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Take off: 30.07.2015 - Review (14138 mal gelesen) |
Mittwoch
Wettertechnisch hätten die Voraussagen für das diesjährige Wacken kaum schlechter sein können. Schon die Tage vor Beginn des Festivals fiel der Regen nur so in Strömen und die Veranstalter und verschiedenen Helfer hatten Mühe die Felder aka Zeltplätze einigermaßen auf die Menge vorzubereiten. Mein Kumpel Boddy und ich machen uns Mittwochmorgen auf den Weg gen Norden und erstaunlicherweise entdecken wir erst kurz vor Hamburg die ersten Autos mit den 3 großen Lettern W:O:A auf der Heckscheibe. Regelmäßig trudeln Nachrichten ein, dass die Situation vor Ort immer schlimmer wird und man kaum noch Herr der Wassermassen, die vom Himmel fallen, werden könne. Irgendwann heißt es dann, dass man am besten erst Donnerstag anreisen soll, denn jede Minute zählt. Man müsse zusammenrücken, ob man neben seinem Auto campen kann ist noch nicht sicher, man soll mit so wenig Gepäck wie möglich reisen, oder am besten noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen. Das gilt vor allem für die Fans aus Hamburg und den naheliegenden Bundesländern. Wir sind aber nun mal schon auf dem Weg und freuen uns trotz der ständigen Regenfronten, durch die wir fahren, auf einen schönen Abend mit THE GENTLE STORM, NEW MODEL ARMY und vor allem EUROPE, die am Mittwochabend schon das Festival eröffnen.
Am Campingplatz eröffnet sich dann das erste Chaos. Die Wiese besteht eigentlich nur noch aus Wasser und Matsch. Dennoch haben wir Glück und dürfen noch direkt neben unserem Auto zelten. Und wie es nun mal so ist, fängt es auch pünktlich zum Zeltaufbau wieder an zu regnen. Egal, was muss, das muss und es dauert etwas, bis das Zelt steht, denn Regen und Wind sind nun mal nicht die besten Voraussetzungen für eine solche Aufgabe. Nach getaner Arbeit beschließen wir uns mal das Gelände anzusehen. Der Shuttle-Bus, der vom Presse-/VIP-Camping fahren soll, ist noch nicht im Einsatz, dieser soll erst am Donnerstag starten. Also zu Fuß. Es gibt 2 Wege. Einen, der über verschiedene Campingplätze führt und einer durch den Ort. Wir entschließen uns den über die Campingplätze zu nehmen, was sich als ein großer Fehler herausstellt, denn alle Wege gleichen einer riesen Schlammpfütze. Wie gut, dass ich Gummistiefel trage, die auch die kommenden Tage nicht wieder loswerden sollte. Fast bis zu den Knien sinken wir ein und es gleicht schon fast einer sportlichen Herausforderung durch den Schlamm zu gehen. Es ist nicht nur nervig, sondern auch unglaublich anstrengend. Die Katastrophe wird immer deutlicher. Eingesunkene Zelte und Autos so weit das Auge reicht. Auf dem Gelände sieht es nicht anders aus. Lediglich das Infield ist noch relativ grün, da dies ja erst am Donnerstag geöffnet wird. Aber drum herum eine einzige, riesige Schlammpfütze. Noch scheinen es die Besucher mit Humor zu nehmen, und man sieht nur Regenhosen Gummistiefel, statt rosa Hasenanzüge.
Es regnet noch immer wie aus Eimern, also beschließen wir zum Zelt zurückzugehen, ohne zu wissen, dass wir dieses heute nicht mehr verlassen werden. Der Regen wird immer schlimmer. Mittlerweile heißt es von Veranstalterseite, dass man nicht mehr mit dem Auto auf das Campinggelände kommt. Es sei eine starke Regenfront aufgezogen, von der wir noch bis tief in die Nacht was haben werden. Es wurde kurzerhand ein komplettes Parkhaus in Itzehoe angemietet worden, damit die noch anreisenden Leute dort ihre Autos unterstellen können und dort auch leider die Nacht verbringen müssen, denn in Wacken geht gar nichts mehr. Für Donnerstag wird dann von Itzehoe nach Wacken ein kostenloser Shuttle eingerichtet. Kollege Stormrider schreibt dann irgendwann, dass er sich die Nacht mit Freund "Jacky", seinen Kumpels und deutschem Schlager im Auto verbringen wird. Auch wir müssen uns eingestehen, dass es keinen Sinn mehr hat, sich zu THE GENTLE STORM oder auch später zu NEW MODEL ARMY und EUROPE zu quälen. Und immernoch prasselt der Regen auf unser Zelt. Ich muss die ganze Zeit an OPETH denken und ihren Song 'Eternal Rains Will Come'.
Donnerstag
Als ich morgens gegen 7 Uhr die Augen öffnen, traue ich meinen Ohren kaum. Es regnet noch immer. Ich steige aus dem Zelt, das mittlerweile in einer riesen Pfütze steht und schaue mich um. Das Wasser hat schon keine Möglichkeit mehr in der Erde zu versickern, es steht knöchelhoch auf der Wiese. Die Autos scheinen immer tiefer zu sacken. Erst mal einen Kaffee! Es liegt in der Natur der Sache, dass ein solches Wetterchaos ein Dauerthema ist. Egal wo man geht und steht, die Leute reden nur über den Regen, den Matsch und wie es weitergehen soll. Feste Wege gibt es nicht mehr, es sei denn, sie sind aus Beton. Sämtliche Grünflächen sind zu einer braunen, nassen Masse geworden und es regnet noch immer. Für Donnerstagnachmittag ist dann eine Wetterbesserung in Aussicht gestellt worden. Wir sind gespannt, guter Hoffnung und immer noch gut gelaunt, denn heute startet das Festival erst richtig und ein paar gute Konzerte stehen auf dem Plan, u. a. ROB ZOMBIE, DARK TRANQUILITY, ARCHITECTS OF CHAOZ und natürlich die SAVATAGE-Reunion, die parallel mit der Show des TRANS-SIBERIAN ORCHESTRAS auf 2 Bühnen stattfinden soll.
Gegen Mittag tritt dann das ein, worauf ganz Wacken gewartet hat. Der Regen wird weniger und weniger, bis er schließlich komplett aufhört. Okay, immer mal wieder kurze Schauer, an die man sich aber mittlerweile gewöhnt hat, aber die kurzen Regenpausen zwischendurch tun gut und bieten eine willkommene Abwechslung. Besagter Shuttle-Bus fährt übrigens doch noch nicht, weil die vorgesehene Strecke momentan nicht befahrbar ist. Also versuchen wir es zu Fuß, diesmal nicht über die Campingplätze. Ein Weg, der uns in ca. 10 Minuten zum Ziel führen würde, bleibt für die Presse aber gesperrt und so müssen wir einen Umweg von ca. 45 Minuten in Kauf nehmen. Wohlgemerkt zu Fuß in Gummistiefeln. Irgendwann dann angekommen. Wir streifen etwas über das Gelände, SKYLINE haben mittlerweile das Infield, das Holy Wacken Land eröffnet. U.D.O., der dieses Jahr mit dem Bundeswehr-Orchester auf der Bühne steht, ist voll im Gange, doch mich interessiert er nur nebensächlich, denn ich war nie sein größter Fan, auch wenn er hier neben aktuellen einige alte ACCEPT-Songs zum Besten gibt.
Kollege Stormrider wollte sich eigentlich IN EXTREMO ansehen, was aber bedingt durch das Wetter und anderem Chaos leider ausfiel. Er berichtet selbst.
Eigentlich wollte ich Euch ja auch etwas über IN EXTREMO berichten. Nachdem der Regen es endlich einigermaßen zulässt, gilt es sich das berühmte (Presse-) Bändchen am Check-In abzuholen. Über die Wetterbedingungen brauche ich wohl keine weiteren Worte zu verlieren. Wenn man jedoch auf Zeltplatz "X" geparkt wird, ist man mal gediegene zwei Stunden Fußmarsch unterwegs. Eine weitere Stunde vergeht dann mit der Suche nach einem Weg zum Infield, welchen man ohne schwimmen schaffen kann. Damit bleibt, neben ein paar vom Wind herüber gewehten Soundfetzen, von IN EXTREMO nicht viel übrig. Ausgewiesene IN EXTREMO-Fans auf dem Gelände berichten jedoch von einer für Bandverhältnisse etwas emotionslosen Show. (st)
Als erstes großes Highlight für den Donnerstag ist ROB ZOMBIE gesetzt. Der exzentrische Musiker, Regisseur und was weiß ich noch ist bekannt für starke Bühnenshows. Was er hier in Wacken auffährt, hat sich Stormrider angesehen.
Als ROB ZOMBIE die Bühne betritt, ist das Infield einigermaßen gut gefüllt, aber man merkt deutlich, dass heute viele Leute den Zeltplatz bevorzugen, wenn sie zu den spielenden Bands keine oder nur geringe emotionale Bindung haben. Wie voll der Platz nämlich wirklich werden kann, sieht man erst am sonnigen Samstag. Die Show des Horrorfreaks ist durchaus nett anzusehen und der mit viel Industrialelementen angereicherte Rock geht bei dem ein oder anderen Getränk auch ganz gut durch die Gehörgänge und stört nicht. So richtig Stimmung kommt aber meistens nur dann auf, wenn die Band auf Coverversionen anderer Bands zurückgreift. Nachdem mit 'Get Up (I Feel Like Being A Sex Machine)' bereits eine erste Coverduftmarke gesetzt wird, steigt das Mitsinglevel bei 'Blitzkrieg Bop' von den RAMONES stark nach oben an, dürfte der Song doch den meisten Anwesenden zumindest im Refrain bekannt sein. Da es sich beim W:O:A aber immernoch um ein Metalfestival handelt, überrascht es nicht, dass 'Enter Sandman' von METALLICA die lautesten Jubelstürme und Emotionen des gesamten Gigs erntet. Und weil es noch nicht genug Coverversionen sind, wird der Altmeister des Horror-Rock, ALICE COOPER, auch noch mit 'School's Out' gewürdigt. Insgesamt stellt sich nach dem Gig die Frage, wieso zur besten Sendezeit auf einer der Hauptbühnen ein Act platziert wird, der hauptsächlich mit Coverversionen anderer Künstler zu überzeugen vermag. Mein Ding wars jetzt eher nicht. (st)
Auch Kollege Boddy war vor Ort und hält seine Endrücke der Show so fest:
Auf den Auftritt von ROB ZOMBIE habe ich mich im Vorfeld am meisten gefreut. Die DVD "The Zombie Horror Picture Show" lief eine Zeit lang bei mir rauf und runter. Das Konzert wurde während eines Auftritts in Texas aufgenommen und im Gegensatz zu dem südlich gelegenen amerikanischen Bundesstaat ist es im nördlichen Wacken nicht ganz so warm, sodass sich die weiblichen Konzertbesucher nicht ganz so freizügig verhalten wie die Damen, die auf der DVD zu sehen sind. Wenn ihr nicht wisst was ich meine, dann schaut euch die DVD an oder lest das Review von Eddieson. Der Musiker, Comicautor und Regisseur zeigt heute eine perfekt einstudierte Show. Dennoch ist er meines Erachtens nicht der richtige Headliner für das Wacken. Ich glaube nicht, dass heute viele Rob Zombie Fans hier sind. Erst mit den Coverversionen von 'Blitzkrieg Bob', 'Enter Sandman' und 'Schools Out' bekommt er die Menge auf seine Seite. Manches funktioniert vielleicht auch nur so richtig in Amerika. Vielleicht hat er den selben Eindruck, denn er spielt auch nicht die Coverversion von 'We're an American Band'. Ich fand seinen Auftritt geil, aber das liegt vielleicht auch an der Tatsache, dass ich Fan von Mr. Robert Bartleh Cummings bin. (bo)
Drei Mitarbeiter des Bleedings bedarf es nun wirklich nicht beim ZOMBIE, deshalb mache ich mich auf den Weg ins Zelt, zur Headbangers-Stage, denn dort bitten DARK TRANQILITY zum Tanz, was mich doch mehr reizt, als ZOMBIE-Rock. Auf dem Weg zum Zelt wird auch mir schnell klar, dass man doch etwas mehr Zeit einplanen muss, um von Bühne zu Bühne zu kommen, denn vor allem der lange Weg zu den Zeltbühnen kommt einem durch die Umstände nun doch doppelt so lang vor. Das Zelt ist gut gefüllt und die Schweden haben schon mit ihrer Show gestartet, als ich eintreffe. Gut gelaunt präsentieren sich DARK TRANQUILITY und Sänger Mikael scheint fast überrascht ob der äußerst positiven Reaktionen. Für meinen Geschmack hätten sie ruhig weiter in die Vergangenheit gehen dürfen, doch auch die Songs der Alben, "Projector", "Haven", "Damage Done", "Character", "Fiction" und natürlich dem Neuling "Construct" gehen, bei einem dicken Sound, gut rein. Mittlerweile ist es mir aber doch im Zelt zu voll, und als ich mich auf dem Weg nach draußen mache, bekomme ich mit, dass das Zelt auch von der Security wegen Überfüllung geschlossen wird. Niemand darf mehr rein. (ed)
Schon direkt nach dem Wacken 2014 wurde die große SAVATAGE-Reunion angekündigt, welches eine große Diskussion auslöste. Ist diese Reunion wirklich nötig? Wird diese Show den Status, den die Band hat, etwas anhaben können? Dann wurde die Running-Order veröffentlicht und jeder konnte sehen, dass SAVATAGE und das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA gleichzeitig auf 2 Bühnen spielen sollen. Keiner wusste, wie das gehen soll. Keiner konnte sich etwas darunter vorstellen. Es wurde dann auch im Vorfeld keine großen Erklärungen dazu abgegeben. Bis es dann am Donnerstagabend um 21.40 Uhr losgeht. Und der werte Kollege Stomrider war für das Bleeding dabei.
Ich gestehe ich bin ein absoluter SAVATAGE-Jünger und kann auch mit dem, doch sehr auf amerikanische Verhältnisse abgestimmten Bombast-Overload und der überzogenen Light-Show des TRANS SIBERIAN-ORCHESTRA (TSO) etwas anfangen. Dementsprechend dauert es genau drei Töne bis zur ersten Gänsehaut, als Jon Oliva um 21:40Uhr das Intro von 'Gutter Ballet' anstimmt. Und alleine die Eröffnung des Gigs mit 'Gutter Ballet', '24 Hours Ago', 'Edge Of Thorns' und 'Jesus Saves' ist schon zum niederknien. Die Tampa-Jungs wieder gemeinsam auf einer Bühne stehen zu sehen, bedeutet offensichtlich nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Fans eine Menge. Aber auch den Bandmitgliedern ist in jeder Gestik und Mimik anzusehen, wie viel Spaß ihnen dieser Abend macht und wie sehr sie es genießen. SAVATAGE stehen hierbei auf der Black Stage, während das TSO auf der True Metal Stage platziert ist. Doch noch ist es nicht an der Zeit für das TSO. Erstmal gilt es in Form von 'The Storm', 'Dead Winter Dead' und 'Hall Of The Mountain King' weitere Klassiker aneinanderzureihen. Ich weiß nicht ob es nur mir so geht, aber ich bin in einer Euphorie-Blase gefangen. Nach 'The Hourglass' erfolgt dann der Wechsel in Richtung TSO. Was hier an opulenter Lightshow aufgefahren wird ist für das mitteleuropäische Auge ein kleiner Overkill, und natürlich gibt es auch ein paar Nörgler die 'O Fortuna' aus ORFF'S "Carmina Burana" oder andere klassische Interpretationen (z.B. die 'Ode An Die Freude') nicht unbedingt gebraucht hätten. Dennoch ist es ein absolutes Spektakel in der Folge zuzusehen wie auf den beiden Main-Stages zwei Bands gleichzeitig dieselben Songs spielen. Der Kanon bei 'Morphine Child' ist schon ganz großes musikalisches Kino, als aber das unsterbliche 'Believe' gespielt wird, bin ich nicht der Einzige, der in meiner Umgebung die Tränen nicht unterdrücken kann. Mehr Emotionen als bei diesem Song, sollte das ganze Wochenende nicht mehr erreicht werden. Nach 'Chance', 'Christmas Eve (Sarajevo 12/24)' und 'Requiem (The Fith)' findet ein historischer Gig sein Ende, den es in dieser Form bisher nicht gab. Bedenkt man nun, welche Klassiker alle heute nicht den Weg in den Set fanden, u.a. 'Sirens', 'The Dungeons Are Calling', 'City Beneath The Surface', 'When The Crowds Are Gone', 'Strange Wings', 'Tonight He Grins Again', 'Power Of The Night' und unzählige andere, wird einem bewusst wie sehr SAVATAGE der Szene seit Jahren fehlen. Ein großer Dank den Wacken-Veranstaltern Holger Hübner und Thomas Jensen, dass es Ihnen gelungen ist die Band hier zu einem Live-Comeback zu bewegen. Wer sich aufgrund des, zumindest in Deutschland, recht unbekannten TSO als Co-Headliner nicht durch den Schlamm auf das Infield gekämpft hat, und das waren doch ein paar tausend Headbanger, wenn man vergleicht wie voll es Samstag noch wurde, der hat definitiv eines der Highlights der Wacken-Historie verpasst. (st)
Den Abschluss des Donnerstags bilden dann für mich die ARCHITECTS OF CHAOZ, die mit "The League Of Shadows" vor Kurzem ein starkes Album veröffentlicht haben und nun auf dem Wacken die Songs live präsentieren wollen. Leider konnten sie mich mit den Openern 'Erase The World' und 'Dead Eyes' nicht sofort überzeugen. Sänger Paul musste wegen seiner Knieprobleme die Show im Sitzen absolvieren, was aber natürlich nicht das eigentliche Problem war. Mich konnte seine Stimme am heutigen Abend nicht überzeugen. Viel zu dünn kam es aus den Boxen und er hatte mehr als ein Mal Probleme den richtigen Ton zu treffen. Die Songs des Albums sind stark, die beiden MAIDEN-Songs 'Prowler' und am Ende dann noch 'Killers' natürlich super, aber an der Stimme hat es heute leider etwas gefehlt. Trotzdem ein guter Rausschmeißer eines besseren 2 Festivaltages. (ed)
Feitag
Als ich morgens die Augen öffne, vermisse ich doch was. Nein, kein Gegröle und auch kein Schlager, mit dem man gerne geweckt wird. Es regnet nicht. Man hört keine Regentropfen auf das Zelt prasseln. Also aufgestanden und Kaffee trinken. Mein Blick schweift über den Zeltplatz, dicke Pfützen, festsitzende Auto und jede Menge Schlamm kreuzt meinen Blick, aber der Himmel ist Blau, die Sonne scheint und die Voraussagen für das Wetter klingen gut. Was macht bei schönem Wetter? Richtig! Platten kaufen, also streife ich etwas durch den Metalmarkt, während EPICA auf der Black Stage guten Morgen sagen.
Pünktlich zum Mittagessen stehen dann die Brasilianer von SEPULTURA auf der Bühne, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen. Egal wann und wo, SEPULTURA machen immer Spaß, auch heute liefern sie eine starke Show, wie Boddy euch berichten kann.
Punkt 13:00 Uhr: "Sepultura do Brazil un dos un dos tres…" ruft Derrick in die Menge und 'Troops of Doom' beginnt. Ein geiler Opener! Ich bekomme ne "Gänsepelle" und bin mir auch ziemlich sicher, dass ich da nicht der einzige bin. Der Name SEPULTURA zieht nach wie vor viele Metalheads an und im Vorfeld habe ich auch einige "Sepultura" Rufe gehört. Heute fallen mir insbesondere einige Mittvierziger auf, die sich gerade noch etwas verschlafen ein "Konterbier" bestellen, aber durch die Riffs der Brasilianer wieder voll da sind. SEPULTURA feiern in diesem Jahr 30 jähriges Bandbestehen und tun dieses unter anderem beim Wacken mit einer besonderen Setlist, an der auch ihre Fans mitgewirkt haben. So freut es mich ganz besonders, dass sie auch mal wieder die Coverversionen von 'Orgasmatron' und 'Polícia' spielen. SEPULTURA legen meines Erachtens einen soliden Auftritt hin, sodass ich mich schon auf das für 2016 angekündigte neue Album freuen kann. Auf die nächsten 30 Jahre, Andreas!!! (bo)
Danach wird erst mal die Grillzeit ausgerufen. Was die Tage vorher, aufgrund des Wetters, absolut nicht möglich war, wird jetzt schnell nachgeholt. Unter Umständen, die jeden Profigriller das Fleisch verbrutzeln würde, bauen wir den Grill auf und hauen uns das Grillgut und die mitgebrachten Salate rein. Hauptsache satt! Da für mich eines der Highlights schon in den Startlöchern steht. AT THE GATES haben vor einigen Jahren u. a. hier auf dem Wacken ein Reunion gefeiert, die sich gelohnt hat und nun haben sie mit "At War With Reality" ein starkes Album im Gepäck. Vor kurzem noch im Essener Turock auf der Bühne, bringen sie jetzt die Black Stage zum Wackeln. Beginnend mit dem Intro der neuen Platte und dem folgenden 'Death And The Labyrinth' haben die Schweden die Menge sofort im Griff. Tompa, von je her ein sympathischer Typ, fegt über die Bühne und scheint sich richtig zu freuen, mal wieder her zu sein. Was mich etwas wundert ist die Setlist. Das neue Album wird mit 5 Songs abgehandelt und "Slaughter Of The Soul" mit 7 Songs bedacht. Naja, mir soll es Recht sein. Kleiner Kritikpunkt an der Show ist das Fehlen von 'Windows' und 'Unto Others' in der Setlist, ansonsten ist es eine sauber Arbeit!(ed)
Während AT THE GATES die Black Stage zerlegen, passiert auf der Party Stage etwas ganz anderes, wie Stormrider gesehen hat.
STRATOVARIUS verbinden mit dem W:O:A ja nicht nur positive Erfahrungen, so hatte Timo Kotipelto hier damals seinen Feuerunfall. Dennoch versprüht die Band keine schlechte Laune, sondern startet mit 'Black Diamond' sehr vielversprechend in ihren Gig auf der Party Stage. Der Mischer hingegen scheint nicht seinen besten Tag zu haben. Er scheint den Regler für die Gitarren regelmäßig eher auf 0 als auf 10 stehen zu haben und reißt ihn nur ab und an mal zu den Soloeinlagen auf. Leider findet er diese Idee so toll, dass er sie auch kompletten Gig über durchzieht. Die Fans scheint es nicht so wirklich zu stören, dass man hauptsächlich Drums, Keyboard und Gesang hört, denn sie feiern den melodischen Metal des Fünfers ordentlich ab und man sieht weithin gereckte Fäuste. Mir hingegen fehlt da wirklich die Power der Gitarre und so bin ich gar nicht böse, als nach einer Stunde der Abschlußtrack in Form von 'Hunting High And Low' angekündigt wird. (st)
Puhhh, vielleicht fehlt mir der Humor, um sich langfristig über die Qualität und Form von Fäkalien zu unterhalten. Aber die fünf Minuten die ich benötige, um mich im Schlamm an der Beer Garden Stage vorbeizuschieben, erscheinen mir endlos lang. Hier gibt BEMBERS sein ganzes Wissen darüber zum Besten, wie man seine analen Ausscheidungen länglich oder in Brezelform in der Kloschüssel unterbringt. Braucht das wirklich jemand? Ziemlich für'n Arsch, und ja das Wortspiel dürfte ungefähr auf dem gleichen Niveau sein wie die Ausführungen auf der Bühne. (st)
Schlag auf Schlag geht es heute weiter, denn kaum haben AT THE GATES und STRATORARIUS die letzten Töne gespielt bitten QUENNSRYCHE auf der True Metal Stage zum Tanz und der Stormrider lies sich nicht lange bitten.
Die Posse welche in den letzten Jahren im QUEENSRYCHE-Lager mit den beiden Bandinkarnationen stattgefunden hat, hat dem Markennamen nicht unbedingt gut getan, sondern eher einen dunklen Schatten auf den Bandnamen gelegt. Dass unter dem Banner QUEENSRYCHE jedoch unsterbliche Metalklassiker veröffentlicht wurden, dürfte auch kaum ein Leser unseres Mags in Zweifel stellen. Nachdem die Namensrechtsfrage ja seit 2014 geklärt ist, kann man sich zum Glück wieder auf die Musik konzentrieren, und dass die Originalmitglieder Michael Wilton, Eddy Jackson und Scott Rockenfield mit Sänger Todd La Torre einen Glücksgriff ans Mikrofon geholt haben, konnte man bereits mehrfach in Augen- und Ohrenschein nehmen. Und so ist es auch heute wieder eine Wohltat der Band zuzuhören und zuzusehen. Insbesondere Mr. La Torre liefert einen astreinen Job ab und interpretiert Klassiker wie 'Warning', 'Queen Of The Reich', 'The Needle Lies' oder 'Breaking The Silence' so, dass kaum noch jemand an Mr. Tate denken dürfte. Vermutlich würden die Songs am Abend und mit einer vernünftigen Lightshow noch für viel mehr Gänsehaut sorgen, als am späten Nachmittag, aber für einen solchen Slot müssen QUEENSRYCHE wieder mal ein paar Klassiker veröffentlichen und nicht nur von den alten Leben. Dennoch ein sehenswerter Gig einer Band, die sich den Status, den sie bereits hatte, langsam wieder erspielen will. (st)
Auch OPETH sind immer einen Blick wert, und so mache ich mich vor der Bühne bereit und harre der Dinge, die uns die Schweden heute bescheren wollen. Man merkt, dass die Band nur wenig Zeit hat, denn Fronter Mikael fasst sich kurz und erzählt keine großen Stories, jedoch immer mal wieder kleine Anekdoten. Mit "We Are Opeth and we come all the way from Hannover" begrüßt er die Menge. 'Eternal Rain Will Fall' und 'Cusp Of Eternity' bilden den Einstieg in die Show und damit wurde das neue Album "Pale Communion" auch schon abgehandelt. "Mein Hund ist blau" lässt uns Mikael dann wissen. Was auch immer das bedeuten soll. Mit Blick auf die Setlist interessiert OPETH wohl herzlich wenig, dass sie auf einem der größten Metal-Festivals spielen, denn mit 'To Rid The Desease' kommt eine extrem ruhige Nummer vom "Damnation"-Album. Dann machen sie noch mal einen Ausflug in ihre momentan Prog-Rock-Phase und mit 'The Grand Conjuration' und 'Deliverance' gibt es dann noch einen schönen metallischen Abschluss. (ed)
Parallel zu OPETH stehen ANNIHILATOR auf der Party Stage um dort ein Thrash-Feuerwerk zu zünden. Irgendwie muss ich verpasst haben, dass Dave Padden bei ANNIHILATOR den Posten am Mikrofon geräumt hat. Vor ein paar Jahren wäre das zwar im Halbjahresrhythmus vollkommen normal gewesen, aber so war ich doch etwas überrascht Jeff Waters selbst hinter dem Mikro stehen zu sehen. Das kanadische Thrash-Urgestein mit den schnellen Fingern hat sich aber offenbar gut mit der Situation arrangiert, scherzt er doch selber darüber, dass er wieder den Sänger gibt. Dass er das problemlos stemmen kann, ist ja bereits seit dem Klassiker "King Of The Kill" bekannt, und eben jener Track mit seinem Killerriff funktioniert auf jeder gottverdammten Metalbühne dieser Welt. Wenn man dann noch 'Set The World On Fire' und 'W.T.Y.D.' direkt im Anschluss daran bringen kann und weitere Klassiker wie 'Phantasmagoria' und das unvermeidliche 'Alison Hell' für den Rest des Gigs in der Hinterhand hat, dann kann man auch gelassen mit kurzen technischen Problemen kämpfen, ohne dass man dabei nervös werden muss. Wie immer ein sehr kurzweiliger und sympathischer Auftritt der Ahornblätter, bei dem glücklicherweise auch ein amtlicher Gitarrensound den Weg zurück auf die Party Stage gefunden hat. (st)
Während Kumpel Boddy und ich uns langsam mit dem Abendessen anfreunden, steht der Stormrider immer noch vor der Bühne um sich von DREAM THEATRE den Abend versüßen zu lassen. Ob das gelingt?
Nur wenige Sekunden im Anschluss an den letzten ANNIHILATOR-Akkord auf der Party Stage, eröffnen DREAM THEATER auf der True Metal Stage ihren Set mit 'Afterlife' und 'Metropolis Pt. 1: The Miracle And The Sleeper'. Was soll ich sagen, ich habe es wirklich oft versucht mit der Band warm zu werden, aber das Gefrickel will einfach nicht an mich gehen. Egal welches Album ich mir aufgelegt habe, bis zum Ende habe ich es in einem Spin meistens nicht durchgehalten. Natürlich gibt es keinen Zweifel an der technischen Klasse der einzelnen Bandmitglieder, und die gibt es auch heute nicht. Nein, das was da auf der Bühne an Griffbrett, Kesseln und Tasten abgezogen wird ist aller Ehren wert. Tight gespielt, mit transparentem Sound und jede Menge technische Kabinettstückchen. Auch James LaBrie macht eine gute Stimmfigur, auch wenn er im Vergleich zu manch anderem Fronter der die Hauptbühnen an diesem Wochenende dirigieren durfte, vergleichsweise wenig charismatisch rüberkommt. Mehr als ein wohlwollendes Anerkennen der musikalischen Klasse kann aber auch dieser Auftritt nicht bei mir an Emotionen freisetzen. Für mich sind DREAM THEATER einfach zu steril, und bleiben es wohl auch in Zukunft. Wieso man auf einem Festival aber auf seinen Signature Song und Quasi-Hit 'Pull Me Under' verzichtet, erschließt sich mir dennoch nicht. (st)
Man könnte fast meinen der Stormrider stecke im Matsch fest und könne fast nicht anders, als sich die Shows auf der Hauptbühne ansehen, deswegen macht er auch gleich noch die BLACK LABEL SOCIETY.
Die BLACK LABEL SOCIETY hat in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen, was sich an den auffallend vielen Kutten zeigt, welche das bekannte Logo zieren. Insofern ist der Slot auf der Black Stage am frühen Freitagabend absolut gerechtfertigt und der Platz vor der Bühne auch entsprechend gut gefüllt, als Zakk Wylde und seine Sidekicks die Bühne betreten. Dass Mr. Wylde alleine schon rein optisch eine der coolsten Rocksäue unter der Sonne ist, dürfte keine neue Erkenntnis sein, ebenso wenig die Tatsache, dass er ein begnadeter Gitarrist ist. Wieso er aber ein Festivalpublikum mit einem Gitarrensolo von gefühlt 15 Minuten nerven muss, das bleibt dann doch ein Geheimnis. Ganz ehrlich Zakk, das will doch keiner in dieser epischen Breite hören, noch dazu, wenn es zwar schnell und technisch sauber gespielt ist, aber ansonsten wenig aufsehenerregend. Vermutlich waren es am Ende nur fünf Minuten, zu lang aber dennoch, was man auch sehr gut an den Reaktionen der Fans ablesen kann. Neben diesem Solo bleibt aber auch solider Gig in Erinnerung, der natürlich von der wahnsinnigen Bühnenpräsenz des Fronters lebt und davon, dass Songs wie 'In This River' immer wieder für eine Gänsehaut gut sind. (st)
Ja, er muss wirklich feststecken, also wird er immer mal wieder mit einem Bier und etwas zu essen versorgt. Wenn er aber nun schon mal da ist, kann er sich auch gleich IN FLAMES ansehen, die die Nacht auf der True-Metal-Stage einläuten.
In den großen Printmedien werden IN FLAMES ja mittlerweile gerne auch mal ein wenig gebasht, weil sie ihre musikalischen Wurzeln mehr und mehr verlassen. Aber kann man es einer Band übel nehmen, wenn sie sich weiterentwickelt? So lange die einzelnen Mitglieder weiter voll hinter der Musik stehen und es nicht nur noch machen, weil es die Rechnungen zahlt, sehe ich darin nichts Verwerfliches. Dass die Meinungsmache nur bedingt funktioniert, zeigen nicht nur die stetig hohen Chartplatzierungen, sondern sowohl Publikum als auch die Schweden selbst ab 22:30Uhr. Das Infield ist voll, als Anders Friden und seine Sidekicks mit 'Only For The Weak' die True Metal Stage in Brand setzen. Wer den Mumm hat, mit seinem wohl größten Hit den Set zu eröffnen, der weiß, dass die Fans auch für die verbleibenden 70 Minuten steil gehen werden. Dazu beweist der Fronter durchaus Humor, als er sein unmetallisches Outfit (komplett in weiß inklusive weißer Basecap), gepaart mit seinem Alter, selber in den Ansagen auf die Schippe nimmt. Und natürlich hat er Recht damit, dass Metal keine Frage der richtigen Kleidungswahl, sondern eine Frage der richtigen Einstellung zur Musik und des musikalischen Geschmacks ist. Und so machen IN FLAMES einfach dass, was Metal machen soll: Spaß!!! 'Bullet Ride', 'Cloud Connected', 'Drifter', 'Rusted Nail', wer solche todsicheren Hits zur besten Sendezeit und mit jeder Menge Pyros an den Start bringen kann, der kann nicht viel falsch machen. Dazu nutzen IN FLAMES die vorhandenen Videoleinwände auch, um darauf nicht nur aktuelle Konzertbilder zu zeigen, sondern binden diese als Showelemente in ihren Gig ein. Die Fans gehen steil und die Band zeigt all den Szenewächtern, dass sie weiterhin verdammt gut Arsch tritt und zurecht einen Headliner-Slot belegt. Wird nicht leicht für RUNNING WILD das Stimmungslevel auf diesem Niveau zu halten. (st)
Ob Rock N' Rolf und seine Matrosen das geschafft haben kann euch ebenfalls der mittlerweile bis in die Knie versunkene Stormi erzählen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dabei zu sein, wenn RUNNING WILD Kurs auf die Black Stage nehmen.
Nachdem man 2009 hier auf dem W:O:A die Segel gestrichen und den ollen Schipperkahn in den finalen Hafen gefahren hatte, hat es Rock N' Rolf ja vor einiger Zeit doch wieder gejuckt auf Freibeuter-Tour zu gehen. Und so hat Rolf wieder ein paar Piraten in einer Taverne aufgetrieben, die mit ihm den Anker lichten. Nach einem Intro, welches aus verschiedenen Albumintros zusammengeschnitten wurde, neben 'Under Jolly Roger' sind auch noch 'Chamber Of Lies' und 'Blazon Stone' vertreten, eröffnen RUNNING WILD ihren Set mit 'Under Jolly Roger' und legen direkt den größten Trumpf auf den Tisch. Die Band hat unbestritten eine Menge Klassiker in ihrem Repertoire, dass Rock N' Rolf aber bei fast jedem Song, der nicht seit dem Comeback veröffentlicht wurde, darauf hinweist, dass es sich um einen solchen ("jetzt kommt ein Klassiker", "jetzt kommt ein Mega-Klassiker") handelt, wirkt irgendwie schon ein wenig selbstbeweihräuchernd. Die Jugend von heute scheint sich dem indessen nicht ganz bewusst zu sein, denn der Platz vor der Black Stage bzw. auf dem Infield leert sich im Vergleich zu IN FLAMES doch merklich. Nicht ganz unschuldig daran dürfte auch die Tatsache sein, dass es schlagartig massiv abgekühlt hat und man ohne Pullover oder Jacke bei angesagten 5-7 Grad doch auch gerne mal anfängt etwas zu frösteln. Es liegt also an der Band selber, die Fans vor der Bühne so anzuheizen, dass man nicht auf die Idee kommt früher zu gehen. Und auch wenn Rolf es vermutlich nicht gerne hört, "Shadowmaker" und "Resilient" haben einfach nicht die Klasse der alten Alben, bis einschließlich "Masquerade". So verwundert es nicht, dass weder die Songs dieser beiden Alben, noch das neu vorgestellte 'Into The West' die Reaktionen hervorrufen, welche leider nicht gespielte echte Klassiker wie 'Prisoner Of Our Time', 'Conquistadors', 'Raise Your Fist', 'Black Hand Inn' oder 'Treasure Island' bestimmt bekommen hätten. Über den (Un-)Sinn von Soloeinlagen, hier übrigens ein Drumsolo, hatte ich mich ja schon bei BLACK LABEL SOCIETY ausgelassen.
Die Show an und für sich geht übrigens soweit in Ordnung, sowohl der Sound (schön klar) als auch die Effekte (jede Menge Pyros) sind so wie man es von RUNNING WILD erwartet. Alles in allem hat der Gig dennoch etwas Nostalgisches. Man denkt gerne daran zurück wie es vor mehr als 20 Jahren mal war als man inbrünstig die Piratengeschichten mitgebrüllt hat und hofft, dass nach den neuen Songs möglichst wieder etwas von den alten Klassikern kommt. Und nach dieser Review weiß ich auch, wieso Rolf ständig das Wort Klassiker benutzt. Weil er davon genug hat. Auch wenn er sie nicht spielt. Zum Abschluss gibt es übrigens doch noch einen, und nach 'Little Big Horn' mache ich mich auf den knapp einstündigen Weg zurück zu Zeltplatz X. (st)
Auf meinem Weg zur W:E:T-Stage ziehe ich dann Stormi aus dem Matsch, sodass er für heute in den wohlverdienten Feierabend gehen kann. Ein weiteres Highlight für mich sind MY DYING BRIDE, für die ich den langen und mittlerweile sehr beschwerlichen Weg zur Zeltbühne auf mich nehme. Nach einem langen Festivaltag ist eine ordentliche Portion Doom/Death genau das Richtige und wer kann die besser liefern als die Engländer? 'Your River' ist der Opener und mit 'A Kiss To Remember' spielen sie gleich den für mich größten Hit. Viele Alben werden in der Setlist bedacht 'Catherine Blake' vom "Songs Of Darkness", sowie das "Symphonaire" mit 'God Is Alone'. Sänger Aaron taucht immer tiefer in die Songs, fällt zu Boden, drückt mit seinem Körper aus, was die Songs vermitteln wollen. Mut beweisen sie mit dem knapp 13-Minuten-Song 'The Cry Of Mankind'. "We doom you to sleep" war das Motto der Show und der Freitag hätte nicht besser enden können, als mit dieser fantastischen und intensiven Show von MY DYING BRIDE. (ed)
Samstag
Der letzte Tag hat es noch mal so richtig in sich. Vor allem für mich als großen Death-Metal-Fan hat der Samstag so einige Highlights. Eines davon sind die Kanadier von KATAKLYSM, die gestern das Release von "Of Ghosts And Gods" feierten. Ich durfte schon ein paar Tage vorher in das Album reinhören und tat mich doch anfangs etwas schwer damit, also ging ich mit gemischten Gefühlen zur Party Stage, die aber schnell von den Jungs regelrecht weggeblasen wurde. Über die musikalische Ausrichtung der Band kann man streiten, über die Livequalitäten allerdings nicht. KATAKLYSM legen mittags um 12 Uhr ein ordentliches Brett hin. Dicker Sound, fette Riffs und zu 'As I Slither' der typische Aufruf zum Crowdsurfen, um den Jungs der Security erstens die Langeweile zu nehmen, und zweitens ihnen einen Stresstest zu unterziehen. Die Blicke der Jungs an der Absperrung sagen deutlich aus, dass sie das so richtig geil jetzt vollgematschte Metalheads aus der Menge zu ziehen. Doch sie nehmen es mit Humor und machen einen guten Job. Ebenso wie die Band. KATAKLYSM überzeugen, auch wenn jetzt mit 'Taking The World By Storm' und 'Push The Venom' nicht die besten Songs auf der Setlist sind. Dennoch hat man natürlich mit 'At The Edge Of The World', 'Crippled And Broken' und 'Shadows And Dust' einige Nackenbrecher parat. Mich haben sie so überzeugt, dass ich wenige Stunden später mir "Of Ghosts And Gods" zugelegt habe und dies als gut investiertes Geld ansehe. (ed)
Auf dem Rückweg von der Party Stage komme ich unweigerlich an der True Metal Stage vorbei, vor der sich langsam die POWERWOLF-Jünger bereitmachen, um die Metallische Messe zu feiern. Trotz des Schlammes füllt sich der Platz vor der Bühne ziemlich schnell und pünktlich um 13:15 betritt das Wolfsrudel mit Weihrauch und ihren Instrumenten die Bühne. Zu Beginn werden die Jünger dann mit Dynamit geweiht ('Sanctified With Dynamite'), die das schon gleich mit dem ersten Ton annehmen. Man kann von der Band und ihrer Musik halten, was man will. Schlagermetal? Meinetwegen! Aber die Band und ihr momentaner Status haben ihre Berechtigung. Sie haben sich von einer kleinen Band hochgespielt, sind auf dem Boden geblieben und liefern eine gute, sympathische Show, was nicht zuletzt Sänger Attila geschuldet ist, der mit seinem rumänischen Dialekt von der Bühne predigt und dies auf eine wirklich witzige und sympathische Art macht. Gassenhauer, wie 'Amen & Attack', 'Resurrection By Erection' und 'We Drink Your Blood' dürfen dabei natürlich nicht fehlen. (ed)
AMORPHIS feiern heute den 20. Geburstag ihres Klassikers "Tales From The Thousand Lakes", doch leider können wir an der Geburtstagsfeier nicht teilnehmen, treffen wir uns doch mit Anders uns Axe von BLOODBATH, die später noch auf der Bühne stehen, in einem schicken Wacken-Strandkorb zum Interview, welches hier gelesen werden kann.
Vor einiger Zeit hatten wir ein Interview mit Billy von BIOHAZARD, der sich als sehr redseliger und sympathischer Typ entpuppte, deshalb war es Ehrensache mal bei den New Yorkern auf der Party Stage vorbeizuschauen, nachdem wir am Zelt eine kleine Zwischenmahlzeit zu uns genommen haben.
Es hat doch länger als geplant gedauert unsere Ravioli zu erhitzen, sodass Biohazard schon spielen als wir zu Party Stage kommen. Obwohl parallel unter anderem Dee Snider zu sehen ist, ist der Raum vor der Bühne komplett gefüllt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Hardcore Band aus Brooklyn so viele Menschen anziehen würde. Die Jungs rund um Billy Graziadei wirken wie gewohnt lebendig (wer springt am höchsten?!) und gut gelaunt. Seit unserem Interview 2014 folge ich Billy bei Facebook. Neben diversen Posts von Smoothierezepten, Jiu-Jitsu-Stunden und Sprüngen auf der Bühne hat er betont, dass ihm ein Auftritt beim Wacken ganz besonders viel bedeutet. In Sachen Sprünge toppen sich die Gitarristen von Biohazard bei jedem Konzert selber. Obwohl ein striktes Crowdsurfing Verbot herrscht tut dies der Laune keinen Abbruch. Viele Fans geben alles. Leider springt mir dann ein rappelvoller Wackenbesucher in den Rücken, sodass ich einen Moment pausieren muss und wir nicht mehr besonders viel vom Auftritt sehen. (bo)
Stormrider hat natürlich auch schon wieder den Weg ins Infield gefunden um sich, wie eben schon erwähnt, DEE SNIDER und das ROCK MEETS CLASSIC-Spektakel anzusehen.
ROCK MEETS CLASSIC ist im Großen und Ganzen eine Covershow, aber anders als bei ROB ZOMBIE zwei Tage zuvor singen hier hauptsächlich die Originalsänger ihre Hits. Während das diesjährige Hallenensemble, um die MAT SINNER-BAND, hier auf dem Wacken einen vergleichsweise schweren Stand gehabt hätte, kommen mit Marc Storace (KROKUS), Jennifer Haben (BEYOND THE BLACK), Joey Lynn Turner (u.a. RAINBOW), Michael Kiske (UNISONIC, Ex-HELLOWEEN) und als Highlight Dee Snider (TWISTED SISTER) ein mehrere Hochkaräter dazu, ein paar (ihrer) Klassiker zu singen. Das Publikum nimmt bei mittlerweile bestem Festivalwetter (zumindest von oben) Songs wie 'A Little Time' (ich hatte dicke Gänsehaut, weil ich nicht auf Kiske und den Song vorbereitet war), 'I Want Out', 'I Wanna Rock', 'You Can't Stop Rock N' Roll', 'We're Not Gonna Take It', das RONNIE JAMES DIO gewidmete und von Joey Lynn Turner gesungene 'Stargazer' und die beiden das Set zusammenhaltenden AC/DC-Songs 'Thunderstruck' (als Opener mit Marc Storace am Mikro) und 'Highway To Hell' (als finalen Showdown) dankbar an. Dee Snider hat mit knapp 60 noch einen Body bei dem man kaum glauben mag, dass er nur durch Eisenfressen so in Form gehalten wird, aber er ist nach wie vor ein Frontmann der es versteht tausende Fans zu dirigieren. Bei den drei großen TWISTED SISTER-Classics sieht man jedenfalls bis fast an den Eingang die gereckten Fäuste. Ich war ja skeptisch, ob ROCK MEETS CLASSIC auf dem Wacken in der 2015er-Inkarnation funktionieren würde, aber da man clevererweise fast ausschließlich Songs gespielt hat, die für 99% der Metaller zur musikalischen Sozialisation beigetragen haben, kann man diesen Auftritt getrost als vollen Erfolg verbuchen. Dass da ein Orchester mitgespielt hat, wird den meisten Fans vollkommen egal gewesen sein, denn wenn man die Möglichkeit hat alte HELLOWEEN- oder TWISTED SISTER- Schinken gemeinsam mit dem Originalsänger der Songs zu singen, ist das musikalische Bombastdrumherum nur nettes Beiwerk. Überraschend gut! (st)
Eben noch im Strandkorb, jetzt auf der Bühne. BLOODBATH sind mal wieder zu Gast in Wacken. Diesmal mit neuem Sänger. Wie jeder schon mitbekommen haben sollte, ist Nick Holmes von PARADISE LOST an die Stelle des Sängers gerückt, nachdem Mikael/OPETH diese freigegeben hat. Ich bin extremst gespannt, wie er sich als Sänger live macht. Wegen Zeitmangel ist es BLOODBATH nicht möglich viele Shows zu spielen, deshalb empfand ich diesen Gig als etwas Besonderes und habe mich riesig darauf gefreut. Wurde ich enttäuscht? Nein! Die mit Blut-Corpsepaint bemalte Band lieferte eine extrem geile Show. Nick als Sänger machte einen fantastischen Job, zwar war er nicht immer ganz Textsicher, aber es sei im vergönnt, denn viel Zeit zum Proben hatten sie ja nicht, wie uns Anders heute Nachmittag ja schon verraten hat. Quer durch die Discografie spielten sich MUDBATH...äh...BLOODBATH. Nick deutete an, dass sie sich ja hier auch MUDBATH nennen könnten. Die neuen Songs, wie z. B. 'Let The Stillborn Come To Me' oder 'Anne', die s etwas anders sind, als die alten 'So You Die', 'Breeding Death' oder 'Like Fire' fügen sich trotzdem wunderbar in die Setlist ein. Ein besonderes Highlight hat man sich zum Schluss aufgehoben. Dan Swanö ex-Schlagzeuger, ex-Gitarrist und ex-Sänger in einer Person, kam auf die Bühne um kurzerhand mit seiner ehemaligen Band das abschließende 'Eaten' zu growlen. Starke Show! Starke Band!!! (ed)
Wie vorhin schon geschrieben, ist für mich als Death-Metal-Fan heute der beste Tag. Neben KATAKLYSM, OBITUARY und BLOODBATH sind heute auch noch CANNIBAL CORPSE dran und die, das ist ja wohl unbestritten, sind immer eine Reise wert. Heute muss ich den langen Weg zur Party Stage antreten, durch stellenweise knietiefen Matsch waten, um die Kannibalen zu sehen, die ihre 17-Song starke Setlist mit 'Scourge Of Iron' eröffnen. Während der Show konzentrieren sie sich weniger auf Konversation mit dem Publikum, als mehr auf die Songs, was völlig okay ist, denn wer will schon Gesabbel hören, wenn man lieber, 'Stripped, Raped And Strangled', 'Make Them Suffer' oder ' A Skull Full Of Maggots' hören kann? Ich hoffe doch niemand. Zu 'I Cum Blood' fordert Corpsegrinder das Publikum zum Headbanging-Contest auf, stellt aber auch direkt klar, dass gegen ihn wohl niemand eine Chance hat. Und so ist es auch, der Stiernacken lässt die Matte kreisen, als ob es kein Morgen gibt und somit gewinnt er locker den Contest. Wenn er nicht growlen müsste, würde er wahrscheinlich die komplette Show über einfach nur den Propeller machen. 'Hammer Smashed Faced' darf auf keiner guten CC Show fehlen, und mit 'Devoured By Vermin' klingt dann die Show aus und CANNIBAL CORPSE haben mir gezeigt, dass es kein Fehler war, durch den Matsch zu laufen und lieferten eine super Show. (ed)
Auf der Black Stage lief derweil mit SABATON ein ziemliches Kontrastprogramm, Stormrider weiß mehr.
SABATON? Das ist Möchtegernmetal für pubertierende Kinder!! Dann gewöhn' Dich besser an sie, denn das werden die Headliner der Zukunft sein! Ca. drei Jahre ist es her, dass ich, im Rahmen eines gemütlichen Umtrunks, diesem Dialog unserer geschätzten (ehemaligen) Kollegen Elvis und Vikingsgaard gelauscht habe. Ich wollte es damals zwar selber nicht glauben, aber offensichtlich kann man Elvis als Orakel bezeichnen, denn so voll wie bei den kampflustigen Schweden dürfte das Infield das gesamte Wochenende über nur selten gewesen sein.
Die Band startet in ihren Set und man kann sich ganz gemütlich weiter unterhalten, so leise kommen die ersten beiden Songs 'Ghost Division' und 'To Hell & Back' aus Richtung Black Stage. Die Fans quittieren das entsprechend mit "Lauter! Lauter!"-Rufen was Sänger Joakim falsch versteht und es mit dem SABATON-Running Gag 'Noch ein Bier' verwechselt. Das kommt zwar auch noch, aber eben erst später zu 'Gott Mit Uns'. Zum Glück hat der Soundmann ein Einsehen und dreht den Volumeregler in der Folge ein wenig nach rechts. So machen Songs wie 'Carolus Rex', 'The Art Of War', 'Far From Fame' und 'Screaming Eagles' doch gleich viel mehr Spaß. Man mag zu dem inhaltlichen Konzept stehen wie man will, man muss der Band lassen, dass sie ihr Ding erbarmungslos durchzieht und neben Spielfreude auch jede Menge einprägsame Melodien am Start hat und eine sehr engagierte Performance auf die Bühne bringt. Auf die Frage wie er als überzeugter Pazifist diese Band denn so abfeiern kann, entgegnet der Kumpel neben mir nur: "Naja, die Musik ist eben einfach geil!"
Untermalt mit jeder Menge Pyros (gefühlt das vorweggenommene Abschlussfeuerwerk), dem obligatorischen Kriegsoutfit, dem Panzer und einem Schlagzeug dass in Camouflage mit Yamaha-Logo eingepackt ist (sic!) liefern SABATON hier einen Gig, der nach dem anfänglichen Lautstärkeproblem keinen Fan der Band enttäuscht zurückgelassen haben dürfte. Die Tatsache, dass der Gig für eine etwaige Live-DVD/CD mitgeschnitten wird, hat der Performance ebenfalls nicht geschadet. Wer sich darauf einlässt, der kann hier eine verdammt gute Zeit haben.Vielleicht ist es richtig, dass die Band grundsätzlich ein ziemlich junges Publikum zieht und in weiten Teilen etwas too much wirkt, aber wer auf einprägsamen, hymnischen Metal mit jeder Menge Fäustereck- und Mitsingpotential steht, der kommt 2015 in der Tat nur schwerlich an den Schweden vorbei. Die Metal-Dinosaurier werden nicht ewig weitermachen und SABATON stehen bereit, zukünftig ein wichtiges Wörtchen in der Headlinerfrage mitzureden. Ach ja, 'The Price Of A Mile' habe ich dennoch ziemlich vermisst. (st)
Trotzdem JUDAS PRIEST heute noch spielen werden, merkt man schon seit dem Nachmittag eine leichte Abreisewelle. Klar, es ist einerseits verständlich, nach 3-4 Tagen im Matsch ist man schon ziemlich durch und die körperlichen Anstrengungen werden immer deutlicher, aber anderseits, wenn ich doch schon mal da bin, dann halte ich auch bis zum Ende durch. Zu mal mit JUDAS PRIEST ja nicht irgendwer das Ende des Festivals einläutet.
Wenn ich Euch nun etwas über die metalhistorische Bedeutung einer Band wie JUDAS PRIEST erzählen würde, könnte ich auch gleich Eulen nach Athen, Bäume in den Wald oder Bier nach Wacken tragen. OK, letzteres passiert ja doch irgendwie immer, aber beschränken wir uns also auf die Liveperformance. Ich war ja 2011 wirklich skeptisch, ob die Band ohne ihr prägendes Gitarrenduo und mit einem zunehmend schwächelnden Metalgod noch eine Zukunft hat, aber die diesjährigen Auftritte der Band zeigen, dass die Briten auch heute noch, oder besser gesagt endlich wieder, richtig Spaß an der Sache haben. Richie Faulkner hat der Band unbestritten einen ziemlichen Arschtritt verpasst und die Frischzellenkur an der Gitarre post was das Zeug hält, dazu singt Rob Halford 2015 wieder auf einem guten Niveau. Dass er stimmlich nicht mehr ganz an seine Glanzzeiten anknüpfen kann, darf man einem Mann der Mitte 60 ist wohl kaum verübeln. Dafür präsentiert er in regelmäßigen Abständen neue Outfits und spart nicht mit Leder und Nieten. Da die Mäntel wohl vergleichsweise schwer sind, werden sie zwar nur songweise angezogen, aber alles was eine JUDAS PRIEST-Show ausmacht fehlt auch in Wacken nicht. Peitsche, Motorrad, Pyros, Lightshow und dann natürlich zwei Hände voll unsterbliche Metalklassiker, die jeder Banger auch dann noch mitsingen kann, wenn man ihn nachts um 4 Uhr sturzbetrunken aus dem Wackener Schlamm zieht. 'Metal Gods', 'Victim Of Changes', 'Beyond The Realms Of Death', 'Breaking The Law', 'Hell Bent For Leather' und im Zugabenblock 'You've Got Another Thing Comin', 'Painkiller' und 'Living After Midnight', mehr braucht man eigentlich kaum zu erwähnen. Jeder traditionsbewusste Banger wird hier bedient. Alleine diese Songs rechtfertigen den Headliner-Slot auf der True Metal Stage am Samstag, dennoch muss man festhalten, dass das Infield nicht mehr so gut gefüllt ist, wie noch bei SABATON, die offensichtlich dieses Jahr das meiste Publikum vor die beiden Main Stages gezogen haben. PRIEST sind für mich ein versöhnlicher Abschluss mit meinem zwölften Wacken, welches zwar musikalisch einiges zu bieten hatte, aber aufgrund der Witterungsverhältnisse auch kein Festival war, auf dass ich unbedingt gefahren wäre, wenn ich von dieser Schlammschlacht vorher gewusst hätte. Rain or Shine - hin oder her, ich bevorzuge für das nächste Jahr mal wieder Shine! (st)
Nach der Hälfte der PRIEST-Show mache ich mich mal wieder auf den Weg ins Zelt, um mir von OBITUARY noch mal gehörig den Hintern versohlen zu lassen. Die Jungs aus Florida machen einen super Job und walzen mich direkt von Anfang an nieder. Beginnend mit dem reinen Instrumentalen-Killer-Riff von 'Redneck Stomp' ist alles gesagt. Und so folgt ein Nackenbrecher nach dem Anderen. Von 'Visions In My Head', über 'I Don't Care', bis zu 'Inked In Blood' und 'Slowly We Rot' werden hier keine Gefangenen gemacht und es ist immer wieder erstaunlich, was Sänger John Tardy, mit seinen fast 50 Lenzen, aus seiner Stimme rausholt. Eine fette und überwältigende Show. (ed)
Ein letztes Mal nehme ich den beschwerlichen Weg von der Zeltbühne zurück zur Black Stage auf mich, denn da wartet schon der Boddy mit einem Glanz in den Augen, denn CRADLE OF FILTH werden für uns das Festival beenden.
Das Beste kommt zum Schluss. Das ist jedenfalls meine Hoffnung als Dani Filth um 00:15 Uhr die Bühne betritt. Als CRADLE-Fan war es zuletzt etwas schmerzhaft zu sehen, wie sie auf der Co-Headliner-Tour mit BEHEMOTH regelrecht deklassiert wurden. Ich kam als CRADLE- und ging als BEHEMOTH-Fan. Allerdings sehe ich das aktuelle Album "Hammer of the Witches" als ersten Lichtblick. Vom aktuellen Album spielen sie die den Kracher 'Right Wing oft the Garden Tryptich'. Aber los geht es mit einem der besten Intros, nämlich 'At the Gates of Midian'. Darauf folgt natürlich 'Cthulhu Dawn'. Meines Erachtens hat Dani am heutigen Abend, bei der Songauswahl ein gutes Händchen bewiesen, da er Titel von insgesamt neun Studioalben wählt. Meine Befürchtung, dass sich CRADLE auf dem absteigenden Ast befinden bestätigt sich heute definitiv nicht. Dani und co. sind super drauf. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass Drummer Martin Škaroupka kurz vor dem Auftritt Vater wurde. Für diese Tatsache fordert Dani natürlich einen großen Applaus von den zahlreich erschienenen Fans ein. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass das Mikro der Keyboarderin Caroline Campbell nicht richtig eingestellt ist, sodass man ihren Gesang, insbesondere bei dem Song 'Nymphetamine (Fix)', nicht hören kann. Die Songs 'Her Ghost in the Fog' und 'From the Cradle to Enslave' sind dann auch mein persönlicher Abschluss eines verdammt matschigen Wackens. "Much more rain than shine!" (bo)
Es war ein straffes Programm, welches ich mir persönlich im Vorfeld zusammengestellt habe und leider konnte ich es auch nicht einalten. Ich hätte gerne noch SAMAEL mit ihrer "Ceremony Of Opposites"-Show gesehen oder DEATH ANGEL. Auch CRYPTOPSY und MORGOTH musste ich mir sparen, weil es dann doch einfach nicht möglich war. Die ohnehin schon weiten Wege auf dem Wacken wurden durch den Schlamm und Matsch noch länger, feste Wege waren gänzlich verschwunden, sodass man erstens mehr Zeit einplanen musste und sich zweitens gut überlegen musste einen solchen Kraftakt auf sich zu nehmen. Denn es ist verdammt anstrengend ständig durch mindestens knöcheltiefen Matsch zu laufen.
Aber trotz der Umstände hatten wir eine tolle Zeit in Wacken. Über die Organisation und den Umgang mit dem schlechten Wetter kann ich gar nicht viel sagen. Was wirklich Schlechtes ist mir nichts aufgefallen, bis auf die Tatsache, dass es zwischendurch ein ziemliches Chaos an den Ein- und Ausgängen für die Presse gab. Plötzlich waren Eingänge gesperrt und man musste Umwege laufen, um in den Pressebreich zu gelangen, raus durfte man dann auch nur noch über einen anderen Weg, das änderte sich aber innerhalb von 30 Minuten wieder komplett. Warum und wieso konnte mir niemand sagen und die Security befolgt ja auch nur dem, was sie gesagt bekommt. Also, da herrschte zeitweise ein ziemliches Chaos, was nun wirklich nicht auch noch nötig gewesen wäre.
Ansonsten ist Wacken halt Wacken. Entweder man nimmt das Festival so, wie es ist, oder man lässt es. Aber auch nächstes Jahr werden die Diskussionen über Kommerz, Abzocke, Ballermann und Karneval aufflammen und natürlich haben sie einerseits ihre Berechtigung, angesichts der stetig steigenden Ticketpreise, und auch wenn ich da gestandene Männer und Familienväter in rosa Tütüs sehe oder im BH mit Pimmel-Mützen auf dem Kopf. Natürlich ist so was albern und gehört nicht auf ein Metal-Festival aber an 3 Tagen glauben nun mal manche Leute sein zu müssen, wie sie den Rest des Jahres zu Hause nicht sein dürfen. Das mag man witzig finden oder nicht, aber dagegen tun kann man leider nichts. Trotz alledem hat Wacken eine besondere und schöne Atmosphäre, die ich gut genießen kann und ein unbestritten starkes Line-Up dieses Jahr, welches für mich schon fast zu stark war.
Beim nächsten Wacken dann bitte wieder mehr Shine als Rain. Danke!
Für euch legten in Wacken die Schlammmaske auf: Stormrider (st), Boddy (bo) und Eddieson (ed)
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