Interview mit Jan Vrobel von Cruadalach

Ein Interview von Rocko Flanell vom 03.08.2015 (14285 mal gelesen)
Passend zum erst letzte Woche erschienenden Review zu CRUADALACHS zweitem Album "Rebel Against Me" gibt es hier nun ein Interview mit Jan Vrobel, dem Lead Sänger der Band. Er erzählt uns etwas zum Album, seiner Einstellung zur Musik im Allgemeinen und was es mit diesen Street-Gigs in München am kommenden WE auf sich hat. Viel Spaß dabei.

Zunächstmal Danke an Dich für das Interview. Ich muss zugeben, dass dies mein erstes Mal ist, und ich hoffe, dass wir das hier hinkriegen.

Jan Vrobel: Keine Sorgen, das kriegen wir hin... (lacht)

Ich habe ein paar Fragen zusammengestellt, die sich unter anderem um euer Album "Rebel Against Me" drehen, aber auch um eure Deutschlandkonzerte Anfang August, und allerlei allgemeinen Dingen. Also, auf geht's: Euer zweites Album "Rebel Against Me" erschien bereits im Januar 2015. Wie hat sich die Platte bisher geschlagen? Konnten eure Erwartungen in Hinblick auf die Fanreaktionen und auch die Verkaufszahlen erfüllt werden?

Jan Vrobel: Whoa, das ist keine leichte Frage. Ich würde sagen das Beste ist, man geht völlig ohne Erwartungen an sowas ran. Wir wollten in erster Linie unser neues Zeug aufnehmen. Wir sind uns bewusst, dass unsere Musik große Entwicklungen durchgemacht hat, über diverse Genregrenzen hinweg, und genau das ist uns wichtig. Leute ändern sich, Bands ändern sich, wir ändern uns. Was viele alte Fans scheinbar nicht verstehen ist, dass wir eine 100%ig ehrliche Platte gemacht haben. Das ist das Entscheidende. Verkäufe, Fan-Reaktionen und auch Reviews, um ehrlich zu sein, sind nicht wichtig. Entscheidend ist, dass man derjenige ist, der man wirklich ist. Alles andere ergibt sich dann daraus. Nur wenn man sich selbst gegenüber ehrlich ist, ist man glücklich. Du solltest dein Leben nicht leben um andere glücklich zu machen, und genau so ist es auch mit dem Musik machen. Kurz gesagt: Musik ist ein äußerst wichtiger Teil meines Lebens.

'The Astralnaut' ist, meiner Meinung nach, düsterer und nachdenklicherer Song im Vergleich zum Rest der Platte. Die Sprachsamples erzeugen, zusammen mit der Akustikgitarre, eine ganz spezielle Athmosphäre und genau aus diesem Grund ist 'The Astralnaut' mein Favorit auf der Platte. Was kannst du uns über den Song erzählen?

Jan Vrobel: 'The Astralnaut' ist einer der ältestesten Tracks des Albums. Seinen Ursprung hat das Lied bereits 2011 oder 2012. Es ist anders als die anderen Lieder. Es hat einen ganz anderen Ansatz und ich stimme dir zu in Bezug auf die besondere Athmosphäre. Der Song handelt von der Idee, dass die Menschheit einen Astralnaut ins All schickt, um die eigene Entwicklung voranzutreiben, neue Horizonte und neues Wissen zu erforschen. Beeinflusst wurde die Idee von verschiedenen utopischen Sci-Fi Geschichten und Filmen.

'Zimie Niczyje' ist der letzte Track eures Albums. Wie übersetzt man das? Wenn ich danach im Internet suche finde ich ein Buch von Maciej Paterczyk. Gibt's da irgendwelche Verbindungen,und wenn ja welche?

Jan Vrobel: Nein, damit hat es nichts zu tun. Es bedeutet "No Man's Land" und ist inspiriert von der gleichnamigen Provinz aus den Hexer-Geschichten von Andrzej Sapkowski, einem polnischen Autor. Wir mögen seine Werke und schrieben das Stück für unsere polnischen Freunde. Ich bin sicher, ihr habt auch schonmal von seinen Büchern gehört, dürfte eigentlich recht bekannt sein.

Wie war euer Videodreh? Habt ihr euch den Song selbst ausgesucht, und wenn ja, warum gerade diesen?

Jan Vrobel: Wir wollten zeigen worum es bei CRUADALACH im Jahr 2015 geht, darum haben wir uns für 'Life-Worshipping Bastards' entschieden. Der Song repräsentiert unsere Einstellung zum Leben, zeigt unsere Energie, unsere Hingabe und unser Feuer. Wir wollten jedem in zwei Minuten klar machen wofür CRUADALACH stehen. Und das ist uns gelungen!

Anfang August spielt ihr zwei Konzerte in Deutschland (01.08. in Passau, 02.08. in München). Was erwartet ihr vom deutschen Publikum? Auf eurer Webseite hatte ich außerdem gelesen, dass ihr auf den Straßen Münchens mit einem Akustik-Set auftreten wollt. Wie können wir euch da finden, und was werdet ihr spielen?

Jan Vrobel: Das wird nicht leicht sein, vielleicht findet uns sogar niemand (lacht). Das ist das erste Mal, dass wir so etwas versuchen, und überlassen alles dem Zufall - zusammen mit einer Ladung Punk. Wenn uns danach ist legen wir los und spielen. Ich bin echt darauf gespannt. Ansonsten haben wir schon einige Male in Deutschland gespielt. Ich liebe Deutschland. Ich denke es ist ein progressives Land voller netter und aufgeschlossener Menschen. Wir haben hier viele schöne Erfahrungen gemacht. Wir werden zum Beispiel die tolle Show auf dem Rock for Roots 2014 niemals vergessen.

GIbt es eigentlich auf Grund der Bandgröße Schwierigkeiten, in kleinen Locations zu spielen? Ist das ein Nachteil für euch als Band?

Jan Vrobel: Nein ist es nicht, denn wir können eigentlich überall spielen. Wenn wir nicht alle auf die Bühne passen spielen wir eben vor der Bühne. Wir mögen keine Absperrungen zwischen uns und den Zuschauern. Es gibt manchmal andere Probleme, aber die Bühnen waren es nie.

Lasst uns mal im allgemeinen über eure Musik sprechen. Man kann eure Musik in zwei Bereiche aufteilen, den metallischen Teil und den folkigen Teil. Wie schaut es dann beim Songwriting aus? Komponiert ihr zuerst den Metal-Teil oder startet ihr mit traditionellen Melodien?

Jan Vrobel: Wir haben keine Songwriting-Vorlage. Wir arbeiten wie wir es gerade mögen. Manchmal starten wir mit den Lyrics, ein anderes Mal machen wir erst die Musik fertig. Und ähnlich ist es auch bei der Musik selbst. Desweiteren gibt es keine traditionellen Melodien bei uns, wir komponieren alles selbst. Wir genießen unsere musikalischen Freiheiten.

Ich hab in euren Stücken allerlei Einflüsse rausgehört, mal klang es asiatisch, an anderer Stelle russisch, dann aber auch wie mittelalterliche Melodien. Was inspiriert euch? Hat euer kultureller Hintergrund Einfluss auf eure Musik?

Jan Vrobel: Wir sind natürlich beeinflusst von der Musik die wir mögen. 90iger Metal Bands, Hardcore Punk, aber auch mittelalterliche Klänge oder Folk-Musik. Was uns wie genau beeinflusst kann ich nicht sagen. Wir denken nicht so viel darüber nach, sondern tun, was uns gefällt. Desweiteren sehen wir uns als weltoffene Band mit aufgeschlossenen Musikern, so dass unser eigener Hintergrund keine große Rolle spielt.

Ich bin Mittelalter-Fan. Ich liebe Mittelaltermärkte mit ihren Musikern und anderen Künstlern, dem leckeren Essen und natürlich Bier und Met. Habt ihre Verbindungen zur Mittelalter- und Fantasyszene? Würdet ihr auf einem Mittelaltermarkt spielen, vielleicht sogar mit einem Akustik-Set?

Jan Vrobel: Wir haben schon häufig auf solchen Veranstaltungen gespielt, auch in Deutschland. Zum Beispiel auf dem Hörnerfest 2011. Irgendwie gibt es schon eine Verbindung zu dieser Szene, zum Beispiel spielen wir auch auf Folk Festivals wie dem Celtic Night, hier in der tschechischen Republik. Manche von uns spielen oder spielten sogar in Mittelalterbands. Also ja, wir stehen dem Ganzen positiv gegenüber, doch hatte unsere Musik nichts mit dem Mittelalter zu tun, auch wurde unser Sound nie davon beeinflusst, denke ich.

Meine letzte Frage gilt eigentlich den Damen in der Band: Ich hoffe ihr seid mit echten Gentlemen unterwegs auf Tour... oder wollt ihr uns ein paar Geheimnisse verraten?

Jan Vrobel: Ich glaube, wenn die Damen die Frage nun beantworten, müssten wir uns hinterher auflösen. Ihr hättet gar nicht genug Zeit für all die schmutzigen Gesschichten (lacht) Die Wahrheit ist, wenn wir auf Tour sind, werden wir alle wieder wie die Kinder. And we fucki'n love that!!!

Das ist doch mal ein großartiger Schlusssatz. In diesem Sinne Gruß Rocko Flanell

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