Interview mit Marius & Ida von Triosphere

Ein Interview von Opa Steve vom 23.02.2015 (15068 mal gelesen)
Nach dem starken Drittwerk plauderten wir mit den überaus gut gelaunten und engagierten Musikern Marius (Gitarre) und Ida (Gesang).

imgright

Hi, Gratulation zu eurem aktuellen Album, welches 9.5 Blutstropfen auf Bleeding4Metal eingefahren hat. Was ein Knall nach vier Jahren. Seid ihr auch mit dem neuen Material so zufrieden?

Marius: Danke, das ist Wahnsinn!! Ja, wir sind wirklich stolz auf dieses Album. Das Songwriting, das Einspielen und die Produktion sind genauso geworden, wie wir uns das vorgestellt haben.

Es war länger ruhig um euch, nachdem ihr pausenlos mit SONATA ARCTICA und KAMELOT auf Tour wart. Wann habt ihr denn mit dem Songwriting für diese Scheibe angefangen und was tat sich die letzten beiden Jahre?

Marius: Ja, mit dem Album "The Road Less Travelled" waren wir ganz schön viel on the road. Als wir heimkamen, haben wir mehr oder weniger direkt mit dem Songwriting begonnen, und die letzten beiden Jahre haben wir damit verbracht, die neue Scheibe zu schreiben und dann aufzunehmen.

Ich sah eure früheren Gigs mit W.A.S.P. und ARCH ENEMY in Deutschland und hatte immer den Eindruck, dass ihr verdammt gerne auf der Bühne steht und unterwegs seid. Wünscht ihr euch mehr Gelegenheiten für Touren und Festivals?

Marius: Absolut! Auf Tour zu sein und jede Nacht für die Fans zu spielen ist das, wofür es all das wert ist. Weißt du, ein Album zu schreiben und aufzunehmen ist verdammt viel Arbeit, und die Belohnung kassieren wir, wenn wir damit auf Tour gehen können. Übrigens waren die Shows mit W.A.S.P. in Deutschland absolut Killer, Mann! Ich erinnere mich, wie wir in einer kleinen Stadt namens Andernach gespielt haben, und die Menge war einfach fantastisch!!! Ich hoffe, dass uns jemand irgendwann mal wieder dorthin bucht.

Was genau bedeutet für dich "Touring", was liebst du daran besonders?

Marius: Die gute Seite ist die Show selbst, und dann natürlich das Abhängen mit den ganzen Leuten aus den Bands, die anderen Gigs zu sehen, und natürlich auch ein bisschen die Party backstage. Ich liebe es auch, mit Freunden oder Fans nach den Shows abzuhängen, einfach ein Bier zu trinken und viel Spaß zu haben.

Auf der anderen Seite gibt es sicherlich auch Schattenseiten, die ihr gerne ändern würdet?

Marius: Das Schlimmste ist, wenn wir keinen Tourbus haben, sondern mit dem Flugzeug reisen. Mann, das ganze Equipment einzuchecken ist jedesmal übel. Wir drehen jedesmal am Rad, denn unsere Instrumente und das Zubehör wiegen mehr als erlaubt, und dann sitzen wir für ein paar Stunden im Flieger mit einem Puls von 200 und sind gespannt, ob die Gitarren und der ganze Kram auch in einem Stück ankommen. Du weißt, wie man auf Flughäfen mit Gepäck umgeht ... so unsere wunderschönen Gitarren zu transportieren ist verdammt schrecklich (lacht).

Ich glaube, im Januar waren TRIOSPHERE zum ersten Mal auf der 70.000 Tons Of Metal. Was waren eure Erwartungen an das größte Metal-Ereignis der Karibik?

Marius: Das war wirklich total aufregend! Es war das erste Mal auf einem solchen Event und wir trafen auch eine Menge Bands, die wir von anderen Touren kennen. Es war wirklich cool, die alle wiederzusehen. Es ist wie eine Tour und gleichzeitig Urlaub mit Freunden.

Ist es für Norweger nicht ein bisschen warm, wenn man aus dem tiefsten Winter kommt und in der Hitze des Äquators abrocken muss?

Marius: (Lacht) Das ist doch das Beste daran! Norwegische Winter sind große Kacke, daher ist es perfekt, wenn man im Januar abhauen kann.

Hast du mal verrückte Geschichten auf Tour erlebt?

Marius: Oh Mann, ich kenne so viele verrückte Geschichten - aber was auf der Straße passiert, bleibt auf der Straße!

Ich hoffe, dass euch das neue Album auch wieder nach Deutschland führt - habt ihr für Europa schon Pläne?

Marius: Das hoffe ich auch, wirklich! Wir haben noch keine Touren gebucht, also wer uns buchen möchte, der sollte uns einfach über contact@thetriosphere.com ansprechen. Wir möchten 2015 so viel wie möglich touren.

"The Heart Of The Matter" ist eure dritte Scheibe. Manche sagen, dass die dritte auch die wichtigste ist, denn sie könnte über die Zukunft der Band entscheiden. Habt ihr da spezielle Erwartungen oder seid ihr deswegen nervös?

Ida: Hehe, nach unserem Debüt hat man uns gesagt, dass die ZWEITE Scheibe die wichtigste sei, aber ja - ich denke auch, dass die dritte ein guter Indikator ist, ob man mit einer Band in Zukunft rechnen sollte. Persönlich glaube ich, dass wir darüber nicht viel nachgedacht haben, denn wir machen uns selbst schon ziemlich viel Druck, uns als Songwriter und Musiker weiterzuentwickeln, und etwas zu erschaffen, auf das wir stolz sein können. Zumindest ich spürte den Druck nach den sehr guten Reviews zu "The Road Less Travelled" und fürchtete, wir könnten es nicht mehr so gut hinkriegen. Aber schon bald realisierst du, dass es besser ist, sich einfach auf die Musik zu konzentrieren und nicht auf frühere Arbeiten, und wir sind sehr stolz auf "The Heart Of The Matter".

Für mich kombiniert es alle Merkmale der früheren Alben. Da ist die rohe Power des Erstlings, aber auch die fein arrangierten Gesangsharmonien. Und die Produktion ist großartig. Was ist euer Geheimnis, diese Merkmale beizubehalten und dennoch im überlaufenen Genre des Melodic Power Metals einzigartig zu klingen?

Ida: Ich stimme da total mit dir überein, dass wir die Härte und Geschwindigkeit von "Onwards" mit den feineren Melodien und der Epic von "The Road Less Travelled" vereinigen konnten. Das ist auch der Grund, warum wir das Album "The Heart Of The Matter" nannten, denn es repräsentiert die Essenz von TRIOSPHERE, die Arrangements, die Melodien und den Kern unseres Sounds. Wenn es da überhaupt ein Geheimnis gibt, dann ist es wohl die Tatsache, dass wir einfach unserem Geschmack folgen und keinen Formeln, wie man klingen müsste. Wir werden von so vielen Künstlern inspiriert, aber vor allem inspirieren wir uns gegenseitig und die Songs kommen immer aus dem Herzen - kein Bullshit. Und wir hoffen natürlich, dass die Hörer das auch mögen (lacht).

Ist es schwer, einen Song wie 'Virgin Ground' zu singen, welcher so viele Emotionen durch den Gesang trägt, ohne eine fette Gitarre oder Schlagzeugdonner in der Hinterhand?

Ida: (Lacht) Weißt du, darüber habe ich kürzlich erst mit den Jungs gesprochen. Es gibt so viele wirklich, wirklich herausfordernde Vocal-Parts auf dem Album, aber der einzige Song, wegen dem man mich laufend anspricht, ist 'Virgin Ground' - der allerruhigste. Aber ich verstehe es, der Gesang ist wirklich sehr anders im Vergleich zum Rest des Albums, und ganz ehrlich: ich finde diesen am leichtesten zu singen. Natürlich mache ich mir viele Gedanken darüber, wie ich den Song gestalten kann und habe ihn sicher 10x umgeschrieben. Aber wenn ich die Story eines Songs entschlüsselt habe, dann werden die Emotionen im Gesang eine natürliche Sache. Ach, und übrigens: ohne fette Gitarre und Schlagzeugdonner höre ich viel besser, was ich singe (lacht).

War es eine Herausforderung, eine echte Ballade zu schreiben?

Ida: Ich möchte nicht für Marius sprechen, aber er ist so ein vielseitiger Musiker. 'Virgin Ground' entstand vor einiger Zeit, als er einfach Gitarre spielte und die Musik aus seinem Herzen fließen ließ. Dabei heraus kamen diese wunderschönen Akkorde und das Arrangement des Titels. Die Gestaltung des Gesangs ist ohnehin nie gleich, und bei diesem hatte ich die Melodie sofort klar und laut vor mir. Nur der Text hat viel länger gebraucht. Wir hatten also nicht unbedingt vor, eine Ballade zu machen, aber dieser Song hat einfach seine natürliche Form. Auf kleineren Touren wird er vermutlich nicht so hoch priorisiert sein, aber wir spielten ihn auf unserer Release-Party, und wenn viele Leute danach fragen, ziehen wir ihn sicher in Erwägung.

Gibt es einen speziellen Songwritingprozess, habt ihr ein Mastermind in der Band?

Ida: Marius ist zweifelsohne unser Mastermind, der alle Musik schreibt, und ich mache die Gesangsmelodien und die Texte. Manchmal hat Marius fast den ganzen Song fertig, bevor wir ihn in unseren Proben antesten. Manchmal gibt es auch nur ein paar Parts und wir jammen mit verschiedenen Ideen. Vor allem die rhythmischen Sachen entstehen meist während Proben, genauso wie viele Gesangsmelodien. Ich würde daher schon sagen, dass wir eine Demokratie haben und jeder was einbringt.

Die Produktion ist auch sehr gelungen. Seid ihr glücklich darüber, dass Studio-Equipment immer günstiger wird, oder liegt es eher an der gestiegenen Erfahrung oder habt ihr schlichtweg mehr Geld in die Hand nehmen können?

Ida: Danke, wir sind mit dem Sound auch sehr glücklich! Wir haben natürlich viel mehr Erfahrung mit Recording und Engineering gesammelt und natürlich wird Vieles immer bezahlbarer. Aber wenn du hunderte von Stunden damit verbringst, aufzunehmen, Signale zu prüfen und alternative Sounds auszuprobieren, um diesen "Millionen-Dollar-Mix" hinzubekommen, dann wird es für uns immer noch sehr teuer. Marius wollte schon seit 2010 mit Jens Bogren (Anm. d. Verf.: AMON AMARTH, PARADISE LOST, OPETH u.v.m.) arbeiten, daher war es eine Fügung, dass "The Heart Of The Matter" in den Fascinating Street Studios gemixt wurde. Wir wussten, dass das dem Album den Sound geben könnte, den wir suchen, und wir lieben das Ergebnis! Ein brillanter Kerl und Musiker!

Ich gehe ohnehin nicht davon aus, dass man mit TRIOSPHERE genug Geld für vier Leute verdient. Arbeitet ihr noch neben dem Musik-Business, oder verdient ihr auch darin eure Brötchen?

Ida: Zur Zeit ist es nicht möglich, vier Leute mit TRIOSPHERE satt zu bekommen, daher haben wir noch alle Fulltime-Jobs, aber der Traum ist noch lebendig (lacht).

Ich habe gehört, dass euer alter Drummer die Band verlassen hat. Wer ist der neue Kerl am Schlagzeug und was ist für euch das entscheidende Kriterium, neue Mitglieder in eurer langjährigen und gewachsenen Freundschaft aufzunehmen?

Ida: Yeah, unser alter Drummer hat nach fast 10 Jahren TRIOSPHERE verlassen. Er spielte insgesamt schon 16 Jahre zusammen mit mir in verschiedenen Bands, insofern war es schon eine Herausforderung, aber ohne Trübsal. Wir haben schon seit 2011 auf fast allen Touren mit einem Session-Drummer gearbeitet und es war nur eine Frage der Zeit, dass er die Band ganz verlassen würde. Wir haben dann in Norwegen einige tolle Drummer vorspielen lassen, um genau "dein einen" zu finden, der technisch und auch sozial kompetent ist. Er wird schließlich zu einem Familienmitglied, nicht weniger. Aber dann hatten wir eine Audition mit einem Typ aus Südnorwegen, der wirklich vielversprechend klang. Wir flogen ihn nach Trondheim, spielten etwas mit ihm in unserem Proberaum, um ein Gefühl für ihn zu bekommen. Und wir drei waren wirklich verblüfft; wir hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben, den perfekten Typ zu finden, und dann taucht er auf und übertrifft alle Erwartungen! Kenneth Tårneby ist sein Name, und obwohl wir seinen Namen erst jetzt bekanntgegeben haben, ist er seit März 2014 schon Teil der Band! Sein Debüt-Gig mit uns war auf dem PPM-Fest in Belgien, und wir sind wieder da und klingen besser als je zuvor!

Bitte gestattet mir ein kleines Charakterspielchen mit euch und beantwortet die folgenden Fragen:

Welche drei Songs oder Alben sind für euch essentiell?

Marius: TNT - "Intuition", OZZY OSBOURNE - "Live And Loud" und CHILDREN OF BODOM - "Hate Crew Deathroll".

Ida: EMPEROR "Anthems To The Welkin At Dusk", AYREON "Into The Electric Castle", CRIMSON GLORY "Transcendence".

Welche Scheibe rotierte als letzte in eurem Player?

Marius: TRIVIUM - "Shogun"

Ida: STELL PANTHER - "Feel The Steel"

Whisky oder Bier?

Marius: Definitiv Bier!

Ida: Bier, keine Frage!

Winter oder Sommer?

Marius: Sommer!!!

Ida: Jupp, SOMMER!!!!

Schlaf oder Party?

Marius: PARTY!!!

Ida: Paaaaaaaaaaaartyyyyyy - aber ich schlafe auch gerne (lacht).

CD oder Vinyl?

Marius: Ja bitte, beides.

Ida: Hmmm, CD ist praktischer, aber ich liebe mehr den Sound von Vinyl.

Ich danke euch für das Interview - ihr seid nun eingeladen, die letzten Worte frei an unsere Leser zu richten:

Ida: Zuallererst möchte ich Bleeding4Metal danken, dass ihr TRIOSPHERE einen Platz einräumt, das finden wir super! Zweitens möchten wir allen für das fantastische Feedback zu "The Heart Of The Matter" danken, und an alle eure Leser, die das Album noch nicht kennen: viele unserer Hörer sagen, dass unsere Musik für jeden Geschmack etwas beinhaltet. Also schaut mal über den Tellerrand, und völlig egal, auf welche Art Metal oder Rock ihr steht, ihr werdet auf unserem Album etwas finden, was ihr mögt! Wir haben uns viel Mühe damit gegeben und ich verspreche, dass es das wert ist! Und drittens: wenn du keiner der glücklichen Bastarde bist, die auf der 70.000 Tons Of Metal im Januar dabei sein konnten, dann behalte uns im Auge, denn wir werden definitiv wieder 2015 durch Europa touren!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten