Livebericht Arch Enemy (mit Abigail Williams und Triosphere) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Andernach (Juz-Liveclub) - 18.12.2009 (28724 mal gelesen) |
Bei eisigen Minusgraden (unter -10°) an diesem frostigen Wochenende war die Imbissbude vor dem Andernacher JUZ der wärmste Platz vor der Halle - also kuschelte man sich in die Nebelschwaden des kondensierenden Fettdunstes und wärmte seine Finger an Wurst und Pommes, bis sich endlich die Türen öffneten. Zum Glück war es in der Halle wesentlich gemütlicher - kein Wunder, war doch der Club fast ausverkauft. Ein paar hundert Menschen wärmten die Halle dann schnell auf, und man stand eher vor dem Problem, welcher Klamotten man sich noch entledigen konnte, damit man nicht so schwitzen müsste. Das Backdrop von TRIOSPHERE kündigte schon an, wer heute den Opener machen würde. Schon im Vorfeld war ich gespannt, ob es die sympathischen Norweger noch rechtzeitig schaffen würden, ihre neue CD bis zur Tour im Gepäck zu haben. Hatten sie leider nicht, aber dem Publikum boten sie schon die eine oder andere hochwertige Hörprobe an neuen Songs. Es war nicht zu erwarten, dass viele im Publikum diesen Newcomer schon kennen würden, aber ich habe selten erlebt, dass ein Opener derart abgefeiert wurde wie TRIOSPHERE an diesem Abend. Verdient haben sie es allemal, denn schon der Opener 'Trinity' bewies, dass man es hier mit einer absoluten Ausnahmetruppe zu tun hat. Sie zocken ihre Songs extrem tight runter, und die Mischung aus Power/Speed-Metal mit absolut geilen Melodien reißt die proppevolle Halle sofort auf ihre Seite. Neue wie alte Songs werden abgefeiert, und Ida, die wie immer extrem gut bei Stimme ist, schafft es kaum, irgendwelche Ansagen zu plazieren. Zu laut und zu beharrlich stimmt das Publikum anfeuernde Chöre an, wenn ein Song vorbei ist. Die Band - davon sichtlich ergriffen - läuft durch diese Rückendeckung natürlich zur Höchstform auf. Neben den "Onwards"-Titeln, die sich mit neuen Songs fast die Waage halten, gibt es noch ein WASP-Medley zu bewundern, welches sie auf der letzten Tour (mit eben dieser Band) schon im Gepäck hatten. Nachdem der Gig mit 'Sunriser' abgeschlossen wurde, gab es leider keine Option auf eine Zugabe. Schade, und ehrlich gesagt fragte ich mich, ob TRIOSPHERE an diesem Abend noch getoppt werden könnten. Die Band selbst bewachte anschließend ihren Merch-Stand, aber leider waren (wie damals mit WASP) die Textilpreise für einen Newcomer absolut überteuert. Ob die Band jetzt selbst so danebenlag, oder ob die Preise vertraglich für die Tour festgelegt wurden, weiß ich nicht, aber dieses Verhalten ist absolut kontraproduktiv. Sie hätten gemessen an der Begeisterung locker ein oder zwei Dutzend Shirts mehr absetzen können. Nach dem Power-Auftritt der Norweger waren wir natürlich gespannt, was mit ABIGAIL WILLIAMS auf uns zukommen würde. Sie selbst beschreiben ihren Stil als Black Metal "epic as fuck". Ok - das klingt ja schon mal nicht schlecht. Also dunkel gestylte Gestalten mit keyboardlastigem Material... Als dann die vier amerikanischen Herren aber die Bühne betraten, war man doch etwas erstaunt: Black Metaller, die garnicht so aussehen, als gehören sie dieser Schublade an. Keine Schwarzkittel, keine Nieten, kein Corpsepaint?? Aber egal, darauf kommt es ja nicht an. Und so ging es nach einem kurzen epischen Keyboard-Intro dann auch mit ordentlichem Geballer los. Als hätte das Publikum nur darauf gewartet, entstand in den vorderen Reihen wie auf Kommando ein Moshpit. Auch während des gesamten Auftrittes gingen viele Leute gut mit, selbst wenn die Band den meisten bis dato unbekannt gewesen sein dürfte. ABIGAIL WILLIAMS stammen zwar aus den USA, verbreiteten aber doch in gewisser Weise eine Atmosphäre und Kälte, die denen ihrer skandinavischen Black Metal Kollegen in nichts nachsteht. Dieses "fiese" wurde durch die kalte blau-weiße Lightshow noch verstärkt. Das Material war meist rasend-brachial, wie z.B. bei den Stücken 'Into The Ashes' oder 'Floods', wobei das Schlagzeug mit seinen Blastbeats fast jeden Song dominierte. Leider hatten die Musiker mit einigen Soundproblemen zu kämpfen, weil sie das öfter auftretende Krachen der Frontmonitore lauter hörten als sich selbst. Außerdem kam es immer wieder zu Rückkopplungen. Allerdings nahm es der Vierer relativ gelassen hin und zog routiniert seine Show durch. Trotz all der brachialen Raserei wirkten manche Songs doch irgendwie hypnotisch. Dazu trug natürlich auch das so gut wie nicht vorhandene Stageacting des sehr in sich gekehrten und völlig in der Musik versunkenen Fronters und eigentlichen Bandkopfes Ken Sorceron bei. Gerade der letzte Song 'Watchtower' kam besonders intensiv rüber. Insgesamt legten ABIGAIL WILLIAMS einen ordentlichen und - trotz des relativ neuen Lineups - professionellen Auftritt hin. Ich persönlich hätte ich mir zwar ein wenig mehr Bewegung auf der Bühne und mehr "Kommunikation" zwischen Band und Publikum gewünscht, aber den Leuten schien es trotzdem gefallen zu haben. ARCH ENEMY hatten sich für diese Headliner-Tour mal so richtig was vorgenommen. Eine proppevolle Setlist sollte zum Weihnachtsfest die Vollbedienung für Fans ergeben. Nach einem längeren Intro ging's dann endlich los, und die kleine Angela wusste von der ersten Minute an, wie man selbst auf der verhältnismäßig kleinen Clubbühne souverän die Sau rauslassen kann. Wer sie auf der Bühne erlebt, weiß um ihren Anteil am ARCH ENEMY Erfolg, denn sie gibt durchweg Vollgas. Selbst wenn sie stimmlich natürlich auf einer solchen Tour Abstriche machen muss (die Technik "half" bei ihren Vokills meiner Meinung nach hörbar nach) ist es doch erstaunlich, welche Energie sie über eine Stunde lang entfesseln kann. Mit 'The Immortal' spielte sich die Band warm, und schon folgte die erste Hymne 'Revolution Begins'. Gelegentliche Pausen und Soli entzerrten den Gig ein wenig und ließen den Musikern Zeit zu verschnaufen. Bemerkenswert war hier das Publikum, welches es der Band gleich tat und während des ganzen Gigs einen stattlichen Moshpit abfeierte (danke für's verschüttete Bier übrigens....). Kuriosum am Rande: habt ihr schon mal 'nen Moshpit während des Drumsolos gesehen? Nee? Ich schon.... Zwischendurch formten sich mehr schlecht als recht sogar ein paar kleine spontane Walls Of Death. Anlässlich der aktuellen Re-Recordings wurde auch erstaunlich viel altes Material dargeboten, als die Band noch wesentlich heftiger klang. Neben dem schon erwähnten Opener gab es später noch 'Demonic Science' oder 'Bury Me An Angel' für alle "gläubigen Satanisten" (O-Ton Angela). Ich hatte ernsthaft Bedenken, ob TRIOSPHERE an diesem Abend getoppt werden könnten, aber ARCH ENEMY waren in einer Verfassung, wie ich sie live ehrlich gesagt noch nie erlebt habe. Eigentlich ein perfekter Gig ohne Tiefen. Natürlich musste noch der obligatorische Zugabenblock den Abend abschließen, und nach dem Über-Song 'Fields Of Desolation' war dann wirklich Feierabend. Ab zurück in die unwirkliche Kälte, wo ein Dauerschneefall mittlerweile alles eingeschneit hatte - aber nach mehreren Stunden Metal-Sauna war das nicht mehr wirklich schlimm. |
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