Prins Svart - Under Jord

Review von Blaze Breeg vom 21.08.2020 (12014 mal gelesen)
Prins Svart - Under Jord PRINS SVART (im Deutschen: "Der schwarze Prinz") dürften hierzulande nur den umtriebigsten Classic Rock-Trüffelschweinen ein Begriff sein. Das Trio, bestehend aus Henrik Bergqvist (Gitarre, Gesang), Sebastian Sippola (Schlagzeug) und Tomas Thorberg (Bass, Gesang), sticht zwar angesichts seiner schwedischen Lyrics aus der Masse an ähnlich musizierenden Genre-Kollegen heraus, ist allerdings durch diesen Ansatz jenseits seiner skandinavischen Heimat nicht sonderlich "massenkompatibel". Daher ist der bisherige Status "Insidertipp deluxe" wenig erstaunlich - und wohl auch in der Zukunft kaum zu ändern.

Laut Promozettel, der die PRINS SVART-Zielgruppe sehr genau als "männlich, 35-60, Schweden" umreißt, handelt es sich bei "Under Jord" (im Deutschen: "Unter der Erde") um das dritte Album der Band. Nun, ich bin in der B4M-Crew als Fan kurzer, knackiger Alben verschrien, aber die Spielzeit von unter 31 Minuten rechtfertigt meines Erachtens eher das Etikett "EP" - zumal es sich beim gut vierminütigen Rausschmeißer auch noch um die Live-Version eines Coversongs handelt. Interessant ist der Umstand, dass sich auf der Platte zahlreiche Gastsänger die Ehre geben, darunter kein Geringerer als Mats Levén, der unter anderem bei den beiden CANDLEMASS-EPs "Death Thy Lover" (2016) und "House Of Doom" (2018) vor dem Mikrofon stand. Dankenswerterweise verrät der Promozettel denjenigen, die der schwedischen Sprache nicht mächtig sind, obendrein, worum es in den Texten der zahlreichen Barden geht: "Tod, Wandel und Liebe" - die ganze Palette also.

Beginnen wir mit zwei Minuspunkten: Das einminütige 'Drömskåp På Glänt' ist ein heißer Anwärter auf den Titel "überflüssigstes Instrumental aller Zeiten". Wer mit Fadein und Fadeout arbeitet, müsste zur Strafe in der nächsten Show von Florian Silbereisen auftreten. Musste man hier die knappe Spielzeit ein wenig strecken? Das hätte man besser nicht getan ... Darüber hinaus kredenzen uns PRINS SVART eine schwedischsprachige Version des FLEETWOOD MAC-Klassikers 'The Green Manalishi (With The Two Prong Crown)', komponiert vom kürzlich verstorbenen Peter Green. Als engstirniger Metal-Fan sage ich: Die ultimative Darbietung des Tracks findet sich auf JUDAS PRIESTs "Live-"Album "Unleashed In The East" (1979). Dagegen gehen PRINS SVART doch arg gemächlich und uninspiriert zu Werke - aber, immerhin, man hat die Spielzeit ein weiteres Mal künstlich in die "Länge" gezogen.

Kommen wir zum Positiven: Das ausgezeichnet produzierte "Under Jord" beginnt mit 'Inte Så Lätt Som Det Ser Ut' vielversprechend. Die spritzige Schweinerocknummer versprüht nicht zuletzt dank Hammond Orgel reichlich Seventies-Vibes - wer hier stillsitzt, hat vermutlich mehrere Tuben Patex am Hintern. 'Här Finns Bara Jag' erinnert ebenfalls an die Glanzzeit von Rock-Weltstars wie LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE und Co., allerdings geht es hier im ruhigen Mittelteil erstmals sehr emotional zu - ehe ein stadiontaugliches Angebersolo wieder für einen Adrenalinschub sorgt. Bereits an dieser Stelle ist klar: PRINS SVART verstehen es, kompakte, erstaunlich abwechslungsreiche Nummern, die zwischen klassischem Rock und Hardrock schwanken, zu schreiben. Bei 'Sanningen För Mig' dürfen Fans erstmals das Feuerzeug auspacken und die Augen schließen: ein melancholischer Song, der ans Herz geht und insbesondere dank der schwedischen Sprache sowie einprägsamer Gesangslinien über einen hohen Wiedererkennungswert verfügt. Ich meine es nicht böse, wenn ich sage: Damit könnte die Band den Eurovision Song Contest gewinnen, bei dem - Freaks wissen es - klassischer Schlager schon längst keine nennenswerte Rolle mehr spielt und man mit dezent rockigen Nummern gewiss nicht auf verlorenem Posten steht. 'Ingen Minns Oss När Vi Går' hat allen voran im Chorus ähnliches Powerballaden-Schmachtfetzenpotenzial, gleitet aber - ebenfalls - nicht ins Kitschig-Klebrige ab. Nein, es bleibt dabei, Schweden - Achtung, Klischeealarm! - können einfach gute Songs schreiben! Das folgende 'Om Det Dom Viskar Är Sant' nimmt wieder das Formatradio ins Visier: eingängiger Refrain, dezente Härte, hübsche Gitarrensoli - ist das eventuell eine Spur zu berechnend? Das soll jeder Hörer selbst entscheiden, mir gefällt es, ohne mich - so ehrlich muss ich sein - gänzlich zu plätten. 'Allt Mitt Liv' ist eine enorm zurückhaltende, traurige Ballade, die für meinen Geschmack etwas arg unspektakulär aus dem Lautsprecher tönt und das Niveau der vorherigen Kompositionen nicht halten kann.

Im Ganzen gesehen ist "Under Jord" eine ordentliche Scheibe, die insbesondere mit dem Opener 'Inte Så Lätt Som Det Ser Ut' sowie 'Ingen Minns Oss När Vi Går' über echte Granaten verfügt. Die anderen Tracks sind weitgehend gutklassig, aber leider auch nichts "Weltbewegendes", das mich zum Kauf animieren würde. Die unterschiedlichen Sänger sorgen für Abwechslung, verringern aber gleichzeitig den Wiedererkennungswert der Band. Vermutlich finden PRINS SVART in Schweden einige begeisterte Abnehmer, die auch die Lyrics zu schätzen wissen. Der Rest der Musikwelt dürfte "Under Jord" entweder gar nicht erst zur Kenntnis nehmen oder schon recht bald wieder vergessen haben. Einen Probedurchlauf empfehle ich aber dringend!

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Inte Så Lätt Som Det Ser Ut
02. Här Finns Bara Jag
03. Drömskåp På Glänt
04. Sanningen För Mig
05. Ingen Minns Oss När Vi Går
06. Om Det Dom Viskar Är Sant
07. Allt Mitt Liv
08. Den Gröna Manalishi Med Tvåhornad Krans (Live, 2018)
Band Website: www.facebook.com/prinssvartofficial
Medium: CD
Spieldauer: 30:50 Minuten
VÖ: 21.08.2020

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