Essenz - Mundus Nomen

Review von Gravedancer vom 29.06.2012 (7439 mal gelesen)
Essenz - Mundus Nomen Wer denkt, Black Metal würde nur aus unkontrolliertem Gebolze und anspruchslosen Punk-Gitarren bestehen, der müsste in der Entwicklungsgeschichte dieses Genres längst eines Besseren belehrt worden sein. Zwar treffen diese Aussagen immernoch auf die ein oder andere Formation zu und vor allem die Anfangsphase wurde von Bands geprägt, die tatsächlich mehr Krach als Musik machten (Beispiel: frühe MAYHEM), doch immer mehr Black Metal-Bands vermochten ab Anfang/Mitte der 90er auf technisch höchstem Niveau zu überzeugen (Beispiel: SATYRICON mit "Nemesis Divina"). Die unterschiedlichsten Stilrichtungen verschmolzen nach und nach mit Black Metal, so ist ein Orchester bei DIMMU BORGIR längst zum Standard geworden, DEVIL LEE ROT dachte sich, er covert ein wenig IRON MAIDEN und krächzt eben dazu, wieder andere spielten Thrash Songs, in denen sie Satan anbeten.

Das Berliner Trio ESSENZ zeigt mit dem hier vorliegenden zweiten Album "Mundus Numen", dass man Black Metal auch verdammt langsam spielen kann. Daraus wird dann wohl so ewtas wie Doom/Black Metal oder Slow Black Metal oder einfach Occult Metal, wie sich die Band selbst kategorisiert. Ein wenig schockiert war ich, als ich zu Gesicht bekam, dass sich nur ganze sechs Songs auf der Scheibe befinden, die aber insgesamt eine knappe Stunde Spieldauer vorzuweisen hat. Nun gut, dachte ich mir und betätigte gespannt den Startbutton. 'Extinguish Shapes: Innermediate' beginnt überraschend Heavy im Mid-Tempo mit einer kräftigen Rhythmusgitarre. Sänger und Bassist GS.T flüstert hier nur und im letzten Drittel hört man sogar eine Frauenstimme erzählen (CELTIC FROST lässt grüßen). Genretypische Trademarks, wie der Black Metal-typische Gesang (hier eher Growls), schnelle Riffs und Blast Beat-Gewitter kommen dann aber schon bei dem mit 6:34 Minuten kürzesten Song 'Seæ Of Light: Pleroma' zum Vorschein. Im breiten Mittelteil dieses Stückes walzt man sich dann unheimlich zäh durch die Gehörgänge. Genau so, nur in umgekehrter Reihenfolge, geht es im zehnminütigen 'Extricate Spirits: Amor' weiter. Schwermütige Rhythmen, langsam aushallende Gitarren und dazu immer wieder die eingeworfenen, zornigen Growls bestimmen das musikalische Geschehen, bis dann im Mittel- und Schlussteil einfach mal wieder drauf los geballert wird. Klasse! 'Observed By Spectres: Paranoia' ist eine weitere Walze, die jedoch mangels fehlender Abwechslung das erste Mal etwas abstinkt. Der Tiefpunkt ist jedoch 'Observing Spectres: Schizophrenia', ein komplett überflüssiges Instrumental, das natürlich ebenfalls über 8 Minuten andauern muss und nur zu zehn Prozent aus Musik besteht. Der Rest sind Gitarrenfiepen und andere Störgeräusche. Sorry, da fehlt mir dann jegliches Verständnis. Man hätte besser daran getan, die beiden Songs ans Ende zu packen und aus dem achtminütigen Instrumental ein zweiminütiges Outro zu machen. Na gut. Der mit knapp 14 Minuten längste Rausschmeißer den ich je gehört habe, vereint wieder alle Stärken der Band. Fettes, frostiges Riffing, innehaltende Akustikeinlagen, Blast Beats, Doom-Walzen..., man könnte sagen: 'To The Bone: Mania' fasst das gesamte Album (also die vorhergehenden 5 Songs, inklusive dem unsagbar nervigen Instrumental) noch einmal zusammen und stellt in meinen Augen einen würdigen Schlusssong dar!

Fazit: Auf "Mundus Numen" ist der Mix aus Doom und Black Metal richtig gut gelungen. Vergleiche mit EMINENZs 94er Kult-Debüt "Exorial" sind sicher nicht unangebracht (vor allem in den Songs 'The Unholy (Preachers Of Darkness)', 'Demons Awake' und 'Exorial' ging man einen ähnlich doomig, schwermütigen Weg). Leider hat man mit dem ellenlangen Instrumental (der Song wird diesem Begriff nicht gerecht, mir fällt aber gerade kein anderes Wort für ein Musikstück ohne Gesang ein) einen derben Ausfall drauf. Der ein oder andere könnte sich auch an den wenigen Songs mit einer durchschnittlichen Spieldauer von knapp neun Minuten stören. Da das aber die einzigen Abzüge sind (das seltsame Cover-Artwork ist eben Kunst - für den einen genial, für den anderen stockhässlich - es geht nicht in die Wertung ein), gebe ich die acht Punkte gerne!

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
1. Extinguish Shapes: Innermediate
2. Seæ Of Light: Pleroma
3. Extricate Spirits: Amor
4. Observed By Spectres: Paranoia
5. Observing Spectres: Schizophrenia
6. To The Bone: Mania
Band Website: www.znesseessenz.net
Medium: CD
Spieldauer: 51:28 Minuten
VÖ: 23.05.2012

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten