Interview mit Bellovesos von Pénitence Onirique

Ein Interview von grid vom 30.11.2016 (19258 mal gelesen)
Neues entdecken, Perlen aufspüren und im Verborgenen wirkenden kreativen Köpfen Geheimnisse entlocken, ist das täglich Brot mit dem uns Bleeding4Metal nährt. PÉNITENCE ONIRIQUE sind neu und haben eine Debüt-Perle veröffentlicht, die auf das im Verborgenen agierende Duo neugierig machte. Das Interview mit Bellovesos bringt Licht ins Dunkel.

Hallo und willkommen auf Bleeding4Metal. Zu allererst möchte ich euch zu eurem tollen Debütalbum "V.I.T.R.I.O.L." gratulieren. Ohne Demo-Veröffentlichungen scheinen PÉNITENCE ONIRIQUE buchstäblich aus dem Nichts zu kommen. Ich möchte Dich daher bitten, PÉNITENCE ONIRIQUE unseren Lesern vorzustellen.

Bellovesos: Vielen Dank für dein Interesse. PÉNITENCE ONIRIQUE haben ihren Ursprung in einer Vielzahl von Fragen, die das Leben und das Sein betreffen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, aber wir haben die Musik dafür gewählt, weil das etwas ist, das wir schon immer gemacht haben, aber nie auf persönliche Art, sondern immer indem wir der Richtung eines anderen gefolgt sind. Im August 2015 begann ich für mich allein mit einer genauen Vorstellung unermüdlich dieses Projekt zusammenzustellen. Als ich meine Ideen Diviciacos, einem alten Freund von mir, mitteilte, bot er an mit seiner Stimme zu dem Projekt beizutragen: PÉNITENCE ONIRIQUE war geboren. Ich möchte nichts über unsere vorherigen Bands preisgeben, weil wir unsere Identitäten geheim halten wollen, um ganz deutlich unsere vergangenen von den jetzigen abzugrenzen.

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Bitte erzähle uns etwas über eure musikalischen Einflüsse. Welche Bands, welche Alben waren essenziell für PÉNITENCE ONIRIQUE?

Bellovesos: Zu behaupten, dass ich von einer besonderen Band beeinflusst worden bin, wäre falsch; wenn ich komponiere, trenne ich alles andere ab, aber unsere Band wurde ganz klar von der Black Metal-Szene der Neunziger beeinflusst.

Was inspiriert PÉNITENCE ONIRIQUE heute?

Bellovesos: Was PÉNITENCE ONIRIQUE inspiriert, kommt direkt aus unserem Leben, unserem Interesse für esoterische Literatur, Geschichte, Philosophie, aber auch von unserer Liebe zu alten Orten, die von unauslöschlicher Energie aufgeladen sind. Wir werden auch von Künstlern wie William Blake, Jean Delville, Ferdinand Hodler, Leonardo Da Vinci, Gustave Doré oder Botticelli inspiriert ...

Soweit ich gesehen habe, wurde das Album mit begeisterten Reviews aufgenommen. Was denkt ihr über die großartigen Rückmeldungen? Habt ihr das erwartet?

Bellovesos: Wir haben das ganz ehrlich nicht erwartet; ich wollte das Projekt ohne besonderen Ehrgeiz entwickeln, aber mit der gleichen Leidenschaft und Entschlossenheit wie die Entwicklung fortschreitet. Es ist eine große Freude, unser alchimistisches Universum mit so vielen Leuten zu teilen, und wir werden damit fortfahren, weil wir in Bezug auf PÉNITENCE ONIRIQUE noch viele Ideen haben.

Im Promoschreiben wird darauf hingewiesen, dass es auf "V.I.T.R.I.O.L." keine Keyboards gibt. Warum wird diese Tatsache so ausdrücklich betont?

Bellovesos: Gerade weil viele Leute dazu neigen, das zu denken. Die Tatsache, dass da kein Keyboard ist, bringt den Hörer dazu, die Wahrnehmung der Töne neu zu überdenken und besser zu verstehen, was gehört wird.

Die Texte auf "V.I.T.R.I.O.L." drehen sich um den Tod. Gibt es einen besonderen Grund, weshalb ihr euch auf dieses Thema konzentriert habt? Die Texte sind eine ziemliche Einladung, in sie einzutauchen. Ihr schafft mit euren Worten eine ganz besondere Atmosphäre, die parallel mit der Musik einhergeht. Bitte erzähle etwas über den kreativen Prozess. Was kommt zuerst? Die Texte oder die Musik?

Bellovesos: Am Anfang ist die Musik, die ich komponiere, dann fasst Diviciacos seine Ideen in Texte mit einem alchimistischen Thema. Wir kennen uns so gut, dass sich unsere Ideensymbiose verbindet und ein zusammenhängendes Ganzes schafft. Die fünf Lieder handeln vom Tod, aber von einem alchimistischen Standpunkt aus; verleiten zu denken, dass wir völlig wach sein müssen, um bereit zu sein, alles zurückzulassen, was wir in unserem materiellen Leben haben, sodass wir mit einer neuen Erkenntnis und einer höheren Stufe des Verstehens neu geboren werden können.

"V.I.T.R.I.O.L." wird von einem exzellenten Artwork begleitet. Wie wichtig ist der visuelle Aspekt für PÉNITENCE ONIRIQUE? Wie lange hat es gedauert, bis das Artwork fertig war?

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Bellovesos: Wir mussten hart an einem verständlichen Bild arbeiten, das die fast völlige Abwesenheit von grafischen Symbolen ersetzte. Das Bild und seine Interpretation standen im Verhältnis, als wir es gedanklich mit Einflüssen aus Bildung, Kultur aber auch Gefühlen in Verbindung brachten. Dann haben wir den visuellen Aspekt so zerlegt, dass sich jeder hineinversetzen kann. Diese Tür, die wie ein Monolith aussieht, ist eine Zeichnung, die ich gemacht habe, etwas wie der schwarze Stein in "2001: A Space Odyssey", um den sich die Evolution der Menschen und ihre Geschichte dreht, die von existenziellen Fragen verfolgt wird; der repräsentiert die geheimnisvolle Evolution, das zerebrale Erwachen, das oft in Verbindung mit der Zirbeldrüse gebracht wird, die sich zum Beispiel als ornamentale Skulptur in Form eines Kiefernzapfens findet. Dann kam Mathieu, der das Projekt sehr genau verfolgte, mit der Idee, diese Tür in eine melancholische und unergründliche Szene zu stellen, damit alle Gefühle, die wir vermitteln wollten, in das "einfache" und "ohne Symbol"-Bild übersetzt werden können, das dem Hörer die Möglichkeit gibt zu wählen, wohin auch immer, oder nicht, er sich von ihrer Neugier führen lassen will.

"V.I.T.R.I.O.L." erschien bei Emanations, einer Unterabteilung von Les Acteuers de l'Ombre. Wie kam es dazu?

Bellovesos: Das war ganz einfach, durch Diviciacos kam der Kontakt zu Romain, einem Mitarbeiter des Labels, zustande und der war ganz begeistert von unserer Musik. Romain erzählte Gerald [Chef des Labels - Anm. d. Verf.] von uns und er mochte ebenfalls unsere Musik sehr und setzte Vertrauen in uns und verpflichtete die Band bei Emanations. Das war eine fantastische Neuigkeit für uns; wir danken ihnen sehr.

Les Acteurs de l'Ombre ist sehr engagiert was Vinyl-Veröffentlichungen angeht. Ist eine Vinyl-Veröffentlichung von "V.I.T.R.I.O.L." beabsichtigt?

Bellovesos: Im Augenblick nicht, nein.

Wie sieht es mit live spielen aus? Da PÉNITENCE ONIRIQUE ein Duo ist, braucht es helfende Hände, um auf der Bühne zu spielen. Sucht ihr Live-Musiker?

Bellovesos: Das ist das oberste Ziel, das wir erreichen wollen, wir planen das auf die beste Weise zu tun, indem wir uns damit Zeit lassen. Wir würden gerne unser Universum direkt mit den Hörern teilen, aber wir brauchen ein seriöses Line-up. Heute gibt es zwei Leute, die in dieses Abenteuer gehen wollen, wir brauchen genau zwei weitere Personen für das Schlagzeug und die Rhythmusgitarre.

Mit welcher Band würdet ihr am liebsten auf Tour gehen?

Bellovesos: Ich denke, meine Antwort repräsentiert Einstimmigkeit, wenn ich sage: URFAUST; deren Musik ist wirklicher Ritualismus und die Emotion, die aus ihr kommt ist so gewaltig, wofür wir sehr empfänglich sind und sie bewundern. Es wäre eine große Ehre, die Bühne mit ihnen zu teilen.

Was können wir von PÉNITENCE ONIRIQUE zukünftig erwarten?

Bellovesos: Ich glaube, dass PÉNITENCE ONIRIQUE weit davon entfernt ist, bekannt zu sein; eine natürliche Entwicklung im Sinne von Atmosphäre und Melodie ist im Gange, immer geleitet durch unsere Wünsche und Inspirationen.

Was wünscht sich PÉNITENCE ONIRIQUE für die Zukunft?

Bellovesos: Auf der Bühne zu stehen, da ginge ein Traum in Erfüllung.

Damit bin ich am Ende mit meinen Fragen. Vielen Dank für die Antworten. Ich wünsche euch viel Glück mit "V.I.T.R.I.O.L.". Die abschließenden Worte gehören euch.

Bellovesos: Vor einem Jahr hätten wir niemals daran gedacht oder uns gar vorstellen können, so fantastisch aufgenommen zu werden. Ich kann nur allen für ihre Unterstützung und Sympathie danken; ich werde immer die Gründe im Gedächtnis behalten, die dieses Projekt Wirklichkeit werden ließen, diese Gründe werden mich immer demütig sein lassen bei meiner Suche nach der goldenen Seele. Danke vielmals.

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