Elm Street - The Great Tribulation

Review von baarikärpänen vom 23.11.2023 (9849 mal gelesen)
Elm Street - The Great Tribulation Der Begriff "Ein zweischneidiges Schwert" wird den meisten schon mal untergekommen sein und wird so definiert: "Der ursprünglich positiv, als Qualitätsmerkmal angesehene Begriff, wandelte sich zu der späteren ambivalenten Verwendung, in der "ein zweischneidiges Schwert“ etwas ist, das in irgendeiner Weise sowohl von Vorteil als auch nachteilig sein kann." Mir kommt dieser Begriff immer wieder in den Sinn, wenn ich mir das dritte Album "The Great Tribulation" der Australier ELM STREET anhöre und mir den dazugehörigen Promo-Wisch durchlese. Letzterer tischt mal so richtig auf, wenn er ELM STREET tatsächlich Anhängern von HELLOWEEN oder gar MANOWAR schmackhaft machen möchte. Gut, das mag der ein oder andere so sehen, geht für mich aber meilenweit an der Realität vorbei, denn schlechtere Referenzbands hätte man nicht finden können. Wobei ich allerdings attestiere, dass ELM STREET rein musikalisch tatsächlich in der ersten Liga spielen. Aber leider steht da einer mit auf dem Platz, der irgendwie ständig den Ball aufs eigene Tor ballert ...

ELM STREET existieren bereits seit 2008 und nehmen sich anscheinend viel Zeit für ihre Veröffentlichungen. Zwischen Debüt und Zweitwerk lagen fünf Jahre. Zwischen Zweitling und "The Great Tribulation" sogar satte sieben Jahre. Das mag aber auch daran liegen, weil ELM STREET exzessiv auf Tour gehen und als Australier muss man schon einiges an Zeit investieren, wenn man Europa und Nordamerika beackert. Immerhin hat das den Vorteil, dass die Männer perfekt aufeinander eingespielt sind, was "The Great Tribulation" sicher zugutekommt.

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Es liegt in der Natur des Rezensenten, dass er - auch wenn er sich noch so sehr bemüht objektiv zu sein - am Ende des Tages eben doch immer seinen persönlichen Geschmack mit einfließen lässt. So geht es mir auch bei "The Great Tribulation", das tatsächlich so ein Album ist, wo ich ständig zwischen Daumen hoch und Daumen runter schwanke, je nachdem wie stark ich meine persönlichen Präferenzen einbaue. Wenn es tatsächlich das Ziel der Band war, den bedauernswerten Zustand unserer Welt mit all ihren Krisen und dem immer schmaler werdenden Silberstreif am Horizont in Töne zu gießen, dann darf, nein muss, man den Australiern bescheinigen, das es schon lange keine Heavy Metal-Band mehr gab, die das so gekonnt in Szene gesetzt hat. Dazu hätte es noch nicht mal ein komplettes Album gebraucht. Schon der erste Song der Scheibe, das mit teils epischem Songwriting aufwartende 'Seven Sirens', haut dem Hörer die dunklen Zeiten in sage und schreibe 11 Minuten geradewegs um die Ohren. Aber es ist dennoch schön, dass da tatsächlich noch sieben weitere Stücke folgen, die, abgesehen vom Instrumental 'The Last Judgement' (Neubearbeitung der 2021er Lockdown-Version) und der Ballade 'The Darker Side Of Blue', den Energie-Level oben halten. Schon bemerkenswert, zumal ELM STREET zu jeder Sekunde Heavy Metal sind und bleiben. Das gilt auch für die vergleichsweise kurzen und straighten Banger 'Take The Night' und das groovige 'The Price Of War' sowie für die komplexeren Longtracks wie 'If Provoked, Will Strike', dem an METALLICA erinnernden 'Behind The Eyes Of Evil' und dem abschließenden 'A State Of Fear'. Das macht im Endergebnis ein Album, das rein vom Musikalischen aus betrachtet, scharenweise Veröffentlichungen anderer Acts aus dem Heavy Metal-Sektor weit hinter sich lässt. Aber leider ist da der immer noch oben erwähnte Spieler, der aufs eigene Tor ballert. Und der ist in diesem Falle leider Sänger Ben Batres. Hier kommt dann auch der eigene Geschmack ins, ähem, Spiel. Ich habe grundsätzlich nichts gegen Growler, Shouter, Grunzer etc., wenn es denn zur Musik passt. OBITUARY oder auch DARKTHRONE gehen bei mir immer. Es gibt aber eben auch Truppen wie LAMB OF GOD, die, nur die Musik betrachtet, absolut geil sind, aber durch den Brüllwürfel am Mikro leider unhörbar sind. Oder Thrash-Bands, deren Sänger auf Dauer nur nerven. In diese Kategorie fällt für mich leider auch Ben Batres, dessen eintöniges Aggro-Geshoute vielleicht zu einer dieser nervtötenden Metalcore-Kapellen passt, auf "The Great Tribulation" aber das an sich geniale Material nach unten zieht. Es wundert mich schon, denn die Ballade 'The Darker Side Of Blue' zeigt ja, dass er es auch anders kann. Eigentlich schade, denn "The Great Tribulation" hat alles was es braucht, um die Pole Position in Angriff zu nehmen. Neben dem tollen Songwriting kann das Album mit einer gelungenen Produktion von Luke Cincotta (AIRBOURNE, KARNIVOOL) glänzen, und das wirklich feine Artwork kommt direkt von Andreas Marschall.

Mag sein, dass ich ELM STREET ein wenig unrecht tue mit meiner Meinung, aber ich kann halt auch nicht aus meiner Haut raus. Vom musikalischen Standpunkt aus gesehen ist "The Great Tribulation" ein wirklich spannendes Album, das ausnahmsweise mal nicht nach Schema F zusammengebastelt ist und satte neun Punkte, sogar mit Tendenz nach oben, verdient hätte. Wenn da halt nicht der "Gesang" wäre, der dafür sorgt, das hier "nur" siebeneinhalb Punkte unter dem Review stehen. Aber wie gesagt, wer auf eine Stimme wie die von Ben Batres steht, der daf mein persönliches Empfinden ganz einfach ignorieren und bei den ursprünglichen neun Punkten bleiben.



Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Seven Sirens
02. Take The Night
03. The Price Of War
04. If Provoked, Will Strike
05. Behind The Eyes Of Evil
06. The Last Judgement
07. The Darker Side Of Blue
08. A State Of Fear
Band Website: www.facebook.com/metalelmstreet
Medium: CD, digital
Spieldauer: 51:13 Minuten
VÖ: 27.10.2023

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