Martyr - Planet Metalhead

Review von Rockmaster vom 24.02.2022 (4758 mal gelesen)
Martyr - Planet Metalhead Die Niederländer MARTYR kann man zu den unzähligen Bands rechnen, die sich irgendwann Ende der 80er-Jahre, als die (inzwischen) klassischen Stilrichtungen wie Heavy, Power und Speed Metal einfach als angestaubt angesehen wurden, kommerziell selbst ans Kreuz genagelt haben, um dann ein oder zwei Dekaden später festzustellen, dass sie eigentlich noch richtig Bock haben, von den guten, alten Zeiten Zeugnis abzulegen. Na ja, ein paar rostige Nägel sind schnell aus Händen und Füßen herausgezogen, und wenn nicht inzwischen die Arthrose ihren Tribut verlangt, klappt's auch mit dem Gitarrespielen noch wie damals. Die Hypothek, die MARTYR dabei mitbringen, ist, dass sie es schon in ihren ersten knapp zehn Jahren nie unter die ganz großen Namen geschafft haben. Das hindert die Utrechter aber nicht daran, eine Attitüde an den Tag zu legen, mit der sie uns glauben machen wollen, es habe niemals eine bessere Power/Speed Metal-Band gegeben. Aus den Anfangstagen sind noch Dauermitglied und Gitarrist Rick Bouwman sowie Sänger Rop (Robert) van Haren dabei, komplettiert wird die Band durch Geoffrey Maas an der zweiten Gitarre sowie Vinnie Wassink und Rick Valcon an Bass und Schlagzeug.

Nun, wenn die Märtyrer rufen, 'Raise Your Horns, Unite!', sollte der Bewohner des "Planet Metalhead" dem Rufe folgen und ein Ohr riskieren. Rop ist für die Band eine echte Bank im Chorgestühl der 'Church Of Steel', er intoniert zwar nicht wackelfrei aber mit mächtig Schmackes. Rick und Geoffrey klingen dann und wann beim Versuch, ein 'Fire Of Rebellions' (stark!) abzufackeln, bemüht, aber sie packen auch immer wieder den 'Demon Hammer' aus. Auch aus der zweiten Reihe kommt genügend Wumms. Die bereits erwähnten Titel 'Raise Your Horns, Unite!', 'Demon Hammer' und 'Fire OF Rebellions' gehören zu den stärksten Nummern des Albums, ebenso wie 'Diary Of A Sinner'. Auch 'La Diabla!' könnte super zünden, verlören die Jungs nicht trotz Uptempo phasenweise ihren Drive. Natürlich bedienen MARTYR, wie sich das gehört, auch eine handvoll Klischees. Seien es die Erzählstimme im Intro von 'Fire Of Rebellions', die wir - Hand aufs Herz - jemals nur bei MAIDENs 'Number Of The Beast' und in etwa jedem zweiten Titel der frühen MANOWAR-Alben gut fanden, oder ein paar Samples gregorianischen Chorals in 'La Diabla!'. Von den Titeln und Texten mal ganz zu schweigen. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass das ganze Genre von Anfang an klischeeüberfrachtet war - weswegen wir alle es so sehr liebten. Ob man das Albumcover zu den ausgelutschten Motiven zählen darf, ich bin mir nicht sicher - immerhin ist kein einziges Schwert darauf abgebildet. Mit ihrer Attitüde überspielen MARTYR die schwächeren Momente locker, sie gehen aber auch das Risiko ein, es zu überreizen. Ansonsten wird, wer beim Stil der Band Feuer und Flamme ist, "Planet Metalhead" sicher bei einem Freudenscheiterfeuerhaufen abfeiern. Ich persönlich bin erst bei den AOR-lastigen bis poppigen "uh-uh-uuuuhs" von 'Wings Of A Darkened Soul' raus, das ansonsten ein schöner Titel ist.

Was lernen wir nun daraus? Weder wird der JUDAS PRIEST die Jungs von MARTYR aburteilen, noch werden sie die Verdammnis der METAL CHURCH erfahren. Die Zeit ist noch lange nicht reif, für ihr Bekenntnis zum guten alten Metal musikalischen Blutzoll entrichten zu müssen. Erfolgreich die Opferrolle einzunehmen, gelingt einem in diesen schrägen Zeiten eher als Tennisjesus, als ausgiebig australische Behörden verarschender Verweigerer-Pimpf und Genesengeweseneroderauchnicht, um dann in Querlenkerkreisen zum Mehrtürer stilisiert zu werden. Und wenn wir nach diesem wundervollen Hakenschlag schon beim Thema Autofahren sind: Wer nur noch querlenkt, sollte sich nicht wundern, wenn er ständig im Kreis fährt. Ich empfehle, dabei "Planet Metalhead" ins Autoradio zu schieben.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Raise Your Horns, Unite! (4:46)
02. Demon Hammer (5:10)
03. Children Of The Night (4:58)
04. Fire Of Rebellions (4:48)
05. No Time For Goodbyes (6:49)
06. Metal Overdrive (4:11)
07. La Diabla! (5:19)
08. Diary Of A Sinner (3:47)
09. Church Of Steel (6:24)
10. Wings In A Darkened Soul (4:25)
Band Website: www.facebook.com/MartyrNWOTHM/
Medium: CD
Spieldauer: 50:36 Minuten
VÖ: 24.02.2022

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