Tervingi - Gotensaga | |
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Review von Stormrider vom 05.04.2013 (4443 mal gelesen) | |
"Gotensaga", das Debütalbum von TERVINGI, macht es dem Hörer alles andere als einfach. Auf der einen Seite ist da das Songmaterial und seine instrumentale Umsetzung. Was die Rhythmusfraktion um Ex-BELPHEGOR Tomasz Janiszewski hier abliefert geht, nach dem einleitenden atmosphärischen Intro, welches den Hörer entsprechend auf das lyrische Thema der Gotenwanderung einstimmt, sofort in alle Nackenwirbel. Da gibt es kein Vertun, ganz starke Vorstellung. Überhaupt kann das Album mich musikalisch vollends überzeugen, Blastbeats paaren sich mit Melodie, ansprechendem Thrash-, fast schon deathlastigem Riffing, und auch die Soli dienen den Songs, anstatt nur eine Demonstration der Fingerfertigkeit darzustellen. Die Keyboard- und Orchestereinsätze sind eine dezente Akzentuierung, und Instrumente wie Hörner werden an den richtigen Stellen platziert, um dem Ganzen den nötigen Folk- und Pagananstrich zu verpassen. Die Atmosphäre erinnert in ihren epischen Momenten entfernt an THE VISION BLEAK und ähnlich gelagerte Bands, dazu wird nicht durchgehend aufs Gaspedal getreten, sondern das Album hat auch seine groovigen und balladesken Momente. Klingt doch eigentlich super. Aber "Gotensaga" hat eben auch noch seine andere Seite. Diese schmälert das Hörvergnügen leider in nicht unerheblicher Weise. Zuerst ist der meist cleane Sprechgesang von Fronter und Bandgründer Johann Frey zu nennen, der beim ersten Mal noch überraschend erscheint, mir aber bereits beim zweiten Durchlauf dermaßen auf die Nerven ging, dass man ihn zwingend wegblenden muss. Die in deutscher und gotischer Sprache vorgetragenen Texte, und damit einhergehende Reime, werden dermaßen charismalos und eintönig vorgetragen, dass man sich wünscht, das Album wäre ohne Vocals erschienen. Sorry, aber eine solche Divergenz von musikalischer und vokaler Leistung ist schon sehr selten. Dazu sind sie im Mix sehr unvorteilhaft recht weit hinten eingebettet, so dass man die Texte teilweise wirklich nur schwer verstehen kann. Die weiblichen Vocals und die Chöre hingegen gehen insoweit Ordnung. Der nächste Punkt, der es mir schwer macht, dem Album am Ende eine Note zu spendieren, die dem ersten Absatz entspricht, ist die Produktion. Mir persönlich ist sie zu undifferenziert, steril und scheppert einfach auf Dauer zu viel, um alle Details heraushören können. Der Loudness-War geht also weiter. Da hilft auch das Mastern im Finnvox nichts, wenn am Ende die Ohren nach einem Durchlauf dermaßen dröhnen, dass man geneigt ist sich eine warm tönende und leicht verdauliche Platte aufzulegen, weil man nach den knapp 40 Minuten vom Sound einfach nur gestresst ist. Insofern also wirklich schade, dass das wirklich gute Songmaterial durch zwei Punkte dermaßen nach unten gezogen wird. Hier ist massiv Spielraum nach oben, der sich in meinen Augen relativ einfach beim Zweitwerk korrigieren lässt. Nutzt man das vorhandene Potenzial, und schafft man es, an den Schwachstellen zu arbeiten, dann haben TERVINGI alle Optionen auf ihrer großen Wanderung noch eine stattliche Schar Goten durch den Ruf der Hörner in die Schlacht, und die Stadt aus Asche zu führen. Ich bin zwar gerade wieder total gestresst vom letzten Durchlauf, aber dennoch irgendwie gespannt, wie es mit der Band künftig weitergeht. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Aufbruch Zur Großen Wanderung 02. Der Goten Eid 03. Die Seherin 04. Töchter Schnellen Wassers 05. Der Hörner Ruf 06. Reka 07. Der Abschied 08. Alewars Schmiede 09. Wiltrichs Recken 10. Stadt Aus Asche 11. Epilog | Band Website: www.tervingi.de Medium: CD Spieldauer: 40:14 Minuten VÖ: 22.03.2013 |
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