (1993-2003) und Pete Tamminen an der Gitarre und Gesang (1993-2007) gegründet. MUSTAN KUUN LAPSET hießen ursprünglich HÄIRIÖ, aber wir benannten uns 1996 um in MUSTAN KUUN LAPSET als wir das erste Studio-Demo "…Kunnes Loppuu Xö" (limitiert auf 100 Stück) veröffentlichten. Die erste offizielle Veröffentlichung, die MCD "Prologi", kam 1998 heraus. Sie wurde im darauffolgenden Jahr mit einem anderen Layout und einem weiteren Track beim italienischen Label Nocturnal Music wiederveröffentlicht. Das tatsächliche Debüt "Suruntuoja" erblickte 2002 beim finnischen Label Northern Sound Records das Licht der Welt, ein Jahr nachdem es aufgenommen war.

Es ist schwer eure früheren Alben zu bekommen. Planst du sie wieder zu veröffentlichen? Wenn ja, welches Album hätte die besten Chancen, erneut veröffentlicht zu werden?

Pete Lehtinen: Ja, ich weiß; es macht mich wütend, weil, wenn wir versuchen den Labels zu sagen, dass sie mehr Stücke für den Verkauf pressen sollen, ist es wie gegen eine Wand zu sprechen. Es gibt auch Unklarheit darüber wer die Rechte besitzt und solche Dinge; daher glaube ich nicht, dass sich an dieser Situation bald etwas ändern wird. Aber es ist zweifellos etwas, das ich nach unserem nächsten Album wieder antreiben werde. Das passendste Album wäre "Talvenranta" von 2005. Das ist sehr schwer zu bekommen.

Was macht dieses Album so besonders?

Pete Lehtinen: Ich persönlich denke, dass es unser bestes Album ist.

Du hast 1993 mit MUSTAN KUUN LAPSET begonnen. Es liegen mehr als zwei Dekaden hinter dir. Ich weiß, es ist schwer einen einzigen Song aus eurem riesigen Bestand auszusuchen, aber ich frage trotzdem: Was denkst du, welcher Song repräsentiert MUSTAN KUUN LAPSET am besten? Und, warum?

Pete Lehtinen: Hee, lass mich überlegen. Wenn ich den wesentlichsten MUSTAN KUUN LAPSET-Song wählen muss, denke ich, 'Lucifer & Rosemary' vom "Talvenranta"-Album wäre der geeignetste. In ihm sind alle musikalischen Elemente, die wir normalerweise verwenden und was am allerbesten ist, es ist ein Liebeslied. Nun, eigentlich nicht, aber wenn man Roman Polanskis "Rosemaries Baby" kennt und in dieser Geschichte die Liebe entdecken kann, dann kann man sie auch in diesem Lied finden.

Wenn du zurückschaust zum Anfang der Band: An welche tollen/lustigen/traurigen Momente erinnerst du dich im Zusammenhang mit der Band?

Pete Lehtinen: Jedes Mal, wenn wir ein neues Album in Händen hielten, war es ein toller Augenblick. Wir sind stolz auf alles, was wir gemacht haben, vom ersten Demo bis zur neusten "Kuolemanvirta"-EP. Wenn wir jemanden gehen lassen mussten, war das immer ein trauriger Augenblick. Aber jedes Mal war es für die Band das Beste, obwohl es ebenso das Ende der Freundschaft bedeutete. No regret.

Was erwartest du für MUSTAN KUUN LAPSET in der Zukunft?

Pete Lehtinen: Jetzt erwarten wir das nächste Album. Es ist wie den nächsten Markstein zu erreichen. Und wenn wir dort sind, werden wir vielleicht weiter in die Zukunft sehen, aber jetzt ist das neue Album alles, worauf wir warten.

Und abschließend: Was können die Fans von MUSTAN KUUN LAPSET in naher Zukunft erwarten?

Pete Lehtinen: Etwas Neues und etwas Altes. Ich hoffe, ihnen gefällt jetzt die EP und sie wollen später etwas mehr.

Damit bin ich am Ende meiner Fragen. Danke für deine Zeit, dieses Interview mit mir zu machen. Die abschließenden Worte gehören dir.

Pete Lehtinen: Wie Lemmy sagte: "Death is an inevitability, isn't it? You become more aware of that when you get to my age. I don't worry about it. I'm ready for it. When I go, I want to go doing what I do best. If I died tomorrow, I couldn't complain. It's been good." Das ist es, wonach man streben sollte. Danke.

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