Livebericht Iced Earth (mit Kataklysm und Ensiferum) |
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Ein Livebericht von Lestat aus Gießen (Hessenhallen) - 12.10.2016 (48958 mal gelesen) |
Das Stichwort lautet Headbanger's Ball. Für die jüngeren Semester sei kurz erläutert warum dieser Name in der Metalszene (zumindest unter den etwas betagteren Headbangern) immer noch einen Ruf wie Donnerhall genießt. Denn "The Ball" war vor allem in den 90ern eine Sendung auf MTV, welche sich ausschließlich mit Rock und Heavy Metal befasste. Moderiert wurde das Ganze hauptsächlich von Vanessa Warwick. Stellt euch eine Sendung vor in der Bands wie SLAYER, CARCASS oder ENTOMBED genauso vertreten waren wie WARRANT, AC/DC oder NIRVANA. Ein guter Querschnitt eben. Und danach richtete sich wohl auch die Bandauswahl für die aktuell stattfindende "MTV Headbangers Ball"-Tour. Mit UNEARTH und KATAKLYSM sind zwei Verteter der dauerrotierenden Abrissbirnen ebenso am Start, wie die eher melodisch orientierten ENSIFERUM und Headliner ICED EARTH. UNEARTH sind als Erstes dran und geben sich alle Mühe, eine lebendige Show auf die Beine zu stellen. Allerlei Stageacting und ein flott durchgezogenes Programm mit nur wenigen längeren Ansagen sprechen jedenfalls dafür. Die US-Amerikaner rumpeln sich mit astreinem Metalcore einen zurecht und nutzen dafür hauptsächlich Songs ihres 2014er Albums "Watchers Of Rule". Wie das bei der ersten Band meistens so ist, stehen aber auch noch reichlich viele Besucher vor der Tür oder am dankenswerterweise großzügig bemessenen Bierausschank. Lobenswert ist aber von Anfang an der wirklich gute Sound, den man so in den, als Konzertlocation nur bedingt geeigneten Hessenhallen, gar nicht gewöhnt ist. Na umso besser! Nach gut der Hälfte des Sets hat dann aber das Snaremikrofon von Drummer Nick Pierce einen Schlag weg, denn die hört man ab dann nur noch unverstärkt und folgerichtig viel zu leise. (Wulfgar) Im Vorfeld der Show hat man sich ja schon ein wenig gefragt, wer eigentlich nach UNEARTH aufspielen würde. KATAKLYSM genießen vollkommen zu Recht einen exzellenten Ruf und das gleiche gilt auch für die fünf folkigen Finnen von ENSIFERUM. Man darf wohl annehmen, dass die Bands entweder thematisch sortiert sind oder sich auf der Tour abwechseln. In Gießen sind auf jeden Fall die Kanadier als nächstes an der Reihe. Und meine Güte, was für ein Brett sie da wieder abgeliefert haben! Vom ersten Takt an ist das Publikum wie Wachs in KATAKYLSM's Händen. Mit 'Breaching The Asylum' und 'The Black Sheep' pfeffert die Truppe um Maurizio Iacono zunächst zwei Songs des aktuellen Albums "Of Ghost And Gods" in die erwartungsfrohe Meute. Das kommt gut an und wird mit ausgelassenem Moshpit und frenetischem Jubel quittiert. Auf Bandseite legt man anschließend noch eine Schippe drauf und belohnt die wilde Meute mit zwei KLassikern ('As I Slither' und 'Taking The World By Storm'). Temparatur und der Partyfaktor im Moshpit nehmen dabei sichtlich zu. Alles, was danach kommt, kann man nur als wahren Siegeszug des Death Metal bezeichnen. Und das, obwohl am klassischem Material nur noch die Bandhymne 'Crippled And Broken' zelebriert wird. Trotzdem feiert die begeisterte Menge auch relativ neue Songs wie 'Thy Serpents Tongue' und 'The World Is A Dying Insect', welches dann auch den Abschluss des fulminanten und viel zu kurzen Gigs darstellt. (Wulfgar) Ich kann mich meinem geschätzten Kollegen nur anschließen: Nach dieser brachial-genialen Death-Metal-Show ist es um so unverständlicher oder seltsamer, dass ENSIFERUM den Co-Headliner mimen und nach KATAKLYSM spielen. Schon von Beginn an wird eine große Veränderung offensichtlich: statt eines Keyboards ist seit diesem Jahr Netta Skog am Akkordeon mit auf der Bühne. Diese macht eine gute, präsente Figur - ihr Dauergrinsen vermag nur nicht so recht in den grimmigen Wikingermetal zu passen. Es macht aber dennoch Spaß, jemanden auf der Bühne zu sehen, der so viel Freude am Beruf hat. Die Show beginnt vielversprechend mit 'From Afar', was zweierlei Gedanken auslöst: gab es nicht inzwischen zwei neue Veröffentlichungen? Und direkt danach: Anscheinend wird es ein Set eher mit Klassikern bestückt! Leider weit gefehlt. Von den ganz alten Liedern wurde nur 'Lai Lai Hei' gespielt. Viele andere, die sonst zuverlässig die Menge zum Kochen brachten, wurden weg gelassen (OK, das macht wahrscheinlich jedes Lied der "Ensiferum"- und "Iron"-Alben). Stattdessen versuchen sie mit den acht Liedern, die in die sehr begrenzte Spielzeit passen, die letzten drei Alben abzudecken, was an sich sehr naheliegend und verständlich ist. Dennoch wollen die Finnen nicht so recht zünden. Sicher bekommen wir einen soliden Gig mit einem akzeptablen Sound geliefert (der bei KATAKLYSM untopbar gut war!). Nur nach der voran gegangenen Death-Metal-Walze können ENSIFERUM mich nicht so richtig mit- und umreißen. Vielleicht sollte im Interesse beider Bands die Reihenfolge geändert werden. (Lestat) Ach ja, ICED EARTH. Man kann so viel zu der chronisch von Besetzungswechseln geprägten Band sagen. Die einzige Konstante, Mr. Jon Schaffer, ist einerseits jemand, der beim Sound seines Babys keine Kompromisse macht, andererseits auch oft genug seinen diesbezüglichen Geschmack ändert. Alleine die Bandbreite der Sänger, die schon bei ICED EARTH gesungen haben, deckt eine weite Palette von unterschiedlichen Stilen ab. Auch, dass der aktuelle Drummer Brent Smedley schon 3 Mal offizieller Drummer wurde (1996-1999, 2006-2013 und seit 2015) spricht eine deutliche Sprache. Doch sei es wie es sei, ich blicke dem Gig mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits mag ich Sänger Stu Block wirklich gerne und kann ihn ohne Weiteres als Nachfolge des Frontman-Titanen Matt Barlow akzeptieren. Andererseits ist das 2014er Album "Plagues Of Babylon" einfach nicht gut. Zumindest ist es nicht auf dem selben Niveau wie das absolut bombastische Vorgängeralbum "Dystopia". Wie viele Songs werden wohl von welchem Album kommen? Gibt es Freudentaumel oder Zornestränen? Den Metalgöttern sei es gedankt, dass Mr. Schaffer wohl einige Kritiken seiner letzten Scheibe gelesen hat und so wird sage und schreibe nur ein einziger Song vom "Plagues" Album gezockt und ansonsten viel von "Dystopia" und "The Dark Saga" aufgespielt. Ich und auch ein Gros der anderen versammelten Kuttenträger danken es ICED-mother-fucking-EARTH. Der Gig ist wie er sein sollte, und auch die Musiker selbst haben offensichtlich eine ganze Menge Spaß dabei. Zwischen neueren Perlen ('Dystopia', 'V' oder 'Boiling Point') finden sich auch alte Hits wie 'I Died For You', 'The Hunter' und 'Pure Evil'. Schließlich gipfelt der Gig im emotional aufgeladenen 'Watching Over Me'. Die Menge lässt es sich daraufhin nicht nehmen, auch nachdem der Song bereits fertig war, den hymnischen Refrain noch weiter zu singen und die Schaffer'sche Truppe damit sogar dazu zu bewegen, selbst noch ein letztes Mal mit einzustimmen. So und genau so muss ein Gig sein. Man geht glücklich, verschwitzt und einigermaßen heiser vom Mitsingen nach Hause.(Wulfgar) |
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