Interview mit Dave Padden von Annihilator

Ein Interview von Elvis vom 26.11.2010 (21941 mal gelesen)
Wer hätte gedacht, dass man mit einem ANNIHILATOR-Sänger ein Interview führen könnte und dabei wirklich das Gefühl haben könnte, mit einem integralen Teil der Band zu sprechen? Dave Padden hat es definitiv geschafft, zum zweiten wichtigen Baustein bei ANNIHILATOR neben Mastermind Jeff Waters zu werden und stand uns im Rahmen der "Total Annhilation" Europa-Tour 2010 für eine kleine Interview-Session zum Tour-Alltag Rede und Antwort. Viel Spass!!

Schön, Dich wiederzutreffen, Dave! Nach unserem ziemlich langen Interview in Dortmund, wo wir noch über diese Tour hier sprachen, sitzen wir nun wirklich heute hier im Tourbus. Das ist eine lange Europa-Tour und es ist gut, Euch wieder als Headliner zu sehen.

Dave Padden: Nun, es ist auf alle Fälle meine erste Tour mit ANNIHILATOR als Headliner. Ich glaube, es gab generell schon lange keine ANNIHILATOR Headliner-Tour mehr. Die letzte war am ehesten die Co-Headliner-Tour mit OVERKILL, zu "Waking The Fury"-Zeiten mit Joe Comeau. Für Jeff und die Crew ist das daher gewissermaßen auch eine Premiere. Bisher macht's echt Spass, es ist schön, sozusagen der Boss zu sein.

Es ist ein gutes Gefühl, die Tour zu headlinen, nicht wahr?

Dave Padden: Ja, bei all den Support Shows, die wir gespielt haben - und selbst bei den Headliner-Gigs bei Festivals - gab's immer jemanden, mit dem man alles teilen musste, was für sich ja auch okay ist. Bei all den anderen Touren der letzten Jahre, ob nun mit TRIVIUM oder ICED EARTH z.B., wurden wir zwar immer sehr gut behandelt, aber nun ist's eben unsere Show. Es ist schön, auf der anderen Seite zu sein.

Was ist denn das Beste daran?

Dave Padden: Als Headliner hast Du sehr wenig Stress im Vergleich, da es ja Dein Zeitplan ist. Du bekommst, was Du benötigst und musst keine Verrenkungen machen, um es zu bekommen. Es gibt nie wirklich Stress und wir haben keinen extrem strikten Zeitplan. Manchmal hat man sonst z.B. keine Möglichkeit zu duschen, weil es nicht genug heißes Wasser für alle Bands gibt oder solchen Kram in der Art. Dumme Kleinigkeiten wie diese, aber beim Komfort macht das wirklich einen Unterschied. Wir haben einen ziemlich guten Bus und eine tolle Crew. Die Bands sind echt gut und werden sehr gut aufgenommen. Zudem verkaufen wir eine Menge Merchandise, was immer gut ist.

Mir persönlich gefällt allein schon die Gelegenheit, ein bisschen ANNIHILATOR-Merchandise zu bekommen, da's oft nicht einfach ist, überhaupt was zu bekommen. Am einfachsten ginge das noch über Euren Online-Shop in Kanada.

Dave Padden: Ja, und dann ist das wegen Versand und Zoll am Ende ziemlich teuer. Wir haben jetzt einen ganzen Stapel neues Merchandise, vier oder fünf verschiedene T-Shirts, Girlie-Shirts, wir haben einen neuen Hoodie, einen neuen Beanie und sie gehen weg wie geschnitten Brot. Offenbar mögen die Leute die Sachen, das ist natürlich super.

Ich werde mich später sicher auch noch eindecken.

Dave Padden: Guter Mann! (lacht)

Natürlich, ich liebe Merchandise. Ich vermute, es ist auch schön für Euch, mal nicht mehr so eng am Greatest Hits-Set bleiben zu müssen und ein paar Songs rauszusuchen, die Ihr länger nicht gespielt habt, oder?

Dave Padden: Ganz genau - wir spielen ein paar neue Songs; Songs, die ANNIHILATOR bislang nie live gespielt hat. Es gibt auch ein, zwei Überraschungen für Dich, von denen Du vielleicht schon gehört hast, aber das siehst Du ja, wenn wir sie später spielen.

Ich habe mir vorher extra keine Set List angeschaut, damit ich überrascht werde.

Dave Padden: Okay, gut, dann wirst Du es auch sein. Sehr gut!

Spielt Ihr eine feste Set List auf der Tour oder wechselt ihr ab und an mal was aus?

Dave Padden: Es gibt hier und da ein paar kleine Änderungen. Wie bei den meisten Bands ist es auch bei uns so, dass wir zusehen müssen, alles möglichst gut organisiert zu haben, damit jeder die Gelegenheit hat, das Ganze flüssig, entspannt und einfach zu halten. Wenn man ständig wechselt, ist's immer schwierig, alles zu behalten, die Crew muss härter arbeiten und die Probleme kommen dann so richtig, wenn wir etwas vergessen oder etwas schiefläuft. Wenn Du Dein festes Gerüst hast, lässt sich die Produktion viel leichter bewerkstelligen und läuft wie ein Uhrwerk, was wiederum viel entspannter ist.

Das macht Sinn. Nach allem, was ich bislang gehört habe, kriegt Ihr ja auch enthusiastische Reaktionen vom Publikum.

Dave Padden: Wirklich gut, ja, bislang haben wir enorm gutes Feedback vom Publikum. Von den fünf Shows, die wir gespielt haben bis jetzt, war jeder einzelne Gig großartig. Unsere erste Show war Paris und da der Vorverkauf nicht sonderlich toll lief, waren wir relativ besorgt. Am Ende war der Club dann fast ausverkauft. Ich glaube, von da an hatten wir nicht mehr viel zu befürchten, wir hören ja auch, wie's anderen Bands ergeht, die grade in Europa auf Tour sind. Es sind nun mal schwierige Zeiten und viele Leute gehen gar nicht mehr zu Konzerten. Der Zuspruch bei uns ist jedenfalls wirklich gut, das hat unsere Erwartungen übertroffen.

Das freut mich zu hören, Ihr habt ja auch einen vernünftigen Ticketpreis.

Dave Padden: Das hoffen wir zumindest.

Klar, schaut Euch doch mal an, was andere Bands für Tickets und Merchandise verlangen. Da liegt ihr auch in einem vernünftigen Bereich.

Dave Padden: Merchandise ist eine der Haupteinahmequellen zur Finanzierung einer Tournee, einer guter Teil aller Gelder kommen daher. Das ganze Geld geht drauf, um die Crew, die Busse und solche Sachen zu bezahlen. Aber wir wollten's dennnoch bezahlbar halten, damit die Leute es auch kaufen. Wir haben versucht, die Mitte zu treffen, wo genug Geld für uns abfällt, es aber nicht so viel kostet, dass die Leute es auch kaufen möchten. Bislang klappt's jedenfalls.

Merchandise ist immer super. Ihr habt ja im Internet diesen Wettbewerb mit den Meet & Greets gemacht. Das ist eine enorm coole Gelegenheit für die Fans, Euch mal zu treffen.

Dave Padden: Wir haben uns schon immer bemüht, ein gutes Verhältnis zu unseren Fans zu bewahren, z.B. in unserem Forum, wo wir regelmäßig schreiben und gelegentlich auch mit ihnen chatten, das tun nicht viele Bands. Natürlich haben auch viele keine Zeit dafür, was ja okay ist. Für uns ist es einfach wichtig, den Fans das Gefühl zu geben, dass sie zur Band gehören und von uns gewürdigt werden. Sie tun schließlich ihren Teil dazu, uns zu pushen und wir möchten das gerne anerkennen. Auf die Weise geht das z.b. sehr gut.

Die Möglichkeit ist klasse, es ist ja auf die Weise ziemlich einfach, die Band mal zu treffen.

Dave Padden: Sehr einfach sogar, ja. Manche Bands machen ja diese Zeug mit den VIP-Paketen, wo man dafür bezahlen muss. Ich verstehe die Geschäftsidee dahinter, eben um noch etwas mehr Geld auf der Tour einzunehmen. Für uns lief die Organisation der Tour jedenfalls wirklich gut.

Langsam nimmt das echt überhand, dass mehr und mehr Bands damit anfangen, eben VIP-Pakete, Meet & Greets und solche Sachen für einen Haufen Geld zu verkaufen. Das beste Beispiel sind ja KISS.

Dave Padden: Was nehmen die, 150,- Euro oder so?

Also, wenn's so wenig wäre...

Dave Padden: Und das Ticket geht natürlich extra.

Genau, das Ticket muss natürlich extra bezahlt werden, aber wenn man die Band treffen will, muss man 1.000,- Euro auf den Tisch legen.

Dave Padden: Ernsthaft? Davon sind wir dann wirklich meilenweit entfernt. (lacht)

Die Leute zahlen diese Summe, das ist schon fast lächerlich.

Dave Padden: Klar, aber es sind KISS.

So sehe ich das auch. Ich würde ja den Betrag sogar zahlen, wenn ich nicht befürchten müsste, am Ende mit 50 anderen Leuten dazustehen, ein Bild und ein paar Autogramme zu kriegen und mit einem Händedruck verabschiedet zu werden.

Dave Padden: "Hi, wie geht's? Bye!" (lacht)

Dann würde ich mich vermutlich ein wenig über den Tisch gezogen fühlen.

Dave Padden: 1.000,- Euro ist eine Stange Geld. In unserer Position wäre es wohl das Beste, einfach zu warten und zu hoffen, dass wir sie mal auf Tour irgendwo treffen. (lacht)

Findest Du es einfacher, Fankontakt auf einer Tour zu wahren, wenn Du Headliner bist oder geht das als Support besser?

Dave Padden: Bislang habe ich keinen großen Unterschied bemerkt. Gerade bei der TRIVIUM-Tour machte es echt was aus, dass wir nach den Shows rausgegangen sind oder jemand von uns am Merchandise-Stand war und Sachen signiert oder sogar mitverkauft hat. Es war einfach cool, all die Kids zu sehen, die uns als TRIVIUM-Fans gar nicht kannten. Wie wir's schon immer in Interviews erwähnen, die ganzen Kids hatten von uns vorher nie gehört, es war deswegen umso besser, rauszugehen, dem Ganzen ein Gesicht zu geben und die Verbindung herzustellen. Wir waren auch schon immer eine Band, die nach dem Konzert auf dem Weg zum Bus immer für Fans stehengeblieben ist, Autogramme geschrieben und Bilder gemacht hat. Das ist für uns nichts Besonderes, deswegen glaube ich nicht, dass es auf die Weise sonderlich anders ist. Als Headliner haben wir eher einen Plan, dem wir folgen können als einfach nur zu hoffen, dass alles funktioniert.

Das ist ein sehr cooles und fürsorgliches Verhalten.

Dave Padden: Das ist uns eben auch wichtig.

Das neue Album hat bei den Kritikern ja richtig gut abgeschnitten.

Dave Padden: Bisher habe ich noch kein schlechtes Review gesehen, ich bin also ziemlich glücklich mit den Ergebnissen soweit.

Man merkt einfach, dass Ihr entsprechend Zeit reingesteckt habt.

Dave Padden: Sehr viel Zeit ging für die Produktion drauf, das war viel, damit es gut klingt. Es ist klar mein Favorit meiner bisherigen Alben.

Das sind ja schon ein paar Alben mit ANNIHILATOR, wenn man's mal betrachtet.

Dave Padden: Ich mache immer den Witz, dass es meine erste Platte ist, die ich mag. (lacht) Nein, ich mochte sie alle aus bestimmten Gründen. Mit "Metal" war ich nicht sonderlich glücklich, da das Album für mich nicht ganz einfach war, wie ich's gelegentlich auch schon mal gesagt habe. "All For You" hat eine besondere Bedeutung für mich, einfach weil's meine erste Platte als Sänger war und ich viel experimentieren konnte und viele Gesangsarten unterbringen konnte. "Schizo Deluxe" war sehr gut, da wir es dabei richtig gut auf den Punkt bringen konnten und eine klare Linie hatten, wohin die Reise gehen soll auf dem Album. "Metal"... nun, das Album ging ein bisschen an mir vorüber, obwohl ich's gut fand, dass wir die ganzen Gitarristen für die Soli hatten. Aber diesmal treten wir wirklich in ein paar Ärsche! Ich bin einfach ein ganz anderer Sänger als damals.

Wie ich's schon beim letzten Mal sagte, Du bist echt vielseitig.

Dave Padden: Das ist vor allem live praktisch, wenn ich die ganzen Songs der anderen Jungs singen muss.

Ein echtes Plus ist auch, dass Du mittlerweile auch live Gitarre spielst.

Dave Padden: Daran arbeite ich immer noch, wobei ich weiterhin besser werde. Da hat "Metal" mir definitiv geholfen, als Inspiration, mein Gitarrenspiel in Gang zu bringen. Mit den ganzen Jungs um mich herum dachte ich mir, "Du fängst besser mal an zu üben!" (lacht)

"Metal" war eine interessante Platte.

Dave Padden: Grundsätzlich wurde mir bewusst, wenn wir die ganzen Typen auf der Platte haben, all diese verschiedenen tollen Gitarristen, dass die Leute uns letztlich - fraglos, natürlich vor allem Jeff - auf dem selben Level wie diese Kerle sehen. Dementsprechend, sie mussten auch anfangen, mich mit diesem Level in Verbindung zu bringen, weswegen ich mir dachte, wenn ich auf dem gleichen Level wie die gesehen werde, sollte ich anfangen, auf einem ähnlichen Level zu spielen. Deswegen bin ich auch hingegangen und habe mich bemüht, an meinen Gitarrenfähigkeiten zu arbeiten. Ich möchte nicht enttäuschen.

Es ist wirklich großartig zu sehen, dass ANNIHILATOR mittlerweile wirklich aus Jeff & Dave besteht.

Dave Padden: So fühlt es sich langsam definitiv an. Schau nur mal uns an, Jeff lässt mich mittlerweile diese ganzen Interviews machen, der faule Bastard! (lacht) Es ist gut so, wir teilen uns auf Tour eine Menge Verantwortung heutzutage und die Hälfte der Zeit fragt Dich jemand nach etwas. Jetzt ist's nicht mehr so, dass ich die Leute dann an Jeff verweisen muss.

Vor zehn oder fünfzehn Jahren hätte man sich noch gefragt, "Wer ist grade nochmal Sänger bei ANNIHILATOR? Oder ist der schon wieder raus?"

Dave Padden: Ich bin immer noch da.

Kannst Du mir was zu den neuen Re-Releases erzählen?

Dave Padden: Die Earache Re-Releases? Ehrlich gesagt, ich weiß nicht viel darüber. Ich weiß, dass wir sie veröffentlichen und habe die Pressetexte gelesen. Sie machen sie, wie auch immer sie machen, das ist eine Sache zwischen Earache und Jeff. Die Platten gehören ihnen, warum sollen sie also kein Geld damit verdienen?

Genau, es war mitunter nämlich auch ein ziemlicher Krampf, an manche der Alben heranzukommen.

Dave Padden: Exakt, und zudem ist es ein guter Weg, den neuen Leuten, die das aktuelle Album hören, die Gelegenheit zu geben, was über die alten Alben herauszufinden, die sie vielleicht nie gehört haben. Von daher ist das eine gute Sache.

Noch ein letztes Wort für unsere Leser, bevor wir das Interview beenden?

Dave Padden: Bei sowas bin ich immer schlecht! (lacht) Danke, dass Ihr uns die Treue haltet und ich hoffe, wir sehen uns bei einer unserer Shows... und kauft unsere Alben. Nur ein Scherz! (lacht) Keine Ahnung, ich bin halt schüchtern... (lacht)

Vielen Dank für das Interview und eine tolle Show heute Abend!

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