Trees Of Eternity - Hour Of The Nightingale | |
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Review von Opa Steve vom 11.11.2016 (6966 mal gelesen) | |
Ruhige und melancholische Musik ist eigentlich gar nicht mein Ding. Vor allem, weil diese oft so aufgesetzt und unehrlich klingt. Manchmal glaube ich, dass vor allem männliche Musiker mit dieser Masche einfach nur pubertierende Mädchen rumkriegen wollen, indem sie ihnen ein Zuhause für die stetige Weltuntergangsstimmung und den Herzschmerz geben. Nun ja, solange sie halt lieber heulend die Musik hören, als von der Brücke zu springen, ist die Mission ja erfüllt ... Nur wenige Bands schaffen es, authentisch düster zu klingen, und tatsächlich trotz alledem wunderschöne Musik zu zelebrieren, die einen tief erfüllt und anspricht. TREES OF ETERNITY haben bei mir dieses Kunststück geschafft. Man könnte hier späte TIAMAT, PARADISE LOST, KATATONIA oder auch die ruhigen Phasen progressiverer Bands wie TRISTANIA als Vergleich aufführen, aber zu allen genannten Zutaten haben TREES OF ETERNITY auf "Hour Of The Nightingale" irgendwo im Detail eine ansprechende Alternative zu bieten. Dazu gehört nicht nur der Mut, extrem ruhiges Material in den Dark Metal einzubauen. Toll finde ich schon mal die Sturheit, keinen obligatorischen Growler zur unvermeidlichen Sopranistin an die Mikrofone zu stellen. Hier gibt es zwar gelegentlich männlichen Gesang, der aber durchaus melodisch und sauber arrangiert ist. Und ja, die Hauptstimme ist weiblich. Aber ungewöhnlich sanft und tief für diese Musik. Und mit einem unglaublichen Gefühl für Melodie und Stimmung gesegnet. Der Name der Dame ist Aleah Starbridge - eine aus Südafrika stammende Songwriterin und Sängerin. Die Musik, die sie mit ihren finnischen Kollegen (u. a. ganz zahm: das Ex-ROTTEN SOUND-Schlachtross Kai Hahto) hier auf Tonträger gebannt hat, mag düster und melancholisch sein. Aber die wirkliche Tragik des Albums steckt in der Person von Aleah selbst: Als die Aufnahmen beendet waren, starb Aleah im Frühjahr 2016 an Krebs und konnte die Fertigstellung der Scheibe nicht mehr erleben. Somit ist dieses Debütalbum von TREES OF ETERNITY gleichzeitig ein Abschied und ein musikalisches Vermächtnis. Abgesehen von dem Schicksal, welches hinter dieser Musik steckt, hat die Dunkelheit neben ihrer Authentizität auch wunderbar schöne Seiten. Die Songs klingen nicht betont depressiv, sondern das Songwriting achtet stets darauf, dass sich die Melancholie in tollen Harmonien immer wieder in etwas Positives wandelt. Klassische Dark Metal-Titel wie 'Eye Of The Night' beherbergen einen tollen Refrain, der auf allen Singer/Songwriter-Bühnen gegen andere Talente bestehen könnte. Es gibt große Breitwand-Epik in 'A Million Tears', aber auch viele Momente, die allein von akustischen Gitarren und Aleahs Stimme getragen werden. Der Titelsong baut damit tolle Dynamik zu den Moll-Distortionklängen auf, wenn in vielen Stellen die Stimme gehaucht und zerbrechlich dennoch den Vordergrund bestreitet. Und das ruhigste Stück, 'Black Ocean', ist sieben Minuten pure Gänsehaut. Die Silben des Gesangs ziehen sich langsam durch endlos verstreichende Sekunden, bis sie eine Zeile gebildet haben. Unterbrochen stets nur durch die harten Akkorde des ebenso langsamem Refrains, während die ruhigen Strophen schon fast die Wirkungen von ASMR entfachen können. Man merkt es TREES OF ETERNITY deutlich an, dass dieses Projekt eigentlich als Akustikduo mit Gitarrist Juha Raivio entstand, bevor Kai Hahto und Fredrik sowie Mattias Norrman eine vollständige Bandbesetzung ergänzten. Aber für mich ist "Hour Of The Nightingale" eins der ganz wenigen dunklen und ruhigen Alben, die mich wirklich erreicht haben. Was ganz besonders an dieser großartigen Stimme liegt, von der wir in Zukunft tragischerweise nichts mehr hören werden. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. My Requiem 02. Eye Of Night 03. Condemned To Silence 04. A Million Tears 05. Hour Of The Nightingale 06. The Passage 07. Broken Mirror 08. Black Ocean 09. Sinking Ships 10. Gallows Bird | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 62:36 Minuten VÖ: 11.11.2016 |
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