With Full Force XVII

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Take off: 02.07.2010 - Review (17131 mal gelesen)

WITH FULL FORCE XVII

02.07.-04.07. 2010 Flugplatz Roitzschjora

Und schon ist es wieder vorbei. Das 17te With Full Force Festival hat nach 3 heißen Tagen wieder die stählernen Tore geschlossen und hinterlässt, neben verbrannter Erde und einem gepflegten Tinnitus, die süße Sehnsucht nach Streich Nummer 18. Deutschlands momentan wohl größte Metal-Braterei hatte wieder die ausgesuchtesten Leckereien auf dem Grill und mit 25.000 heißen Metalheads die besten Voraussetzungen für ein höllisches BBQ der besonderen Art. Auch etwas Besonderes dieses Jahr ist die "Verpflichtung" eines prominenten Co-Kommentators hier auf bleeding4metal.de. Kein Geringerer als Sebastian Swart (MORGOTH) wird euch hier ein paar seiner ganz persönlichen Eindrücke vom WITH FULL FORCE XVII servieren.

Viel Spaß dabei wünschen Slevin, Sebastian und Vik!

Freitag, 02.07.2010

THE FACELESS
(Slevin) THE FACELESS hieß also der diesjährige Opener des 17 WFF. Dazu ein kurzer Zeitsprung. Kaum zu Hause angekommen, musste ich direkt überprüfen, ob ich das richtig verstanden hatte, was die fünf Kalifornier da von der Bühne gelassen haben. Und in der Tat, es war kein melodiös zerhackter Kurzzeit-Tinnitus, der mir einen Streich spielen wollte, sondern eine so derbe abgefahrene Mischung verschiedenster Metal-Spielarten, gepaart mit einer Rhythmus-Virtuosität, dass einem regelrecht schwindelig werden konnte. Spieltechnisch allerhöchstes Niveau vor allem die Komplexität der Songs bei dieser Geschwindigkeit, unglaublich! Es ging also gut los. Irgendwo habe ich etwas von "Technical Math Death Metal"-Kombo gelesen. Also wenn wir hier den akademischen Gradmesser anlegen wollen, gehören THE FACELESS in den Audimax und zwar als Einführungsveranstaltung in die "Grundlagen in die metallischen Systeme im I. Semester".

ALL FOR NOTHING
(Slevin) Noch leicht verstört von dem was THE FACELESS eben geboten hatten, war ich doch heilfroh, mich bei ALL FOR NOTHING an gewohnte Strukturen klammern zu können. Bisher hatte ich die Holländer um Frontfrau Cindy nur in kleinen Clubs gesehen, aber was sie hier zur Eröffnung des Hardbowl abgeliefert haben war aller Ehren wert. Das Zelt war schon prall gefüllt und die Leute wollten nicht nur im Schatten stehen. Tolle Show!

BLOODWORK
(Slevin) Auf der Hauptbühne ging es weiter mit BLOODWORK aus Paderborn. Ich muss gestehen, von diesem Quintett hatte ich im Vorfeld noch nichts gehört, aber das, was die Jungs geboten haben, war absolut überzeugend. Bis zur ersten Ansage hab ich mich gefragt, aus welchem Land die wohl kommen mögen und wie viele Alben da schon draußen sind. Umso überraschter musste ich feststellen, dass das eine relativ junge Band ist und der Großteil der Songs wohl vom Debütalbum war und das war wirklich allerfeinstes Material. Mit den derberen Gesangparts von Sänger David, ergänzt vom wohldosierten cleanen Gesang von Gittarist Nikko, ist das ein ganz schönes Brett, was die Burschen im Gepäck haben. Da darf man aber mal ganz gespannt sein was da noch kommt. Ach ja, eine Wall of Death gab es auch schon, damit David mal schauen konnte was für Schuhe seine Oma trägt, die da irgendwo in der Mitte vom Pit verweilt haben muss.

WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER
(Slevin) "Es gibt Länder wo was los ist, es gibt Länder wo richtig was los ist und es gibt Brandenburg..." singt Reinald Grebe sehr poetisch und seit WBTBWB in Brandenburg durch das Unterholz jagen, gibt es da wieder eine Attraktion mehr. Was heißt Attraktion. Was die mittlerweile zum Quintett angewachsen Rotzlöffel aus ihren Instrumenten prügeln, kann man getrost als Sensation bezeichnen. Die Mischung aus Death Metal, verschiedensten Core-Stilelementen gepaart mit Super-Mario-Ausdruckstanz macht einfach unglaublich Spaß und geht auch live richtig gut ab. Das haben scheinbar auch noch mehr Leute so gesehen. Ach ja und in Brandenburg soll es auch wieder Wölfe geben. Na dann, Waidmanns Heil Kollegen.

FEAR FACTORY
(Vik) Die Nähmaschine des Teufels ratterte gnadenlos ihr Repertoire herunter und nahm dabei weder Rücksicht auf die zahllosen Fans noch auf sich selbst. Es ist schon erstaunlich, wie die Herren um Burton C. Bell bei dieser Hitze und bei ihren, ich sage mal 'leichten körperlichen Defiziten', ihr komplexes Rhythmus-Gewitter derart souverän zelebrierten und dabei noch mächtig Spaß bei hatten. Gezockt wurden hauptsächlich Songs vom neuen Album "Mechanize" aber auch Klassiker von "Digimortal" und "Demanufacture". Gelungener und überzeugender Mix aus 18 Jahren FF, trotz leichter Sangesschwächen. Coolster Song: 'Fear Campaign'. Bitte wieder booken!

UNLEASHED
(Vik) Kaum eine Band im Death Metal hat einen so hohen Wiedererkennungswert wie die 4 Schweden von UNLEASHED. Egal ob man die "Where No Life Dwells" oder das aktuelle Album "Hammer Batallion" bemüht, es klingt quasi alles gleich. Man sprach lästerlicher weise sogar schon vom AC/DC-Effekt. Das alles juckt die Herren mal überhaupt nicht, denn der Erfolg und der enorme Fanzuspruch gibt ihnen schließlich Recht. Um 1 Uhr Nachts böllerten die 4 ABBA-Fans ein 40-minütiges Dauerfeuer in die Reihen des fast vollen Hardbowl-Zeltes. Mit dabei, unter anderem, Granaten wie 'Before The Creation Of Time', 'Into The Glory Ride' oder 'Midvinterblood'. Hat mir sehr gut gefallen!

MARDUK
(Vik) Auch das schwedische Panzer-Batallion MARDUK hat nicht unbedingt die kleinsten Geschütze auf Lager und die Mannen um Fronter Mortuus fuhren diese auch recht unverblümt und strategisch geschickt zu Felde. Wurde musikalisch anfangs noch obiges "Panzer Batallion Marduk" bemüht, einigte man sich dann gütlich auf Songs von der "Rom 5:12" und "Wormwood", was die noch immer zahlreichen Fans sehr dankbar annahmen, denn es war mittlerweile kurz nach 3 Uhr morgens und die Batterien schon ziemlich leer. Trotz des späten Gigs sehr gelungen!

DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT
(Vik) Tja, was soll ich denn jetzt DAZU schreiben? Unter der Rubrik "musikalisch wertvoll" würde ich das deutsche Trio jetzt nicht zwingend einordnen wollen, aber unter der Kategorie "hasserfülltester weiblicher Kotzbrocken" würde Fronterin Onielar, neben ein paar meiner ex-Freundinnen, durchaus ihren Platz finden. Dabei kommt die Frau nicht mal unsympathisch rüber, es ist tatsächlich dieser abgrundtiefe Hass und diese erzböse Aura, die diese Band interessant macht. Musikalisch konnte ich, wie gesagt, keine Highlights ausmachen, aber es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die man einmal gesehen haben muss. DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT gehören definitiv dazu!

LAY DOWN ROTTEN & KEEP OF KALESSIN
(Vik) Erstere sah ich erst am Montagmorgen vor einer Polizei-Kontrolle und KEEP OF KALESSIN leider gar nicht mehr. Das ist aber auch, aus meiner Sicht, der einzige organisatorische Fauxpas der Veranstalter, eine Band wie KEEP OF KALESSIN erst um 4.35 Uhr (!!) auf die Bühne zu schicken. Ich hoffe mal, dass die Jungs wenigstens einen ordentlichen Nachtzuschlag für ihren, Augenzeugenberichten zufolge grandiosen Gig erhalten haben. Nächstes Jahr bitte noch mal buchen und zu einer altersgerechten Zeit auf der Hauptbühne platzieren! Gerade eben und freundlicherweise habe ich noch ein kurzes Statement von KEEP OF KALESSIN-Sänger Torbjørn Schei via Mail diesbezüglich bekommen: "The time was not good, no, not fun to play after most people have gone to sleep. We're glad some people were still awake to see the show. But we are gonna make sure that we never have to play at such a time again. But it was fun anyways, always good to play, even if it's in the middle of the night." Da soll mal einer sagen, die hätten keinen Bock! Thx & cheers, Torbjørn!

Samstag, 03.07.2010

TEXAS IN JULY
(Slevin) Mit einigen Vorschuss-Lorbeeren angereist konnten mich die Jungspunde aus Pennsylvania leider nicht so richtig überzeugen. Vielleicht lag es am Sound, vielleicht auch an der frühen Spielzeit, aber der Funke wollte einfach nicht überspringen. Recht passable Show, mehr aber leider auch nicht. Das Debütalbum hingegen ist schon recht beeindruckend. Ihre Zeit wird noch kommen, ganz sicher.

WALLS OF JERICHO
(Slevin) WALLS OF JERICHO wurden zum Glück wegen des nunmehr legendären Spiels Deutschland - Argentinien verlegt auf die quasi angestammte Headliner-Position im Zelt. Zu Qualität und Leistung gibt es beim Klassenbesten nicht viel zu sagen, außer, Prädikat besonders wertvoll. Wenn ich es mir recht überlege, würde ich die Band aber doch gern mal auf der Hauptbühne sehen, allerdings nicht 17.00 Uhr. Aber ich bin mir sicher, beim nächsten WFF Besuch werden WALLS OF JERICHO auch den Hauptbühnen-Headliner-Status erreicht haben.

EXODUS
(Vik) Kaum einer weiß noch, dass ein gewisser Kirk Hammett EXODUS 1981 mit aus der Taufe gehoben und damit quasi eine komplett neue Stil-Richtung des Metal mit kreierte, nämlich den Thrash-Metal. Mittlerweile hecheln EXODUS dem kommerziellen Erfolg Hammetts mit METALLICA zwar meilenweit hinterher, aber musikalisch, und natürlich auch live, betrachtet, sind die vermeintlichen Underdogs den Multi-Millionären um Längen voraus. Sänger Rob Dukes war ein absoluter Glücksgriff für die Band und er rückte mit richtig dicken Eiern seine immens kraftvolle Stimme ins rechte Licht des WFF. Vom Gesamteindruck her mit eine der besten Bands dieses Wochenendes!

EKTOMORF
(Vik) "Fuck...Fuck...Jump...Jump..." Weder der obligatorische Animierungsruf noch das Outfit von Sänger und Gitarrist Zoltán Farkas haben sich innerhalb von 3 Jahren in irgendeiner Weise verändert. Jut, never change a winning team und die Meute im Pit hatte auch ihren Spaß, also was soll's. Mich nervt das Rumgehüpfe der Ungarn und der recht inflationäre Gebrauch des "F..."- Wortes schon ein wenig, was aber auch rein persönliche Gründe hat. Nichts desto trotz sind der Roma-Sprössling und seine Mannen sehr erfolgreich unterwegs, denn ihr 2009er Werk "What Doesn?t Kill Me..." war immerhin in den deutschen Charts und ihre Gigs sind für viele Fans ein Highlight. Hier auf dem WFF konzentrierte man sich auf die 2006er Veröffentlichung "Outcast" und oben erwähntes "What Doesn?t Kill Me...". Wie gesagt, ich bin kein Fan der Ungarn, aber abgeräumt haben sie, das muss man ihnen lassen.

CANNIBAL CORPSE
(Vik) Über 20 Jahre Indizierungen, Verbote, Beschlagnahmungen und Prozesse begleiten die Jungs mittlerweile und das können nicht viele Bands von sich behaupten, Respekt! Die ersten 4 CD' s stehen, meines Wissens nach zumindest, noch immer auf dem Index. Als erster in meinem Bekanntenkreis kam damals mein Kumpel Stephan (R.I.P.), stolz wie Oskar, mit dem "Butchered at Birth"- Shirt + CD um die Ecke. Ich weiß bis heute nicht, wo der die Klamotten her hatte... Auf jeden Fall waren die Ami' s hier auf dem WFF sehr befreit und gut gelaunt zu Gange, was in der Aussage von Fisher' s Schorsch gipfelte: "So, Leute. Jetzt will ich hier aber ein paar Matten mehr kreisen sehen, so heiß ist es doch gar nicht. Ach, könnt ihr euch eigentlich auch sparen, ich bin eh der beste Headbanger der Welt!" Sprachs und machte einen Ventilator, dass die Erderwärmung in diesem Moment um mindesten 1 Grad Celsius gesunken sein muss. Eine gewohnt gute Performance ohne Fehler und Abstriche. Öhm, das war jetzt nicht medizinisch gemeint...

HEAVEN SHALL BURN
(Slevin) HSB waren insgeheim so was wie der absolute Höhepunkt des 17. WFF. Die Jungs aus Saalfeld sind im Moment so schwer angesagt, gut danach kam noch VENOM, aber mehr geht da nicht. Absolut klasse Performance mit den Hintergrund-Animationen alles sehr stimmig. Über die musikalische Qualität brauchen wir auch nicht zu reden, dickes Brett, da passt alles. Sehr beeindruckend HSB müssen eine Wall of Death nicht mal ansagen, sobald die ersten Töne von 'Endzeit' erklingen, weiß jeder im Pit, wo sein Laufweg ist. Noch heftiger allerdings der Circle Pit ums Mischpult. Die dabei aufgewirbelte Staubwolke verhinderte kurzzeitig den Blickkontakt von Band und Publikum und war auch nach gut einer Stunde noch nicht komplett verflogen. Da sag noch mal einer, Rauchen ist ungesund.

VENOM
(Sebastian) Eine Antwort darauf, warum VENOM am Samstag als Headliner die Bühne betraten, kann ich leider nicht geben. Abgesehen von Klassikern wie 'Black Metal' oder 'Countess Bathory' bestand das Programm aus doch eher mittelmäßigen Selbstzitaten, die zudem auch noch viel zu gut interpretiert wurden (wir erinnern uns ja sicher alle noch an das schöne Gerumpel von Drummer Abaddon hinter der Schießbude). Was auf mich vollkommen lächerlich wirkte war das ewige Gepose der drei Herren. Chronos, wahrlich auch nicht jünger geworden, stakste wie Rumpelstilzchen in seiner ollen Strapse über die Bühne und zelebrierte Posen von Anno 1981. Getoppt wurde das Vintagegehabe nur noch vom Drummer, der zwar sein Handwerk beherrschte, ansonsten aber ein lustiges Kasperletheater abzog. Auch wenn einige wenige Songs fesseln konnten, so wären VENOM durchaus auch tageslichttauglich gewesen. Der Headliner-Status hätte HEAVEN SHALL BURN, die vor VENOM die Main-Stage betraten, jedenfalls weitaus besser zu Gesicht gestanden.

(Vik) Ja, Cronos (ich schreibe ihn mal ohne H), der alte Haudegen. Er hat zwar von Jahr zu Jahr mehr Gesicht zu waschen, aber seine Performance war schon ihr Geld wert. Ich hatte noch den Auftritt vom Earthshaker 2006 (oder war es 2007...??) in Erinnerung, da kam die Geschichte eher peinlich rüber. Hier auf dem WFF war er aber sehr souverän und konzentriert, was der Show absolut gut getan hat. Die Jungs spielen momentan im Trio und Cronos' Mitstreiter, La Rage (git) und Danny "Danté" Needham (drums), unterstützten ihren Meister in bester Manier und mit auffallend großem Enthusiasmus. Der "Rumpelfaktor", da gebe ich Sebastian Recht, war somit nicht gegeben und ich wüsste auch nicht, ob ich den Unterschied bemerkt hätte. Der für mich interessanteste Song war zweifellos 'Countess Bathory', den ich bis dato nur in der UNLEASHED Cover-Version kannte, und was soll ich sagen, ich fand ihn cool!

Saturday Night Fever

THE BONES / THE MAHONES / GWAR
(Slevin) Die Partygranate schlechthin durfte in diesem Jahr das Saturday Night Fever eröffnen. Ich wüsste nicht welche Band besser an diese Stelle passt als THE BONES. Los ging es mit 'Gazoline Business' und danach war klar, was die nächsten 45 Minuten zu erwarten war. Die Schweden präsentierten sich spielfreudig wie eh und hatten einen guten Ohrwurm-Mix im Gepäck. Ja, so sollte Saturday Night Fever immer aussehen. Vor allem wenn man im Anschluss nicht nur Bier sondern auch noch Celtic Punk konsumieren kann. Dieser kam von THE MAHONES, welche immerhin schon seit 1990 durch die Pubs dieser Welt touren und demzufolge genau wissen, wie beste Unterhaltung aussehen muss. Apropos Unterhaltung. Die ist bei GWAR natürlich vorprogrammiert, abgefahrene Show mit witzigen Details. Einer aus der Kategorie "muss man mal gesehen haben"! Alles in Allem also wieder ein tolles Saturday Night Fever. SKINDRED sind zwar leider ausgefallen aber das tat der Stimmung im Großen und Ganzen keinen Abbruch.

Sonntag, 04.07.2010

CALLLEJON
(Slevin) Nachdem ihr Auftritt im letzten Jahr leider kurzfristig wegen eines gebrochenen Armes ausfallen musste, wollten die Jungs es in diesem Jahr aber wissen. Und dass auch die Meute heiß auf CALLEJON war, war nicht zu übersehen. Selten einen so vollen und feierwütigen Hardbowl am Sonntagmorgen erlebt. Nach tollem Intro, in welchem Sänger BastiBasti seinem obercoolen scheinwerferbestückten Media-Sturzhelm vorführte, folgte eine Show wie im Rausch. Gut, das Spektakel dauerte dann auch nur eine halbe Stunde und hätte gern doppelt so lang sein dürfen, doch einige Songs habe ich schon vermisst. Aber CALLEJON kommen wieder, da bin ich mir ganz sicher.

POSTMORTEM
(Vik) Aua, hier muss ich vorsichtig sein, denn die kennen mein Gesicht! Nää, alles senkrecht, denn um 15.10 Uhr, wenn der Planet unbarmherzige 35°C zur Erde schickt, das Bier vom Vortag noch in der verbrannten Birne hackt und der anständige deutsche Landsmann eigentlich Fußball kieken will, dann fangen die Berliner Radau-Brüder von POSTMORTEM erst richtig an. Leider haben die Akkus meiner Kamera, und selbige dann auch komplett, ihren Geist aufgegeben, so dass ich nur einen Bruchteil des Gigs mit bekommen hatte. Schade und sorry!!

EVERGREEN TERRACE
(Slevin) Meine Güte, mittlerweile sieben Alben haben die Jungs aus Jacksonville am Start und sind innerhalb einer Dekade doch zu einer echten Institution herangewachsen und ein Ende des Weges ist noch lange nicht in Sicht. Das Full Force Publikum sah dies ähnlich, denn das Zelt war rammelvoll während sich zur selben Zeit der Platz vor der Hauptbühne recht überschaubar gestaltete. Die meisten Nummern kamen von den letzten beiden Platten und natürlich durfte auch ein Cover Song von "Writers Block" nicht fehlen. Andrew sprang einige Male in die erste Reihe um mitsingwütige Fans ans Mikro zu lassen, und auch so war das Publikum recht dankbar. Solide Show, hat Spaß gemacht, leider etwas kurz.

MUSTASCH
(Sebastian) Eine willkommene Abwechslung im Line-Up waren sicher MUSTASCH aus Göteborg/Schweden. Abseits des oft so bierernsten Knüppelmetals boten die Jungs um den gut gelaunten und routinierten Frontmann Ralf Gyllenhammar ein abwechslungsreiches Set. Songs wie 'Bring Me Everyone', 'Parasite' oder 'Black City' sind tolle und unterhaltsame Rocker. Gyllenhammars deutsche Ansagen brachten es meist auf den Punkt. So machte er einem jungen weiblichen Fan mit den Worten: "Du hast einen Freund? Egal, ich bin Rockstar, ich nehm erst Dich und dann Deinen Freund!" ein eindeutiges Angebot. MUSTASCH spielten jedenfalls jeden ihrer Songs auf den Punkt und das bei bestem Sound.

(Vik) Jo, das sehe ich auch so. "Ikk wunsche viel Bier und viel Verkehr!" war mein Favorit. Ziemlich coole Säue!

SODOM
(Vik) Ah ja, da isser wieder, der Tom. Wieder deshalb, weil ich dem bierseligen Knappen und seinen beiden Mittrinkern schon 2 Wochen vorher auf dem Metaltown Fest in Schweden zu prosten durfte. Mein Eindruck war, dass er sich in heimischen Gefilden wohler fühlt als irgendwo weit wech. Könnte einerseits daran liegen, dass man hier zu Lande Songs wie 'Wachturm' oder 'Die stumme Ursel' problemlos mit grölen kann, oder andererseits und ganz profan daran, weil in Deutschland einfach das Bier besser ist. Sei es wie es ist, SODOM ist eine deutsche Institution und gehört auf jedes große Festival hier, basta! Ob 'Agent Orange', 'The Saw Is The Law' oder eben beide oben genannten Klassiker, SODOM rocken ob ihrer sympathischen Art jeden Pit!

DARK TRANQUILITY
(Vik) Mensch, Stanne! So gut gelaunt wie hier habe ich den Fronter der Göteborger selten erlebt. Machten die Jungs auf oben erwähntem Metaltown Fest in ihrer Heimatstadt quasi nur ihren Job, so blühten sie hier förmlich auf und allen voran Sänger Mikael Stanne. Ob der vorher mit Onkel Tom einen gebrüht hatte oder wieder Vater geworden ist, ich weiß es nicht. Fakt ist, der Gig war grandios! Ich muss mich da auch mal kurz in den Kommentar des Kollegen vom WFF-Programmheft einklinken, der da schrieb, dass DARK TRANQUILITY mittlerweile die besseren IN FLAMES wären. Ist eine sehr gewagte These und die würde garantiert in einer sportlichen Schlägerei enden, wenn man beide Bands damit konfrontieren würde. Wäre der Verfasser dieser These auch dabei, dann hätte man wohl nur EINEN Verletzten zu verbuchen. Nein, ernsthaft. Die ganze Göteborger Szene kennt und respektiert sich und man geht auch gepflegt mal einen zusammen saufen oder, wie kürzlich geschehen, macht man im Göteborger Parken Club zusammen den DJ. Anders Fridén und Mika Stanne zusammen hinter dem DJ-Pult und der Verfasser dieser Zeilen an der aufblasbaren E-Gitarre... Ich schweife ab. DARK TRANQUILITY sind kampferprobte Rampenschweine und zockten, mittlerweile mit fest integriertem Keyboarder, routiniert ihr Repertoire herunter. Stanne war zwar mal kurz zum Bühnenboden abgetaucht, kam aber alsbald grinsend wieder zum Vorschein und bedankte sich artig bei dem vorlauten Kabel. Gute Show, gute Musik, gute Laune!

BROILERS
(Slevin) Nach dem vorangegangenen Geprügel an diesem Sonntag eine echte Wohltat für die Ohren. Doch nicht nur das. Der Fankreis, welchen die BROILERS mittlerweile haben, ist so enorm angewachsen, dass es fast schon unheimlich ist. Was auch unheimlich ist, ich nenn das mal Murphys-Effekt, wenn Hunderte oder Tausende Minuten vorm Konzert in freudiger Erwartung Oohhoho Oohhoho Oohhoho ho ho ho ho singen. Gänsehaut! Und wenn es dann endlich losgeht verbreiten die Jungs und das Mädchen eine Wahnsinns-Atmosphäre, unglaublich. Unglaublich gute Songs, unglaublich gute Band. Im Herbst gibt es eine (Club-Tour wird man schon gar nicht mehr sagen können) Tour und ich glaube ein neues Album steht auch ins Haus. Ach ja und diese Begeisterung war schon ein Highlight für ein Metal-Hardcore-Festival. Ich glaub ja nicht, dass alle, die bei den BROILERS waren, erst Sonntag 18.00 Uhr aus ihren stickigen Zelten gekrochen kamen. Nichts verkörpert den Geist des Full Force besser als solch eine Show.

NOFX
(Slevin) Ich mache mit der Lobhudelei auch gleich weiter und hier muss ich jetzt leider Mal eine etwas subjektiv gefärbte Meinung einbringen. NOFX, für mich ganz klar das Highlight des 17. WFF. Nicht nur weil man die Jungs aus San Francisco so selten bei einem solch gepflegten Anlass zu Gesicht bekommt, sondern das sind einfach 20, ach was 30 Jahre Punkrock-Geschichte mit politischem Gehalt. Ganz zu schweigen von der mittlerweile perfektionierten Spielweise. Punkrock in seiner perfektesten Ausprägung. Ich habe manchmal den Eindruck, die spielen nur so schnell, damit mehr Zeit für Ansagen und wichtige Mitteilungen zwischen den Liedern bleibt. Also wenn es nach mir ginge, könnten sie von vornherein ihre Bühnenzeit 50/50 teilen. Hälfte Ansagen, Hälfte Songs! Ich hatte eh den Eindruck, das waren gefühlte 15 Lieder pro Viertelstunde und da waren echt alle Klassiker und Highlights dabei. Ach ja und die Ansagen waren auch sehr unterhaltsam. Kostprobe gefällig: Ansage vor 'Leaving Jesusland': "This song is for people I hate, the Moslems, the Christians and those fucking Jews". Das klingt hier allemal glaubwürdiger als bei manchen Kreuzverkehrtherum-Trägern. Oder wie ist es mit dem hier, Ansage vor 'The man I killed': "Bush ist nicht mehr Präsident, was nicht heißt, dass ihm nicht trotzdem jemand in den Kopf schießen sollte". Naja, Fat Mike würde es zumindest freuen. Aber bevor wir hier zu sehr ins Politische abdriften - es gab ja schließlich auch noch einen richtigen Headliner. Na gut einen noch: "Der nächste Song wird euer Lieblingssong".

SLAYER
(Sebastian) SLAYER sind live nur sehr selten schwach und nie schlecht. Ich als alter SLAYER-Fan habe mich natürlich besonders auf die vier Herren aus Huntington Beach gefreut. Was SLAYER hier allerdings zum Besten brachten, fiel leider enttäuschend aus. Hauptgrund hierfür war, dass Tom Araya stimmtechnisch schwer angeschlagen war und auch sonst sehr unkonzentriert wirkte. So hat er 'Hate Worldwide', einen der ersten Songs des Sets, nur eine ganze Strophe lang gesungen, um den Rest komplett auszusetzen. Ich dachte, die Band verlässt gleich die Bühne. Außerdem gelang es ihm, den Einsatz von 'Seasons in the Abyss' zu verpassen, einen Song, den die Band seit ca. 20 Jahren hunderte Male im Jahr runter rockt. Vielleicht auch gerade deswegen. Ansagen gab es gar keine. Hinzu kam dann noch, dass das Set so unglaublich schnell, präzise und wuchtig runter gedroschen wurde, dass so etwas wie Stimmung, bei mir zumindest, nicht aufkam. Die wollten einfach nur schnell fertig werden und weg. Sowas hinterlässt bei mir dann doch ein paar Bauchschmerzen. Aber klar, SLAYER sind Profis und haben ihr Set zu Ende gebracht. Man merkte aber, dass die Band sich nicht wohlfühlte. Immerhin hat sich Tom Araya am Ende noch krächzend versucht zu entschuldigen, was ihm natürlich hoch anzurechnen ist. Letztlich wollten sie Ihre Fans nicht enttäuschen. Da ich selbst jahrelang auf Tour war weiß ich, dass es nicht immer leicht ist, jeden Abend die gleiche Qualität abzuliefern und das mit zunehmendem Alter sicher erst recht nicht. Dennoch stellt sich mir die Frage, ob sie nicht einfach hätten absagen sollen. Dann allerdings hätte sich vermutlich die Hölle auf dem Gelände aufgetan.

(Vik) Autschn! Tom Araya, die arme Sau! Tendierten die Meinungen nach der Show diesbezüglich zwischen "Gute Besserung, Tom!" und "Blamabel, bitte aufhören!", so nahmen Hanneman und King ihren Fronter bei 'Seasons in the Abysss' sofort demonstrativ in die Mitte und machten damit unmissverständlich klar, dass SLAYER sich auch von solchen Missgeschicken nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nicht nach fast 30-jähriger gegenseitiger Hass-Liebe und vor allem nicht mit dem fetten, goldenen Thron der Thrash-Könige unter dem Hintern. Als alle Lichter aus waren und die Meute sich schon streuen wollte, kam ein verlegen grinsender Tom Araya noch einmal auf die Bühne und wollte sich für die Unterstützung bedanken, sich entschuldigen oder was auch immer, aber es ging nicht! Der Mann hat kein vernünftiges Wort heraus gebracht, so sehr er sich auch quälte. Tom beließ es dann bei einem leichten Knicks und einem Applaus in Richtung Fans. Dieser Moment hatte durchaus etwas Rührendes an sich, denn viele seiner Kollegen hätten sich einfach verpisst und auf die vielen Fans geschissen. Deshalb, Tom: GUTE BESSERUNG!

Tja, das war es leider auch schon wieder. Mir fällt eigentlich nicht viel ein, was die Organisatoren hätten besser machen können. Außer eben die Running Order etwas sorgfältiger zu planen, aber man wird schon triftige Gründe dafür gehabt haben. Vielleicht erreicht uns ja auch mal ein Statement diesbezüglich aus dem Chemnitzer WFF-Büro. Auch meine Befürchtung im Vorfeld, dass das ganze Ambiente zu sehr Core-lastig ausfallen würde, hat sich überhaupt nicht bestätigt, im Gegenteil! Die gesunde Mischung aus allen Stilen machte eben genau diesen Reiz aus, den die Besucher des With Full Force seit vielen, vielen Jahren zu schätzen wissen und dies auch mit stetig wachsenden Besucherzahlen bestätigen.

Das ultimative Schlusswort hat unser Gast-Kommentator Sebastian Swart, der sich auch nicht lumpen ließ und mal eben einen WFF-Bericht aus seiner ganz persönlichen Sicht aus dem Ärmel schüttelte. Der komplette Bericht erscheint in Kürze hier auf bleeding4metal.de. Hier schon mal ein kleiner Auszug davon, Bitte schön, Herr Swart:

Drei Tage Geknüppel, drei Tage Bier, drei Tage Staub und drei Nächte in einem Transporter. Leute die ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen habe, anregende und kritische Gespräche u.a. mit Frank Albrecht vom Rock Hard und Rene Daegling von Bleeding4Metal. All das und natürlich die vielen Bands, die manchmal, wie beim Deutschland - Argentinien Spiel, zur Nebensache wurden, haben mir auf jeden Fall wieder in Erinnerung gebracht, wie mein Alltag bis vor ca. 12 Jahren aussah. Laut, dreckig und schnell. Meine liebe Tochter hat mir gezeigt, wie viel Energie man mit 18 haben kann, und mich auch trinktechnisch auf die Plätze verwiesen. Um wen sollte ich mir denn jetzt Sorgen machen? Heute eher eine Ausnahmesituation aber eben doch eine Erinnerung an die "good old times". Bemerkenswert ist, dass die Metal-Szene sich über die vielen Jahre kaum verändert hat. Nach einigem Hin und Her werte ich das mal als positiv. In diesem Sinne: Stay Metal!

Wir danken dem gesamten WFF-Team esp. Wolf Mühlmann & Jens Bornhöft, Dirk Kramm (Direct Management) und der Brauerei BRAUSTOLZ!

Billing
SLAYER

KILLSWITCH ENGAGE

VENOM

SICK OF IT ALL

HEAVEN SHALL BURN

EKTOMORF - AS I LAY DYING

CANNIBAL CORPSE - NOFX

CALIBAN - FEAR FACTORY




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