Interview mit Alice Cooper von Alice Cooper

Ein Interview von Elvis vom 26.06.2013 (20758 mal gelesen)
Der eine und einzigartige Alice Cooper nahm sich die Zeit, uns zur Einstimmung auf die Deutschland-Konzerte Ende Juli/Anfang August Fragen zur Tour, dem kommenden Cover-Album und der Rente nach einer jahrzehntelangen Karriere zu beantworten. Lest selbst, was die lebende Legende mit MARYLIN MANSON verbindet, was heute noch ein Publikum schocken kann, wie es Muskelpaket Kane Roberts geht und ob Golf und Shopping wirklich Grund genug sind, in einer Stadt eine Show zu spielen - viel Spaß!

Hallo Alice, großartig, mit Dir zu sprechen! Wie geht's Dir?

Alice Cooper: Ausgezeichnet, wir sind heute in St. Louis, mit MARYLIN MANSON zusammen.

Du hörst das ganze Zeug aus der "Wayne's World" Zeit bestimmt oft genug, also "Wr sind unwürdig, wir sind unwürdig, wir sind unwürdig, wir sind Staub, wir sind Asche"...?

Alice Cooper: (lacht) Ja, das höre ich jeden Tag!

Das hätte ich Dich sonst jetzt auch gefragt! Kannst Du mir denn auch was Interessantes über St. Louis oder Missouri erzählen?

Alice Cooper: St. Louis ist so was wie eine "All American City". Wir haben jetzt 20 Shows zusammen, ALICE COOPER und MARYLIN MANSON. Das ist eine richtig gute Tour, die beiden Shows ergänzen sich sehr gut. Seine Show ist eher in Richtung Industrial, etwas sperriger, mit ein bisschen High Tech. Unsere Show ist absoluter Classic Rock, pures Alice Theater! Deswegen kommen die beiden Shows sich gar nicht in die Quere, man könnte fast sagen, sie greifen irgendwie ineinander.

Prima! Ich glaube, dabei war es doch in der Vergangenheit sogar so, dass Du MARYLIN MANSON gar nicht wirklich mochtest, oder? Das scheint ja mittlerweile ein bisschen anders zu sein.

Alice Cooper: Ich kannte ihn zunächst gar nicht und er kannte mich nicht. Wir haben viele Sachen zueinander über die Presse gesagt, ohne uns überhaupt zu kennen. Mittlerweile kennen wir uns recht gut und kommen ordentlich miteinander aus.

Cool! Diese Tour nennt sich jetzt "Shock Therapy", richtig?

Alice Cooper: Das Lustige ist, ich glaube nicht, dass man ein Publikum heute noch wirklich schocken kann.

Das glaube ich Dir aufs Wort!

Alice Cooper: "Shock" ist eigentlich daher ziemlich tot. Ich glaube, man kann ein Publikum unterhalten und dazu schockierende Elemente benutzen. Da glaube ich aber nicht, dass die Leute schockiert sind, sondern eher überrascht, so mehr in dem Sinne. Es gibt da nicht mehr diese Schockwirkung wie in den frühen Siebzigern.

Wenn Ihr nächsten Monat in Deutschland seid und dann Anfang August auch Wacken spielt, ist das dann eine neue Tour oder werdet Ihr die "Raise The Dead" Tour vom letzten Jahr fortsetzen?

Alice Cooper: Ja, das wird die "Raise The Dead" Tour sein, die haben wir nämlich in Deutschland noch nicht gespielt, auch nicht mit Orianthi an der Gitarre. Es ist eine ziemlich klassische Show, bei der wir drei bis vier Songs von "Welcome 2 My Nightmare" spielen werden, dem letzten Album. Das wird dreigeteilt sein, Glam Rock, ALICE COOPER Nightmare Rock und gegen Ende ist es ein Tribut an die verstorbenen Freunde.

Darüber habe ich gelesen. Das Cover-Album, was jetzt als Nächstes auf dem Programm steht, ist auch ein Tribut an Deine verstorbenen Freunde, nicht wahr?

Alice Cooper: Ganz richtig, ich habe nämlich bis dato auch nie ein Cover-Album gemacht. Ich finde, es ist für mich an der Zeit eines zu machen und ich habe immer gerne Cover gespielt. Das möchte ich gerne in der '73/'74 Ära ansiedeln, das war die Zeit, in der die "Hollywood Vampires" sich jeden Abend in Los Angeles zum Trinken getroffen haben.

Wirst Du Dich denn dann mehr an Classic Rock orientieren oder auch ein paar Überraschungen auf Lager haben, was die Songs betrifft?

Alice Cooper: Ich denke, die Überraschungen werden auf einer anderen Ebene liegen. Natürlich werden wir Songs von Typen spielen, die bei den "Hollywood Vampires" dabei waren, THE WHO wegen Keith Moon, JOHN LENNON, THE DOORS wegen Jim Morrison oder JIMI HENDRIX. Leute wie diese eben, aber auch HARRY NILSSON, das wird wohl eher eine Überraschung sein. THE MOONKEES - wegen Micky Dolenz - wird die Leute überraschen.

Würdest Du auch in Erwägung ziehen, vielleicht einen Popsong zu covern?

Alice Cooper: Wenn ich das täte, wäre es jedenfalls meine Version des Popsongs. (lacht) Das würde sicherlich nicht klingen wie die Originalversion. Das ist irgendwie ja auch der lustige Teil des Ganzen, wenn Du einen Song nimmst, den jeder kennt und ihn in Deine eigene Version umformst.

Möchtest Du Dich klangtechnisch dann auch an der damaligen Zeit orientieren oder bekommt das dann eher den modernen ALICE COOPER-Sound?

Alice Cooper: Das wird wohl so aussehen, dass wir uns Studio gehen, den jeweiligen Song nehmen und ihn dann dorthin führen, wohin ALICE COOPER ihn bringt. Ich bin zuversichtlich, dass es entweder eine richtig gute Rockversion wird oder wir versuchen, den Spaß darin zu finden. Es ist letztlich ja ALICE COOPER, und wenn wir einen Song der MONKEES nehmen, werden wir den sicherlich nicht so spielen wie die MONKEES! Das wird dann so klingen, als ob ALICE COOPER ihn gespielt hätte.

Du versuchst ja live gerne, die neueren Klassiker im Set ein bisschen aufzubohren.

Alice Cooper: In manchen Fällen mag ich es wirklich, an unseren Songs nicht herumzuspielen - 'I'm Eighteen' oder 'Under My Wheels' zum Beispiel. Diese Songs möchte ich einfach so spielen, wie sie auch auf dem Album sind. Ich glaube nämlich, dass das Publikum die auch genau so wie auf dem Album hören möchte. Da wird vielleicht mal ein Gitarrensolo ein bisschen länger gespielt, aber keine großen Veränderungen vorgenommen, z.B. an den Chord-Strukturen. Am Ende von 'School's Out' gehen wir über in 'Another Brick In The Wall'. (singt) "We Don't Need No Education, We Don't Need No Thought Control…" - aber das passt ja auch zu 'School's Out'! Ansonsten wird an diesen Songs aber nicht herumgedoktert, die lassen wir sehr stark so, wie die Originalversion. Ich vergleiche das gerne mit den ROLLING STONES, wenn Du Dir die anschaust, willst Du ja auch die Originalversion von 'Brown Sugar' hören, nicht irgendeine Reggae-Version, oder? Ich will da keine Jazz-Version, sondern die ROLLING STONES-Version, wie man sie eben kennt.

Das geht mir auch nicht anders. Letztes Jahr hast Du ja bei der Tour durchgehend 'He's Back (The Man Behind The Mask)' gespielt. Werden wir das Vergnügen auch dieses Jahr haben? Das ist nämlich einer meiner absoluten Lieblingssongs.

Alice Cooper: Ja, das ist tatsächlich in der Show. Das war sogar ein ziemlicher Hit in Europa, weswegen wir es reingenommen haben. Lustig ist vor allem, dass es insbesondere in Ländern ein Hit war, wo der Film gar nicht gezeigt werden durfte. (lacht) Das war aus "Freitag der 13. Teil 6". Der Film durfte in verschiedenen Ländern gar nicht erst im Kino laufen, aber der Song war ein Hit! Den spielen wir deswegen auch noch, aber hauptsächlich nur in Deutschland, Finnland, Schweden und ein paar anderen Ländern.

Das freut mich ganz besonders, der Film ist nämlich nicht nur mein Lieblingsteil der Reihe, sondern der Song ist auch einer meiner liebsten ALICE COOPER-Songs überhaupt. Toll, dass ich mich darauf schon mal freuen kann!

Alice Cooper: Ja, das war auch ein sehr besonderer Song. Den richtigen Teil dafür haben wir irgendwie nie rausgefunden, aber der Song funktioniert einfach. Wenn das Publikum ihn hört, gehen sie einfach drauf ab.

Der Song ist einfach toll! Es ist ja ein Song aus der "The Nightmare Returns" Ära mit KANE ROBERTS in den 80ern.

Alice Cooper: Ja, Kane sehe ich immer mal wieder. Kane spielt immer noch Gitarre, er sieht immer noch fantastisch aus und er ist immer noch verrückt - was ich positiv meine! Er ist einer der besten Typen, mit denen ich je zusammengearbeitet habe.

Würdest Du in Betracht ziehen, ihn z.B. noch mal ein Solo auf einem zukünftigen Album spielen zu lassen?

Alice Cooper: Oh, absolut! Ich meine, Kane ist einer meiner besten Freunde - wenn er in der Nähe ist, ist er jederzeit herzlich eingeladen, mitzuspielen.

Seine Solo-Alben sind auch ausgezeichnet und Eure Zusammenarbeit in den 80ern war einfach ein absolutes Highlight. Das war einfach gigantisch!

Alice Cooper: Ich hatte derart Spaß, "Constrictor" und "Raise Your Fist And Yell" mit ihm aufzunehmen. Bei der Zusammenarbeit mit ihm habe ich vermutlich mehr gelacht als mit jedem anderen.

Ich bin mir nicht mehr sicher, wann Du das wo gesagt hast, das muss wohl zwischen "Hey Stoopid" und "The Last Temptation" gewesen sein, aber Du meintest damals, Du wolltest auf keinen Fall einer von denen sein, die mit über 50 noch auf der Bühne stehen. Jetzt haben wir 2013, Du bist immer noch da und in einer fantastischen Form.

Alice Cooper: Das ist lustig, weil ich nämlich nie damit gerechnet habe. Daran hat keiner von uns geglaubt, damals in den 70er und 80er Jahren. Niemand von uns erwartete, dass wir das in unseren 50ern noch tun würden! Hier stehe ich nun mit 65 und bin dabei in besserer Form als in den 70er und 80er Jahren. Ich denke nicht mal irgendwann daran, in Rente zu gehen. Da sehe ich gar keinen Anlass für! Ich hab mir immer gesagt, ich mache so lange weiter, bis niemand mehr kommt, um mich zu sehen oder ich eine Glatze bekomme und 300 Pfund zunehme. (lacht)

Ich glaube mal nicht daran, dass das so schnell passieren wird.

Alice Cooper: Ich auch nicht! (lacht)

Es ist einfach schön, Dich immer noch sehen zu können und das auf diesem hohen Niveau.

Alice Cooper: Ich umgebe mich auch immer mit sehr guten Mitstreitern. Die Band, die ich grade habe, ist die absolut beste Tour-Band, die ich je hatte. Die sind einfach Wahnsinn! Es ist jeden Abend ein Vergnügen, mit ihnen auf der Bühne zu stehen. Ich habe drei tolle Gitarristen, einen ausgezeichneten Bassisten und einen fantastischen Drummer. Alle können singen und kennen die Songs in- und auswendig. Für mich ist es dadurch sehr einfach, ich komme nur auf die Bühne und spiele meine Show, um die Musik muss ich mir nie Sorgen machen.

Ganz besonders freue ich mich auf Orianthi, die ist wirklich hammermäßig.

Alice Cooper: Oh, sie ist eine derart tolle Gitarristin! Sie ist eine der besten an der Gitarre, die ich jemals hatte. Außerdem ist sie sehr nett und klug, niemals problematisch - wenn sie Gitarre spielt, reißt sie einfach alles nieder.

Bislang habe ich sie nur auf Video gesehen, aber ich fand es sehr beeindruckend.

Alice Cooper: Sie passt einfach ausgezeichnet in die Band.

Gibt's eigentlich noch irgendwelche Bühnengimmicks, die Du mal in Betracht ziehen würdest? Du hast ja schon verdammt viel durch.

Alice Cooper: Ja, zwei bis drei neue Sachen haben wir in der Show drin. Die habt Ihr in Deutschland noch nicht gesehen bislang. Es gibt ja auch ein paar Sachen, die das Publikum einfach sehen möchte und es wäre eine Enttäuschung, wenn die nicht dabei wären. Wie würden die denn gucken, wenn ich z.B. nicht geköpft würde mit der Guillotine? Aber ein paar Neuerungen sind schon dabei, die Ihr noch nicht kennt.

Als passionierter Golfer, wählst Du Dir da eigentlich die Showorte danach aus, ob es einen Golfplatz gibt, den Du am Morgen vor der Show benutzen kannst?

Alice Cooper: Nein! (lacht) Wenn wir Golf spielen, dann liegt das nur daran, dass wir das Glück haben, einen Golfplatz in der Nähe zu haben. Das ist aber nie ein Kriterium für die Auswahl der Tour-Orte. Die Golfplätze sind einfach ein Bonus für uns - die Auswahl treffen letztlich Manager und Promoter. Wenn es keinen gibt, sterben wir daran nicht. Es ist halt etwas, was wir tun, um aus dem Hotel raus zu kommen.

Ich nehme mal an, Du gehst aber immer noch gern einkaufen vor der Show, oder?

Alice Cooper: Oh ja! Ich glaube daran, etwas für die Wirtschaft zu tun! (lacht) Ich bin am liebsten die ganze Zeit in den Shopping-Straßen, das ist für mich immer eine Ausrede, um vorzeitige Weihnachtseinkäufe zu erledigen.

Das kenne ich irgendwoher.

Alice Cooper: (lacht) Ich schaue dann z.B. in Deutschland immer, dass ich was kaufe, was es nicht in USA gibt. Da achte ich dann bei Mitbringseln für meine Töchter und meinen Sohn darauf, dass es was in Deutschland Hergestelltes ist oder zumindest aus Europa stammt, irgendwas, was es in Amerika eben nicht einfach so gibt.

Ja, genau so läuft das! Dann wünsche ich Dir noch eine erfolgreiche Tour und ich freue mich schon auf die deutschen Konzerte!

Alice Cooper: Danke, wir sehen uns bei der Tour! (Bilder von www.alicecooper.com)

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