Nachtgeschrei - Tiefenrausch | |
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Review von BlindWarlock vom 11.03.2017 (7942 mal gelesen) | |
NACHTGESCHREI sind schon seit jeher bekannt dafür, mit der Musik zu experimentieren und immer wieder neue Nuancen zu entdecken oder sogar zu kreieren. Auch "Tiefenrausch", das sechste Studioalbum, folgt diesem Weg - auch wenn dieser zugegebenermaßen weder sehr ersichtlich noch vorhersehbar ist. Wie Aufklärer durch einen nebligen Wald wandern die Hessen dabei unaufhaltsam weiter, um immer wieder neue Gebiete zu entdecken. "Tiefenrausch" führt sie dabei wohl an ein gewaltiges, tiefes Meer. Der Titeltrack 'Tiefenrausch' führt dabei noch mit harmonischem Ambiente von Wellen. Diese plätschern erst langsam, dann aber doch recht bald zügig in die tiefe und dröhnende Thematik des Albums ein. Tragende, schleppende Bässe und hetzende Riffs wechseln sich ab, um den Hörer wie unter dem Hau-Ruck eines Taus immer weiter in den dunklen Ozean der Klänge und Melodien zu ziehen, umgeben von Lyrik und akustischen Harmonien von Flöten und Sackpfeifen. Wurde man dann erst gepackt und ist schon zu weit unter der Oberfläche, um noch umzukehren, branden plötzlich von allen Seiten heftige Wellen und Strömungen heran, die den Körper ungewollt mitreißen. Durch kraftvolle Gitarren, begleitet von kratzenden, hetzenden Drehleiern und fulminanter Stimme, die bedeutungsvolle Geschichten erzählt, ist von der ursprünglich versprochenen Ruhe erst einmal nicht mehr viel zu bemerken. Es fällt dabei zunehmend leichter, sich in der Musik zu vergehen und vollkommen einzutauchen. Wenn das tosende Meer sich etwas beruhigt bieten die balladischen Tracks 'Zurück' und 'Beste Feinde' eine angenehme Ruhe, um sich gelassen auf die nächste Turbulenz vorbereiten zu können, die sicherlich kommt. Elemente aus der schwarzen Szene erinnern dabei dennoch stetig daran, wo man sich gerade befindet und lassen nicht vergessen, dass Macht und Härte das Album leiten. Was gegen Ende etwas stört sind die vermutlich experimentellen Einstreuungen von Country/Western und amerikanischem Folk ('1000 Tonnen Stahl'), die irgendwie den Anschein erwecken, als ginge es eher um eine Eisenbahnfahrt im wilden Westen und nicht um eine Überfahrt auf einem schweren Schiff. Auch 'Laniakea' ist schlicht schwer einzuordnen und wirkt etwas unvollständig, auch wenn die ruhigen Wellen zum Ausklingen einen sehr schönen Bogen zum Beginn spannen und das Werk gut einrahmen. Zudem wirken einige Stellen so, als wäre trotz aller Experimentierfreudigkeit und Treue zur Musik versucht worden, eine breitere Masse anzusprechen. Ein Weg, den UNHEILIG schon gegangen sind, weg von der schwarzen Szene und hin zum Pop. Bleibt zu hoffen, dass es nur ein Eindruck bleibt. Ich habe leider den Fehler gemacht, das Album zu behandeln, wie Musik (leider) oft behandelt wird - als Begleitung zu anderen Dingen. Daher auch ein eher schlechter erster Eindruck. Das klappt jedoch bei "Tiefenrausch" absolut nicht. Wer nicht bereit ist, sich vollkommen auf die Musik einzulassen wird wohl nicht sonderlich glücklich mit dem Album. Dazu sind der musikalische, als auch überraschenderweise der lyrische Anspruch zu hoch. Wenn man jedoch bereit ist, in die Musik einzutauchen und sie auch verstehen will hat man sehr viel Freude mit dem Silberling - und wenigstens ich hatte zu meiner eigenen Verblüffung mehr Spaß daran, als an vielen Alben vorher. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Tiefenrausch 02. Aus dem Licht 03. Mal mich schwarz 04. Kämpf um mich 05. Meilen unter Meilern 06. Gift 07. Zurück 08. Heldenmut 09. Beste Feinde 10. Stein um Stein 11. Ich verstumme 12. 1000 Tonnen Stahl 13. Laniakea | Band Website: www.nachtgeschrei.de Medium: CD Spieldauer: 58:36 Minuten VÖ: 03.03.2017 |
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