Rage - Seasons Of The Black

Review von Stormrider vom 09.08.2017 (14464 mal gelesen)
Rage - Seasons Of The Black Dass es 2015 mächtig im RAGE-Karton gerumpelt hat und die Liaison mit dem langjährigen Klampfer Victor Smolski und dem nicht ganz so langjährigem Drummer Andre Hilgers in die Brüche ging, das wurde ja in der Presse entsprechend breit abgehandelt. Das mit neuem, jungen und hungrigen Line-Up eingespielte "The Devil Strikes Again" wirkte anschließend wie ein Befreiungsschlag. Die Rückbesinnung auf die, zumindest in meinen Ohren, beste Phase der Herner Institution, nämlich Mitte der 90er und hier insbesondere das grandiose "Black In Mind", wurde vollkommen zu Recht von den Fans und den Medien abgefeiert. Dass nur 14 Monate später schon der nächste Streich rausgehauen wird, das zeigt wie viel Enthusiasmus wieder in der Band steckt. Und man kann auch "Seasons Of The Black" attestieren, dass es in die gleiche Kerbe schlägt. Der titelgebende Opener tritt direkt aufs Gas und gibt die Richtung vor. Leicht angethrasht aber doch melodiös und mit einer guten Hookline ausgestattet, dazu Peavys Stimme, und schon ist ein klassischer RAGE-Track fertig, der die Fans bestens bedient. Natürlich wird Peavy in dem Leben kein Opernsänger mehr, aber seine Vocals sind unverkennbar und dieses Qualitätsmerkmal einer einzigartigen Stimme, das geht ja vielen Vokalakrobaten leider ab, die klingen wie hundert andere. 'Serpents In Disguise' ist dann keinen Deut schlechter als 'Seasons Of The Black', aber weniger Thrash, mehr Groove und 'Blackend Karma' setzt dem Eröffnungstrio dann ein Krönchen auf, der Midtempo-Track lässt einen schon beim ersten Hören nicht mehr los.

Bedenkt man, dass RAGE mehr als 20 Alben in der Diskographie stehen haben, dann wird erwartungsgemäß ein Mindestqualitätslevel nicht unterschritten, alleine schon, weil es handwerklich nichts auszusetzen gibt. Aber natürlich kann auch nicht jeder Track ein absoluter Volltreffer und künftiger Klassiker sein, und so kann man die folgenden Songs im Gesamtkatalog im Großen zwar durchaus als überdurchschnittlich einschätzen, im direkten Vergleich mit dem bereits erwähnten Album-Fave von 1995 ziehen 'Time Will Tell', 'Septic Bite', 'Walk Among The Dead' und 'All We Know Is Not' jedoch den Kürzeren. Klar spielt hier eine gewisse Sentimentalität eine Rolle, da machen wir uns mal nichts vor. Deswegen überwiegt am Ende auch die Freude darüber, dass RAGE weniger Bombast und Klassik und mehr Metal raushauen.

Zum Ende von "Seasons Of The Black" wird es aber doch noch mal ambitioniert. Die letzten vier Titel werden unter dem Banner The Tragedy Of Man zusammengefasst und erzählen vom Untergang der Menschheit. Das die Tragödie eröffnende 'Gaia' ist ein ruhiges und rein auf Akustikgitarre basierendes Stück, welches den Boden für die folgenden Songs bereitet. 'Justify' und 'Bloodshed In Paradise' sind anschließend starke (Power) Metal-Songs, die mit guten Riffs und starken Soli genauso wie mit ihrer Dynamik punkten können, und 'Farewell' beschließt das Album und das 20-minütige Konzept und liefert einen entspannten Ausklang der 50 Minuten. Eine Ballade die ok ist, aber auch nicht die ganz großen Emotionen entfacht und am Ende in Vogelgezwitscher mündet, welches das kleine Konzept bereits eröffnet hat.

Man kann nach den elf Songs festhalten, dass RAGE ihre auf dem Vorgänger gefundene Spielfreude auch auf "Seasons Of The Black" weiterhin in starke Songs umzusetzen vermögen. Aber natürlich kann bei einer so ausufernden Diskographie nicht jedes Album ein Klassiker sein. Im Vergleich mit "The Devil Strikes Again" ist der aktuelle Dreher einen Tacken schlechter, vielleicht auch, weil der Überraschungseffekt der erfolgten Rückbesinnung fehlt. Wer RAGE vorher nicht mochte, der wird sie auch jetzt kaum zu seinen Faves zählen. Wer mit der Band früher sympathisiert hat, der fühlt sich auf "Seasons Of The Black" direkt heimisch und macht mit der Anschaffung nichts falsch. Als kleines Bonbon und für Fans bestimmt auch interessant, ist die "Value for Money"-Bonus-CD, die sechs Neueinspielungen aus alten AVENGER-Zeiten enthält, aber leider nicht zur Rezension vorlag.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Seasons Of The Black
02. Serpents In Disguise
03. Blackened Karma
04. Time Will Tell
05. Septic Bite
06. Walk Among The Dead
07. All We Know Is Not

The Tragedy Of Man
08. Gaia
09. Justify
10. Bloodshed In Paradise
11. Farewell
Band Website: www.rage-official.com
Medium: CD
Spieldauer: 51:51 Minuten
VÖ: 28.07.2017

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