Ein Artikel von Lestat vom 13.03.2012 (22277 mal gelesen)
Die Kaiserslauterner Prog-Metal-Band VANDEN PLAS sind ein kleines Unikat in der Metalszene: Abseits des Metalshowbusiness haben sie sich am Pfalztheater in Kaiserslautern etabliert und führen bereits seit einiger Zeit Theaterstücke auf. Das hat dazu geführt, dass Konzerte in Kaiserslautern von einem sehr durchmischten Publikum besucht werden. Jetzt haben sie sich zu neuen Ufern aufgemacht und mit Fantasy-Kultautor Wolfgang Hohlbein zusammen gearbeitet. Dazu hat Hohlbein extra ein neues Buch für seine Chronik der Unsterblichen geschrieben: "Blutnacht".
Die für Hohlbein typische Storyline soll jetzt nicht nocheinmal besprochen werden, diese mag man, oder man mag sie nicht. Für Metaller am wichtigsten: Wie war die musikalische Umsetzung? Und da sei gesagt: Tobi Sammet kann sich eine fette Scheibe abschneiden! Es wurde nichts verweichlicht, kein Weichspülerrock mit ein bisschen Gejohle. Nein, das, was der Zuschauer zu hören bekam war VANDEN PLAS in Reinkultur, das Songwriting hätte genauso gut für eine normale Veröffentlichung sein können. Dass VANDEN PLAS' Sänger Andy Kuntz die Hauptrolle gesungen hat, verstärkte das nur. Allerdings haben nicht alle Darsteller/-innen so gut zur Musik gepasst: Sowohl Geertje Nissen, (Blutgräfin) als auch Alexis Wagner (Domenicus) hörten sich zu Prog Metal eher seltsam an, was durchaus an dem eher klassischen Gesang gelegen haben könnte.
Das Buch an sich war gut für die Bühne umgesetzt. Natürlich gab es die eine oder andere Abänderung, aber das war ja zu erwarten. Die Inszenierung konnte sich echt sehen lassen, aus wenigen Bühnenelementen wurde extrem viel heraus geholt, und der personelle Aufwand war größer, als man für ein normales Theater spontan erwartet hätte, zumal die schauspielerische Leistung gut war.
Es gab allerdings noch drei kleine Kritikpunkte: Zum einen war die Anlage vielleicht ein wenig zu laut aufgedreht, weswegen in der Folge der Gesang teilweise in der Musik unterging. Und zum zweiten fiel Andys Mikro kurzzeitig aus, wofür man sich aber nach Ende der Pause artig entschuldigte. Und zuletzt: Wieso wurden die Texte der Lieder auf englisch geschrieben, wenn der Rest des Stückes auf Deutsch ist? Das hat ein wenig kaputt gemacht - und den Sängern unnötige Probleme bei der Betonung.
Bleibt also festzuhalten: Da wo AVANTASIA vielleicht irgendwann hinwollen, sind VANDEN PLAS schon lange angekommen: Metal als Theaterinszenierung. Dass das beim Publikum ankommt, merkte man: Die Shows sind regelmäßig ausverkauft, das Publikum relativ jung, aber nicht nur: Neben uns saß eine ältere Dame, die seit 50 Jahren eine Dauerkarte abonniert hat. Das zeigt uns zwei Sachen: Erstens sind junge Leute, hier Metaller, durchaus für das Theater zu begeistern. Und zweitens: Metal und Theater können sich vertragen.