Attic - Return Of The Witchfinder

Review von Metal Marcus vom 30.03.2024 (10122 mal gelesen)
Attic - Return Of The Witchfinder Die fünf Musiker aus Gelsenkirchen und Lünen, die unter dem Namen ATTIC firmieren, präsentieren uns mit "Return Of The Witchfinder" ihr mittlerweile drittes Album. 12 Jahre sind seit "The Invocation", sieben seit "Sanctimonious" vergangen und dennoch erkennt man ATTIC sofort. Die Falsettstimme von Meister Cagliostro weckt unweigerliche Assoziationen mit Kim Bendix Petersen, wenngleich die musikalischen Parallelen zwischen MERCYFUL FATE oder eben KING DIAMOND und ATTIC gar nicht so groß sind. Die Texte rund um okkulte Themen und Satanismus versprühen für mich aber auch genau den Vibe, der mich an KING DIAMOND immer begeistert hat und so hatte ich auch beim dritten Werk von ATTIC meinen Spaß und fühlte mich nicht selten wieder wie 13, doch dazu später mehr.

Unheilschwangere Streichertöne begrüßen uns im Intro 'The Covenant' und Meister Cagliostro beschwört mit reichlich Hall auf der Stimme böse Geister herauf, bevor seine Bandkollegen, bestehend aus Katte und Max Povver an den Gitarren, Chris am Bass und J.P. am Schlagzeug einsteigen und uns mit 'Darkest Rites' unmissverständlich klar machen, was uns in den nächsten 50 Minuten erwartet: Heavy Metal ohne Bombast, getragen von eingängigen Gitarrenmelodien und produziert mit einer Portion Hall auf allem, sodass man hier wieder unweigerlich an Werke wie "Abigail" denken muss. Beim sich anschließenden 'Hailstorm And Tempest' streut man wohl dosierte Blastbeats auf dem Schlagzeug ein, wodurch der Song sich stellenweise wie Black Metal anfühlt, was aber ebenso wie eine kurze, vom Bass dominierte Passage, eine angenehme Abwechslung bietet. Nun folgt für mich persönlich das absolute Highlight des Albums: 'The Thief's Candle' bringt es auf 6:16 Minuten, ist im Midtempo angesiedelt und startet mit einer hypnotischen Gitarre. In meinem Kopf entsteht sofort ein alter Gruselfilm. Im akustischen Mittelteil des Songs präsentiert sich Meister Cagliostro in eher gemäßigter Tonlage und sorgt in Kombination mit verträumt klingenden Gitarren für ganz dichte Atmosphäre. Leider halten in meinen Ohren nicht alle Songs dieses hohe Niveau, aber ebenso wenig versteckt sich ein echter Stinker unter den insgesamt acht richtigen Songs. Für Abwechslung sorgen der mit kleinen hörspielartigen Einlagen versehene Titeltrack 'Return Of The Witchfinder' ebenso wie das mit einem akustischen Intro startende 'Offerings To Baalberith', bevor sich mein zweites Highlight präsentieren darf: 'Azrael' startet mit galoppierendem Schlagzeug und mündet in einen absolut mitsingkompatiblen Refrain. Das orchestrale 'Up In The Castle' leitet das Finale bestehend aus 'The Baleful Baron' und 'Synodus Horrenda' ein. Vor allem bei letzterem Song ziehen ATTIC nochmal alle Register und wagen auch wieder Ausflüge in an Black Metal erinnernde Blastbeats-Einlagen.

Ja, ich fühle mich wieder wie 13. Damals tönte in viel zu hoher Lautstärke 'Evil' von MERCYFUL FATEs "Melissa" aus meinem Zimmer und brachte meine Mutter zur Verzweiflung. "Return Of The Witchfinder" atmet diesen Spirit vollkommen, was an verschiedenen Faktoren liegt: Der Falsettgesang, der Hall auf der gesamten Produktion und als Sahnehäubchen die okkulten Texte, die sich hier auch unter anderem mit Hexenverfolgung beschäftigen, sind alles Zutaten, die Metal für mich dreimal mehr true machen als häufiges Verwenden von Wörtern wie Metal, Steel oder Power. Für mich haben ATTIC mit diesem Album ihr Meisterstück abgeliefert: Ohne ihre Wurzeln zu verleugnen, fügen sie hier und da noch neue (extremere) Elemente hinzu und haben ein Album abgeliefert, welches von vorne bis hinten einfach Spaß macht, sofern Spaß das richtige Wort im Zusammenhang mit dieser Musik ist.

Ihr seid auf der Suche nach etwas, womit ihr die Wartezeit zum nächsten Album von KING DIAMOND oder gar MERCYFUL FATE überbrücken könnt? Dann seid ihr für meine Begriffe mit ATTIC und "Return Of The Witchfinder" verdammt gut beraten. Die musikalische Basis ist hier klassischer Heavy Metal, ohne Bombast und dazu hoher Gesang. Als Ergänzung gibt es hier und da noch kleine Ausflüge in den Extreme Metal und über allem schweben düstere und okkulte Texte. Auch Fans von PORTRAIT oder den mittlerweile leider aufgelösten IN SOLITUDE sollten hier dringend ein Ohr riskieren und werden sicherlich nicht enttäuscht. RISE! JOIN THIS INFERNAL NIGHT!

Anspielempfehlungen: 'The Thief's Candle', 'Azrael' und 'Synodus Horrenda'.

Wertung: 9 brennende Hexen

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
1. The Covenant
2. Darkest Rites
3. Hailstorm And Tempest
4. The Thief's Candle
5. Return Of The Witchfinder
6. Offerings To Baalberith
7. Azrael
8. Up In The Castle
9. The Baleful Baron
10. Synodus Horrenda
Band Website:
Medium: CD, digital
Spieldauer: 50:11 Minuten
VÖ: 05.04.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten