Master Boot Record - Hardwarez

Review von Froosti vom 10.10.2024 (15878 mal gelesen)
Master Boot Record - Hardwarez Ein Projekt, inspiriert von Chiptune, Videospielmusik, Black Metal, Death Metal und Thrash, klingt nach einer ziemlich wilden Mischung. Ein Album über die einzelnen Bestandteile eines Computers hatte ich auch noch nicht in meiner Sammlung, und auch rein instrumentale Alben findet man bei mir kaum. Schon allein deshalb haben MASTER BOOT RECORD einen Exotenstatus. Das Ein-Mann-Projekt ist fleißig und hat bereits seit der Gründung 2016 über zehn Alben und ein paar EPs veröffentlicht. Da stellt sich mir direkt die Frage, ob es sich hier um Quantität oder um Qualität handelt. Der neuste Output trägt den Namen "Hardwarez". Ob sie mich damit überzeugen können?

Meine Erwartung nach der Beschreibung der Musik war ein ziemliches Gefiedel, ähnlich wie es oft im Dungeon Synth der Fall ist, mit ein paar Gitarren zur Unterstützung, also nicht wirklich etwas Spannendes. Wie falsch ich damit liege, zeigt der Opener 'BIOS' deutlich. Nach einem kurzen Noise-Intro bricht das Gewitter gnadenlos über mich herein. Der Song entwickelt sich zu einem echten, thrashigen Knaller mit dicken Gitarren. Dazu flirren die Synthesizer immer wieder von der Seite hinein und erinnern an alte Videospiele. Dabei rede ich aber von wirklich alten Spielen, aus der Zeit der Spielhallen und ersten Konsolen. Unweigerlich kommt mir auch die Serie "Stranger Things" in den Sinn. Da hätte die Musik auch gut gepasst. Die Drum-Samples treiben den Song ganz gut voran. Auch wenn ein echtes Schlagzeug immer einen besseren Sound produzieren wird als programmierte Drums, halte ich es hier für weniger störend. Auf allen vorherigen Alben waren auch die Gitarren nur durch den Computer erzeugt. Dieses Mal entschieden sie sich, echte Gitarren zu verwenden. Ich habe mir als direkten Vergleich mal den Vorgänger "Personal Computer" angehört und muss sagen, dass sie damit eine gute Entscheidung getroffen haben. Aus einem Synth-Album, das zwar ganz gut ins Ohr geht, aber nur nebenher läuft, wird ein Groove-Monster, welches mich nach vorn pusht.

In Sachen Atmosphäre kann ich der Band auch nichts vorwerfen. Auch wenn ich nicht alt genug bin, um die Zeit der Spielhallen miterlebt zu haben, stell ich mir den Soundtrack dazu genauso vor. Ich komme in die Halle hinein, es leuchtet an jeder Ecke und es dröhnen die verschiedensten Games zu mir rüber. Dass sich die Songs im Einzelnen auch wenig voneinander unterscheiden, stört mich kaum. Eher fühlt es sich an, als wechsle ich von einem Videospiel in ein anderes.

Da ich die Band zum ersten Mal auf meinem Plattenteller liegen habe, ist der Sound recht neu für mich und meine Begeisterung hoch. Nichtsdestotrotz stellt sich mir die Frage, wie oft ich ein Album dieser Band brauchen werde. Klicke ich mich auf Bandcamp durch die Geschichte von MASTER BOOT RECORD, muss ich schon sagen, dass es kaum Unterschiede zwischen den Alben gibt. Von daher finde ich die Anzahl der Veröffentlichungen etwas problematisch, und die Band sollte das nicht zu sehr überstrapazieren, sonst könnte es passieren, dass sie mit der Zeit belanglos werden.

Das "Hardwarez" nicht bei jedem aus unserer Szene ankommen wird, steht außer Frage. Die Metal-Elite und die Traditionalisten sollten hier lieber einen weiten Bogen drum herum machen. Für mich funktioniert das Album gut, besonders beim Autofahren oder beim Sport. Als Begleitmusik kann ich mir die Platte auch langfristig vorstellen, mehr allerdings auch nicht. Wer auf Synthwave-Bands wie CARPENTER BRUT oder GOST steht und davon nicht genug kriegen kann, sollte hier ein Ohr riskieren.



Gesamtwertung: 7.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. BIOS
02. MOBO
03. CPU
04. GPU
05. RAM
06. FDD
07. HDD
08. PSU
09. CASE
Band Website: www.facebook.com/masterbootrecordmusic
Medium: CD, LP
Spieldauer: 41:20 Minuten
VÖ: 11.10.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten