Abdunor - Apocryphal | |
---|---|
Review von Contra vom 28.06.2013 (6869 mal gelesen) | |
Am Anfang eines jeden anständigen Reviews steht eine gründliche Recherche der gerade angesagten Band. Ok, man sollte sich die Scheibe auch anhören, richtig. Meist findet man mehr als genug Hintergrundinfo, mal findet man wenig, bei hochobskuren Black Metal-Projekten findet man auch mal gar nichts. Und dann gibt es noch solche Sonderfälle wie ABDUNOR. Als ich die erste Anlaufstelle, die Encyclopaedia Metallum, nach besagter Band anfragte, bekam ich ein seit 1995 existierendes Duo aus dem schönen Dänemark präsentiert, das exakt eine EP veröffentlicht hatte. Und zwar 1998. "Fehlschlag", dachte ich mir, "das wird wohl so ein flüchtiges Nebenprojekt gewesen sein, das nie aus den Archiven gelöscht wurde." Pustekuchen. Die beiden jungen Herren, die aus der fernen Vergangenheit langhaarig und schwertbewehrt zur Seite wegstarrten, starrten auch von der Homepage des Labels. Allerdings diesmal aus der Gegenwart (oder zumindest der nicht all zu fernen Vergangenheit). Tatsächlich haben die beiden ABDUNOR aufgrund mangelnder Zeit eine halbe Ewigkeit auf Eis gelegen. 15 Jahre nach der EP - das ist ein ganzer Hund, von Anfang bis Ende - kommt nun mit "Apocryphal" auch das Debüt in voller Länge. Und was für eins. Schon auf der besagten, 15 Jahre alten EP "Whispers In Nameless Forms" schmissen ABDUNOR mit einfallsreichen Riffs nur so um sich. Im Black Metal ist das absolut keine Alltäglichkeit, aber die Dänen schaffen es mühelos, neben dem gnadenlos durchknüppelnden Schlagzeug die Gitarre zu einem echten Unterhaltungswerkzeug aufzubauen. Diese Prise Einfluss aus Technical und klassischem Death Metal tut der Musik überaus gut. Nie entsteht das Gefühl, ABDUNOR würden einfach nur sinnlos draufloshämmern. Im Gegenteil, hinter der knallharten, tiefschwarzen Gitarren- und Schlagzeugwand steckt Ideenreichtum und ab und an sogar ein Hauch Progressive Metal. Im Gegensatz zum EP-Relikt, auf dem zumindest der Gesang ganz deutlich machte, dass hier zwei Jugendliche am Werk waren, stimmen die Vocals auf diesem Album allemal. Zwar ein bisschen dünn im Mix, aber kraftvoll, harsch und kratzig - eindeutige Black Metal-Vocals, allerdings kein hohles Gekrächze. Überhaupt ist die Produktion für ein Album eines zweiköpfigen Black Metal-Projektes mehr als gut. Das mag daran liegen, dass "Apocryphal" im schwedischen Studio Fredman abgemischt wurde, einer Soundschmiede, die unter anderem AT THE GATES, OPETH, und DIMMU BORGIR zu ihren Kunden zählt. Wenn man ABDUNOR irgendetwas vorwerfen kann, dann die Kürze ihres ersten Outputs, denn nach ziemlich genau einer halben Stunde ist "Apocryphal" auch schon wieder vorbei. Diese halbe Stunde ist allerdings umwerfend. Auf der einen Seite zwingen die Dänen den Hörer quasi zum Headbangen, auf der anderen Seite fragt man sich an jeder Ecke, wo dieses Riff jetzt schon wieder hergekommen ist. ABDUNOR verbauen in einer halben Stunde mehr Ideen, als andere Bands in einem Konzeptdoppelalbum. Sie schaffen es, ihren knallharten Black Metal mit den Einflüssen verschiedener Subgenres des Death Metal zu vermischen und eine glasklare Linie durch ihren Erstling zu ziehen. Obwohl man sich die DIMMU BORGIR-Gedächtnis-Symphoniken gegen Ende des Albums hätte sparen können, begeistert "Apocryphal" durchgängig. Es bleibt die Sorge, dass es bis zum nächsten Album wieder einen ganzen Hund braucht und ABDUNOR zur ältesten Eintagsfliege der Welt werden. Also bitte nicht wieder auf Eis legen. Gesamtwertung: 10.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. By Death - Sworn To Fire 02. Enchanted Warfare Betrayed 03. Reborn Into Wildfire Robbing 04. Coronation Ablaze 05. Irregular Dark Shades 06. Self Immolated Darkness 07. Confession Of A Dogmatic Impaler 08. Dreadful Enlightment | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 30:42 Minuten VÖ: 24.06.2013 |
Alle Artikel