Interview mit Ronny Tyssen (g) von Callenish Circle

Ein Interview von Souleraser vom 07.11.2005 (17235 mal gelesen)
Kurz vor der Veröffentlichung des neuen Albums von CALLENISH CIRCLE hatte ich Gelegenheit der Band ein paar Fragen zu stellen. Wie schon vor über 2 Jahren nahm sich Gitarrist Ronny Tyssen netterweise dieser an.

Hallo CALLENISH CIRCLE.

  Mehr als zwei Jahre sind seit dem letzten Studioalbum "My Passion // Your Pain" vergangen. Könntet ihr unseren Lesern einen kurzen Überblick über das verschaffen, was sich in dieser Zeit so bei euch getan hat?

Ron:   Nach der Veröffentlichung von "MP//YP" haben wir jede Menge Clubshows und einige Festivals gespielt und haben die ‘Bonded By Metal’-Tour (zusammen mit Exodus, Nuclear Assault, God Dethroned und anderen) absolviert. Danach hatten wir so etwas wie eine Ruhephase, hauptsächlich wegen des Zeitmangels unseres Drummers, der ein Haus baute. Aber das war kein Problem, weil wir Zeit hatten, uns mal hinzusetzen und zu überlegen, was wir vom neuen Album erwarten würden und ein paar neue Ideen zu bekommen. Außerdem ist es so, dass wir ein wenig Druck brauchen, um produktiv zu werden. Bei jedem Album entscheiden wir uns, früh mit dem Schreiben des neuen Materials anzufangen, aber solange das Studio nicht gebucht ist, geht der kreative Prozess recht langsam voran. Wir haben auch eine Menge Zeit dafür verwendet, das neue Material zu schreiben. Wir haben etwas andere Sachen ausprobiert. Manches davon verwendeten wir, anderes landete im Müll und das kostet Zeit. Darüber hinaus haben wir mit digitalen Sounds experimentiert. Dieser Input stammte von Gail Liebling (unserem Soundengineer, dem Fronter von GAIL OF GOD und Producer von "[P.B.E.]"). Auch die Suche nach dem richtigen Weg, diesen Input in unsere Musik zu integrieren, brauchte ein wenig Zeit. Desweiteren änderen wir unsere Arrangements auch dann noch, wenn wir schon im Studio sind. Das Endergebnis ist das, was zählt. Wenn es also etwas mehr Zeit und Aufwand erfordert, dann sei es eben so.

  Personally, Ich mochte "MP // YP" sehr. Wie fielen denn die Reaktionen der Fans auf das Album aus?

Ron:   Wir erhielten aus aller Welt durchweg positive Reaktionen auf das Album. Wir gewannen schon viele Fans mit "F_P_D", unserem ersten auf Metal Blade veröffentlichten Album und ich denke, dass "MP//YP" musikmäßig in die gleiche Kerbe schlug wie "F_P_D", nur ein Schritt vorwärts in jeder Hinsicht, von der Produktion über das Song-Writing bis hin zum Riffing usw., so dass ich denke, dass die Fans, die wir mit "F_P_D" gewonnen haben, auch "MP//YP" sehr mochten.

  Sprechen wir über euer neues Album "[Pitch.Black.Effects]" und fangen wir direkt mit dem Titel an. Was soll er bedeuten, speziell wegen der ungewöhnlichen Schreibweise?

Ron:   Unser Schlagzeuger Gavin hatte die Idee zum Titel, deswegen lasse ich ihn ein paar Worte dazu sagen.

Gavin:   Vor ein paar Jahren habe ich in Berlin ein jüdisches Museum besucht. Trotz der langen jüdischen Geschichte war der beeindruckendste Teil (bedauerlicherweise) der über den Holocaust. Ein Raum in diesem Museum wurde geschaffen, um dem Besucher einen Eindruck davon zu vermitteln, wie es wäre in einem der Lager eingesperrt zu sein. Man muss sich das so vorstellen, in einem massiven Betonklotz eingesperrt zu sein; pechschwarz, kalt, feucht, einsam, sich sehr, sehr klein fühlend, verzweifelt und das einzige Licht sehr weit weg und unerreichbar. Aus verschiedenen Gründen machte das einen sehr starken Eindruck auf mich und als ich vor einigen Monaten ein Gedicht las, erinnerte mich das sofort an meinen Besuch in diesem Museum. Das Gedicht erzählte die Geschichte von jemandem in einer hoffnungslosen Situation, der seine Energie aus wirklich einfachen Dingen bezog, wie dem Lichtstrahl, der jeden Morgen in diesen Raum kam. Das Gedicht beschrieb diese Erfahrung ähnlich der, wenn man aus einer sehr dunklen Umgebung (pitch black) in sehr helle Umgebung kommt. Man hat dann diesen überbeleuchteten Effekt. Zusätzlich zum Titel "[PITCH.BLACK.EFFECTS]" beschreibt der Song 'Schwarzes Licht' diese ganze Geschichte und der Überbeleuchtungseffekt kommt noch einmal im Artwork zum Tragen.

  Ich hatte noch nicht viel Zeit, um ins neue Album reinzuhören, aber mein erster Eindruck ist, dass es sogar noch vielseitiger ausgefallen ist, als sein Vorgänger. Ich glaube sogar einige elektronische Einflüsse gehört zu haben. Täuschen mich da meine Ohren oder wart ihr tatsächlich in einer ziemlich experimentellen Stimmung?

Ron:   Yep, da hast Du richtig gehört... Auf unserem letzten Album "My Passion//Your Pain" haben wir schon etwas mit digitalen Sounds experimentiert, aber da wurden sie noch eher als Intros zwischen den Songs benutzt. Dieses Mal haben wir sehr eng mit Gail Liebling (unserem Soundengineer, Fronter von GAIL OF GOD und Producer von [P.B.E]) zusammengearbeitet, was dazu führte, dass die elektronischen Samples noch stärker in die Musik integriert sind. Diese elektronischen Sounds sind jetzt Teil der Songs anstatt nur Intro/Outro zwischen den Stücken. Wir wollten einfach nicht zweimal das gleiche Album aufnehmen, das ist der Hauptgrund, warum wir neue Bereiche erkundet und mehr digitales Zeug auf dem Album verwendet haben.

  Wie viele andere habe ich euren Studioreport gelesen und speziell die Aufnahmesessions schienen sehr anstrengend gewesen zu sein. Auf alle Fälle mehr, als andere, die ich gelesen oder von denen ich gehört habe. Habe ich das falsch verstanden?

Ron:   Wir hatten ein paar sehr lange Tage, die wirklich sehr anstrengend waren, aber der Grund war kein anderer als unsere Motivation und Hingabe. Wir wollten einfach das Beste aus uns herausholen. Gail war auch ein sehr inspirierender Producer in dieser Hinsicht, er weiß wirklich was hartes Tagewerk bedeutet. Er ist ein wirklicher Soundaholic und hat ebenfalls 100% gegeben, um das bestmögliche Resultat zu erzielen.

  Was denkt ihr über das Album, jetzt, da einige Zeit seit den Aufnahmen vergangen ist? Seit ihr hundertprozentig zufrieden?

Ron:   Ich weiß, es klingt kitschig zu sagen, dass unser jüngstes Album auch unser bestes ist, aber das ist einfach der Fall. Alles was wir getan haben, hat einfach großartig funktioniert. Jetzt im Augenblick habe ich keine Ahnung, was ich auf dem nächsten Album anders machen werde. Ich habe auch Schwierigkeiten, meine Lieblingsstücke auszuwählen. Jeder scheint andere Favoriten auf diesem Album zu haben und ich denke, dass das ein gutes Zeichen ist. Wir haben auch eine etwas andere, für uns neue Art von Riffs und Drumpatterns verwendet, um eine etwas andere Ausrichtung zu bekommen, mehr Abwechslung, Groove und Eingängigkeit in unserem Sound zu erzielen. Ich denke, unter diesem Gesichtspunkt haben wir tatsächlich erfolgreich einen neuen Sound erschaffen ohne den typischen CC-sound zu verlieren, den wir auf unseren letzten Alben gefunden haben. Also, ja, ich bin dieses Mal noch immer hundertprozentig mit allem zufrieden.

  'Schwarzes Licht' ist einer der Songs an die ich dachte, als ich vorhin von "experimentell" sprach. Der Chorus ist von Gail Liebling aka GAIL OF GOD gesungen. Wie kam es denn zu dieser Kooperation, worum geht's in dem Stück und warum hat es einen deutschen Chorus?

Ron:   Mit 'Schwarzes Licht' wollten wir die Atmosphäre erschaffen, die hinter dem Albumtitel steckt, weil es genau dieser Song ist, von dem der Albumtitel handelt. Als wir diesen Song schrieben, diskutierten wir auch darüber, was wir tun könnten, um diese Atmosphäre zu erreichen. Wir entschieden uns für eine weibliche, deutsche Stimme. Tatsächlich ist Gail's Ehefrau Kaleen (die auch den Bass bei GAIL OF GOD spielt) verantwortlich für sowohl Lyrics als auch den Gesang und das ist genau das, was der Song braucht.

  Ihr habt schon getourt und seid derzeit noch immer dabei. Wie viele der neuen Songs habt ihr denn schon live gespielt und wie fielen die Reaktionen der Fans darauf aus?

Ron:   Bisher haben wir 5 Stücke vom neuen album live gespielt. Speziell 'Ignorant' war wohl sehr überraschend für das Publikum, weil sie nicht mit dieser Art digitaler Effekte gerechnet hatten. Aber es schien, als hätte es allen gefallen.

  Euer Fronter Patrick hat seinen Job als Promoter bei Karmageddon Media gekündigt, wenn mich nicht alles täuscht. Geht ihr davon aus, dass nach diesem Album der große Durchbruch kommt oder war das ein notwendiger Schritt, um ausgiebig touren zu können, um das Album zu supporten?

Ron:   Schon wieder richtig, Pat arbeitet nicht mehr für KM. Ich erwarte gar nichts, das gehört zu den Dingen die wir wegen der ganzen Scheiße gelernt haben, die wir mit früheren Labels erleben mussten. Deswegen warten wir einfach ab, was passiert. Natürlich wollen wir auch wieder touren und hoffentlich können wir auch die USA und JAPAN dieses Mal bereisen, weil es das dritte Album ist, das dort erscheint. Aber zu allererst machen wir diese Musik für uns selbst, also werden wir auch dann weiter die Musikindustrie mit unseren CDs verschmutzen, selbst wenn wir nicht den Durchbruch schaffen.

  Plant ihr, bis zum nächsten Album weitere 2 Jahre verstreichen zu lassen oder habt ihr schon irgendwo im Tourgepäck neue Songideen?

Ron:   Wir beabsichtigen nicht, wieder 2 Jahre zu warten, aber man weiß nie, was passieren wird, richtig? Wir werden uns so viel Zeit nehmen, wie es braucht, um ein Killeralbum zu schreiben und wenn das 2 Jahre braucht, dann ist es eben so... Ich versuche immer, neue Songideen zu sammeln, aber derzeit hat erste Priorität, "[P.B.E.]" so gut wie möglich zu promoten.

  Das waren jetzt ne ganze Menge Fragen, deswegen höre ich jetzt besser auf. Vielen Dank für eure Zeit und die Beantwortung meiner Fragen. Ich wünsche euch viel Erfolg für das Album und die noch vor euch liegenden Gigs.

Ron:   Allright! Danke für Dein Interesse an CC und für das Inti. Wir freuen uns sehr darüber. An die Leser: Hört euch unser neues Album an, wenn ihr an einer Mischung aus heavy und modernem extremem Metal interessiert seid und lasst uns wissen, was ihr denkt. Hope to see y’all on the road sometime. Cheerz… Ron.

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten