Interview mit Sänger Nathan J. Biggs von Sonic Syndicate

Ein Interview von Stormrider vom 17.11.2014 (15282 mal gelesen)
Anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen, selbstbetitelten Albums von SONIC SYNDICATE unterhielten wir uns vor dem Gig im Aschaffenburger Colos-Saal mit Sänger Nathan J. Biggs.

imgcenter

Hi Nathan! Danke, dass Du Dir die Zeit für ein paar Fragen nimmst. Zunächst einmal Glückwunsch, dass Ihr wieder in den Top40 gechartet seid. Lass uns also gleich über Euer aktuelles, selbstbetiteltes Album sprechen. Nicht selten sind ja die selbstbetitelten Alben einer Band auch eine Art Statement. Wolltet Ihr mit "Sonic Syndicate" auch ein bestimmtes Statement setzen, und wenn ja, welches?

Nathan: Wir haben uns ja eine kleine Auszeit von zwei Jahren genommen, in der wir kein Album veröffentlicht haben und auch nicht getourt sind. Wir hatten also genug Zeit, um an dem neuen Material zu arbeiten. Wir haben die Zeit genutzt, um uns Gedanken zu machen wie SONIC SYNDICATE klingen sollen, uns auf unsere Stärken konzentriert und Songs geschrieben, die uns repräsentieren. Natürlich haben wir bei der Wahl des Albumtitels dann auch daran gedacht einen Albumtrack als Titel zu nehmen oder eine Textzeile, aber am Ende hat es für uns am meisten Sinn gemacht es "Sonic Syndicate" zu nennen, denn wie Du schon sagtest, wollen wir damit auch ein Statement wie SONIC SYNICATE klingen sollen. BANG!! SONIC SYNDICATE sind zurück!

Wie lief denn das Songwriting für das Album? Immerhin habt ihr nach den Line-Up-Querelen der Vergangenheit ja für die Band einen neuen Weg des Songwritings finden müssen.

Nathan: Robin (Sjunesson – Gitarrist) und ich verbringen wirklich eine Menge Zeit miteinander, und so arbeiten wir auch sehr eng im Songwriting zusammen und tauschen regelmäßig unsere Ideen aus. Ein Großteil der Riffs kommt dabei von Robin und ich füge eine Melodie dazu, so dass wir eine vage Idee davon bekommen, in welche Richtung sich ein Song entwickeln könnte. Dann stellen wir es den anderen vor, sodass sie sich einbringen können. Wir beide als treibendes Songwriting-Gespann funktionieren wirklich sehr gut und effizient. Wir waren dieses Mal sehr fix mit dem eigentlichen Songwriting für das Album, und ich denke wir hatten mehr als 30 Songs aus denen wir am Ende auswählen konnten. Dabei kam uns wirklich zu Gute, dass wir uns diese Auszeit gegönnt haben und aus dem üblichen Zyklus ausgebrochen sind. Früher haben wir direkt im Anschluss an eine Tour mit dem Songwriting begonnen, sodass kaum Zeit zum Verschnaufen geblieben ist.

Habt ihr denn während dem Songwriting einen gewissen Druck gespürt, dass Ihr mit dem Album etwas beweisen müsst?

Nathan: Nein, Druck in dem Sinne wie Du es beschreibst hatten wir keinen. Der einzige Druck kam durch die regelmäßigen Fragen von den Fans. Wann gibt es neues Material? Wann kommt das Album? Wann kommt ihr wieder auf Tour? Aber das ist ja positiver Druck, wenn die Fans sich auf neues Material deiner eigenen Band freuen. Wir nutzen Facebook um mit den Fans in Kontakt zu bleiben und irgendwann war es an der Zeit dem Druck nachzugeben und endlich den Studiotermin zu buchen. Daher ein herzliches Danke an die Fans, die dafür gesorgt haben, dass wir uns nicht noch länger Zeit gelassen, sondern das Album endlich eingetütet haben (grinst).

Seid Ihr zufrieden mit dem Feedback, welches Ihr nach der Veröffentlichung sowohl seitens der Fans, als auch der Presse bis jetzt erhalten habt? Und gab es Kommentare seitens der Fans, dass Ihr Euch wieder mehr zu den Anfängen orientieren sollt oder eher am letzten, ja doch etwas poppigerem Album?

Nathan: Ja, wir sind super zufrieden mit dem Feedback der Fans und den Albumreviews. Das, was wir an Feedback bekommen, zeigt uns, dass die Songs auf "Sonic Syndicate" nicht nur uns repräsentieren, sondern auch das sind was den Fans gefällt und was sie haben wollten. Ich möchte irgendwann auf meine Karriere als Musiker zurückblicken und sagen können, dass es wir immer das gemacht haben was uns zu diesem Zeitpunkt gefallen hat. Das letzte Album war etwas melodiöser, hatte viele verschiedene Soundscapes und die etwas radiofreundlicheren Songs, während der aktuelle Release mehr nach vorne geht, etwas härter und rauer und auch gerader in seiner Struktur ausgefallen ist. Mehr back to the roots. Die Fans sind diesen Weg mit uns gegangen und lieben das Album. Aus diesem Grund macht mir auch diese Tour so wahnsinnig viel Spaß, wir spielen sieben oder acht Songs vom neuen Album und es ist fantastisch, wenn die Fans laut mitsingen und im Moshpit zum neuen Material steil gehen.

Was sind Deine Favoriten auf "Sonic Syndicate"?

Nathan: 'Diabolical Work Of Art', ein Song der auf der Special Edition Digipack-Version des Album drauf ist. Das ist wirklich ein Bonus für die Fans. 'See What I See' ist auch ein sehr cooler Song. Ich stehe sehr auf PANTERA und der Song geht etwas mehr in diese Old-School-Richtung.

Die beiden Songs beziehst Du ja hauptsächlich auf das Musikalische. Gibt es denn auch Lyrics die Dir besonders viel bedeuten?

Nathan: Ich versuche immer Lyrics zu schreiben, die aus dem Herzen kommen. Aber natürlich gibt es Songs, die einem aus unterschiedlichen Gründen noch wichtiger sind. Für mich ist das 'Unbreakable'; Du wirst das vermutlich die Ballade nennen, aber es geht um einen guten Freund von mir, der sehr krank wurde. Und auch der Tod eines nahen Angehörigen, eines anderen guten Freundes, war bei den Lyrics eine Inspiration. Es geht darum wie wir mit dem Tod umgehen und dabei versuchen niemals aufzugeben und auch in so einer Situation versuchen noch das Positive zu sehen. Es ist also eigentlich eine positive Message in einem traurigen Song.

Wovon lässt Du Dich denn grundsätzlich beim Schreiben der Lyrics inspirieren?

Nathan: Da lasse ich mich einfach treiben und es kann wirklich alles sein, eine Szene, die sich auf der Straße abspielt, etwas aus den Nachrichten, Liebe, Hass, Tod. Für mich sind beim Schreiben immer die Melodien wichtig. Ich höre also auf das Riff oder die Melodie, die von Robin kommt, und Musik bewirkt immer etwas in Dir. Angelehnt an dieses Gefühl entwickeln sich dann fast schon automatisch die Lyrics.

Björn "Speed" Strid hat ja zu dem Album ein paar Gastvocals beigesteuert. Wie lief die Zusammenarbeit, und warum habt Ihr gerade mit Speed zusammengearbeitet?

Nathan: Björn ist wirklich fantastisch. Ich bin schon ewig ein SOILWORK-Fan und hatte bereits ein paar Vocal-Coaching-Sessions mit Speed und war bereits mit ihm befreundet, bevor ich zu SONIC SYNDICATE kam. Dazu sind wir bereits ein paar Mal gemeinsam auf Tour gewesen und wo sich auch eine Freundschaft zwischen den Bands entwickelt hat. Als wir über einen Gastsänger für das Album nachdachten, war Speed natürlich unsere erste Wahl. Und eigentlich auch unsere einzige (lacht).

Aktuell seid Ihr ja auf Promotour für das neue Album, und auch wenn es bis heute noch nicht so viele Gigs waren, wie liefen die bisherigen Dates?

Nathan: Absolut unglaublich!! Wir haben ja auf dem Summer Breeze schon auf einer sehr guten Position gespielt. Dort sind es Tausende von Leuten und ich war ziemlich geflasht all diese Menschen vor der Bühne zu sehen und es war ein ziemlicher Adrenalinstoß und hat mich nachhaltig beeindruckt. Jetzt bei dieser Tour durch die Clubs, wo die Leute nur für uns da sind, habe ich ein ähnliches Gefühl. Es fühlt sich einfach so gut an zu sehen, wie die Fans vor der Bühne glücklich sind und den Abend genießen. Die Erfahrungen dieser "Diabolical Tour Of Art" sind bereits jetzt nach nur drei Gigs schon unbezahlbar.

Festival- und Clubshows unterscheiden sich ja durchaus grundlegend voneinander. Gleiches gilt wenn man Liveauftritte mit Studioaufenthalten vergleicht. Spielst Du lieber live oder arbeitest Du lieber im Studio?

Nathan: Es sind wirklich grundverschiedene Dinge und mir persönlich machen auch beide viel Spaß. Mir macht eigentlich so gut wie alles Spaß was um die Band passiert. Auch solche Dinge wie Album-Artwork oder Musikvideos, wo man sich auch visuell künstlerisch verwirklichen kann. Egal ob große Festivalbühnen oder kleine Clubs wo man den Schweiß der Fans direkt fühlen kann. All das gehört zum Job dazu, und ich liebe meinen Job. Ich liebe es wirklich in einer Band zu sein!

Habt Ihr denn schon Pläne, was Ihr nach der Tour machen werdet?

Nathan: Nach der Tour steht bereits Weihnachten vor der Tür, wo wir uns auch ein paar Tage freinehmen und bei unseren Familien sein werden. Danach geht es dann direkt wieder daran die Daten für 2015 festzuzurren, die Sommerfestivals, Skandinavien, vielleicht Russland? Langweilig wird uns definitiv nicht!

Davon gehe ich auch nicht aus. Wir nähern uns bereits dem Ende des Interviews und ich habe noch ein paar kurze Fragen an Dich. Was war das letzte Album das Du Dir gekauft hast?

Nathan: (Überlegt eine Weile) Ich habe mir das letzte Album von EMINEM gekauft und das der DEFTONES. BRING ME THE HORIZON, die ich auch wirklich super finde. Ich höre wirklich ein sehr weites Spektrum an Musik. Mein Favorit ist übrigens LENNY KRAVITZ.

Ok, was war denn dann das beste Album, das Du in den letzten zwölf Monaten gehört hast? "Sonic Syndicate" lassen wir dabei aber außen vor, ok?

Nathan: "Sonic Syndicate" ist wirklich nicht erlaubt? (Lacht)

Nein, das wäre wirklich zu offensichtlich!

Nathan: "Construct" von DARK TRANQUILITY ist ein brillantes Album.

Was ist Dein aktueller Lieblingssong? Nein, auch hier zählt zunächst kein SONIC SYNDICATE-Song.

Nathan: Robin lässt da in einer Tour einen Song laufen. Wie heißt er nochmal? Er ist vom SONS OF ANARCHY-Soundtrack: 'Til It's Gone' von YELAWOLF. Der geht mir wirklich unter die Haut, und wir hören ihn jeden Tag auf dieser Tour.

Welchen Job würdest Du vermutlich machen, wenn Du nicht Musiker geworden wärst?

Nathan: Wahrscheinlich irgendwas mit Tattoos. Ich liebe Tattoos und die Tattookultur! Das würde zum Glück ja auch sehr gut zur Musik passen.

Hier ist Deine Chance ein Buch zu empfehlen!

Nathan: Aktuell lese ich "Game Of Thrones", was ich auch wirklich empfehlen kann.

Und das Ganze nochmal mit einem Film!

Nathan: Kann es auch ein alter Film sein? Dann würde ich die Originalfassung von "Texas Chainsaw Massacre" nehmen. Einer meiner Lieblingsfilme, und immer noch einfach brutal.

Stell doch bitte Deine All-Time-Favourite-Band zusammen.

Nathan: Ich würde am liebsten PANTERA nochmal in Originalbesetzung live sehen. Wir haben uns gestern erst die Live-DVD angesehen und Dimebag war so unglaublich gut. Wenn ich noch lebende Musiker zusammenstellen könnte, dann definitiv Vinnie Paul an den Drums, Jim Root von SLIPKNOT an der Gitarre, er hat auch einen unglaublich guten Sound. Am Bass Ryan von MUDVAYNE und an den Vocals Chino von den DEFTONES oder Maynard von TOOL.

Was darf denn auf keinen Fall im Tourbus fehlen?

Nathan: Tequila!!!

Was war das Beste bzw. Schlimmste was Du bis jetzt in Deiner Karriere erlebt hast?

Nathan: Es immer ziemlich uncool, wenn wir sehen, dass die Security die Fans in der ersten Reihe nicht vernünftig behandelt oder gar schlägt. Normalerweise stoppen wir die Show dann kurz und sagen ihnen, dass sie das lassen sollen. Das ist insbesondere in Russland immer mal wieder der Fall. Fantastisch hingegen ist es, die Reaktionen der Fans bei einem Gig zu sehen und spüren. Derzeit nehmen wir viele Livematerial auf, um ein Video für 'Catching Fire' zu drehen und wenn die Fans bei dem Song so richtig abgehen, springen und bangen, dann bekomme ich jeden Abend wieder eine Gänsehaut.

Das ist auch einer meiner Lieblingssongs auf "Sonic Syndicate".

Nathan: Als wir den Song geschrieben haben, klar da mochten wir ihn, sonst wäre er nicht auf dem Album gelandet, aber erst als wir die ersten Kopien von "Sonic Syndicate" an Freunde und Familie verteilt hatten, wurde uns klar, wie stark der Song wirklich ist. Denn fast jeder hat ihn uns als seinen Lieblingstrack des Albums genannt, und das unabhängig voneinander. Auch bei den Gigs ist es eines der Highlights den Song abends zu spielen. Ich liebe es zu sehen welche Emotionen von den Fans dabei zu uns zurückkommen.

Das war's auch schon für heute. Nochmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit fürs Bleeding4Metal genommen hast, und wie es bei uns gute Tradition ist, gehören die letzten Worte Dir.

Nathan: Stay hard und danke für Euren Support, davon lebt nicht nur unsere Musik, sondern die gesamte Metal-Szene! Und lest natürlich weiterhin Bleeding4Metal!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten