Interview mit Joey von Europe

Ein Interview von Vikingsgaard vom 30.11.2009 (20054 mal gelesen)
Ja, es hat nach einigen Wirrungen tatsächlich noch geklappt, wie man sieht. Das Interview selbst führte Kat mit Sänger Joey Tempest am 20.11.'09 während der "Last Look At Eden-Tour 2009" in Gießen exklusiv für bleeding4metal.de.

"Last Look At Eden" ist eine sehr starkes Album, es gefällt nicht unbedingt beim ersten Hören, aber es entwickelt sich und mittlerweile würde ich es mit zu den besten Alben des Jahres zählen. Wann wart ihr selbst an dem Punkt, dass ihr zufrieden mit dem Ergebnis seid. Seid ihr es überhaupt (noch)?

Joey: Wir sind mit dem Album sehr zufrieden. Das Album ist sehr spontan entstanden als wir auf Tour waren. Vielleicht ist es genau das, was es so gut macht. Es ist eines der wenigen Alben die wir jetzt selber noch im Auto hören. Normalerweise hat man nach dem Schreiben und Aufnehmen der Songs irgendwann genug von einem Album, mit diesem Album ist es jedoch anders und wir hören es auch jetzt noch sehr gerne.

Wo seht ihr euch selbst jetzt in der Szene, 30 Jahre nach Karrierebeginn und inmitten von Landsleuten wie Peter Tätgren, AMON AMARTH, DARK TRANQUILITY etc.

Joey: Naja, ich würde sagen das wir nach 30 Jahren mit die erfahrensten sind. Wir haben definitiv auch an Erfahrung gesammelt und tun dies bei jeder Tour wieder. Man lernt eben nie aus. Es war ein langer Weg mit vielen "highs" und "lows" aber am Ende ist es alles aus Liebe zur Musik.

Was ist, deiner Meinung nach, der Grund für diesen, momentan enormen, Hype um skandinavische Musik? So ganz unschuldig daran seid ihr ja bestimmt auch nicht?

Joey: Das kann ich leider gar nicht genau sagen. Wir waren eine der ersten schwedischen Rock-Bands die groß raus kamen und nach langer Pause sind wir nun wieder da. Wir müssen uns bei alten Fans sowie bei neuen Fans wieder bekannt machen und das scheint bis jetzt gut zu funktionieren.

Du hast eine sehr begnadete Stimme, was leider nicht jeder von sich behaupten kann und trotzdem Mega-Erfolg hat, z.b. MEGADETH oder MERCYFUL FATE. Du arbeitest sehr hart mit und an deiner Stimme, was man auch hört. Befremdet dich das, dass dann auch solch unbedarfte Kollegen Millionen an CD's verkaufen?

Joey: Die Stimme ist eben auch ein Instrument. Man muss wissen wie man es zu gebrauchen/zu spielen hat, damit es gut klingt. Mit deiner Stimme bist du aber auch nur ein Teil der Band und im Endeffekt ist es die Band, die die Musik macht. Außerdem entscheiden zum Schluss die Fans, was sie mögen und was sie nicht mögen. Mit anderen Worten, es sind die Fans die entscheiden, wie viele CDs eine Band verkauft. Nicht jeder mag die selbe Musik und nicht jede Stimme passt zu jedem Musik-Style. Wir haben uns in unserer Musik weiter entwickelt und wir versuchen auf unseren Erfahrungen aufzubauen. Dabei ist es wichtig, neu und nicht langweilig zu klingen aber auch die eigene Note nicht zu vergessen.

Was macht euch musikalisch noch füreinander interessant nach so vielen Jahren und mit diesem Erfolg?

Joey: Wir haben bis jetzt alles aus Liebe für die Musik gemacht. Wir haben schon sehr früh mit der Musik angefangen und sie ist ein Teil unseres Lebens. Sie ist es, die uns auch zusammen hält. Sie gibt uns auch privat in unserem Leben Halt. Als Johns Frau letztes Jahr starb, gab ihm die Musik die Kraft, weiter zu machen.

Wenn ich jetzt nicht grade für ein Mag schreiben würde und damit auch zufällig eure Promo in den Händen hätte, wäre das Kapitel EUROPE für mich schon vor 20 Jahren geschlossen worden. Ich habe in den ganzen Jahren quasi nichts von euch gehört, auch wenn ihr neues Material veröffentlicht habt. Wie steht ihr zum Thema Internet diesbezüglich, Fluch oder Segen?

Joey: Das Internet ist uns sehr wichtig. Es bietet uns die Möglichkeit, mit unseren Fans in Kontakt zu bleiben und ihre Meinungen, Kritiken und Ansichten zu hören/zu lesen. Das ist großartig. Damals hatten wir solche Möglichkeiten nicht. Die Meinungen der Fans sind sehr wichtig für uns und helfen uns, unsere Musik weiter zu entwickeln und zu verbessern. Das gibt uns manchmal den Anfang einer neuen Idee und es unterstützt uns. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch ein Service für die Fans. Jetzt wo wir auf Tour sind, schreiben wir Blog-Einträge und halten so die Fans auf dem Laufenden.

Nach mittlerweile 8 zusammen veröffentlichten Alben und 30 Jahren Bandgeschichte, wie zelebriert ihr ein neues Album? Geht ihr euch erstmal aus dem Weg, Party oder je nach Stimmung?

Joey: "Last Look At Eden" ist ein Album, an dem wir einfach Spaß haben. Wir ernten wieder Respekt und kriegen gute Rückmeldungen von den Fans. In einer Art zelebrieren wir dieses Album in jeder Show die wir spielen und die Fans scheinen genauso gefallen daran zu finden wie wir selbst. Wir haben auch viele neue Fans dazu gewonnen, auch jüngere Rock-Musik Liebhaber, was uns natürlich besonders freut. Es ist toll so viele Fans zu haben, die so Querbeet sind!

Ihr habt ja nun schon etliche Gigs auf der Tour hinter euch. Wie ist dein Eindruck bis jetzt?

Joey: Im Moment kommen wir gerade richtig in Schwung. Es scheint, als würde jede Show besser und besser werden. Es fühlt sich super an wieder da zu sein! Wir sind echt froh, dass wir auch die Chance haben, in Deutschland wieder präsent zu sein und uns einem neuen Publikum vor zustellen. Bis jetzt können wir wirklich nicht klagen, denn wir haben einfach eine tolle Zeit!

"Last Look At Eden" vereint nicht nur verschiedene Stile (Blues+Metal) sondern spannt auch einen Bogen zwischen den 80ern und heute. Welche musikalischen Einflüsse hast du heute?

Joey: Als wir das Album aufgenommen haben, haben wir einfach getan was uns in den Kopf kam. Wir sind vor nichts zurückgewichen und wir haben uns nicht zensieren lassen, während wir unsere Ideen zusammen getragen haben. Unsere alten Idole beeinflussen uns auch heute noch, Bands wie DEEP PURPLE oder LED ZEPPELIN zum Beispiel. Zum Teil beeinflussen sie uns heute sogar noch mehr als damals, das hört man auch auf einigen Stücken. Aber wir mögen natürlich auch neuere Bands wie BLACK STONE CHERRY oder MUSE, auch diese Bands beeinflussen uns sehr.

Vielen Dank für das nette Gespräch, Joey, und noch viel Erfolg auf der Tour!

Joey: Ich habe zu danken, hat mich sehr gefreut!

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