Musik in Corona-Zeiten: Einblicke in die B4M-Redaktion (Teil 2)

Ein Artikel von Blaze Breeg vom 13.05.2020 (25283 mal gelesen)

Baterista


Ich hatte zwar wenig Zeit, Neues zu entdecken bisher. Aber kurz vor dem Shutdown, eine Woche davor, um genau zu sein, war ich spontan auf einem Konzert im "Tief", hier in Berlin. Dort habe ich einen der besten Gigs seit sehr langer Zeit miterlebt, ohne zu wissen, dass es gleichzeitig für eine lange Zeit der letzte Gig sein würde. Die Band hieß VODUN und macht eine megageile Mischung aus Soul, Metal, Groove. Ich habe mir ein Shirt und gleich die letzte Scheibe gekauft. Der Song 'Spirits Past' daraus hat mich in den letzten Wochen oft begleitet. Als Mutmacher, Motivator und gleichzeitig Kraftspender. Außerdem musste ich sofort das ultrageile Schlagzeug raushören und mitspielen. Sehr tricky, aber großartig.

Humppathetic


Covid-19 hat bei mir durch aufgezwungenes Home Office dazu geführt, dass ich weitaus mehr Zeit vor dem PC verbringe. Statt vermehrt Musik zu hören, habe ich stattdessen aber eher gegammelt. Mir Spiele-Streams auf Twitch angeguckt, Filme geschaut und Bleeding-ferne, sprich nicht zu reviewende Musik gehört. Zwar habe ich jetzt ein paar Filme geschaut, die schon lange auf meiner Liste standen, aber in Sachen Bleeding hat sich dafür so viel gar nicht getan. Ich war ja schon vor Covid-19 einer der Schreiber mit den wenigsten Reviews, was mehrere Gründe hat, teils private, aber auch den Grund, dass ich mir Alben für Bleeding teilweise zehnmal anhöre, bevor ich sie bewerte, dazu noch zur Band und den Lyrics recherchiere, in Kontakt stehe zu eben den Bands und, und, und. Wenn dann noch ADS und Perfektionismus dazukommen, wird das Ganze dann noch langwieriger. Dadurch neige ich eher dazu, lange Reviews zu schreiben, aber eben auch nur zwei bis vier, während andere ebenfalls großartige Reviews in weitaus kürzerer Zeit schaffen. Und dann tendiere ich auch noch dazu, nicht gerade die seichteste Musik zu hören. Hach ... es ist schon schrecklich, für Bleeding zu arbeiten. So mag es klingen, aber in der Tat liebe ich die Arbeit hier, die ich auch nur geringfügig als Arbeit ansehe. Es ist ein tolles Hobby, das mir viel Spaß bereitet. Und durch mein Gammeln vor dem PC habe ich hier und da Kontakte geknüpft, wo sie sonst nie entstanden wären (namentlich vor allem Instagram und Twitch) und tolle neue Musik entdeckt. Gerade erst heute durch einen Kontakt auf Instagram zum ersten Mal NAZGHOR aus Schweden, die ich rauf- und runterhöre. Und durch zu viel Zeit schaffe ich es dann auch noch, wie ich gerade merke - und wohl auch der Leser -, dass ich aus einem recht simplen Beitrag zum Thema einen halben Roman schreibe. Zu guter Letzt: Mir fällt auf, wie viele Menschen Corona statt Covid-19 sagen. Mir sind in meinem Leben eigentlich nur pars-pro-toto-Begriffe wie Holland für Niederlande oder England für Großbritannien über den Weg gelaufen. Schön, dass es auch mal in die andere Richtung geht in Form eines totum-pro-parte-Begriffs. Sowas erfreut mich.

Opa Steve


Covid-19 hat uns zwei Festivals gestrichen, auf die wir uns irre gefreut haben. Nämlich das "A Chance For Metal Festival" in Andernach sowie das "Dynamo Metalfest" in Eindhoven. Da wir im Januar schon auf der 70000 Tons waren, ist das natürlich für manche Leser Jammern auf hohem Niveau, aber was ich emotional mit einem Festival verbinde, lässt sich nicht an der Größe festmachen. Ich habe mir letzte Woche einen KNORKATOR-Livestream ohne Publikum angeschaut und hab tatsächlich im Wohnzimmer rumgewippt, irgendwann auf dem Sofa meine Hände im Takt kreisen lassen und nach einem Song allein Beifall geklatscht. Wenn du soweit bist, weißt du, dass du Entzugserscheinungen hast. Mir tut das aber auch für die Veranstalter und Bands unendlich leid und ich schaue auch hier und da, wo ich mit ein paar Euro unterstützen kann. Beim Frühstück hörten wir zuhause kürzlich SPOIL ENGINE, die auf der 70000 Tons einen starken Abriss hingelegt hatten - da wurde ich glatt wehmütig, weil ich an diese geile Zeit zurückdenken musste. Verdammt, ich vermisse gute Gigs! Ansonsten habe ich mit Merkel, Boris Johnson und Putin einen Corona-Song geschrieben, der bald als Singleauskopplung rauskommt, aber das ist ein anderes Thema und in meinem Kopf hoffentlich noch alles normal ... aber wenn die Stimmen es doch sagen ...

RJ


Corona-Zeit heißt bei mir Home Office-Zeit und auf einmal ticken die Arbeitsuhren anders. Die euphorischen Vorstellungen von "in Ruhe Musik während der Arbeit genießen" haben sich weitestgehend in Luft aufgelöst. Unter anderem Telefonate und Web-Konferenzen machen es unmöglich, die CD-Sammlung mal nach vergessenen Perlen zu durchsuchen. Es schmerzt umso mehr, stehen die guten Silberlinge doch direkt in meinem Home Office. Auch wenn das Herz blutet, die Arbeit geht vor und die vermeintlich paradiesischen Zustände haben nur bedingt die Möglichkeit offenbart, sich dem schönsten Hobby der Welt so nebenbei zu widmen. Aber es steht auf jeden Fall auf meinem To-Do-Zettel. Meinen Song für die B4M Corona-Playlist habe ich aus einer Neuveröffentlichung gewählt, die am Freitag herauskommt. So hatte mir die Heimarbeit wenigstens die Möglichkeit geboten, intensiv in dieses Album hereinzuhören und mich flashen zu lassen. Ich hoffe, ihr könnt euch auch ein wenig dafür begeistern.

Rockmaster


Der Rockmaster hört Musik. Oder auch nicht. Oder doch. Dieses Scheiß-Corona ist doch echt die Krönung.
Es ist in meinem Job schon ungewöhnlich, wenn der Chef samstags anruft. Oder, sagen wir mal, es ist ungewöhnlich, wenn er dabei erwartet, dass jemand das Gespräch annimmt. In dem besonderen Falle hatte das Corona-Drama mit den ersten Fällen in Deutschland aber gerade begonnen, und nach den ersten Lockdowns im Rest der Welt waren wir doch alle ein bisschen sensibilisiert. "Du warst doch in Tirol Ski fahren, oder", fragte er mich. "Nein, Salzburger Land." "OK, wir reden morgen darüber." Tags drauf war die Situation schon Schuss die Piste weitergesaust, und so sitze ich Tag heute seit annähernd sieben Wochen im Home Office fest. Toll, sollte man denken. Zeit, mehr Musik zu hören. Und den Kopfhörer kann man gegen diese ein Meter vierzig hohen Quader im heimischen Zimmer tauschen. Naja, wenn das so einfach wäre. Zu anspruchsvolle Musik lenkt von der Arbeit ab. Mist. Zu beiläufige Musik wird fade. Mist. Vor allem fehlen die Kollegen, die rundherum im Großraumbüro laute Gespräche führen, mit denen sie die empfindliche Metal-Seele zwingen, sich in den schwer gedankenschwangeren Hohlraum zwischen linker und rechter Ohrmuschel zu flüchten. Was den Musikgenuss vollends trübt, ist das Ausbleiben der neugierigen Fragen der netten Kollegen, wie zum Beispiel: "Sag mal, du hörst doch Heavy Metal. Über einen Kopfhörer mit Noise Cancelling. Wie ist das so - in vollkommener Stille?" Klassiker wie "Warum brauchst du dafür so einen teuren Kopfhörer" haben das Potenzial, mit jeder Wiederholung lustiger zu werden, aber ja, manchmal kommen da echte Knaller, über die auch ich herzlich lachen kann. Herrlich jedesmal, wenn ich Hörproben anbiete: "Hier, eine neuere SKUNK ANANSIE, ist echt poppig. Oder die aktuelle TOOL. Sehr ruhig. Magst Du mal EXPLORING BIRDSONG hören? Grandios. SAVOY BROWN? Oder doch HIETALA?" "Ach nein, bei deinem Geschmack, ich bin doch Musik-Connaisseur. Damals, das DJ BOBO-Konzert ..." Noise Cancellation an, Musik an, ich verpasse den Rest des Satzes. Tatsächlich ist es aber leider so, dass ich im Home Office weniger Musik höre als zuvor im Büro.

Home Office? Heavy Metal? Solala.
Feierabend. Zu Hause, nix zu tun. Wunderbar, da legen wir mal schnell einen Klassiker von JUDAS PRIEST auf, oder vielleicht doch die neue SEPULTURA. Aaaaaaach, Mist, die Corona-Projekte im Garten warten. Da wollen Kräuter gepflanzt werden, der Rasen gemäht, und neue Schränke aufgebaut werden. Das ist aber kein Grund, keine Musik zu hören, oder? Damit man am Gartenhäuschen noch was hört, darf es gern ein wenig lauter sein. Irgendwann klingelt dann der Nachbar, und ich frage unschuldig: "Ach, ihr hört auch SEPULTURA? Das wusste ich gar nicht." OK, ich hätte es mir aber denken können, schließlich hab' ich das so laut gestellt, dass nebenan Zimmerlautstärke herrscht. Immerhin, die neuen Schränke draußen erfordern den Einsatz von echtem Heavy Metal. Musik ist aus, dafür ertönen Stichsäge, Kreissäge und Dekupiersäge. Fetter Sound. That's Metal! OK, ganz ehrlich, Rhythmus und Riffing darf man als "hart progressiv" bezeichnen - ein schöner Euphemismus für "unter aller Kanone" - aber die kreischenden Soli sind der Hammer, was auch meine Nachbarn freundlich goutiern. Der von nebenan fragt über den Zaun: "Hörst du schon wieder ..." - "Nein, ich säge", entgegne ich trocken. Irgendwann kommt die Uhrzeit, zu der der ältere Herr zwei Häuser weiter pünktlich in freudiger Erwartung das Fensterbrett ziert, um beim ersten unerhört hörbaren Geräusch nachbarschaftlich hilfsbereit herbeizueilen, um die verdrängten Fragmente in Vergessenheit geratener Verordnungen zu rekapitulieren. Also räume ich brav das Werkzeug für den nächsten Tag zusammen und schließe die Terrassentür. Da muss jetzt wieder etwas über die Boxen tönen. Ich hatte doch auch mal so ein herrliches SÖLICITÖR-Promo. Rein damit, aufdrehen. Was soll ich sagen, der Nachbar (der von nebenan) steht vor der Tür. "Sägst du jetzt drinnen", fragt er. "Nein, ich ja, ich säge jetzt drinnen." "Und wer schreit da so schlimm?" "Schatz? Hast du schon wieder einen Finger in der Säge? Ich hab' doch gesagt ..." Das nächste Corona-Projekt wird geschmiedet. Ich werde BLACKSMITH und übe mich in der Disziplin IRON FORGE zu HAMMERFALL und ANVIL.

Feierabend? Heavy Metal? Check!
Abendprogramm. Die Kletterhalle ist zu. Das Fernsehen blendet seit Wochen "#wirbleibenzuhause" ein, und ich denke mir dazu: "... auch wenn das Fernsehprogramm zum Davonlaufen ist." Das wäre doch echte Quality Time zum Musik hören. Alles andere abschalten. Nur, dass ich zwar meine Kletterfreunde zur Zeit genauso häufig treffe wie meine Kollegen, dafür sehe ich andere Freunde häufiger als je zuvor - im Videochat und mit ihrem Avatar in der virtuellen Daddelwelt. Da wo Zwerge, Elben, Waffenmeister, Beorninger und Kundige durch Mittelerde rennen und Kreaturen, Orks und Riesen niederknüppeln. Trotz genereller RPG-Affinität, das mach' ich tatsächlich erst seit Corona. Schwerter blitzen und scheppern, die Kundigen (= Magier) machen eine Pyroshow sondergleichen, und alle zwei Minuten laufen Eric Adams und Joey DeMaio durchs Bild. Leider stören MACHINE HEAD, METALLICA und MONSTER MAGNET (Gods of Metal, warum fallen mir gerade nur Bands mit 'M' ein? Ich hätt' jetzt gern eine Pommes DeMaio, aber der Kiosk hat coronabedingt zu) den Voicechat mit den Mitstreitern. Das nächste Corona-Projekt muss geschmiedet werden, ein legendäres SWORD, eine BATTLE AXE oder HALBERD. Und damit beeindrucke ich dann die Waffenmeisterin der Elben, die ich gestern gerettet habe.

Abendbeschäftigung? Musik? Fail. True Metal? Check!
Irgendwann nach einer Instanz epischen Ausmaßes habe ich den Curr-Olog-Boss, der gefühlt 23 mal soviel Lebensenergie hat wie mein kleiner Zwerg, und der im Vergleich zu Sauron nur ein wimmerndes Würmchen ist, niedergerungen, als mich das Piepsen des Weckers daran erinnnert, dass jetzt das Home Office wieder beginnt. Ich fühl' mich gerade FLOTSAM & JETSAM, wie Treibgut im Ikea-Bällebad, nur dass die bunten Plastikbällchen lauter kleine Saugnäpfe an tentakelartigen Fortsätzen haben.

Nightly Battle und Home Office? Heavy Metal? Ne, echt nicht. Bitte ohne diese Elektronikeffekte am frühen Morgen. Total untrue.
Ich merke, wie mich diese Coronasituation dünnhäutig macht. Das bisschen Zivilisationskruste in einem Skype-Meeting, wenn der Server mal wieder nur Audio-Bruchstücke weiterleitet, ist extrem dünn. Mir fehlen die Konzerte, mir fehlt der soziale Umgang. Die heimische Musiksammlung hilft sicher ein wenig. Vielleicht muss ich mal den älteren Herrn zwei Häuser weiter fragen, wie man sich so nach zehn Jahren Home Office, in denen man immer nur mit Windows arbeitet, fühlt. In dem Sinne würde ich allen sagen: Stay Metal! Stay strong!

Und egal wie humoristisch jeder Einzelne von uns die Situation vielleicht bislang ertragen hat: Sicherlich ist das für die, die WIR vermissen, nämlich unsere geliebten Rock- und Metal-Bands, nicht lustig. Die können gerade ihre Alben nicht promoten und vermisssen UNS, die Fans, noch viel mehr. Da kann ich nur raten: Kauft CDs, kauft Merch, support your Bands, unterstützt auch die Newcomer. Und ich schaue auch mal wieder in unsere aktuellen Reviews, was ich mir noch unbedingt anhören sollte.

Stormrider


Da ich im Controlling einer IT-Firma arbeite, deren größte Kunden aus der Flugindustrie stammen, habe ich die letzten Wochen mehr gearbeitet als vor Corona. Ich habe daher keine neuen oder alten Diskografien durchhören können. Das wäre also eher das Gegenstatement, es gibt auch Menschen, die wegen Corona eher weniger Zeit für den Musikkonsum hatten als früher.

TexJoachim


Tja, eigentlich würde ich gerne schreiben, dass ich jetzt natürlich mehr Musik höre und mehr Musik erwerbe, um den Künstlern über diese schwere Zeit zu helfen. Wenigstens Letzteres stimmt, an Ersteres ist leider nicht zu denken. Mit zwei Kindern und deren Fern- und Heimbeschulung sowie dem eigenen Home Office bleibt nicht viel Zeit für die Musik. Vor allem, da ich 90% meines Musikkonsums inzwischen im Auto erfahre. Fällt der Weg zur Arbeit flach, gilt das auch für meinen Musikgenuss. Erst nach den Lockerungen von Ende April konnte ich genussvoll wieder ein Album hören: "Illuminati" von GOD DETHRONED, deren Special Edition hier schon wochenlang herumstand. Gutes Album! Das zweite Stück Musik dieser letzen Wochen war die "Live At San Fran" von BEASTWARS, welche ich erst heute Nachmittag zum Bedauern der restlichen Familie einfach hören musste. Ebenfalls geiler Scheiß.

T.Roxx


In Zeiten von Corona habe ich einerseits durch das Surfen auf verschiedenen FB-Kanälen meiner Lieblingsbands die Band NATTVERD mit ihrem fantastischen Album "Styggdom" für mich entdeckt und andererseits bin ich auf das ebenso grandiose aktuelle Album "Mundus" von ANCIENT VVISDOM gestoßen. Freunde machten mich darauf aufmerksam, dass HEIMDALLS WACHT ihr 2010er Album "Nichtorte - Oder Die Geistreise Des Runenschamanen" endlich auf Vinyl veröffentlicht haben und durch Bleeding4Metal habe ich das Debüt "Aan De Wormen Overgeleverd" von BEZWERING entdeckt. Aber ich habe auch nach langer Zeit mal wieder Platten aus meiner Jugend gehört, so zum Beispiel "Appetite For Destruction" von GUNS N' ROSES, "Heartbreak Station" von CINDERELLA oder "Firehouse" von FIREHOUSE. Insgesamt sind meine Ausgaben für Vinyl deutlich gestiegen, aber man spart durch das Home Office ja auch so einiges.

Zephir


Meine Hörgewohnheiten musste ich mit dem Lockdown ein bisschen umstellen. Normalerweise höre ich täglich in der S-Bahn auf dem Weg zur Arbeit Musik. Seit ich im Home Office arbeite, fällt das weg ... und weil ich nicht "nebenher" Musik hören kann, während ich mich auf etwas anderes konzentriere, hat sich viel auf den Abend verlagert. Der lässt sich auch zu Hause gut mit Musik füllen: So hat mir Anfang April das online übertragene Konzert von den großartigen OMNIUM GATHERUM und INSOMNIUM eine ganz neue Erfahrung beschert. Eigentlich lasse ich niemals meine Nachbarn mithören - ich bin ein großer Fan von guten Kopfhörern - aber hier musste es einfach sein! Das letzte physische Konzert, das ich kurz vor dem Lockdown übrigens noch unter großem Desinfektionsmittelaufwand besuchen konnte, war eines meiner Lieblingsformation ALCEST. Deren 2014er Album "Shelter" hat mir nie gefallen und ist auch ihr einziges, das in meiner Sammlung fehlt. In der Setlist befand sich neben vielen Krachern nur ein einziger Titel eben dieses Releases, und zwar 'Délivrance' als Absacker, unter dessen letzten Klängen die Musiker die Bühne verließen. Tja, und seither bin ich von diesem Song restlos überzeugt, wenngleich sich diese Überzeugung nicht auf das ganze Album übertragen lässt. 'Délivrance' hat mich durch die vergangenen Wochen getragen und auch manche kleine Mittagspause auf dem heimischen Balkon verschönt. Vielleicht höre ich das ganze Album noch einmal mit neuen Ohren.


Metal Guru


Corona und kein Ende - was 'n elender Scheiß! Keiner findet DAS gut, niemand will DAS, aber (fast) alle machen mit - nicht, weil alle DAS gut finden oder DAS wollen, sondern weil alle MÜSSEN! Hätte der gute Gott vorher deutlich und laut gefragt: "Eh, Menschheit - willste Corona (inklusive ALLER damit zusammenhängenden Konsequenzen)", hätten geschätzte 97, 3 Prozent "Oh, no, never!" geschrien - die restlichen 2,7 Prozent widersprächen entweder dem guten Gott grundsätzlich nicht, glaubten an einen 'tieferen Sinn' (was/wer/wie könnte DER wohl sein?) oder verstünden die Frage falsch. Aber nein, der gute Gott hat NICHT gefragt, Corona & Co. kamen einfach ihres Weges und nun stoplert die Welt in einem anderen, neuen, unrunden Zwangsrhythmus vor sich hin. Dabei steh' gerade ich auf angeschrägte Holper- und Stolperrhythmen, hitparadenunfreundliche Krumm- und Schiefheit, schwerverdauliche Unter- oder Überhaltung. Allerdings: WENN schon Holperung/Stolperung, krumme/schiefe oder/und Schwerverdaulichkeit, DANN freiwillig! Und DAS hier ist NICHT freiwillig, ich (wie alle anderen auch) wurde NICHT gefragt, dementsprechend mies meine Laune!

Von April bis Mai 2020 hab' ich so viele MP3-Bundles von B4M geordert (UND fast alle bekommen - dafür an dieser Stelle nochmal besten Dank), so viele Reviews für B4M geschrieben wie in vergleichbarem Zeitraum noch nie (= die letzten zweieinhalb Jahre). Was im 'Normalfall' auf Langeweile, Liebe zur Musik oder Trennung von der Langzeitlebensabschnittsgefährtung hindeutete, heißt unter Corona & Co. (= im 'UNnormalfall') Ablenkungstaktik/Beschäftigungstherapie/Pseudoaktivismus! Nicht, dass ich nicht Anderes/Besseres/Sinnvolleres zu tun hätte (obwohl - was ist anders/besser/sinnvoller als Musik hören/machen/rezensieren?), aber da kein Mensch der Welt weiß, wie lange dieser coronale 'Zustand' bestehen bleibt beziehungsweise Langzeitauswirkungen haben wird, frage ich mich desto häufiger, je länger der Zustand andauert: Warum soll ich überhaupt noch irgendetwas machen? Wenn in zumutbarer Zeit (~ ein bis eineinhalb Jahren) eh keine 'richtigen' Konzerte vor 'richtigem' Publikum mehr stattfinden (DÜRFEN) oder nur unter unrealistischen, publkums-/musikerfeindlichen, frustrierenden Bedingungen - was soll dann der ganze digitale Aufwand?

Voll depro - ich weiß, aber so ist das wohl mit Frustfressen, Negativnasen, Schwarzsehern (wie mir). Soll heißen: Corona & Co. gehen mir nicht nur megamonströs auf'n Sack, sondern machen aus einem eh miesgelaunten einen sogar suizidalen Zeitgenossen! Ich meine, Kultur allgemein/Musik besonders sind durch fucking Corona so dermaßen am Arsch, dass die größtenteils gut gemeinten/zum Teil sogar gut gemachten musikalischen Netzzusammenkünfte wie allgemeine Ablenkungstaktik/Beschäftigungstherapie/Pseudoaktivismus oder schlimmer noch postmortale Zuckungen anmuten - in MEINEN Augen/für MEINE Ohren! Bin (war?) ja selbst Mucker, geh' (ging?) ja selbst zu regelmäßigen Proben, tret' (trat?) ja selbst unregelmäßig auf - alles 'bis auf Weiteres' (hallo?) abgesagt, ad absurdum geführt (Auto-Konzerte, Geister-Gigs und so weiter), reglementiert, verboten, zerstört. Also häng' ich vorzugsweise zuhause, sichte alten (musikalischen) Kram und versuche, DEN für die Nachwelt (welche Nachwelt?) aufzunehmen/mixen/speichern. Ist ganz aufschlussreich/interessant/lustig, macht auf Dauer (wie lange dauert 'Dauer'?) aber keinen Spaß! Nein, ich weiß wirklich nicht, wie allgemeine Kultur/besondere Musik während oder nach Corona (ob und wann auch immer DAS sein wird) weitergehen soll ...

Last, but not least ...

Und hier noch einmal für euch unsere Spotify-Playlist - mit Dank an Cornholio. Viel Spaß beim Reinhören!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten