Kärbholz - Überdosis Leben

Review von Dimebag vom 04.02.2017 (9770 mal gelesen)
Kärbholz - Überdosis Leben Das enorm wachsende Genre Deutschrock hat in den letzten Jahren eine Menge neuer Bands an die Oberfläche gespült. Textlich hauptsächlich geprägt durch eine große Schippe Pathos und Selbstbeweihräucherung, verkauft man eine Menge Tonträger und macht das alles nur für die Fans. Wer den Aufstieg der ONKELZ mitverfolgt hat, dem kommt dieses Konzept ziemlich bekannt vor. Deshalb interessiert mich das Gros dieser Bands für keine zwei Pfennige.

Eine Ausnahme waren hierbei schon immer KÄRBHOLZ. Textlich trafen die Jungs regelmäßig einen Nerv bei mir und die sympathische, teilweise selbstironische Art von Torben, Adrian, Stefan und Henning hoben die Band für mich vom Einheitsbrei der Kollegen ab. Dazu steigerte man sich von Album zu Album, ohne den Spirit der Anfangstage zu verlieren. Mit "Überdosis Leben" liegt nun bereits das siebte Album vor, schafft es die Band nochmal eine Steigerung zum Vorgänger "Karma"?

Beim ersten Durchlauf beeindruckt sofort die hervorragende Produktion. Eike Freese und Alex Dietz (HEAVEN SHALL BURN) zimmerten in den Hamburger Chamäleon Studios einen druckvollen und transparenten Sound zusammen, der mitreißend aus den Boxen schallt. Dazu kommt eine weitere Steigerung im Songwriting, sowie im Spiel der Band. Spielte man früher manchmal "nur" miteinander, so sitzt hier alles und man spielt zusammen.

'Ich Hoffe Du Kannst Mich Sehen' eröffnet mit einem stolzen Blick auf den Weg vom rebellischen Jungen zum gestandenen Mann, 'Überdosis Leben' überzeugt mit Metalriffs und einprägsamen Refrain. 'Feuerräder' setzt die harten Gitarren fort, diese werden aber durch langsame Momente unterbrochen, was die Lyriks brillant unterstützt. 'Ich Kann Es Nicht Ändern' versprüht zu Beginn einen BROILERS-Vibe, textlich setzt man sich mit den Gefühlen einer Trennung auseinander. 'Nur Wir Beide' lädt zum Arschwackeln und durchzechte Nächte mit den besten Freunden ein. Der Countrysong (sic!) 'Kind Aus Hinterwald' setzt dem Dorfleben ein musikalisches Denkmal, mit einem großen Augenzwinkern. 'Evolution Umsonst' ist dann mein Favorit des Albums, was auf der einen Seite am metal-rockigen Riffing, aber auch am Refrain und der textlichen Aussagen liegt. Dazu baut man auch noch Death Metal-Growls von Lenny Osterhus (DEVASTATOR) ein. Absoluter Anspieltipp. 'Der Spiegel' steht dem aber kaum nach, vor allem die Gitarren und der mitreißende Refrain sorgen für Mitgrölpotential. 'Perfekt Unperfekt' wartet mit einer tollen Frauenstimme auf, die im Duett mit Torben einen Liebeslied ohne Kitschpotential rockt. 'Das Ist Noch Leben' packt wieder die Metalgitarren aus, während 'Nur Einen Satz' mir jedes Mal eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Das Textkonzept und der steigernde Songaufbau sorgen für ekstatische Gefühlsausbrüche. Die Rock'n'Roll-Gitarre auf 'Schwerelosigkeit' lässt das Tanzbein schwingen, während man bei 'Weck Mich Nicht Auf' zum gepflegten Pogo übergehen kann. 'In Flammen Stehen' fällt zum Abschluss im Vergleich zu den andern Songs leider etwas ab.

Fazit: KÄRBHOLZ haben es auch mit ihrem siebten Album geschafft, sich zu steigern. Man ist in allen Belangen nochmal besser geworden und liefert Songs ab, die im Ohr bleiben, zum Tanzen anregen und einen berühren. Wer, wie ich, Deutschrock sonst eher wenig abgewinnen kann, sollte es trotzdem mal mit KÄRBHOLZ versuchen. Alle anderen werden sowieso hervorragend bedient.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Ich Hoffe Du Kannst Mich Sehen
02. Überdosis Leben
03. Feuerräder
04. Ich Kann Es Nicht Ändern
05. Nur Wir Beide
06. Kind Aus Hinterwald
07. Evolution Umsonst
08. Der Spiegel
09. Perfekt Unperfekt
10. Das Ist Noch Leben
11. Nur Einen Satz
12. Schwerelosigkeit
13. Weck Mich Nicht Auf
14. In Flammen Stehen
Band Website: www.kaerbholz.de
Medium: CD
Spieldauer: 51:31 Minuten
VÖ: 27.01.2017

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