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Under The Black Sun 2024Hier geht's zur Bildergalerie! |
Take off: 04.07.2024 - Review (50531 mal gelesen) |
Das Under The Black Sun-Festival wird 25 Jahre alt! Für viele Black Metal-Suchtis ist es eines der wichtigsten Wochenenden im Jahr. So kam es auch, dass es mich vor ein paar Jahren auf das Festival verschlagen hat. Einer Stunde Fahrtzeit und einem spannenden Lineup konnte ich einfach nicht widerstehen. Seitdem bin ich jedes Jahr mit von der Partie und ich war auch noch nie enttäuscht. Um das Jubiläum zu feiern, hatte sich der Veranstalter vorgenommen, nur Bands auszuwählen, die bisher noch nie auf dem Festival gespielt hatten. Bis auf eine Ausnahme ist ihm das auch gelungen. Mit Bands wie ENISUM, HEIMDALLS WACHT, OWLS WOODS GRAVES oder SAD hatten es einige meiner Lieblinge auf das diesjährige Lineup geschafft. Also Tasche gepackt und ab geht die Fahrt in die brandenburgische Metropole Friesack.
Tag 1: Donnerstag
Der Donnerstag ist immer der Warm-Up-Tag des Festivals und die erste Band legt erst um 17:50 Uhr los. Das lässt mir Zeit für einen entspannten Start ins Wochenende und nach dem üblichen Wahnsinn auf Berlins Straßen erreiche ich gegen 17:30 das Festivalgelände. Der Campground ist großzügig ausgelegt und man darf auch direkt neben seinem Auto zelten. Da ich allerdings jeden Abend wieder nach Hause fahre, parke ich bei den Tagesgästen. Einmal über die Straße und schon stehe ich am Eingang zur Freilichtbühne Friesack. Presseausweis abgeholt, ein kurzer Blick über das erste Bandmerch und schon stehe ich vor der Bühne. Das Gelände fühlt sich ein wenig wie ein natürliches Amphitheater an. Ein flacher Innenraum, umgeben von ein paar Hängen und die Bühne steht zwischen ein paar Bäumen. So lässt es sich aushalten.
FROSTED UNDERGROWTH
Die Position des Openers des Festivals und des heutigen Tages haben FROSTED UNDERGROWTH aus Nordrhein-Westfalen. Mit zwei EPs und zwei Alben seit ihrer Gründung 2015 hat die Band schon ordentlich Output vorgelegt. Mit einer vollen Ladung Oldschool Metal kommt die Band auf die Bühne und schmeißt uns traditionellen Black Metal ins Gesicht. Es wird von Anfang an auf das Gaspedal getreten und Sänger Deathroned keift giftig von der Bühne. Auch die Outfits der Band sind true gehalten. Nieten, Patronen, umgedrehte Kreuze, Corpsepaint, grimmige Gesichter und das Ganze komplett in Schwarz. Auch das Tom Warrior Gedächtnis-"Uhhhh" darf natürlich nicht fehlen. Nach und nach füllt sich das Publikum vor der Bühne und für einen Opener erhält die Band zu Recht einiges an Zuspruch. Natürlich erfinden FROSTED UNDERGROWTH das Rad nicht neu und es gibt auch wenig Abwechslung im Sound, aber die klassischen Trademarks des Genres werden hervorragend umgesetzt und sie sind als Opener eine sichere Bank. Mich haben sie überzeugt und ich nehme am Merch mit, was zu kriegen ist.
BLUTSTURM
Eine kurze Pause und einen Besuch am Getränkestand später stehe ich wieder im Fotograben und werde von zwei Schweineköpfen begrüßt. Der Name ist Programm und BLUTSTURM bieten auf der Bühne eine ziemliche Sauerei an. Wäre ich noch recht frisch in der Szene, würde mich das sicher noch treffen können, aber nach einigen Jahren juckt mich so ein Bühnenbild kaum noch. Ein hämmernder Mix aus Black und einer Prise Death Metal wird geboten. Das Schlagzeug ballert von Anfang bis Ende durch und die Vocals sind tief und kratzen schon an Death Metal-Growls. Mit ein paar Samples und Spoken-Word-Parts wird noch ein wenig Atmosphäre geschaffen, was mir durchaus gefallen kann, aber mit dem Mix aus instrumentalen Black Metal und Death Metal-Vocals habe ich schon immer so meine Probleme gehabt, weshalb die Band auch mich nicht abholen kann. Nichtsdestotrotz schaffen es BLUTSTURM, das Publikum für sich zu gewinnen und ich vermute, dass die Band für einige Besucher das heutige Highlight ist.
KILATUS
Eine weitere Besonderheit des Under The Black Sun-Festivals ist es, Bands aus den entferntesten Ecken der Welt ranzukarren. In diesem Jahr trifft das auf KILATUS zu. Die aus Malaysia stammende Band hat ihr Debütalbum "The Return and Darkness It Shall Be" im Gepäck und richtig viel Lust auf den Auftritt. Man merkt der Band an, mit was für einer Leidenschaft sie auf der Bühne stehen. Es wird gepost, geheadbangt und die Bühne rauf und runter gelaufen wie ein Tiger im Käfig. Da macht es auch nichts aus, dass ihr Black Metal recht stumpf und einfach gehalten ist. Wer es so überzeugend und mit solch einer Power rüberbringen kann, hat es verdient, abgefeiert zu werden - und so auch bei KILATUS. Das Publikum findet es gut und Sänger Infernal Eternal interagiert auch mit den Fans. Nach 40 Minuten ist der Auftritt auch schon wieder vorbei und das Publikum läuft zufrieden zum Merch, welches die Band auch über das gesamte Wochenende lang selbst verkauft.
AEON WINDS
Mit AEON WINDS steht nun etwas Abwechslung auf der Bühne. Nach traditionellem Black Metal hören wir jetzt eine rohe Ladung Atmospheric Black Metals. Corpsepaint und Patronengurt werden gegen Hemd und Jeans eingetauscht. So richtig will der Funke allerdings nicht überspringen, nicht auf mich und auch nicht auf das Publikum. Auf Platte geizt die Band nicht mit Samples, Intros und Keyboards, nur live ist davon kaum etwas zu hören. Wirklich Atmosphäre kommt da nicht auf. Somit bleibt solider Black Metal im Midtempo mit viel Luft nach oben. Zeit für mich, etwas zu essen und die Händler zu besuchen.
KROLOK
Nach dem Ausflug in atmosphärische Gefilde stehen nun Vampire im Mittelpunkt des Geschehens. KROLOK aus der Slowakei stehen auf dem Plan. Obwohl sie 2011 gegründet wurde, wirkt die Band so, als wäre sie schon seit den 90er Jahren mit dabei. Mit Einspielern, die klingen, als kämen sie aus trashigen Horrorfilmen, und dem Cape des Sängers wirkt die Band schon etwas skurril. Davon abgesehen schafft es die Band, ihre Atmosphäre aufzubauen und gerade die Phasen mit wilder Raserei kommen beim Publikum gut an. Der klassische Black Metal, der an manchen Stellen an VENOM erinnert, macht echt Spaß. Leider sieht das Publikum dies etwas anders und ist recht träge, was aber ein Problem ist, mit dem viele Bands dieses Wochenende zu kämpfen haben. KROLOK hätten auf jeden Fall mehr verdient.
TEMPLE OF EVIL
Die Aufgabe, den Tag abzurunden, haben heute TEMPLE OF EVIL. Die Band taucht die Bühne in rotes Licht und betritt in Kutten und Corpsepaint die Bühne. Optisch erinnern sie mich stark an PROFANATICA, auch wenn sie sich auf musikalischer Ebene kaum nah sind. Die aus Zypern stammende Band hat sich dem Occult Black Metal verschrieben. Mit ihrer leicht überzogenen Theatralik schaffen sie es dennoch, Atmosphäre aufzubauen, während der Bassist und Sänger Arkhon Sakrificer im Mittelpunkt des Geschehens steht. Dieser nutzt jede freie Minute, um zu posen. Sein aggressives Gekeife ist auch mein Highlight der Band. Auch sein Bass kommt im Mix dominant herüber und der Sound der Band hebt sich damit auch stark vom Oldschool-Charme der anderen Bands ab. Damit runden TEMPLE OF EVIL das heutige Lineup ab und gefallen den Zuschauern auch ganz gut. Noch eine Runde über das Merch geschaut und ich mache mich auf den Heimweg.
Tag: 2 Freitag
Der Start ins Wochenende fällt endlich etwas sommerlicher aus als die Tage zuvor. Kurz vor 12 Uhr mache ich mich auch los zum Festivalgelände, da die erste Band heute bereits um 14 Uhr auf der Bühne stehen wird. Unter anderem stehen heute WOLVES OF PERDITION, OWLS WOODS GRAVES und TULUS auf der Bühne.
PECHSTEIN
Den Anfang machen heute PECHSTEIN mit ihrem stumpfen, aber effektiven Black Metal. Mit Nieten, Corpsepaint, Wappenschild und mittelalterlichen Waffen auf der Bühne lassen sie auch nur wenig Klischees aus und bieten genau das, was ich erwartet habe. Keine Überraschungen, aber auch keine pure Langeweile. Meist der Raserei verfallen, sägt sich die Band durch ihre Songs und klingt stellenweise ein wenig nach DRUDENSANG. Kommt bei der Masse gut an und das kann man als Opener schon machen. Einen Besuch beim Merch spare ich mir da allerdings auch.
VALOSTA VARJOON
Im Anschluss folgt eine Band, auf die ich eigentlich gespannt war. VALOSTA VARJOON haben mich mit ihrem Album "Boarisch Grattlig" überzeugen können und auf dem Plattenteller macht das auch Spaß, aber was sie live geboten haben, war für mich schlichtweg langweilig. Den Black Metal mit Rock 'n' Roll-Schlagseite muss man halt auch rotzig und dreckig auf die Bühne bringen können. Leider wirken die Musiker gelangweilt und unmotiviert und besonders der Sänger zeigt wenig Leidenschaft für seine Musik. Damit kommt bei mir nur Enttäuschung auf und nach ein paar Liedern suche ich mir lieber was zu essen, als dem Gig bis zum Ende beizuwohnen. Bands wie CHOTZÄ machen das deutlich besser.
WOLVES OF PERDITION
WOLVES OF PERDITION gingen mit ihrem Album "Ultra Violence" in den Reviews ziemlich durch die Decke. Mehrmals schon habe ich mir vorgenommen, mir das Album mal anzuhören. Aber wie es so ist mit guten Vorsätzen: Man hält sie am Ende ja doch nicht ein. Also stehe ich vor der Bühne und hab keinen Plan, was mich erwartet. Um es kurz zu machen: Die Reviews treffen genau ins Schwarze. Der angepisste Black Metal haut einem wuchtig ins Gesicht. Sänger und Bassist Varjo keift und growlt sich richtig evil durch die Songs und die Vocals sind eine Mischung aus Black und Death Metal. Dabei spielt er seinen Bass ähnlich wie Lemmy und gibt dem Sound der Band noch mehr Schlagkraft. Dem Publikum gefällt's und ich sehe ordentlich Haare fliegen. Auf der Bühne passiert, bis auf etwas fiese Mimik, nicht viel, muss es aber auch bei dieser Art Musik nicht.
OSSUAIRE
OSSUAIRE sind zusammen mit DÉLÉTÈRE derzeit auf Tour und da macht es natürlich Sinn, beide Bands auf dem Under The Black Sun auftreten zu lassen. Mit ihrem okkult angehauchten Black Metal beginnen OSSUAIRE ihr Set. Der Sound ist moderner als bei allen Bands bisher und groovt stellenweise ordentlich. Frontmann Hérésiarque spielt seine Rolle perfekt und posiert, was das Zeug hält. Leider sticht die Musik nicht sehr aus der breiten Masse hervor und reitet auf der modernen Black Metal-Welle mit, wie es derzeit zu viele Bands tun. Drückender Sound, im Midtempo angesiedelt und dabei böses Gekeife. Nach dem starken Auftritt von WOLVES OF PERDITION hat die Band aus Kanada es schwer, mich zu überzeugen.
BLACK ALTAR
Mit BLACK ALTAR steht eine der ältesten Bands des Festivals auf der Bühne. Bereits seit 1996 treiben die Polen ihr Unwesen und blicken dabei auf eine beachtliche Anzahl von Splits, Singles und EPs zurück. Seit 2022 wird die Band live von Sänger Khrul unterstützt. In der Mitte der Bühne wird ein Tisch mit allerlei Utensilien aufgebaut. Kerzen, Schädel, Räucherwerk und was man halt so alles braucht. Theatralik ist auch ein wichtiges Element der Band, um ihre Musik auch atmosphärisch rüberzubringen. Aus heutiger Sicht ist das ein wenig zu viel oder etwas kitschig. Bedenkt man aber, dass die Band bereits seit 1996 unterwegs ist und dass damals noch alles neu war, kann ich das verzeihen. Überraschend ist allerdings der druckvolle Sound der Band, den ich so nicht erwartet hatte. Vereinzelt findet man auch melodische Gitarren über dem groben Gehacke. Stellenweise wirkt die Musik auch technisch anspruchsvoll. Für mich eine der Überraschungen des Festivals, mit der ich nicht gerechnet hätte.
ASAGRAUM
Ursprünglich waren OFERMOD aus Schweden eingeplant, welche kurzfristig aber absagen mussten. Nicht zu meiner Freude springen ASAGRAUM für sie ein, welche ich bereits auf dem De Mortem Et Diabolum-Festival 2023 sehen durfte. Was mich auch damals schon am Auftritt gestört hat, trifft auch heute wieder zu. Geboten wird klassischer, skandinavischer Black Metal. Handwerklich ist das sicher nicht falsch umgesetzt und die Trademarks sind vorhanden, allerdings fehlt mir die eigene Identität. Aus meiner Sicht habe ich genug Alben zu Hause, die identisch klingen. Live hat die Band auch sichtlich einige Probleme mit ihren Samples, was die Atmosphäre schmälert. Lediglich die Bassistin und die Schlagzeugerin können mich überzeugen. Erstere überzeugt mit viel Bewegung und Posen auf der Bühne, was etwas Bewegung in die sonst statische Show bringt. Zweitere beweist mit einem tighten und präzisen Drumming ihr Können.
OWLS WOODS GRAVES
Nachdem ich am Grillstand ein Steak verdrückt habe, stehe ich wieder vor der Bühne und warte auf eines meiner Highlights. OWLS WOODS GRAVES aus Polen bringen ordentlich Schwung ins Publikum. Die Mischung aus Black Metal und Punk sorgt einfach dafür, dass man seine Beine nicht mehr stillhalten kann. Die Matten sind am Fliegen und nach einer Weile entfesselt sich auch ein ordentlicher Moshpit. Eingängig und brutal fliegen uns die Songs um die Ohren und mit einem Hit wie 'Antichristian Hooligan' kann die Band einfach nichts falsch machen. Die punkige Attitüde sitzt beim Sänger, er tobt wild über die Bühne und feuert das Publikum immer mehr an, was dieses auch gern aufnimmt. Das Konzert ist viel zu schnell vorbei und ich begebe mich zum Merch der Band und kaufe mir den schicken 'Antichristian Hooligan'-Schal. Im Verlauf des restlichen Wochenendes sieht man den Schal immer wieder und wer mitten im Sommer einen Schal verkaufen kann, hat scheinbar das Publikum für sich gewinnen können. Für mich die Band des Festivals und ich würde mir eine gemeinsame Tour mit WHISKEY RITUAL wünschen. Das wäre ein Abriss!
DÉLÉTÈRE
Nun steht die zweite Band aus dem Tour Paket auf dem Plan und DÉLÉTÈRE ist die einzige Band, die zuvor bereits auf dem Festival gespielt hat. Auch wenn der Sänger richtig wütend über die Bühne rennt und sich das Mikro an den Kopf donnert, ist das Publikum recht träge. OWLS WOODS GRAVES haben einfach viel Energie gekostet und der Tag ist auch schon recht lang. Der fiese Black Metal, mit leichtem Rock 'n' Roll-Touch macht schon Spaß und die Band hat sichtlich Spaß am Zocken ihrer Songs. DÉLÉTÈRE erweitern die Trademarks des Genres um melodische Gitarrenläufe und wirken daher nicht wie die pure Raserei, was ihnen aber auch ihre eigene Note verschafft. Aus meiner Sicht hätte die Band mehr Reaktionen vom Publikum verdient.
TULUS
Kommen wir auch schon zum Headliner des Tages. TULUS sind eine Kultband und schon seit 1991 unterwegs mit einer kurzen Unterbrechung. Der Name war mir seit einer Weile ein Begriff, aber ich kam noch nicht dazu, mich mit der Band genauer zu befassen. Auf den ersten Blick wirkt die Band eher wie eine Country-Band aus den USA als wie eine Black Metal-Band. Es dauert aber nur wenige Sekunden und die Band haut uns ihre Musik um die Ohren. Verdammt groovig ist das Ganze und trotz des Alters der Band bemühen sie sich nicht, in irgendwelche traditionellen Trademarks zu passen. Der Bass spielt eine prägnante Rolle im Sound der Band und sorgt für ordentlich Druck. Immer wieder wendet sich Sänger Blodstrup an das Publikum und mimt nicht den entfernten, pissigen Sänger, wie es die meisten anderen Bands tun. Das macht die Band echt sympathisch und nahbar. Die Groove-Maschine aka TULUS ist damit eine echt willkommene Abwechslung im Lineup.
HAPPY DAYS
Die Aufgabe, den heutigen Tag abzurunden, haben HAPPY DAYS aus den USA. Während ich noch auf die Band warte, wird von der Decke ein Galgen gehangen und stimmt uns schon mal auf das Kommende ein. Im roten Licht getaucht, betritt die Band die Bühne. Ziemlich melodischer Depressive Black Metal hämmert da von der Bühne herab. Mit jeder Menge Theatralik versucht die Band, eine intensive Atmosphäre aufzubauen, was nur bedingt gelingt. Dass der Sänger dann am Galgen von der Bühne gezerrt wird und für ein paar Songs von einer Dame im Gothic Kleid samt Schleier ersetzt wird, ist mir schon deutlich zu kitschig. Musikalisch machen sie allerdings nicht viel falsch. Sie verzichten auf den typischen Kreischgesang, der mir oft in den Ohren weh tut, und nutzen lieber Gekeife und stellenweise auch Klargesang. Damit bietet das Festival zum Tagesabschluss nochmal eine Abwechslung vom Rest des Tages und HAPPY DAYS beschließen den Tag passend. Am nächsten Tag sieht man viele mit Shirts von der Band, also scheinen HAPPY DAYS sehr gut angekommen zu sein.
Tag: 3 Samstag
Nach einer viel zu kurzen Nacht bin ich schon wieder auf dem Weg zum Festival. Da heute ein Spiel der Europameisterschaft in Berlin stattfindet, muss ich einen ziemlichen Umweg einplanen. Auch die Prognose fürs Wetter sieht heute nicht so gut aus. Im Verlauf des Abends soll es noch zu recht starken Gewittern kommen. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung! Also Regenjacke eingepackt und auf geht es.
ZWIELICHT
Der Umweg dauert länger als gedacht und so verpasse ich die ersten paar Songs von ZWIELICHT. Nach zehn Jahren Pause meldete sich die Band vor Kurzem mit ihrem neuen Album "The Aphotic Embrace" wieder zurück. So richtig überzeugen konnten sie mich damit nicht, aber ich bin gespannt, wie sie live rüberkommen. Auch wenn die Band optisch cool aussieht, besonders der Sänger, schaffen sie es nicht, mich mit ihrer Musik abzuholen. Alles in allem machen sie nicht viel falsch. Es ist handwerklich guter Black Metal, mehr aber auch nicht. Das Publikum flüchtet vor der Hitze und vor der Bühne ist noch gut Platz. Heute haben ZWIELICHT einen schweren Stand als Opener.
ORTUS
Einen kurzen Abstecher zum Eisstand gönn' ich mir in der Pause und stehe jetzt mit einer Eisschokolade vor der Bühne. Sowas hat man auch nicht auf allen Festivals, aber genau die richtige Wahl bei der sengenden Hitze. ORTUS betreten pünktlich die Bühne und es hagelt skandinavischer Black Metal auf uns herab. Genau das, was man für einen Start in den Tag braucht. Keine großen Experimente, keine Innovation, einfach nur einen guten Anheizer. Bis auf ein paar nervige "Ohhhh"-Chöre sind ORTUS für Puristen ein wahres Fest. Auch optisch macht die Band was her. Das Corpsepaint gefällt mir ganz gut. Dazu ein wahres Gekeife, was aber durchgängig gut zu verstehen ist. Allgemein ist der Sound über alle drei Tage hervorragend. Irsins Sound hat mal wieder beste Arbeit geleistet. Dem Publikum gefällt es auch und die Band erntet ordentlich Applaus.
UNHALLOWED
Am Folter Records-Stand wurde mir das erste Album von UNHALLOWED schon mehrfach schmackhaft gemacht, aber bisher kam ich noch nicht dazu, der Band etwas meiner Zeit zu widmen. Dies soll sich heute ändern, als UNHALLOWED um 16 Uhr die Bühne betreten. Von der ersten Sekunde an zieht die Band mich in ihren Bann. Der melodische Black Metal mit eiskalten und messerscharfen Riffs bohrt sich direkt in mein Herz. Auch das Einbinden von Gangshouts gibt dem Sound noch mehr Druck. UNHALLOWED zeigen auch, dass der Bass durchaus seine Berechtigung im Black Metal hat und prägt den Sound der Band. Die 40 Minuten vergehen viel zu schnell und die Band verlässt die Bühne. UNHALLOWED sollte ich in den kommenden Jahren im Auge behalten.
SAD
Die Wolken verdichten sich langsam und der Himmel wird grau. Noch hält sich aber das Wetter und SAD aus Griechenland entern die Bühne. Um dem Wetter zuvorzukommen entfesseln SAD bereits einen Sturm. Eine pure Oldschool-Raserei mit messerscharfen Riffs fliegt mir da ins Gesicht und ich beeile mich mit den Fotos, damit ich schnell in die Menge vor die Bühne komme. Es vergehen nur ein paar Songs, da lässt auch der Himmel nicht mehr auf sich warten und das Gewitter bricht über uns hinein. Während in Berlin die Fanmeile geräumt wird, gehen in Friesack nur ein paar Leute unter ein Zelt in Deckung. Der harte Kern bleibt und feiert mit SAD eine richtige Sause. Frontmann Nadir scheint das Unwetter nur noch mehr anzuspornen und er steigt auf die Lautsprecherbox im Regen. Von dort aus keift er seine Hymnen in die Menge. Das war definitiv ein Auftritt, der mir in Erinnerung bleiben wird. Auf zum Plündern des Merchs!
HEIMDALLS WACHT
So schnell wie das Gewitter aufgezogen ist, ist es auch wieder verschwunden. Pünktlich zum nächsten Auftritt lacht die Sonne wieder. Es wird Zeit für eine Band, welche mich schon eine ganze Weile lang begleitet. HEIMDALLS WACHT haben ihr neues Album "Mystagogie - Lieder Voll Ewigkeit" im Gepäck und präsentieren uns eine Lehrstunde, wie Pagan Black Metal auf hohem Niveau agiert. Da die Band mittlerweile auf drei Sänger angewachsen ist und noch zwei Flaggenträger mit auf der Bühne hat, wird es ganz schön voll da oben. Genau dieses Lineup macht den Auftritt aber so intensiv. Bassist Saruman ist für den Klargesang verantwortlich und Sarolf und Wiborg sind für die harschen Vocals am Start. Trotz des etwas beengten Raumes nutzen die beiden "mobilen" Sänger jeden Meter der Bühne aus und liefern eine intensive Show. Die Posen sitzen und ich habe das Gefühl, dass HEIMDALLS WACHT heute richtig Bock haben. Auch das Publikum scheint auf die Band gewartet zu haben und feiert jede Sekunde hemmungslos ab. Zu meiner großen Freude wird auch der Song 'Jeder Abschied Atmet Den Tod' vom aktuellen Album gespielt. Mit dem Titel haben sie mich schon auf der CD völlig umgehauen und bei der Live-Darbietung kommen nochmal alle drei Sänger perfekt zur Geltung. Leider geht die Zeit viel zu schnell vorbei und nach 40 Minuten ist der Spaß schon wieder vorbei. Meiner Meinung nach hat die Band einen Headliner-Posten verdient. Für mich sind HEIMDALLS WACHT, neben OWLS WOODS GRAVES, die beste Band des Festivals.
WARMOON LORD
Darauf brauch ich erstmal was Kühles zu trinken und da muss man auch mal die Crew an den Getränkeständen loben. Alles geht recht zügig und auch die Preise sind vergleichsweise günstig. Nach so einem Auftritt haben es WARMOON LORD sicher nicht leicht, mich zu unterhalten. Das aus Finnland stammende Ein-Mann-Projekt hat sich in den vergangenen Jahren zu einem echten Geheimtipp entwickelt. Als ich aber auf die Bühne schaue, ist mein erster Gedanke eher ein "Oha!" als ein "Wow". Die Outfits erinnern mich eher an einen nerdigen Rollenspielabend unter Freunden als an eine ernstzunehmende Black Metal-Band. Der von Keyboards dominierte 90er Jahre Black Metal kann mich kaum überzeugen, sodass ich nach ein paar Songs lieber einen Ausflug zu den Händlern mache, um ein paar Lücken in meiner Sammlung zu schließen. Lord Vr?jitor, der Kopf hinter WARMOON LORD, ist ebenfalls für die Dungeon Synth-Band OLD SORCERY verantwortlich. Da gefällt mir seine Musik deutlich mehr.
ENISUM
Punkt 20:10 Uhr steht eine weitere Herzensangelegenheit auf der Bühne. ENISUM aus Italien sind für mich die Blaupause für gelungenen Atmospheric Black Metal. Wie ich auch schon von anderen Besuchern gehört habe, ist besonders das Album "Arpitanian Lands" der Grund dafür. Wie immer befindet sich Sänger Lys hinter einem massiven Mikrofonständer aus Holz und bildet das Zentrum des Geschehens. Die Band verzichtet heute auf den Einsatz von atmosphärischen Samples, wodurch mir eine etwas rohere Version der Songs um die Ohren knallt. Dennoch schaffe ich es mühelos, in die getragene, verträumte Atmosphäre einzutauchen. Das breitet sich auch im Publikum gut aus und vom Fotograben aus sehe ich viele zufriedene Gesichter. Als dann die ersten Töne von 'Arpitanian Lands' erklingen, hört man die Freude des Publikums deutlich. Eine willkommene Abwechslung zwischen all den "harten" Black Metal-Kapellen.
KHOLD
Nun steht eine weitere Szenelegende auf dem Programm. KHOLD bringen den kalten Wind aus Norwegen mit und Sänger und Gitarrist Gard ist der Mittelpunkt des Geschehens. Ich muss zugeben, dass KHOLD mir immer ein Begriff waren, ich mich aber noch nie mit der Band befasst habe. Das besondere Corpsepaint von Gard ist mal was Neues, auch wenn es zum Fotografieren echt keinen Spaß macht. Der eingängige und recht monotone Black Metal trifft nicht wirklich meinen Geschmack. Jedoch sorgen die Rock 'n' Roll-Anleihen für Abwechslung im Sound und stellenweise groovt das schon ordentlich. Beim Publikum kommt die Band gut an. Für mich wird es Zeit, noch einen Happen essen zu gehen und das Geschehen von einer Bank aus zu betrachten.
SARGEIST
Als Headliner des letzten Tages stehen SARGEIST auf dem Programm. Was ich jetzt schreibe, wird mir wahrscheinlich keine Freunde in der Szene machen. Während ich den Black Metal für mich entdeckt hatte, wurde mir von allen Seiten immer wieder SARGEIST empfohlen. Nach der tausendsten Empfehlung habe ich mir dann das Album "Satanic Black Devotion" zugelegt. Ich schreibe der Band den Kultstatus nicht ab, aber für mich ist das einfach nur langweilig. Ich stehe also wieder im Graben und die Band betritt die Bühne. Genau das, was ich erwartet habe, tritt ein. Es folgt Song auf Song und für mich klingt alles gleich. Simpler Black Metal der alten Schule. Da die Mitglieder und Sänger Shatraug an ihre Instrumente gebunden sind, gibt es auch nur wenig Bewegung auf der Bühne. Vor der Bühne kommen SARGEIST gut an, aber ich suche schnell das Weite.
VERMILIA
Die Aufgabe, das Festival abzuschließen, liegt bei der Pagan Black Metal-Band VERMILIA. Das Soloprojekt von Vermilia bietet nochmal eine komplette Kehrtwende im Sound im Vergleich zum Headliner. Bevor die Band allerdings die Bühne betritt, schweift mein Blick über das Publikum, welches sich ein gutes Stück geleert hat. Nach drei langen Tagen und dem letzten Headliner ist das sicher nicht verwunderlich. VERMILIA scheint das aber nichts auszumachen und die Band bietet nochmal ein Highlight am Ende. Schon im ersten Song beweist die Sängerin ihr Können. Von engelsgleichen Klargesang bis hin zu fiesen Growls bietet sie alles. Die verträumten Songs mit jeder Menge Folk-Anteilen packen mich und halten mich die ganze Zeit gefangen. So merke ich es auch kaum, wie schnell die Zeit vergeht und ich mir das letzte Merch des Festivals hole.
Fazit
Das Under The Black Sun-Festival war auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg. Ich konnte einige neue Bands für mich entdecken und einige meiner Lieblinge zum ersten Mal live erleben. Der Ablauf war von Anfang bis Ende reibungslos und auch die Spielzeiten wurden immer eingehalten. Ich war auch schon bei einigen Konzerten und Festivals, aber jedes Jahr aufs Neue überzeugt mich die Qualität des Sounds. Auch bei der Verpflegung kann ich mich nicht beschweren. Für jeden gibt es etwas und einen Eiswagen hat man ja auch nicht alle Tage. Somit fahre ich glücklich mit viel zu viel Merch nach Hause und freue mich schon auf das nächste Festival im Jahr 2025.
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Billing
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AEON WINDS - ASAGRAUM - BLACK ALTAR - BLUTSTURM - DELETERE - ENISUM - FROSTED UNDERGROWTH - HAPPY DAYS - HEIMDALLS WACHT - KHOLD - KILATUS - KROLOK - ORUTS - OWLS WOODS GRAVES - PECHSTEIN - SAD - SARGEIST - TEMPLE OF EVIL - TULUS - UNHALLOWED - WARMOON LORD - WOLVES OF PERDITION - VALOSTA VARJOON - VERMILIA - ZWIELICHT |
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