Interview mit Andy von Sodom

Ein Interview von Eddieson vom 12.11.2024 (20119 mal gelesen)
32 Jahre "Tapping The Vein". Das letzte Album mit Chris Witchhunter am Schlagzeug und das erste mit Andy Brings an der Gitarre. Andy selbst war auch maßgeblich an dem Re-Release beteiligt, das am 15.11. als Dreifach-CD, Doppel-LP und eine fette Box erscheint. Grund genug, um kurz mal mit Andy über das Album zu sprechen.

Hi Andy. Wie geht es dir?

Andy: Hey Jan. Mir geht es super, danke. Ich bin fitter als mit 30 und beschäftige mich ausschließlich mit Dingen, die mich erfüllen.

Eine spannende Zeit liegt hinter dir - die Arbeit an der Neuauflage von "Tapping The Vein". Wie war der Job für dich?

Andy: Es war eine intensive Auseinandersetzung mit dem Material, "Tapping The Vein" war mein allererstes Album, also ein krasser Trip. Sehr emotional zu Anfang, aber dann übernimmt der Produzent und Mixer in mir und ein Wechsel in die Objektivität vollzieht sich. Es geht ja nicht nur um meine Gitarrensounds dabei. Auch darüber hinaus arbeiten Tom und ich viel daran, wir sind in jeden Schritt des Prozesses involviert.

Das Album ist mittlerweile 32 Jahre alt. Wie denkst du heute über das Album?

Andy: Es ist gut gealtert und beliebter als je zuvor, was sehr ansteckend ist. Ich bin sehr euphorisch, was all das angeht. Die Platte knallt immer noch alles weg.

Du hast ja dem Album einen neuen Mix verpasst. Was war dir dabei wichtig? Also wie sollte das Album für dich klingen?

Andy: Reduziert aufs Maximum. Nicht besser als das Original, sondern noch charakterstärker. So waren wir damals, ungeschönt und in your face.

Es gibt ja schon ein paar kleine Fehler auf dem Album, die, soweit ich weiß, auch nicht von dir ausgebügelt wurden. Ich finde das ja richtig gut, weil es dadurch einfach authentisch bleibt. Aber habt ihr mal darüber nachgedacht, das hier und da etwas gerade zu bügeln?

Andy: Nein, das wäre der größtmögliche Fehler gewesen. Das ist der Charme, die Aura des Albums, das darf man nicht wegspachteln. Im Gegenteil, man muss es prominent ins Schaufenster stellen. Wir waren so, nicht perfekt, ständig im Overdrive-Modus. Das musste unbedingt so bleiben.

"Tapping The Vein" wurde ja immer so ein bisschen stiefmütterlich behandelt. Das Album hat bis jetzt nie ein Re-Release bekommen und auch in den Setlisten kamen, bis auf 'Wachturm' vielleicht, die Songs jetzt auch nicht so häufig vor. Wie kommt das?

Andy: Das müsstest du Tom fragen. Fakt ist: Kein Gitarrist nach mir hat die Songs aus meiner Ära korrekt und werktreu gespielt oder interpretiert.

Ganz interessant sind ja die Alternativ-Versionen von 'Body Parts', 'Reincarnation' und 'Wachturm'. Wo kommen die denn her? imgright

Andy: Die habe ich auf den alten Multitrackbändern gefunden. Ich hatte komplett vergessen, dass 'Reincarnation' ursprünglich hohen Gesang hatte. Ich finde, das ist eine schöne Ergänzung, die das Bild noch weiter komplettiert.

Wenn man an einem Album arbeitet, das 32 Jahre alt ist, dann macht man doch unweigerlich zumindest gedanklich eine Zeitreise in die Zeit zurück. Wie war es damals für dich Anfang der Neunziger im Ruhrpott? Muss doch eine unheimlich aufregende Zeit gewesen sein.

Andy: Aufregend war mein Leben vor SODOM nicht, genau das war ja das Problem. Ich wollte raus in die Welt, mit Musik. Das war mir alles zu eng und langweilig. Ich hatte kein Interesse an Schule oder einer Banklehre. Mit meinem Einstieg in die Band hat sich das natürlich schlagartig geändert. Gemessen an heute war damals aber alles irgendwie langsamer und behäbiger, man wurde nicht so zugeballert und konnte sich auf seinen Auftrag konzentrieren. Ich bin aber weit davon entfernt zu sagen, dass früher alles besser war.

Kannst du dich noch an die Aufnahmesession zu "Tapping The Vein" erinnern? Wie lief das damals? Lief alles reibungslos?

Andy: Es war eine Zangengeburt, aber auch das gehört zur Story. Man hört den Kampf, die Anstrengung, die hohen Drehzahlen. Man kann sich das Album gar nicht anders vorstellen.

Jetzt ist ja ein Großteil der Arbeit zum Re-Release von "Tapping The Vein" abgeschlossen und das Teil erscheint am 15.11. Passend dazu gibt es noch Signingsessions im EMP-Store und eine Listeningsession bei Idiot Records. Wie geht es dann bei dir musikalisch weiter? Arbeitest du an neuer Musik für DOUBLE CRUSH SYNDROM oder was hast du so vor?

Andy: Lass es mich so sagen: Auch 2025 werdet ihr mich nicht los, so oder so.

Also arbeitet ihr vielleicht schon an dem nächsten Re-Release? Denn immerhin wird beziehungsweise ist "Get What You Deserve" dieses Jahr auch 30 geworden.

Andy: Wir reden darüber, ja. Noch ist aber nichts fest, aber ich bin guter Dinge, dass es weitergeht.

Andy, vielen Dank für deine Zeit und das Interview. Wünsche euch für das Re-Release nur das Beste und du hast die letzten Worte.

Andy: Danke für euer Interesse. Meine letzten Worte: Wählt keine Nazis!

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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