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Aus den Tiefen einer CD-Sammlung - Teil 2 |
Ein Artikel von Jukebox vom 17.05.2012 (10565 mal gelesen) |
Aus den Tiefen einer CD-Sammlung - Teil 2:
Nach gut drei Monaten hat es mich heute erneut erwischt, und wieder einmal hab ich alte Schinken aus meiner Sammlung geangelt, die einfach wieder einmal Erwähnung finden müssen. Heute habe ich wieder einmal die Scheiben von YNGWIE J. MALMSTEEN in die Finger bekommen und mir beim Hören die Frage gestellt: Wie geil war der Typ eigentlich mal? Und warum zum Teufel schafft er es heute nicht mehr, solch unglaublich großartigen Stücke zu schreiben, wie er es in den 80ern und 90ern mal tat? Meiner Meinung nach kann man als Fan von melodischem Hard Rock mit ausgeprägtem Gitarren-Einsatz bei den Alben von MALMSTEEN bis zum 1999er Album namens "Alchemy" nichts falsch machen. Hierbei unterscheide ich nicht zwischen den Alben, welche der Herr unter seinem eigenen Namen veröffentlicht hat und denen, die unter dem Banner YNGWIE J. MALMSTEEN'S RISING FORCE laufen, denn im Prinzip nimmt sich das gar nichts.
Wenn man sich allein schon die Liste der Leute ansieht, die mit dem in der Öffentlichkeit gerne als arrogant angesehenen Gitarristen gearbeitet haben, liest sich das wie das "Who Is Who" der Musikerszene. Angefangen bei den Drums, welche schon von Anders Johansson (später HAMMERFALL) oder Mike Terrana (RAGE, AXEL RUDI PELL, MASTERPLAN und generell eigentlich überall) verdroschen wurden, über die Keyboarder namens Jens Johansson (STRATOVARIUS), Mats Olausson (IRON MASK, KAMELOT usw.) oder Derek Sherinian (DREAM THEATER and many more....), bis zu den stimmgewaltigsten Sängern überhaupt, als da wären: Jeff Scott Soto (AXEL RUDI PELL, JOURNEY, JSS, TALISMAN), Mark Boals (IRON MASK u.v.m.), Joe Lynn Turner (u.a. DEEP PURPLE, RAINBOW), Göran Edman (BRAZEN ABBOT, VINDICTIV usw.), Mats Levèn (AT VANCE, THERION, FIREWIND, ADAGIO....), Doogie White (RAINBOW, PINK CREAM 69), Tim "Ripper" Owens (JUDAS PRIEST, BEYOND FEAR, ICED EARTH) - Meister MALMSTEEN hat sie alle schon in seinen Diensten gewusst.
Mit diesen namhaften Musikern hat es YJM vor allem in den 80ern/90ern geschafft, unvergessliche Perlen einzuspielen, welche heute kein Stück an Reiz verloren haben. Hat er sich zu Beginn seiner Solo-Karriere noch etwas zu stark darauf konzentriert, sich als unglaublich talentierter Gitarrist zu präsentieren, hat er es dann aber auf die Ketten bekommen, Songs zu schreiben, die sowohl für Gitarristen ein wahrer Ohrenschmaus sind, dabei aber auch Ohrwurmcharakter beweisen und jedem Hard Rock-Fan einfach sofort in Mark und Bein gehen. Diese Tendenz hat sich auf dem Klassiker "Trilogy" von 1986 mit Songs wie 'You Don't Remember, I'll Never Forget' und 'Queen In Love' bereits angekündigt, auf "Odyssey" (mit einem bärenstarken Joe Lynn Turner an den Vocals) wurde diese mit Songs wie 'Heaven Tonight', 'Dreaming (Tell Me)' und 'Deja Vu' weiter gefestigt, um auf den Götteralben "Eclipse" und "Fire & Ice" zu seinem Höhepunkt zu kommen. Göran Edman ist für mich im Backkatalog von MALMSTEEN mit Abstand der beste Sänger, obwohl die anderen Größen natürlich auch auf wahnsinnig hohem Niveau agieren. Die beiden Alben mit Edman bieten insgesamt aber einfach die geilste Hitdichte und sorgen bei mir immer wieder für Gänsehaut. Hört euch mal Songs wie 'Bedroom Eyes', 'Save Our Love', 'Judas' (!!!!!) oder 'What Do You Want' auf "Eclipse" an und fallt auf die Knie! "Fire & Ice" steht dem ins Nichts nach: 'Teaser', 'Fire & Ice', I'm My Own Enemy' und vor allem das unglaubliche 'Final Curtain' sind Götter vor dem Herrn und lassen kein Auge trocken! Hier wird klar: Der Mann konnte mal wirklich gute Songs schreiben!
Die folgenden Alben "The Seventh Sign" und "Magnum Opus" halten ebenfalls tolle Momente bereit, doch mit "Facing The Animal" (mit Mats Levèn an den Vocals) liefert Herr MALMSTEEN meiner Meinung nach das letzte große Album ab. Zwar hat auch der Output von 1999, "Alchemy", noch tolle Momente, doch ab dieser Zeit verliert sich der Herr einfach viel zu sehr in seiner Selbstdarstellung, was er in Anbetracht seiner vergangenen Werke schlicht und einfach gar nicht nötig hätte.
Wer mal die Gelegenheit bekommen sollte, Yngwie in seiner Nähe zu sehen, sollte diese Chance auf keinen Fall ungenutzt lassen. Es ist eine wahre Freude dem Typen mal auf die Finger zu schauen! Ich selbst stand unter anderem in Aschaffenburg selbst ungläubig ca. 30 cm vor ihm (im Colossaal gibt es keinen Graben vor der Bühne) und habe ihm genüsslich dabei zugesehen, wie er seine Axt erst übelst bedient hat und ihr danach sämtliche Saiten in absoluter Show-Manier ausgerissen hat. Eine davon hat er mir dann in die Hand gedrückt - die hat heute noch einen Ehrenplatz bei mir. Dabei fällt mir übrigens ein, dass so ein Konzert auch für Souvenirjäger eine echte "Fundgrube" ist, denn ich habe bisher noch niemand anderen gesehen, der so inflationär mit seinen Plektren umgeht: 10 gefangene Pics an einem Abend sind da gerne mal drin! ;-)
Noch ein Wort zur Person YNGWIE J. MALMSTEEN als Mensch: Ich hatte die Ehre, sowohl ihn selbst als auch einige seiner Mitmusiker einige Male zu treffen. Yngwie selbst wird zwar oft als arroganter Schnösel dargestellt, und vielleicht ist das auch eine Art Masche von ihm selbst. Persönlich konnte ich das allerdings überhaupt nicht feststellen. Vielmehr war es oft sein Umfeld, welches diesen Anschein vermittelt hat, z.B. das Management, welchem 10 auf ein Autogramm wartende Leute nach einem Konzert schon zu viel waren. Er selbst hat sich eigentlich immer sehr handzahm und freundlich gezeigt. Auch Mitmusiker erzählen Geschichten, in denen Yngwie eher der gutgläubige, naive "Chef" ist, der von seinen Begleitern aber hintenrum das Portemonnaie geklaut und leergeräumt bekommt. Er ist und bleibt natürlich sicher ein Exzentriker, aber dennoch sollte man auch in diesem Fall sicher nicht alles für bare Münze nehmen, was einem die Medien da erzählen möchten.
In diesem Sinne: MALMSTEEN-Alben rauskramen und staunen! Viel Spaß dabei,
Eure Jukebox.
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