Livebericht Therion (mit Ego Fall und Luciferian Light Orchestra) |
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Ein Livebericht von des aus Wien (Szene Wien) - 23.01.2016 (26519 mal gelesen) |
Zur Galerie geht es hier! Globale Erwärmung, nicht besonders Metal. Jedenfalls fiel der Winter im Jahr 2015/2016 auf einen Samstag, und zwar den 23.01.2016, also genau auf den Tag des THERION-Gigs. Und so gestaltet sich die Anreise zum Konzert auch deutlich länger als sonst - ein heftiger Schneesturm verwandelt die Autobahnen rund um Wien in die schönsten Schlittenbahnen und verursacht einen veritablen Stau. Nach der ohnehin verspäteten Ankunft in der Szene wartet die nächste Überraschung: Der Einlass fand schon um 19:00 statt und der Beginn ist mit 19:15 ausgelobt. Daher sehen wir von der ersten Vorgruppe IMPERIAL AGE nur mehr die letzten beiden Nummern. Trotz der frühen Beginnzeit schaffen es IMPERIAL AGE, eine bunte Truppe aus Russland, ganz gut, die Szene Wien anzuheizen. Der erste Höreindruck - nämlich dass es sich bei IMPERIAL AGE um eine konventionelle Gothic-Truppe mit dem klassischen Sopran/Grunz-Gesangsduo handelt - täuscht und greift zu kurz. IMPERIAL AGE sind nämlich eher in der Richtung Symphonic Metal mit einer starken Power Metal-Schlagseite einzuordnen. Ganz ausgefallen ist dabei vor allem, dass die Hauptsängerin Alexandra Sidorova von zwei KeyboarderInnen flankiert wird, die nicht nur für den orchestralen Beiklang sorgen, sondern auch für tatkräftige Unterstützung an der Sangesfront; ist zwar nicht alles ganz gerade, was gesangstechnisch aus den Lautsprechern erklingt, aber allemal tadellos, noch dazu, wo Gitarrist Alexander Strelnikov lockere Soli aus dem Ärmel schüttelt, die man ihm ob seiner Teddybärenoptik gar nicht so zugetraut hätte. Alles in allem ein cooler und auch optisch ansprechender Auftakt für den prall gefüllten Konzertabend. Schon nach ganz kurzer Umbaupause wird es spannend und der internationale Reigen wird mit EGO FALL aus der Mongolei fortgesetzt. Erst vor gar nicht so langer Zeit überzeugten schon die Landsmänner von EGO FALL, die TENGGER CAVALRY, für große Begeisterung und erzielten einen 10-Pünkter im Review. Musikalisch stoßen EGO FALL ganz in dieselbe Richtung: Asiatische Instrumente werden mit deftigen Gitarren und Brüllgesang gemischt und sorgen so für eine ganz eigentümliche und packende Stilmixtur. Doch bevor es richtig losgeht, wird es dunkel im Saal und Bassist Chaoluomeng bereitet, von einem einsamen Spot beleuchtet, mit einem langen Solo-Intro auf der Morin Khuur, auch bekannt als Pferdekopfgeige, den Boden für einen energiegeladenen Auftritt, der von einem coolen Drumintro gestartet wird. Perfekt zur exotisch anmutenden Musik sind auch die Bandmitglieder in asiatische Gewänder gekleidet und vom Band begleiten ohmmm-Chöre den Asia-Death-Metal, der von einem an Tomi Joutsen von AMORPHIS erinnernden dreadbelockten Shouter runtergebrüllt wird. Die Band agiert dabei absolut enthusiastisch, was sich auch schnell auf die Zuseher überträgt. Für Abwechslung sorgen die immer wieder eingestreuten epischen Momente und auch wenn der Soundmann beim zwischendurch eingestreuten Flötensolo gewaltig pfuscht, bieten die Mongolen einen tollen Auftritt. Man hätte sich durchaus noch ein paar Songs mehr gewünscht von EGO FALL. LUCIFERIAN LIGHT ORCHESTRA - was ist zu erwarten, Horrorshow oder Gruselepos à la GHOST? Auf jeden Fall gibt sich die Band geheimnisvoll bei ihrem Auftritt, sprich die Gitarristen verstecken sich hinter Masken und der Bassist trägt Hut und schwarze Sonnenbrille - und auch auf der Bandhomepage gibt man sich geheimnisvoll bezüglich des Line-ups. Hinter dem LUCIFERIAN LIGHT ORCHESTRA verbirgt sich ein Nebenprojekt von THERION-Chef Christopher Johnsson und auch wenn Johnsson den Auftritt nicht selbst bestreitet, so wird doch mit einiger Phantasie klar, dass sich hinter den Masken der Gitarristen der THERION-Bassist Nalle Påhlsson und vermutlich sein Gitarrenkollege Christian Vidal verstecken. Musikalisch verwertet Johannson mit seinem Nebenprojekt Songs aus verschiedenen Schaffensphasen von THERION, die es nicht auf ein Album seiner Hauptband geschafft haben, weil sie stilistisch nicht ganz gepasst haben. Und so klingt das LUCIFERIAN LIGHT ORCHESTRA wie eine retro-okkult-Variante von THERION, die trotz der erdigen Basis nicht auf eine Prise THERION-Bombast verzichtet. Gesanglich in Szene gesetzt wird dies von Johnsson-Freundin Mina Karadzic, die dem gut abgehangenen Rock die passende Stimme verleiht, wenn auch das übertriebene Getue etwas too much ist. Die Band spielt auch mit Lichteffekten, wenn zum Beispiel bei 'Taste The Blood' die Bühne in rotes Licht getaucht wird. Mystisch cool reitet das ORCHESTRA auf der gerade laufenden Retrowelle mit, liefert aber mit ihrem THERION-Touch durchaus etwas Eigenes. THERION habe ich schon seit mehreren Jahren nicht mehr live gesehen, das letzte Mal muss etwa 2007 gewesen sein auf der Tour zu "Gothic Kabbalah". Damals beeindruckten vor allem die beiden Sänger: Snowy Shaw mit seiner riesen Bühnenpräsenz und der mittlerweile bei CANDLEMASS singende Mats Levén, der neben seiner stimmlichen Bandbreite auch mit einer genialen Lemmy-Variante ('Iron Fist') überzeugen konnte. 9 Jahre später steht in der zigsten Reinkarnation ein völlig anderes THERION auf der Bühne, auch wenn der Kern der aktuellen Besetzung schon 5 oder 6 Jahre besteht. Was sofort auffällt, ist, dass auf der einen Seite Bandleader und einzig verbliebenes Urmitglied Christofer Johnsson mittlerweile kurze Haare hat und auf der anderen Seite die Tenöre und Sopranistinnen nicht mehr im Bühnenhintergrund versteckt werden, sondern aktiver Teil der Bühnenshow sind; außerdem wurde die Anzahl der Sänger mittlerweile auf drei an der Zahl geschrumpft. Leadsänger Thomas Vikström tritt in puncto Bühnenpräsenz in die Fußstapfen von Snowy Shaw, kann aber auch stimmlich vollends überzeugen. Bei den Damen teilen sich die 2 Mädels auf in Sopran und Rockröhre, alles zusammen eine harmonische Mixtur. Die Bühne in der Szene scheint zwar etwas klein zu sein für 7 Personen, aber die Halle ist gut gefüllt und die Band in bester Spiellaune. Der Auftritt umfasst eine Art Best-of-Set und startet stampfend mit den Klassikern 'Ginnungagap', 'Schwarzalbenheim' und 'Niefelheim'. Auch auf Raritäten wird geachtet, denn mit 'Melek Taus' wird ein Song dargeboten, der es noch auf keiner Tournee auf die Setlist geschafft hat und das nachfolgende 'The Beauty In Black' ist mit seinen ausladenden Instrumentalteilen richtig episch. Den Besuchern in der gut gefüllten Halle gefällt es jedenfalls und die da und dort eingestreuten Mitsingspiele werden brav mitgemacht. Stilistisch etwas anders klingt 'Black Fairy', das zumindest in der Strophe etwas an eine schleppende Midtempo-PRIEST-Nummer erinnert. Für großes Drama wird bei 'Mon Amour, Mon Ami' gesorgt, das als kleines theatralisches Epos inszeniert wird und bei dem Sängerin Mina Karadzic einen Gastauftritt hat. Einer der größten Gänsehautmomente des Abends ist das von Sopranistin Chiara ergreifend dargebotene 'Lemuria'. Auch von der Spielzeit her lassen sich THERION nicht lumpen und spielen inklusive der 3 Zugaben - die natürlich auch die Bandhymne 'To Mega Therion' einschließen - gut zwei Stunden. THERION beschließen somit einen sowohl internationalen als auch stilistisch bunt gemischten langen Konzertabend. Mittlerweile gehört es anscheinend zum guten Ton, dass sich die Bands nach ihren Auftritten am Merchstand einfinden, und so besteht noch die Möglichkeit, mit den Musikern zu sprechen oder Selfies zu knipsen; hier finden vor allem EGO FALL großen Zuspruch. Apropos Merchstand: Hier haben vor allem LUCIFERIAN LIGHT ORCHESTRA feine Dinge im Angebot: Es findet sich eine Touredition der Debüt-CD auf einer goldenen Scheibe ebenso im Angebot wie eine handnummerierte, signierte Flexi-Vinyl-Single um sagenhafte 5 Euro. Sammlerherz, was willst Du mehr? Und auf der Heimfahrt ist auch der Schneesturm zu Ende und der Winter wieder Geschichte. |
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