The9thcell - Galga De Zebra Ilesia

Review von Kex vom 20.10.2012 (5478 mal gelesen)
The9thcell - Galga De Zebra Ilesia Man stelle sich auf einer Spielemesse folgende Installation vor: Der Besucher betritt ein aus Leinwänden konstruiertes Labyrinth. Auf dem Boden findet er, einem Rollenspiel gleich, verschiedene Gegenstände und Hinweise. Auf seinem Pfad ins Ungewisse befinden sich mehrere Räume, die es zu durchspielen gilt, wobei er sich zwischen diesen auf längeren Strecken erholen kann. Aus nicht sichtbaren Boxen kommt, mal von überall her, mal nur von unten, mal von oben oder vorne Musik, welche zum jeweils gewählten Ambiente passt. Komponist und an allen Instrumenten Vertreten: David Pais. "Galga De Zebra Ilesa" heißt der neue Longplayer, den der Portugiese unter dem Bandnamen THE9THCELL veröffentlicht, und er passt perfekt auf die oben beschriebene Szenerie.

Bereits der Eingangssong 'Adão e Erva' zeigt, wie weit die Kreativität des Multitalents reicht. Einem Tutorial gleich wird der Spieler sanft ins Geschehen eingeführt. Begleitet wird er durch eine Mixtur aus Elektronik Rock im Stile von Indie-Bands wie den EELS eingeführt, um dann plötzlich von der Doublebass getrieben in aggressive Passagen geworfen zu werden. Schweres Riffing und elektronisch verzerrte Screams bewegen sich musikalisch irgendwo zwischen Deathcore und Punk. Mal wird böswillig und aggressiv angetrieben, dann verspürt der Hörer demgegenüber einfach eine Runde zu tanzen. Insbesondere an den punkigen Passagen fühle ich mir an die Argentiner von THE ARGIES erinnert. Um es mit dem Bild von oben zu beschreiben: Nachdem er die Welt erkundete, darf der Spieler erstmal zur Waffe greifen und sich austoben. Nach und nach lernt er, sich anzupirschen, den Fluchtmodus zu erkunden und sich auf die Interaktionen seiner Kameraden abzustimmen. Gerade bei manch durchzockter Halo-Mission hätte ich mir Untermalung im Stile "Galga De Zebra Ilesa" durchaus gut vorstellen können. Das Album ist insgesamt hochwertig abgemischt und wechselt angenehm zwischen ruhigen, verträumten Passagen und schnellen, aggressiven Klängen. Dabei wird sowohl Punk wie auch Metalcore unterschiedlichster Coleur angeschlagen, gleichwie sich die ein oder andere klassische Deathmetalpassage einschleicht. Mein Favorit ist dabei eindeutig 'Cavaleão', welches im Zeichen von modernen Metalcorekompositionen steht, wobei der Gesang streckenweise in seiner sauberen aber abgehackten Ausführung gar an Oldschool Metal erinnert. Durchgängig tritt der Song gehörig in den Arsch und verspricht, dem Nacken keinerlei Ruhe zu gönnen. Die Growls und Screams kommen mit gehörig Druck und streckenweise ist es echt witzig, wie plötzlich Kreischhöhen im Stile Michael Kiskes erreicht. Aber auch das beinahe im Powermetal verortete 'Soft Hearted and Hard Cocked' weiß durchaus zu überzeugen. Insbesondere die Gitarrensoli machen unglaublich Spaß anzuhören, während sie mal von seichter Melodie, mal von kräftigen Riffs umspielt werden.

Fazit: Das Spektrum, das David Pais mit diesem THE9THCell Output anschlägt ist riesig und musikalisch kaum adäquat in diesem Review abzuhandeln. Als Soundtrack für so manche Cyberpunk Dystopie genauso wie für diverse Shooter oder futuristische Weltungergangs-Rollenspiele bietet "Galga De Zebra Ilesa" einfach alles, was der Spieler wünscht. Live würde die Musik spätabends auf kleiner Bühne, mit fetter Lightshow, mit Sicherheit einen rauschartigen Zustand auslösen, weshalb THE9THCELL sicherlich keine Musik für jedermann ist. Death oder Black Metal Puristen werden mit "Galga De Zebra Ilesa" wahrscheinlich ebensowenig anfangen können, wie Huldiger des Stoner Rocks oder klassischen Heavy Metals. An proggressiv modernen Klängen Interessierte sollte in jedem Fall mal ein Ohr riskieren.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Adão e Erva
02. Cavaleão
03. Morning Glory
04. Liberdagem (Este Meu Poço de Romantismo Furioso)
05. Gentlemania
06. Soft Hearted and Hard Cocked
07. Wounded Pt 2
08. Jacktiv(h)ate
09. Keep Your Heart At Bay
Band Website: www.9thcell.tk
Medium: CD
Spieldauer: 63:39 Minuten
VÖ: 17.09.2012

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